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Themen => Wirtschaft => Thema gestartet von: Halil am 23. Mai 2011, 08:57:05
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Das Buch Halil Güvenis - Lösung der Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus (ISBN: 978-3-8322-9943-9)
http://www.amazon.de/B%C3%BCcher/s?ie=UTF8&rh=n%3A186606%2Cp_27%3AHalil%20G%C3%BCvenis&field-author=Halil%20G%C3%BCvenis&page=1 (http://www.amazon.de/B%C3%BCcher/s?ie=UTF8&rh=n%3A186606%2Cp_27%3AHalil%20G%C3%BCvenis&field-author=Halil%20G%C3%BCvenis&page=1)
wurde im Shaker Verlag http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9 (http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9) veröffentlicht.
Der Autor freut sich auf Kommentare und Rezensionen! http://www.shaker.de/de/content/catalogue/index.asp?lang=de&ID=14&ISBN=978-3-8322-9943-9 (http://www.shaker.de/de/content/catalogue/index.asp?lang=de&ID=14&ISBN=978-3-8322-9943-9)
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Hallo Halil,
erst einmal herzlich willkommen im neuen Forum :)
Viele Grüße, Tommy
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Hallo Halil,
Gratulation! Schön zu sehen, dass Dein Buchprojekt Wirklichkeit wurde.
Vielleicht erinnerst Du Dich noch an meine wackeligen Kritikversuche im alten QuerForum. Welches ich dann aber zunehmend gemieden habe, weil ... naja, der viele FN war halt nicht so ganz mein Ding. ;)
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Hallo Tommy, Hallo Jakob,
auch ich freue mich sehr, hier im neuen Forum zu sein. Wenn nötig, werde ich mich in Zukunft an Diskussionen beteiligen.
Halil
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Ich habe vergessen, darauf aufmerksam zu machen, dass ich jederzeit zur Verfügung stehe, über den Inhalt meines Buches "Lösung der Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus" zu diskutieren. Wenn Interesse besteht, kann das unter dieser Themenüberschrift geschehen.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, das das E-Buch auf der Verlagsseite (http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9 (http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9)) zu einem verbilligten Preis (9,94 Euro) online erhältlich ist.
Halil Güvenis
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Ich habe vergessen, darauf aufmerksam zu machen, dass ich jederzeit zur Verfügung stehe, über den Inhalt meines Buches "Lösung der Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus" zu diskutieren. Wenn Interesse besteht, kann das unter dieser Themenüberschrift geschehen.
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Hallo Halil,
ich bin erst relativ spät im alten Forum dazu gestoßen und kenne deshalb von den dort mit Dir geführten Diskussionen so gut wie nichts. Könntest Du vielleicht hier einen Überblick oder auch einen repräsentativen Ausschnitt aus Deinem Buch vorstellen?
Viele Grüße,
Rudi
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Halil Güveniş
Lösung der Klimakrise
im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus
Inhalt
Vorwort ……………………………………………………………………………….... 5
Teil 1 • Zur Zusammenbruchskrise des Kapitalismus
Das Langzeitverhalten der Wirtschaftsentwicklung
in BRD, Japan und USA …………………………………………………………….. 8
Zusammenfassung ……………………………………………………………………. 8
1. Fragestellung ………………………………………………………………………. 9
2. Trendbestimmung …………………………………………………………………. 10
3. Zukunftsprognose …………………………………………………………………. 21
Teil 2 • Fragen und Antworten
Zur Weltwirtschaftskrise ……………………………………………………………. 30
Zur Klimakrise ………………………………………………………………………... 47
Teil 3 • Das korrekte Rettungsszenario in der globalen Klimakrise
Der Labyrinth-Mythos und die Rettung der Menschheit
aus der Klimakatastrophe ………………………………………………………….. 62
Der Theseus-Mythos ...………………………………………………………………... 62
Interpretation des Mythos ...………………………………………………………….. 64
Minotaurus im Labyrinth ……………………………………………………………… 68
Die Macht des Bösen …………………………………………………………………. 70
Das pessimistische Szenario ..………………………………………………………. 73
Retter in der Not ……………………………………………………………………..... 78
Die Liebe zu Ariadne …………………………………………………………………. 81
Die zweite Axt der Labrys ……………………………………………………………. 83
Das phantastische Szenario …………………………………………………………. 85
Die Mitte des äußeren Labyrinths …………………………………………………… 87
Die Mitte des inneren Labyrinths….…………………………………………………. 93
Der Hinweg zur Mitte des Labyrinths ……………………………………………….. 95
Historischer Determinismus und der Labyrinth-Mythos …………………………… 99
Französische Revolution in Sinnbildern des Labyrinth-Mythos ………………….. 102
Das optimistische Szenario …….….………………………………………………… 112
Anhang
Zeitreihen und Diagramme ...………………………………………………………. 139
BRD …………………………………………………………………………………….. 140
Japan …………………………………………………………………………………… 160
USA …………………………………………………………………………………….. 194
Über den Autor ………………………………………………………………………… 233
Vorwort
Das Ziel der vorliegenden Studie ist, die Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus zu lösen. Zu diesem Zweck zeigen wir im ersten Teil unserer Analyse am Langzeitverhalten der Wirtschaftsentwicklung in BRD, Japan und USA, dass langfristig der globale Staatsbankrott droht und zum Schluss eine neue Wirtschaftsform entstehen wird, die vom Negativwachstum und von schrumpfenden Nettoinvestitionen ausgeht. Im zweiten Teil der Studie stellen wir das Resultat unserer Analyse zur Diskussion und gelangen zu der Einsicht, dass auf den Bankrott der wichtigsten Staaten der Welt eine globale Umwälzungsepoche folgt und die Klimakrise unter den historischen Bedingungen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus gelöst werden muss. Um das korrekte Rettungsszenario in der globalen Klimakrise zu erhalten, modellieren wir im dritten Teil der Studie anhand des Labyrinth-Mythos die Rettung der Menschheit aus der Klimakatastrophe und entwickeln im Vergleich zur Französischen Revolution ein optimistisches Szenario, in dem alle wichtigsten Momente der Lösung der Weltwirtschafts- und Klimakrise enthalten sind.
