Hallo Matthias,
die von Dir zur Verfügung gestellten Beiträge des Forums "Liebe Angela Merkel" habe ich mir durchgelesen. Die schier endlosen Diskussion (Wiederholungen) zwischen dem Vertreter der Freigeldtheorie, "Bernd van Straelen" und dem Bankfachman "Liated" drehen sich um die Grundfrage: "Was ist Geld?".
Ähnliche Auseinandersetzungen hatten bereits Anfang des 19.Jahrhunderts die Anhänger der Currency- und der Banking-Theorie. Der Erfinder der Freigeldtheorie, Silvio Gesell, schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts sein Werk "Die Natürliche Wirtschaftsordnung". Auch er ging, wie zu dieser Zeit üblich, im wesentlichen noch von einer goldgedeckten Währung aus.
Um möglichst fundierte Informationen über den Stand der Ökonomie in dieser Zeit zu bekommen, habe ich mich im Brockhaus von 1984 umgesehen.
Unter dem Stichwort "
Currency-Schule" wird dort erwähnt, dass deren Anhänger auf einer 100 % Deckung der Banknoten durch Gold bestanden. Wenn eine Bank eine Banknote über 10 Pfund Sterling herausgab, musste im Tresor der Bank auch der Gegenwert in echtem Gold vorhanden sein. Durch die Ausgabe von nicht gedeckten Banknoten werde die Menge der Zahlungsmittel übermäßig vermehrt. Dies führe zu einem Abfluss des werthaltigen Edelmetallgeldes ins Ausland. Es wird weiter ausgeführt, dass die Anhänger der Currency-Schule die Bedeutung der Kreditorganisationen, namentlich des Clearinghouse-Systems total unterschätzten.
Die Vertreter der
Banking-Theorie sind der Ansicht, dass in einem Lande mit hoch entwickeltem Depositensystem, wie in England, die Banknoten nur einen mäßigen Teil des durch den Kredit erzeugten Zuwachses der Zahlungsmittel ausmachen. Nach dieser Theorie sind die Banken nicht im Stande, die Menge ihrer Notenausgabe nach Belieben zu regulieren. Die Wirtschaft bedarf bei jedem Grade seiner Entwicklung nur einer gewissen Menge Noten.
Interessant sind die Ausführungen zum
Clearinghouse-System. "Das erste Clearinghouse entstand um 1775 als reines Privatunternehmen einer Anzahl Londoner Bankiers; seine Bedeutung wuchs mehr und mehr in dem Maße, wie sich die Anwendung des Checks (s. d.) in England verallgemeinerte, und gegenwärtig bildet es den Centralpunkt des ganzen engl. Geldverkehrs." Sodann wird ausgeführt, wie die Verrechnung technisch vorgenommen wurde. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass das Clearinghouse-System zuerst ohne die "Bank von England" in ihrer Funktion als "letzte Verrechnungsstelle" gestartet wurde.
"Liated" bezieht sich in seinen Ausführungen im Forum "Liebe Angela Merkel" ebenfalls auf Verrechnungssysteme, welche ohne eine Zentralbank auskommen. Hierzu verweist er auf die bereits sehr früh (12. Jahrhundert) existierenden Champanemessen. Ausführliche Informationen hierzu hat Ingrid Gielesberger in "
Die Messen der Champagne" zusammengetragen.
Die Beiträge aus dem Brockhaus sind auszugsweise im Wiki wiedergegeben. Es erscheint gerechtfertigt, die Entstehung von Banken nicht alleine auf die Entwicklung aus Depositenbanken zurückzuführen, sondern parallel auch die Entwicklungslinie von Banken, aus Verrechnungssystemen entstammend, gelten zu lassen. Jedoch kann keine der beiden Entwicklungen auf einem Alleinstellungsanspruch bestehen.
Beste Grüße und nochmals Dank für die PDF-Datei,
Rudi