Vielleicht hilft es, wenn ich mal meine Gedanken zum Geld aufschreibe und euch mitteile, denn wie gesagt, ich komme nicht weiter.
Wenn ich meinen jetzigen "Kenntnisstand" zugrunde lege, stelle ich einfach nur fest, dass da im WESEN DES GELDES etwas ist, das unserem menschlichen Verstand zutiefst widerstrebt. Irgendwie können wir es nicht "begreifen". Allein die Suche nach dem, was TATSÄCHLICH ist, ist verdammt mühsam, wie wir alle feststellen. Das ist auch nach wie vor das, was mich antreibt: dass wir ALLE nicht wissen, was Geld ist, wir es nicht lernen und auch die "Wirtschaftswissenschaft" eher bemüht scheint, für Verwirrung zu sorgen, statt für "Aufklarung".
Nun mag man denken, ich schieße mich auf die herrschende Ökonomie-Lehre ein, suche quasi ein Feindbild, das an dem Dilemma schuld ist. Diese Abneigung gegenüber den "Wirtschaftswissenschaften" entspringt aber nicht dem Bedürfnis, jemanden verantwortlich zu machen, sondern schlicht der gemachten Erfahrung. Denn egal, was die "Ökonomen" zu irgend einem Thema beizutragen haben, sie lassen stets etwas ungesagt, wenn es nicht in ihren Kram passt. Es werden nur bestimmte Aspekte beleuchtet, wenn es der Sache dient, ansonsten werden sie einfach ausgeblendet.
Genauso verhält es sich mit dem Geld. Was die "Wirtschaftswissenschaften" diesbezüglich beitragen, dient eher der Verwirrung und ich bin langsam davon überzeugt, dass es gute Gründe dafür gibt. Wir SOLLEN es nicht verstehen. Ich glaube EBEN NICHT, dass diese Ökonomen alle blind sind. Sie tun nur, als ob. Und deshalb gibt es für mich wenig Anlass, deren Beiträgen zum Geld weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken. Sie haben selten etwas mit der Realität zu tun. All die obskuren Tauschtheorien und die Betonung, beim Geld handele es sich um ein "Tauschmittel" lassen sich nur schwer mit dem Einklang bringen, was wir beobachten können.
Bevor ich loslege, will ich mal kurz verständlich machen, wo es bei mir noch hapert:
Ich habe bis heute nicht heraus gefunden, wie die ganze Geschichte zu Beginn aussieht. In etwa so?
Ein Staat platziert eine Anleihe (ein Versprechen seiner Bürger ZUKÜNFTIG zu leisten).
Eine Geschäftsbank erwirbt diese und hinterlegt sie bei der Zentralbank als Pfand (Sicherheit).
Für diesen Pfand erhält die GB von der ZB Zentralbankgeld.
Der Geldschöpfungsprozess kann nun auf der Basis des ZBG durch die GB in Form von Kreditvergabe beginnen.
Ich habe keinen Schimmer, woher die GB ihrerseits Geld für die Anleihe bekommt?
Hinterlegt sie zunächst Pfänder bei der ZB in Form von Eigentum (Immobilien, Unternehmensanteilen etc...)?
Vielleicht kriegen wir das irgendwann auch noch heraus?
Jetzt aber los ...
Um es noch einmal zu betonen: Ich WEIß gar nichts! Ich kann lediglich beobachten und versuchen, herauszufinden, wie die Dinge in der Praxis funktionieren.
Wir können festhalten: Nach allem was wir "wissen", entsteht Geld (bis auf Scheidemünzen) durch Kredit.
Um das WESEN des GELDES zu erfassen, muss ich also eigentlich das WESEN des KREDITS erfassen.
Die für mich plausibelste Beschreibung rund um das Geld hat
Paul C. Martin geliefert und die sog. Debitisten. Ich will im folgenden nicht auf Details eingehen, die sind nur hinderlich, um den Kern der Geschichte verständlich zu machen.