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Eine leicht korrigierte Google-Übersetzung ins Englische:
A slightly corrected Google-Translation into English:
Halil Güvenis
Solution of the climate crisis
in the context of the breakdown-crisis of capitalism
Content
Preface ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .... 5
Part 1 • The breakdown crisis of capitalism
The long-term behavior of economic development
in Germany, Japan and USA ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .. 8
Summary ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .... 8
1. The Question ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . 9
2. Trend Analysis ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 10
3. Future Forecast ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 21
Part 2 • Questions and Answers
To the World Economic Crisis ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . 30
To The Climate Crisis ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...... 47
Part 3 • The correct rescue scenario in the global climate crisis
The labyrinth-myth and the rescue of mankind
from climate catastrophe ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .. 62
The Theseus myth ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 62
Interpretation of the myth ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 64
Minotaur in the Labyrinth ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 68
The power of evil ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 70
The pessimistic scenario .. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .. 73
Knight in shining armor ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 78
The love of Ariadne ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . 81
The second Axe of the Labrys ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 83
This fantastic scenario ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 85
The center of the external labyrinth ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 87
The center of the internal labyrinth .... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 93
The Way to the center of the labyrinth ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 95
Historical determinism and the labyrinth myth ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .. 99
French Revolution in symbols of the labyrinth myth ... ... ... ... ... ... ... ……. 102
The optimistic scenario ... .... .... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 112
Appendix
Time series and graphs ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 139
Germany ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .. 140
Japan ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 160
USA ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . 194
About the Author ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . 233
Preface
The aim of the present study is to solve the climate crisis in the context of the breakdown-crisis of capitalism. For this purpose we show in the first part of our analysis on the basis of long-term behavior of economic development in Germany, Japan and USA, that global bankruptcy threatens on the long-term and at the end, a new form of economy described by negative growth and declining net investment will be arise. In the second part of our study we present the results of our analysis to discussion and conclude that on the bankruptcy of the major countries of the world a global revolutionary period follows, and the climate crisis under the historical conditions of the breakdown-crisis of capitalism must be solved. To obtain the correct rescue scenario in the global climate crisis, we model in the third part of our study on the basis of the labyrinth myth the rescue of mankind from climate catastrophe and develop in comparison to the French Revolution an optimistic scenario including all important moments to the world economic and climate crisis.
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In der oben genannten Studie (http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9 (http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9)) habe ich auf mathematisch-statistischem Wege gezeigt, dass die Schuldenkrise unvermeidbar auf einen globalen Staatsbankrott zusteuert und nach dem Zusammenbruch die Umschuldung der Weltstaaten anstehen wird.
Zu beiden Problemkreisen wurden mir im Sommer 2009 im alten Querschüsse-Forum Fragen gestellt und von mir beantwortet. Ich gebe unten diese Fragen und Antworten wieder und hoffe, dass sie in diesem ziemlich ruhigen Forum zu lebhaften Diskussionen Anlass geben.
Halil Güvenis
Frage: Ich finde es interessant, gestehe aber gleich ein, dass ich deinen Berechnungen nicht folgen kann. Das geht über meinen Horizont. Beim Anblick der ganzen Formeln krieg ich Schweißhände und längst vergessen geglaubte Schulkrisen steigen im Geiste auf... Also müsste zuerst jemand das Problem und das Lösungsmodell in verständlicher Form erklären. Deshalb die Frage: Hast du eventuell vor, das, was du sagst, in einer weiteren Arbeit so einfach zu erklären, dass es für halbwegs interessierte „Normalbürger“ verständlich wird?
Antwort: Ich versuche also den Inhalt meiner mathematisch-statistischen Arbeit, so gut es geht, in paar kurze Sätze zu fassen: Es geht in meiner Arbeit vordergründig um das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsum. Während die Produktion nach objektiven Gesetzen abläuft, funktioniert der Konsum weitgehend subjektiv.
Ich versuche zuerst die Objektivität der Produktion zu erklären. Man spricht von Produktion, wenn eine bestimmte Menge von Sachgütern und Arbeitnehmern zusammenkommen, um ihre Tätigkeit in einer gewissen Anzahl von Produkten zu vergegenständlichen. Dabei steht es nach technischen Gegebenheiten der betreffenden Geschichtsepoche von vorneherein fest, welchen Anteil der Verbrauch der Sachgüter an der Produktion hat und wie schnell sich die Sachgüter abschreiben lassen. Da historisch gesehen die technologische Entwicklung immer mehr um sich greift, darf vorausgesagt werden, dass sowohl der Anteil der Sachgüter an der Produktion als auch die Abschreibungsgeschwindigkeit (die Produktivität) beständig zunehmen.
Wenn also die Abschreibungsquote und die Abschreibungsgeschwindigkeit historisch vorgegeben sind und gesamtgesellschaftlich der Vorrat an Sachgütern feststeht, dann kann ich mit einiger Sicherheit im Voraus berechnen, welche Menge von Produkten in der betreffenden Produktionsperiode erzeugt werden und wie groß die zum Vorrat neu hinzugefügten Sachgüter (Bruttoinvestitionen) sein müssen. – Diese mathematische Berechenbarkeit nenne ich die Objektivität der Produktion… Die Objektivität geht soweit, dass ich nicht nur die Bruttoinvestitionsquote, sondern auch die historisch notwendige Gesamtkonsumquote berechnen kann, weil, wenn ich von der Gesamtproduktionsmenge die Bruttoinvestitionen abziehe, der Gesamtkonsum übrig bleibt. Diese historisch notwendige Gesamtkonsumquote muss durch die Gesamtnachfrage aller Wirtschaftssubjekte erfüllt werden, wenn zwischen Produktion und Konsum Gleichgewicht herrschen soll.
