Noch zu Heinsohn und Steiger.
Den wichtigsten Punkt im letzten Post habe ich offensichtlich nicht sehr verständlich dargestellt.
Es geht um die Bedeutung von Geld in den vergangenen Jahrhunderten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war
Geld = Gold oder Silber.
Wurde in der älteren Literatur von Geld gesprochen, so war damit im Wesentlichen Geld, bestehend aus Gold- oder Silbermünzen gemeint. Da der Wert dieser Geldstücke bereits durch das Edelmetall, aus welchem sie gefertigt wurden, gedeckt ist, muss nicht noch ein anderer Wert zur Deckung herangezogen werden.
Ein 1 oz Krügerrand, Gewicht 31,1 gr zum Beispiel besteht aus Gold und hat heute einen Wert von 1.200 €. Nun muss ich nicht zusätzlich per Eigentumssicherung dem Krügerrand einen Wert über einige Quadratmeter Land zumessen. Dies ist vollkommen überflüssig. Der Krügerrand besitzt seinen Wert in sich selbst. Mit ihm kann ich mir einige Quadratmeter Land kaufen, auch ohne dass es hierzu irgendwelcher Absicherungen bedarf. Dies trifft auch auf die Edelmetallmünzen der letzten Jahrhunderte zu. Wenn nun Heinsohn behauptet;
„Einlösungsunsicherheiten führen zum Edelmetallgeld, bei dem die Geldempfänger das sichernde Eigentum als bewegliches Kollateral gleich mit in die Hand bekommen. Geld ist jedoch im Kern ein anonymisierter Anspruch auf das Eigentum dessen, der Geld emittiert. Zins ist die Entgeltung des Schuldners dafür, dass dieser Geldemitteur auf Zeit sein Eigentum belastet und dabei Eigentumsprämie verliert.“
so ist diese Aussage einfach irreführend, wenn ich von Geldmünzen aus Edelmetall spreche. Wie sich der Wert einer Kurantmünze, das heißt einer Münze aus Gold oder Silber bildet, ist im Wiki-Artikel
„Der Wert des Geldes“ erklärt. Hier wird kein Akt der Besicherung durch Eigentum beschrieben. Wenn nun Heinsohn zur Untermauerung seiner Theorie anführt, dass die Goldmünze zwei Eigenschaften besitzt, und zwar einmal die Eigenschaft als Schuldschein und gleichzeitig die des, diesen Schuldschein absichernden Eigentums in Form des Münzmaterials Gold, so verwirrt dies lediglich und bringt keinen Erkenntnisgewinn.
Betrachtet man noch die zeitliche Reihenfolge seiner Herleitung, dass
"Einlöseunsicherheiten zum Edelmetallgeld führten", wird es vollends verwirrend. Danach existierte zuerst Geld als Schuldschein in Form von Tontafeln oder Papierzetteln. Da die Besicherung mit einem Eigentum, zum Beispiel auf Basis einiger Quadratmeter Land, nicht allgemein akzeptiert wurde, benutzte man Gold oder Silber um dem „eigentlich in sich wertlosen Schuldschein“ gleich auch noch das sichernde Eigentum mitzugeben. Um diese, eigentlich nicht schlüssige Herleitung in seine Theorie einzubauen, wird anschließend dann die Behauptung aufgestellt:
Geld ist jedoch im Kern ein anonymisierter Anspruch auf das Eigentum dessen, der Geld emittiert.Der ehemalige Hersteller der Goldmünze hat mit der weiteren Verwendung dieser Münze doch nichts mehr zu tun.
Den Anspruch auf das Eigentum sowie das Eigentum selbst halte ich mit der Münze in der Hand und benötige dazu keinen Dritten. Weiter führt er aus:
Zins ist die Entgeltung des Schuldners dafür, dass dieser Geldemitteur auf Zeit sein Eigentum belastet und dabei Eigentumsprämie verliert.Wenn das Eigentum nun aus dem Geld selbst besteht so ist doch die Eigentumsprämie, welche der Geldemittieur verliert doch eine Geldprämie auf welche verzichtet wird. Somit wären wir bei der Erklärung des Zinses nach Keynes. Auszug aus Wikipedia:
"Wer Geld weggibt, gibt – nach Keynes – die Verfügung über Geld als Universalzahlungsmittel auf. Der Vorteil des Geldbesitzes, die Liquiditätsprämie des Geldes, wird beim Kreditgeschäft vom Kreditgeber an den Kreditnehmer verliehen. Für den dabei entgangenen Vorteil lässt sich der Kreditgeber einen Zins bezahlen, welcher die Höhe der Liquiditätsprämie verkörpert. Dieser Zins ist der Preis dafür, dass er über das verliehene Geld während der Laufzeit des Kredits nicht verfügen kann. Umgekehrt ist der Kreditnehmer bereit, für den erworbenen Vorteil des Geldbesitzes diesen Zins zu bezahlen."Genau diesen Sachverhalt von Keynes und anderen Ökonomen will Heinsohn jedoch mit seinen Ausführungen widerlegen. Jeder mag nun selbst entscheiden, welche Argumentation für ihn schlüssiger erscheint.
Die Besicherung von Banknoten nahm jedoch auch in den vergangenen Jahrhunderten ihren Anfang. Parallel zum Geldsystem mit Kurantmünzen wurden im 18/19. Jahrhundert Zettelbanken gegründet, deren Banknoten (Zettel) eine Forderung auf eingelagertes Gold darstellten.
(siehe Zettelbanken).
In England wurde jedoch zur Zeit der Gründung der Bank von England auch der Versuch unternommen, eine Landbank zu gründen. Als Deckung für die auszugebenden Banknoten sollte das Land der Landjunker (Tories) dienen. Diese Art Landbank würde am ehesten der Theorie von Heinsohn entsprechen. Die Gründung der Bank kam jedoch nicht über den Startversuch hinaus, da nicht genügend Gesellschafter gefunden werden konnten.
Die Gründung der Bank von England, welche hingegen auf einer Teilabsicherung durch Gold basierte, konnte mit großem Erfolg eingeführt werden.
Erst 1971 wurde die noch teilweise Deckung von Banknoten mit Gold aufgegeben, nachdem Frankreich den Umtausch ihrer Dollarbestände in Gold verlangte. Seitdem sind die Banknoten durch nichts mehr gedeckt.
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Rudi