Ich möchte auch keine Diskussion über historische "Wahrscheinlichkeiten" der Entstehung des Geldes lostreten. Auch will ich Staat als Voraussetzung von Eigentum usw. außen vor lassen. Darüber kann man immer noch trefflich diskutieren. Hier ist es erst einmal nicht notwendig. Es geht zunächst nur einmal darum, ob es nicht eine nachvollziehbare Erklärung ist, die sich mit dem deckt, was BIS HEUTE Geld ausmacht. Wohlgemerkt: Geld im Kapitalismus (oder einer "Kapitalgetriebenen Marktwirtschaft").
Martin beschreibt den Ursprung des Geldes in etwa folgendermaßen (es ist eine Weile her, dass ich diese Dinge gelesen habe und jeder Super-Kenner des Debitismus möge mir verzeihen, wenn's hier und da nicht 100% korrekt ist):
Geld entstand aus der Not heraus und war zunächst nichts anderes als eine dokumentierte Schuld. Ein Bauer hat eine schlechte Ernte eingefahren und ein anderer Bauer hat ihm bspw. mit Getreide aus dieser Not geholfen. Der zweite Bauer hatte nun kein Interesse daran, dieses Getreide "irgendwann" zurück zu erhalten, weil er wusste, dass er unter Umständen keinerlei Nutzen davon hatte. Getreide verdirbt und was soll er damit anfangen, wenn er es gar nicht benötigt. Er hatte also ein Interesse daran, dieses Getreide DANN zu erhalten, wenn er SELBST einmal in Not geraten würde. Er wollte quasi eine OPTION auf dieses Getreide. Eine Entscheidungsfreiheit, WANN er es zurück erhielt.
Güter schwanken naturgemäß durch Angebot und Nachfrage im Preis (wie auch immer der festgelegt wird, sei es im Verhältnis der Bewertung von Gütern untereinander). Wenn also ein Bauer Getreide zu einem Zeitpunkt zurück erhielt, an dem das Getreide WENIGER wert war, als zu jenem Zeitpunkt, als er es gegeben hatte, machte er einen VERLUST.
Schön zu veranschaulichen an dem Beispiel des berühmten "Schweinezyklus": Schweine erzielen auf dem Markt einen hohen Preis, viele Bauern versuchen diesen Umstand zu nutzen und züchten noch mehr Schweine und erreichen das Gegenteil. Am Markt herrscht in der Folge ein Überangebot an Schweinen, der Wert rauscht in den Keller, die Schweinebauern geraten in Not.
Nun gab es also zwei Möglichkeiten. Entweder die beiden Bauern einigten sich auf eine Option des Gläubigers, dieses Gut nach SEINEM Dafürhalten zurück zu erhalten oder sie setzten einen Zeitpunkt als Rückgabe von vorne herein fest. Um bei der zweiten Möglichkeit evtle. VERLUSTE (durch geringeren Marktwert) auszugleichen, entstand der ZINS in Form einer ZUSÄTZLICHEN MENGE des ursprünglich geliehenen Getreides. Ein Aufpreis als Ausgleich für eventuelle Verlust.
Soweit der Grundgedanke.
Nun stellte man recht schnell fest, dass in diesen "Schulddokumenten" (oder wie immer man das nennen mag) ein erheblicher VORTEIL bestand. Sie bekamen einen WERT. Man erkannte die ÜBERLEGENHEIT gegenüber jedem TATSÄCHLICHEN Gut, für das ich JETZT vielleicht keine Verwendung habe, oder weil es eben irgendwann verdirbt. Es war die "Erfindung" oder "Entdeckung" der ZEIT im Zusammenhang mit allem Wirtschaften.
Man merkt schon, dass in diesem simplen Sachverhalt alles drin steckt, was wir heute noch beobachten können. Spekulation auf zukünftige Preisentwicklungen, vermehrte Kreditaufnahme, wenn die Aussichten rosig sind und umgekehrt, usw. usf.
Nur kurz noch ein Wort zur Historie:
Martin begründet diese Theorie historisch mit überlieferten Tontafeln, die weit älter sind, als ALLE gefundenen Münzen oder sonstigen Dinge, die wir (eigentlich) mit Geld in Verbindung bringen. Auf diesen Tafeln sind schlicht Schuldverhältnisse dokumentiert.