Da jedoch die privaten Haushalte beim Ausgeben ihres Einkommens sich dessen gar nicht bewusst sind, dass sie mit dieser Handlung die von der Produktion her gegebene, historisch notwendige Gesamtkonsumquote zu erfüllen haben, darf der Konsum insgesamt als subjektiv bezeichnet werden. Die einzige objektive Tendenz, der die privaten Haushalte folgen, ist, dass sie mit zunehmender Einkommenshöhe mehr sparen als konsumieren und in Krisenzeiten dies umso stärker tun... Das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsum kann aber dennoch bewahrt werden, weil das Sparen der privaten Haushalte im Normalfall von ihren Nettoinvestitionen absorbiert wird. Wird allerdings das Sparen der privaten Haushalte in einer bestimmten Geschichtsepoche (z. B. USA 1929!) größer als die durch Produktivitätssteigerungen gesenkten Nettoinvestitionen, dann entsteht eine Systemkrise; der „frei schwebende“ Teil der Ersparnisse muss wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Daraufhin erklärt sich der Staat bereit (Roosevelts New Deal!), den „frei schwebenden“ Teil des Sparens der privaten Haushalte durch Staatsverschuldung zu übernehmen und der Produktion und dem Konsum zurückzuführen.
Das so ins Gleichgewicht gebrachte Wirtschaftssystem kann so lange gut funktionieren, solange die Staatsschulden nicht erdrückend werden. Wird jedoch die Produktivität so groß, dass die Nettoinvestitionen gegen null streben und das Nullwachstum allein durch erhöhte Abschreibungsgeschwindigkeit erreicht werden kann, – was in unseren Tagen der Fall ist – dann schlägt für den Staat endgültig die Stunde der Wahrheit: Die Aufgabe der Nettoinvestitionen, das Sparen zu absorbieren, muss vollständig vom Staat übernommen werden und das Wirtschaftssystem lässt sich dadurch unweigerlich in einen globalen Staatsbankrott treiben… Damit ist das kapitalistische System historisch zu Ende und muss durch ein neues Wirtschaftssystem ersetzt werden, das vom Negativwachstum und von schrumpfenden Nettoinvestitionen ausgeht.
Frage: Die einmalige proportionale Vermögenssteuer ist nicht die einzige Maßnahme, die du zur Lösung der Schuldenfrage vorschlägst: „Parallel zu dieser Maßnahme wird weltweit eine Umschuldungsaktion vorgenommen, durch die die Staatsschulden neu strukturiert und konsolidiert werden.“ – Kannst du bitte kurz ausführen, wie die Umschuldung der Weltstaaten aussehen soll?
Antwort: Die Weltstaaten sind deshalb so hoch verschuldet, weil ihr Finanzierungssaldo (FSSt = SparenSt – NettoinvestitionenSt) nicht ausgeglichen ist. Daraus folgt, dass die Umschuldung der Weltstaaten so vorzunehmen ist, dass die historisch aufsummierten Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren gegeneinander ausgeglichen werden und zum Schluss die privaten Haushalte für die Restschulden aufkommen… Im Fall der USA sieht die Umschuldung folgendermaßen aus: In den Jahren 1929-2008 betrug die historische Summe der Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren (in Milliarden USD)
+ Privat 383,9
+ Staat -8.100,9
+ Ausland 7.717,0
= 0 .
Demnach besteht die Umschuldung der USA im Jahr 2008 darin, dass das Ausland 7.717,0 Milliarden USD an den US-Staat zahlt und der Privatsektor durch eine einmalige proportionale Vermögenssteuer für die Restsumme von 383,9 Milliarden USD aufkommt. – Wenn nun alle Staaten der Welt nach gleichem Prinzip wie in den USA umschulden würden, dann würden sich weltweit negative und positive Auslandsschulden gegeneinander aufheben und die Weltstaaten wären schuldenfrei!
Natürlich wäre dieser Lösungsvorschlag für die Weltvölker nur dann akzeptabel, wenn historisch gesehen der Beweis geliefert worden ist, dass hohe Staatsschulden das Wirtschaftssystem in die Katastrophe führen und deshalb in der neuen Geschichtsepoche die Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren prinzipiell gegeneinander ausgeglichen sein müssen.
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Hallo Halil,
Du schreibst:
Das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsum kann aber dennoch bewahrt werden, weil das Sparen der privaten Haushalte im Normalfall von ihren Nettoinvestitionen absorbiert wird. Wird allerdings das Sparen der privaten Haushalte in einer bestimmten Geschichtsepoche (z. B. USA 1929!) größer als die durch Produktivitätssteigerungen gesenkten Nettoinvestitionen, dann entsteht eine Systemkrise; der „frei schwebende“ Teil der Ersparnisse muss wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Daraufhin erklärt sich der Staat bereit (Roosevelts New Deal!), den „frei schwebenden“ Teil des Sparens der privaten Haushalte durch Staatsverschuldung zu übernehmen und der Produktion und dem Konsum zurückzuführen.
Ein Teilausschnitt in fett:
Wird allerdings das Sparen der privaten Haushalte in einer bestimmten Geschichtsepoche (z. B. USA 1929!) größer als die durch Produktivitätssteigerungen
Das Problem von dem ganzen ist ja nicht das sparen der privaten Haushalte sondern das immer größere Geldanhäufen der wenigen
Geldeliten mittels der ``Finanzindustrie``. Kann man ja auch als privates Sparen ansehen. Das ist ja das Dilema.
Geld ist ja gleich Schuld. Also wenn die Geldeliten von Ihrer Masse von Vermögen einen großen Teil abgeben an den Staat bzw an
die Masse der Menschen und auch den Zins abschafft ja dann wird es nie einen Bankrott geben.
Schön wäre es ja. Aber das leider bei den meisten Menschen die Gier nach immer mehr sehr ausgeprägt ist wird es nicht
dazu kommen. Leider
Grüße von
Günter
Ps In dem Link steht das Du in Tübingen gelebt hast dann kennst Du bestimmt die Burg Teck genau darunter lebe ich
in dem schönen Ort Owen und Stokkerboot auf dem Neckar kennst Du dann auch.
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Hallo Halil,
in Deinem Beitrag schreibst Du:
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Ich versuche zuerst die Objektivität der Produktion zu erklären. Man spricht von Produktion, wenn eine bestimmte Menge von Sachgütern und Arbeitnehmern zusammenkommen, um ihre Tätigkeit in einer gewissen Anzahl von Produkten zu vergegenständlichen. Dabei steht es nach technischen Gegebenheiten der betreffenden Geschichtsepoche von vorneherein fest, welchen Anteil der Verbrauch der Sachgüter an der Produktion hat und wie schnell sich die Sachgüter abschreiben lassen. Da historisch gesehen die technologische Entwicklung immer mehr um sich greift, darf vorausgesagt werden, dass sowohl der Anteil der Sachgüter an der Produktion als auch die Abschreibungsgeschwindigkeit (die Produktivität) beständig zunehmen.
.........
Ich fürchte, ich habe das noch nicht ganz verstanden bzw. ich bringe die Enden noch nicht zusammen.
Wenn Du von der Produktion sprichst gehst Du von dem aus, was unsere Fabriken verlässt. Diese Produkte wurden mit Hilfe von Rohstoffen und menschlicher Arbeitsleistung erstellt. Je nach technischem Stand der Fabrikationsanlagen, diese sind heute anders als noch vor 20 Jahren, werden unterschiedlich viel Rohstoffe eingesetzt und der Einsatz an menschlicher Arbeitskraft sinkt mit der Zeit.
Das Fertigprodukt wird von einem Unternehmen gekauft und eingesetzt. Je nachdem wie langlebig das Produkt ist, wird es vom Finanzamt mit einer bestimmten Abschreibungsfrist belegt. Kostet ein Produkt beispielsweise 1.000 € und besitzt eine Abschreibungsfrist von 5 Jahren, so kann das Unternehmen jedes Jahr 200 € abschreiben, d. h. nach 5 Jahren besitzt das Produkt nur noch eine Wert von 0 €, zumindest in den Büchern des Unternehmens.
Nun wird das Unternehmen theoretisch ein neues Produkt kaufen, da das alte Produkt abgenutzt und auch technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Somit würde diese Abschreibungsfrist automatisch die Produktion eines neuen Produktes mit sich bringen.
Habe ich das soweit richtig verstanden, Halil?
Wenn nicht, wäre ich Dir für eine Korrektur dankbar, ehe ich versuche mich mit den weiteren Punkten auseinanderzusetzen.
Beste Grüße aus Almanya :)
Rudi
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Hallo Eurelios,
„Das Problem von dem ganzen ist ja nicht das sparen der privaten Haushalte sondern das immer größere Geldanhäufen der wenigen Geldeliten mittels der "Finanzindustrie". Kann man ja auch als privates Sparen ansehen. Das ist ja das Dilema.”
Makroökonomisch gesehen entsteht die „Finanzindustrie“ dadurch, indem das Sparen des Privatsektors aufgrund der technologischen Entwicklung nicht vollständig von Nettoinvestitionen absorbiert wird und ein gewisser Teil in Form von Schulden an den Staat bzw. ans Ausland abgeführt werden muss. Daraus erklärt sich die historische Notwendigkeit der Steigerung der Staatsverschuldung ins Unermessliche. Das zum Teil kriminelle Verhalten der Finanzeliten ist ein Resultat dieser historischen Entwicklung, und nicht umgekehrt.
„Geld ist ja gleich Schuld. Also wenn die Geldeliten von Ihrer Masse von Vermögen einen großen Teil abgeben an den Staat bzw an die Masse der Menschen und auch den Zins abschafft ja dann wird es nie einen Bankrott geben.“
Du kennst sicher die Nettovermögensverteilungskurve für Deutschland:
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Verm%C3%B6gensverteilung_Deutschland_2002_und_2007.svg
Das letzte Zehntel der erwachsenen Bevölkerung besitzt bei dieser Verteilung 61 Prozent des Nettovermögens in Deutschland. Nach deinem Vorschlag zu urteilen, müsste etwa 40 Prozent des Volksvermögens von dieser Vermögensklasse abgezogen und zum Begleichen der Schulden an den Staat abgeführt werden. – Ich finde diesen Vorschlag in Ordnung. Mein eigener Vorschlag läuft auf dasselbe hinaus. Problematisch ist aber bei deinem Vorschlag die ethische Komponente der Enteignung: Mit welchem Recht enteignest du diese Menschen? Darüber hinaus kannst du nicht davon ausgehen, dass nur Deutschland zu dieser Maßnahme greift. Zumindest alle OECD-Länder müssen mitmachen, damit die Staatsverschuldung international aufgehoben wird. – Bei meinem oben angeführten Buch geht es unter anderem um die Lösung dieser Probleme.
Halil
PS: Burg Teck und Owen kenne ich nicht, obwohl ich zwanzig Jahre in Tübingen gelebt habe. Wenn du aber vom Stokkerboot auf dem Neckar sprichst, dann erkenne ich daran, dass du aus dem Norden stammst, denn der Schwabe würde sicher vom Stocherkahn schwätzen.