Er begründet dies des weiteren z.B. mit der Tatsache, dass die Karthager einen blühenden Wohlstand schafften, obwohl sie nachweislich erst sehr spät Geld in Form von Münzen einführten. Wir können uns also den Ursprung des Geldes als Sammlung von "Schuldscheinen" oder einfachen "Bilanzen" vorstellen, in denen diese Forderungen und Verbindlichkeiten dokumentiert wurden.
Um es einmal auf den Punkt zu bringen: Was wir als Geld verwenden - in Form von Kredit - ist nichts anderes als das Versprechen VON IRGENDJEMANDEM, irgendwann IN DER ZUKUNFT ETWAS ZU LEISTEN. Das funktioniert auf allen Ebenen so und es spielt zunächst einmal keine Rolle, wer dieses Geld in Form von Krediten in Umlauf bringt.
Wenn wir einmal "Schuldgeld", "Kredit" oder "Hypothekendarlehen" oder "Staatsanleihe" auf das simpelste herunter reduzieren, was es EIGENTLICH ist, kommen wir zu dem Schluss, dass ALLES, was GELD ist, alles das darstellt, WAS NOCH NICHT IST.
Das widerspricht komplett dem, was wir denken. Und es widerstrebt unserem Verstand. Wir können es irgendwie nicht "greifen" (was letztlich logisch ist, denn die ZUKUNFT lässt sich nicht greifen).
Geld ist für uns VERMÖGEN. Das stimmt im Grunde gar nicht. Von Geldvermögen zu sprechen ist eigentlich ein Paradoxon. Denn im Gegensatz zu Eigentum (also einem Gut) das TATSÄCHLICH existiert (als Immobilie, Auto etc.), ist Geld Eigentum in Form von Gütern, die NOCH NICHT EXISTIEREN.
GELD AN SICH IST SPEKULATION AUF DIE ZUKUNFT.
Weil es uns aber in die Lage versetzt, jederzeit Dinge, die schon existieren, zu erwerben, sehen wir das gar nicht.
Wir können das eigentlich nicht glauben: Wir VERDIENEN Geld, wir verbuchen Geld auf der HABEN-Seite, es macht uns "REICH".
Und das Verrückteste: Wir können gar nicht ohne. Wir verwenden Geld als Zahlungsmittel und als Wertspeicher.
Wir bezahlen mit Dingen, die noch nicht sind und - jetzt wird es verrückt - wir SPAREN in Dingen, die noch nicht sind!
Insofern ist sparen in Geld in der Tat das abstruseste, was man sich denken kann.
Verwirrt? Ich auch ...
Obwohl wir auf Unmengen an ZUKÜNFTIGEN ARBEITSVERSPRECHEN angewiesen sind, können wir es uns leisten, dass viele Menschen GAR NICHTS TUN, weil sie ARBEITSLOS sind. Wichtig für das Wirtschaften sind einzig und allein GENÜGEND VORHANDENE VERSPRECHEN ZUKÜNFTIG ZU ARBEITEN!
Weil "Schulden" eben doch etwas so abstraktes sind und wir eine falsche Vorstellung vom Geld haben, haben wir auch eine falsche Vorstellung von dem, was tatsächlich vor sich geht, wenn wir plötzlich spüren, dass da "irgend etwas" nicht stimmt. Manche glauben NOCH IMMER, die existierenden Schulden könnten getilgt werden, wenn nur "dies oder jenes" getan würde.
"Kapitalismus, ein System, das funktioniert" ...
Das gesamte PRINZIP des KAPITALISMUS ist die "lange Bank". Irgendwann in der Zukunft wird GANZ BESTIMMT irgend jemand etwas tun, um DANN unseren JETZIGEN Reichtum zu erarbeiten.
Das, was wir heute haben, könnte man auch als "des Teufels liebstes Möbelstück" bezeichnen, denn es gibt dieses wunderbare Sprichwort:
Des Teufels liebstes Möbelstück ist die lange Bank(Es ist schon eine tolle Erfindung, die "lange Bank". Wenigstens der Teufel weiß sehr wohl, dass auch eine lange Bank ein Ende hat ...)