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Hallo Mumken,
Ja, du hast die Zunahme der Abschreibungsquote = Abschreibungen / Bruttoinlandsprodukt auf mikroökonomischer Ebene richtig verstanden. Auf makroökonomischer Ebene existieren folgende Kurven:
(http://um-bruch.net/bilder/640px-AbschrUSAJBRD.PNG)
Aus Wikipedia -Commons, 640px-AbschrUSAJBRD.PNG, Lizenz: Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0), Autor: Benutzer:Alex1011
Das ist nur die eine Tendenz, von der ich in meinem Beitrag spreche. Bei der zweiten Tendenz handelt es sich um die historische Zunahme der Größe Abschreibungsgeschwindigkeit (Produktivität) = Abschreibungen / Nettoanlagevermögen . Für die USA sieht die Kurve Durchschnittliche Abschreibungsdauer = Nettoanlagevermögen / Abschreibungen folgendermaßen aus:
(http://img7.imageshack.us/img7/7562/viewer9t.png) (http://imageshack.us/photo/my-images/7/viewer9t.png/)
Eine dritte historische Tendenz betrifft die historische Zunahme des Verhältnisses Bruttoinvestitionen / Abschreibungen. Für die USA sieht diese Kurve folgendermaßen aus:
(http://img836.imageshack.us/img836/4451/viewer11s.png) (http://imageshack.us/photo/my-images/836/viewer11s.png/)
Gruß, Halil
Ergänzung Admin 21.4.12, Diagramm aus Wikipedia Commons direkt eingefügt
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Hallo Halil,
Dateien kann man wie im Post
http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=15.msg164#msg164 (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=15.msg164#msg164)
dargestellt einbinden.
Das Uploadverzeichnis habe ich auf dem Server auf schreibgeschützt gestellt, um Angriffen aus dem Internet wenig Chancen zu geben. Ich entferne heute mal den Schreibschutz. Versuche Deine Dateien einzustellen. Bei Problemen sende mir eine private Mitteilung, damit ich mir das ansehen kann.
Gruß Rudi
Ergänzung:
PS:
Das Uploadverzeichnis erlaubt jedoch nur Dateien an einen Beitrag anzuhängen.
Beispiel:
http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=44.msg1246#msg1246 (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=44.msg1246#msg1246)
Dabei wird die Datei jedoch nicht im Text des Beitrages dargestellt, sondern nur als Anhang. Ich vermute, dass diese Art der Darstellung nicht dem entspricht, was Du eigentlich wolltest. Somit bleibt nur die Möglichkeit wie im Post dargestellt.
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Hallo Halil,
in Deiner Antwort schreibst Du:
......
Auf makroökonomischer Ebene existieren folgende Kurven:
([url]http://um-bruch.net/bilder/640px-AbschrUSAJBRD.PNG[/url])
Aus Wikipedia -Commons, 640px-AbschrUSAJBRD.PNG, Lizenz: Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0), Autor: Benutzer:Alex1011
Du setzt bei Deinen Ausführungen wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse voraus, welche in der gewünschten Form, zumindest bei mir, so nicht vorhanden sind. Nach Rücksprache mit Wikipedia habe ich Deinen Text so aufgefasst:
Mikro- und Makroökonomie sind Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre. Die Mikroökonomie beschäftigt sich dabei mit dem Verhalten einzelner Teilnehmer, wie Unternehmer und Haushalt, am Marktgeschehen. Mein Beispiel mit der Abschreibung „Das Fertigprodukt wird von einem Unternehmen gekauft und eingesetzt.“ wird entsprechend dem Bereich der Mikroökonomie zugeordnet.
Die von Dir angeführten Kurven der Makroökonomie beschreiben eine stetig steigende Tendenz der Abschreibungen bezogen auf das Bruttosozialprodukt (BIP). (Makroökonomie beschreibt hier die Summe der wirtschaftlichen Vorgänge in einem Lande.) Das bedeutet doch, dass z. B. die Höhe der Abschreibungen in der Volkswirtschaft Deutschlands von 9 % des BIP 1960 auf 14 % in 2004 gestiegen sind. Welche Schlüsse kann man hieraus ziehen?
Die Erhöhung der Abschreibungen über den Anstieg des BIP bedeutet doch, dass wir immer kurzlebigere Investitionsgüter herstellen?
Die rasante Entwicklung der Technologie bringt dies mit sich?
Oder produzieren wir mehr Schrottprodukte, welche halt nicht mehr so lange halten?
Spielt hier die „geplante Obsoleszenz“ eine Rolle, die Sollbruchstelle in unseren Produkten welche zu einem frühen Austausch zwingt?
Wie interpretierst Du die Ergebnisse des gezeigten Diagramms?
Rudi :)
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Hallo Halil, Hallo Rudi,
Rudi du schreibst:
Du setzt bei Deinen Ausführungen wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse voraus, welche in der gewünschten Form, zumindest bei mir, so nicht vorhanden sind.
Geht mir genauso. Was haben Abschreibungen mit unserm derzeitigem Geldsystem zu tun ?????.
Viele Grüße von Günter
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Hallo Mumken, Hallo Eurelios,
Du setzt bei Deinen Ausführungen wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse voraus, welche in der gewünschten Form, zumindest bei mir, so nicht vorhanden sind.
Meine Ausführungen (Fragen und Antworten) sind für solche Leute gedacht, bei denen ich keine mathematischen und wirtschaftswissenschaftlichen Vorkenntnisse voraussetze. Da ich aber im Voraus nicht wissen kann, welche Verständnisfragen beim Lesen dieses Textes auftreten, lasse ich die LeserInnen erst einmal über ihre konkreten Schwierigkeiten berichten und versuche dann im zweiten Schritt diese aus dem Weg zu räumen. Ob mir diese Strategie „des Vermittelns im Dialog“ gelingt, das wird sich erst am Ende unserer Diskussionen zeigen.
Mikro- und Makroökonomie sind Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre. Die Mikroökonomie beschäftigt sich dabei mit dem Verhalten einzelner Teilnehmer, wie Unternehmer und Haushalt, am Marktgeschehen. Mein Beispiel mit der Abschreibung „Das Fertigprodukt wird von einem Unternehmen gekauft und eingesetzt.“ wird entsprechend dem Bereich der Mikroökonomie zugeordnet.
Festzuhalten ist: Meine Analyse ist streng makroökonomisch und historisch, d. h. ich versuche anhand makroökonomischer Größen grundsätzliche, historische Tendenzen der Wirtschaftsentwicklung aufzuzeigen und dadurch das Ende des Kapitalismus vorherzusagen.
Die von Dir angeführten Kurven der Makroökonomie beschreiben eine stetig steigende Tendenz der Abschreibungen bezogen auf das Bruttosozialprodukt (BIP). (Makroökonomie beschreibt hier die Summe der wirtschaftlichen Vorgänge in einem Lande.) Das bedeutet doch, dass z. B. die Höhe der Abschreibungen in der Volkswirtschaft Deutschlands von 9 % des BIP 1960 auf 14 % in 2004 gestiegen sind. Welche Schlüsse kann man hieraus ziehen? (…) Wie interpretierst Du die Ergebnisse des gezeigten Diagramms?
Die Zunahme der Abschreibungsquote (Abschreibungen / Bruttoinlandsprodukt) ist die erste historische Tendenz der Wirtschaftsentwicklung. Sie ist ein Maß für die technologische Entwicklung und gibt an, in welchem Verhältnis zur Gesamtproduktion der Verbrauch der Anlagegüter steigt. Durch den technologischen Fortschritt werden die Unternehmen instand gesetzt, mehr Sachanlagen einzusetzen und dadurch kostengünstiger zu produzieren.
Die Erhöhung der Abschreibungen über den Anstieg des BIP bedeutet doch, dass wir immer kurzlebigere Investitionsgüter herstellen? Die rasante Entwicklung der Technologie bringt dies mit sich? Oder produzieren wir mehr Schrottprodukte, welche halt nicht mehr so lange halten? Spielt hier die „geplante Obsoleszenz“ eine Rolle, die Sollbruchstelle in unseren Produkten welche zu einem frühen Austausch zwingt?
Nein, die historische Zunahme der Abschreibungsquote = Abschreibungen / BIP bedeutet nicht automatisch, dass wir immer kurzlebigere Investitionsgüter herstellen. Für die Kurzlebigkeit der Investitionsgüter ist die Abnahme der durchschnittlichen Abschreibungsdauer = Nettoanlagevermögen / Abschreibungen verantwortlich, die für die USA oben im Diagramm 6 dargestellt ist. Während die Zunahme der Abschreibungsquote ein Maß für die Masse der eingesetzten technologischen Innovationen ist, gibt die Abnahme der durchschnittlichen Abschreibungsdauer an, wie schnell technologische Generationen aufeinander folgen und wie intensiv sie in einzelne Wirtschaftszweige eindringen. Mit abnehmender durchschnittlicher Abschreibungsdauer nimmt die Abschreibungsgeschwindigkeit (= Abschreibungen / Nettoanlagevermögen), d. h. die Produktivität, zu. Aus der Tatsache, dass die durchschnittliche Abschreibungsdauer im Zeitraum von 1951 bis 2007 kontinuierlich abgenommen hat, ist zu schließen, dass die auf der Grundlage von Elektronik und Informationstechnologien stattfindenden Innovationsschübe praktisch permanent geworden sind und jedes Unternehmen unter dem Konkurrenzdruck steht, auf Gedeih oder Verderb die Produktivität zu steigern. Die Folge davon ist, dass die Produktion viel effizienter und differenzierter organisiert wird und jedes Angebot schon im Entstehen den entsprechenden Nachfragewunsch erzeugt.
Eine dritte historische Tendenz der Wirtschaftsentwicklung ist die Abnahme des Verhältnisses Bruttoinvestitionen / Abschreibungen, die für die USA oben im Diagramm 5 dargestellt ist. Sie ist ein Maß für den relativen Rückgang der Bruttoinvestitionen und gibt an, wie stark die Produktion jährlich steigen muss, damit bei abnehmender durchschnittlicher Abschreibungsdauer, d. h. bei zunehmender Produktivität, Produktion und Gesamtkonsum (= Konsum + Außenbeitrag) im Gleichgewicht bleiben.
Diese drei historischen Tendenzen zusammen machen die Objektivität der Wirtschaftsentwicklung aus, d. h. ich kann für alle anderen makroökonomischen Größen eine Trendbestimmung durchführen und mit einiger Sicherheit über Konjunkturschwankungen hinweg vorhersagen, wie diese Größen in Zukunft in Abhängigkeit vom technologischem Fortschritt aussehen werden. (Ich möchte an dieser Stelle bitten, im Lichte dieser Erklärungen meine Fragen und Antworten oben noch einmal zu lesen. Vielleicht klappt es mit dem Verstehen diesmal besser!)
Beste Grüße aus Türkiye
Halil Güvenis
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Das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsum kann aber dennoch bewahrt werden, weil das Sparen der privaten Haushalte im Normalfall von ihren Nettoinvestitionen absorbiert wird. Wird allerdings das Sparen der privaten Haushalte in einer bestimmten Geschichtsepoche (z. B. USA 1929!) größer als die durch Produktivitätssteigerungen gesenkten Nettoinvestitionen, dann entsteht eine Systemkrise; der „frei schwebende“ Teil der Ersparnisse muss wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Daraufhin erklärt sich der Staat bereit (Roosevelts New Deal!), den „frei schwebenden“ Teil des Sparens der privaten Haushalte durch Staatsverschuldung zu übernehmen und der Produktion und dem Konsum zurückzuführen.