Martin und die Debitisten sehen keine Lösung für das entscheidende Dilemma. Woher kommen die Profite, die erlöst werden müssen, wenn Geld nur in Form von Krediten entsteht? Es muss immer mehr Kredit existieren, um diese Profite zu erzielen.
Man denkt kurz: Moment mal, wir erwirtschaften doch Überschüsse usw. aber sogleich tut sich die nächste Frage auf: Wie drückt sich das in Geld aus? Woher bekommen wir dieses vermaledeite Zeugs, ohne das wir komplett aufgeschmissen sind?
Die Folge dieses Dilemmas ist ein immer wiederkehrender Zusammenbruch, ein ständiges Auf und Ab aus Rezession und Aufschwung, aus Inflation und Deflation. Mit Kuschel-Kapitalismus, wie mancher sich das vorstellt, hat das alles nichts zu tun.
Dann kam die Erfindung des "infalliblen Staates" (s. auch
Quigley). Der Staat springt ein, versorgt den Markt mit dem nötigen Geld in Form von Staatsverschuldung = mehr Kredit = mehr und mehr Versprechen ZUKÜNFTIG ZU LEISTEN. Profite können generiert und das Spiel verlängert werden. Wo sonst ständige kleinere Zusammenbrüche "den Dampf ablassen" würden, entsteht im Lauf der Zeit ein "Mega-Druck" durch immer mehr Schulden.
Martin sieht daher den totalen Zusammenbruch unserer Gesellschaft und eine komplette Abwendung von bisherigen Systemen des Wirtschaftens und Zusammenlebens ...
Geld im Kapitalismus ist Kredit. Also Glauben (= credo) an oder Spekulation auf die Zukunft. Gibt es da wirklich keine Lösung?
Egal, was ich überlege, wie es irgendwie anders aussehen müsste, komme ich keinen Schritt weiter.
Denn Martins Definitionen anderer Geldformen leuchten durchaus ein.
Bspw. in einer Planwirtschaft in Form von WARENGUTSCHEINEN.
Es wird produziert oder sonst etwas geleistet, dem wird ein Wert zugeordnet, ein Preis, und entsprechend "Geld" in Umlauf gebracht.
Was weiß ich: 500.000 Glühbirnen werden produziert und anhand des festgesetzten (!) Wertes Warengutscheine (Geld) verteilt.
Kein Markt, keine Preisfindung etc...
Auch die Freiwirtschaft windet sich um einen der zentralsten Punkte immer wieder herum, nämlich das, was wir alle in unserer heutigen Gesellschaft benötigen: RÜCKLAGEN FÜR DIE ZUKUNFT. FÜR DAS ALTER.
"Horten" ist böse (auch wenn sie etwas komplett anderes darunter verstehen) und muss mit einer "Umlaufgebühr" belegt werden (Negativzins oder Geldentwertung, Inflation). Allerdings ist "horten" auch im Sinne des Kreditgeldes "böse". Nicht weil Mittel dem Markt entzogen würden (was kompletter Blödsinn ist), sondern eben weil sparen in Geld Verschuldung ERFORDERT. Und zwar IMMER MEHR.
Wenn ich darüber nachdenke, was denn passierte, wenn wir dieses System des Kreditgeldes beibehalten, also Kapitalistische Geldwirtschaft, wir aber die Profite, die durch Kreditvermittlung generiert werden, durch die Allgemeinheit ("Allmende") verwalten und sie der Allgemeinheit zukommen lassen, wie würde sich das auswirken? Ein Staat dürfte KEINE SCHULDEN machen, Zyklen des Zusammenbruchs und des Aufschwungs zugelassen ... Aber was änderte das an dem Dilemma Profite in Form von Geld erwirtschaften zu können?
Ich bin nicht imstande das auch nur ansatzweise DURCHDENKEN zu können.
Vermutlich gibt es wirklich keine Lösung und es wäre geradezu vermessen, zu glauben, man könne eine finden, wenn schon so manch kluger Kopf daran gescheitert ist ...
Wenn diese meine Gedanken nur Verwirrung auslösen und Ratlosigkeit hinterlassen, war das nicht meine Absicht. Vielleicht können sie aber zu einer Diskussion über das WESEN DES GELDES anregen ... ?
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