Würde das bedeuten, die von den privaten Sparern angelegten (gehorteten) Gelder will niemand mehr haben und der Staat muss durch erhöhte Schulden dieses Geld wieder in den Kreislauf bringen? Die Banken wollen kein Geld mehr von ihren Kunden als Spargeld annehmen?
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Viele Grüße
Rudi
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Hallo Mumken,
Würde das bedeuten, die von den privaten Sparern angelegten (gehorteten) Gelder will niemand mehr haben und der Staat muss durch erhöhte Schulden dieses Geld wieder in den Kreislauf bringen?
Die „von den privaten Sparern angelegten (gehorteten) Gelder“ erzeugen zunächst eine Blase (Finanzkapital usw.). Platzt diese Blase, so erweist sich ein gewisser Teil der angelegten (gehorteten) Gelder als Scheininvestition und muss in der Krise durch Wertverfall wieder rückgängig gemacht werden, d. h. die ursprünglich zu einem hohen Preis angelegten Gelder finden in der Krise nur zu einem verbilligten Preis ihre Kunden. Reagiert nun der Staat auf diese Krise (auf diesen Preisverfall!) durch erhöhte Schuldenaufnahme, dann kann er die fehlende Nachfrage wett machen und die privaten Sparer zwingen, einen gewissen Teil ihrer Ersparnisse in Nettoinvestitionen zu verwandeln. – Die Weltwirtschaftkrise von 1929 und die darauf folgende New Deal von Roosevelt haben gezeigt, dass die Krisen des Kapitalismus nach diesem Rezept bekämpft werden können. In der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise hat sich aber herausgestellt, dass der Staat durch erhöhte Schuldenaufnahme die privaten Sparer nicht mehr veranlassen kann, einen gewissen Teil ihrer Ersparnisse in Nettoinvestitionen zu verwandeln. Die Produktion ist seit 1929 so mächtig geworden, dass jede zusätzliche Nachfrage seitens des Staates mit erhöhter Produktivität und Kapazitätsauslastung beantwortet wird. Das ist das Dilemma unserer Zeit!
Die Banken wollen kein Geld mehr von ihren Kunden als Spargeld annehmen?
Die Banken müssen von ihren Kunden selbst zu Krisenzeiten Geld annehmen, sei es auch zu einem niedrigen Zinssatz! Meines Wissens zahlen japanische Banken zur Zeit negative Zinsen, dennoch legen die JapanerInnen ihr Geld nicht im Ausland an, sondern bei japanischen Banken.
Herzliche Grüße aus Istanbul
Halil
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Die Banken müssen von ihren Kunden selbst zu Krisenzeiten Geld annehmen, sei es auch zu einem niedrigen Zinssatz! Meines Wissens zahlen japanische Banken zur Zeit negative Zinsen, dennoch legen die JapanerInnen ihr Geld nicht im Ausland an, sondern bei japanischen Banken.
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Bei Deiner oben genannten Aussage Halil tauchen bei mir sofort zwei neue Fragen auf.
Wieso muss die Bank auch in Krisenzeiten Geld annehmen ? Wer zwingt sie dazu?
Zum anderen frage ich mich, weshalb sollte ich Geld zur Bank bringen, wenn ich doch nur einen negativen Zins erhalte. Dann kann ich es doch auch direkt selbst aufbewahren. Oder erscheint der negative Zins hier nur als Entgelt für die Dienstleistung des Aufbewahrens?
Grüße aus der Eifel von
Rudi
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Hallo Mumken,
Wieso muss die Bank auch in Krisenzeiten Geld annehmen? Wer zwingt sie dazu?
Ich nehme an, die Geschäftsbedingungen der Banken zwingen sie zur Geldannahme. Sie machen ja keine Verluste; sie verdienen was, wenn sie zu negativen Zinsen Geld annehmen.
Zum anderen frage ich mich, weshalb sollte ich Geld zur Bank bringen, wenn ich doch nur einen negativen Zins erhalte. Dann kann ich es doch auch direkt selbst aufbewahren. Oder erscheint der negative Zins hier nur als Entgelt für die Dienstleistung des Aufbewahrens?
Ja, meines Erachtens erscheint der negative Zins als Entgelt für die Dienstleistung des Aufbewahrens. Sonst müsstest du dein Geld selbst aufbewahren und damit verbunden ein Sicherheitsrisiko eingehen. Der negative Zins ist also eine Art Versicherungsprämie dafür, dass die Bank dich gegen Sicherheitsrisiken schützt.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Eurelios,
Wir haben ein marodes Geldsystem das in seinen Endzügen ist und von unseren meisten Ökonomen, durch ihre Studiumausbildung von den alten ``Meister``, gar nicht mehr begreifen können das auch daß derzeitige Geldsystem scheitern wird. Nach dem Motto: Es darf nicht sein was nicht sein darf.
Es ist ganz normal, wenn unsere Ökonomen gar nicht verstehen, dass die alte Form des Wirtschaftens demnächst zugrunde geht. Die derzeitigen kapitalistischen Verhältnisse sind in den letzten vier Jahrhunderten Schritt für Schritt gewachsen und haben sich über viele Krisen hinweg als entwicklungsfähig erwiesen. Warum sollen sie auch diesmal nicht Bestand haben? Wenn unerwartet aus heiterem Himmel ein kräftiges Wirtschaftswachstum kommt, dann kann das derzeitige System weiter bestehen und alle ihm angelasteten „Schönheitsfehler“ überbrücken. – Das ist die Hoffnung unserer Ökonomen und die ist nicht aus der Welt zu schaffen, solange der globale Staatsbankrott nicht eintritt und seine desillusionierende Wirkung über diese Leute ausbreitet.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
Änderung Admin 02.06.2012:
Beitrag wurde von "Ökonomen zittern vor Griechen-Austritt" (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=209.msg1396#msg1396) nach hier verschoben.
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Es ist ganz normal, wenn unsere Ökonomen gar nicht verstehen, dass die alte Form des Wirtschaftens demnächst zugrunde geht. Die derzeitigen kapitalistischen Verhältnisse sind in den letzten vier Jahrhunderten Schritt für Schritt gewachsen und haben sich über viele Krisen hinweg als entwicklungsfähig erwiesen. Warum sollen sie auch diesmal nicht Bestand haben? Wenn unerwartet aus heiterem Himmel ein kräftiges Wirtschaftswachstum kommt, dann kann das derzeitige System weiter bestehen und alle ihm angelasteten „Schönheitsfehler“ überbrücken. – Das ist die Hoffnung unserer Ökonomen und die ist nicht aus der Welt zu schaffen, solange der globale Staatsbankrott nicht eintritt und seine desillusionierende Wirkung über diese Leute ausbreitet.
An Deine Vorstellung Halil, dass eine nachhaltige Änderung unseres Systems nur nach einem Crash mit Neuanfang möglich sei, wurde ich heute durch ein Deutschlandfunk-Interview nochmals erinnert. Auch der Buchautor "David Graeber" vertritt diese Meinung.
David Graeber glaubt nicht mehr an Wachstum. Mit Finanztransaktions- oder Reichensteuern könne man den Patienten nicht retten. Nur ein einmaliger Schuldenerlass und eine gleichzeitige Neugestaltung unserer Demokratie können Schlimmeres verhindern.
Mit einem Schuldenerlass alleine ist jedoch m. E. noch keine künftige Nachhaltigkeit bei der Verteilung von Vermögen und Einkommen zu erreichen.
Ebenso radikal lehnt David Graeber die Erfolgsgeschichte des Kapitalismus ab, solange unser Wohlstand auf Schuldenbergen und Ausbeutung beruht.
Das Interview zu seinem Buch ""inside occupy"" kann nachgelesen werden unter
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1771233/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1771233/)
Was mich jetzt wirklich interessieren würde, wäre sein Konzept für eine "Neue Demokratie". Wie soll diese denn aussehen und wie funktionieren?
Leider wurde auf diese Frage im Interview nicht eingegangen. :(
Beste Grüße aus der Eifel,
Rudi
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Hallo Mumken,
Mit einem Schuldenerlass alleine ist jedoch m. E. noch keine künftige Nachhaltigkeit bei der Verteilung von Vermögen und Einkommen zu erreichen.
Ich bin auch deiner Meinung. „Schuldenerlass“ ist nicht der richtige Ausdruck für das, was nach dem globalen Staatsbankrott geschehen soll. Nachhaltigkeit bei der Verteilung von Vermögen und Einkommen kann nur dann erreicht werden, wenn das letzte Zehntel der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland zwecks Aufhebung der Staatsschulden auf 40 Prozent des Nettovermögens verzichtet und diese Umschuldungsaktion nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt durchgeführt wird.
Was mich jetzt wirklich interessieren würde, wäre sein Konzept für eine "Neue Demokratie". Wie soll diese denn aussehen und wie funktionieren?
In meinem Buch "Lösung der Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus" entwickle ich folgenden Gedankengang für die Situation nach der weltweiten Umschuldung:
Das Maßnahmenpaket zur Lösung der Verschuldungsfrage ist zwar geeignet, alle Staaten der Welt schuldenfrei zu machen, doch dadurch wird eine Vermögensstruktur erzeugt, die es den Privatpersonen nicht mehr erlaubt, auf individueller Basis einen Besitz zu erwerben, dessen Preis jenseits vom festgelegten Vermögensgrenzwert liegt. Darüber hinaus sind alle größeren Vermögenswerte in der Hand des Staates konzentriert und es besteht wegen Negativwachstums und sinkender Nettoinvestitionen keine Möglichkeit, dass sich irgendwelche Unternehmer bereit erklären, die in Staatshand befindlichen Betriebe auf gemeinschaftlicher Basis zu übernehmen und zu leiten… In so einer historischen Situation wird die Übernahme der Großbetriebe durch ihre eigene Belegschaft zur Notwendigkeit, d. h. die unmittelbaren Produzenten müssen ihren eigenen Arbeitsplatz aufkaufen. Das ist die einzige Möglichkeit, weil allein die unmittelbaren Produzenten ein Interesse daran haben, unter den Bedingungen des Negativwachstums und der verschwindenden Gewinne die Produktion fortzusetzen… Es ist allerdings gut möglich, dass sich die unmittelbaren Produzenten gegen den Aufkauf ihrer Arbeitsplätze wehren und die Absicht äußern, dass sie lieber unter der Regie des Staates produzieren wollen, anstatt sich die Mühe zu machen, selbständig und gemeinschaftlich ihre eigenen Betriebe zu führen… In diesem Fall wäre es die Aufgabe des Staates, sie daran zu erinnern, dass es vom Auftrag und von der Interessenvertretung des Staates her nicht möglich ist, langfristig die Unternehmen zu führen… Außerdem besteht eine historische Notwendigkeit dafür, dass die Großunternehmen durch das Sparen der privaten Haushalte direkt aufgekauft werden. Da in der neuen Ära nach dem Ausscheiden der Staatsverschuldung kein Kreditnehmer für das Sparen der privaten Haushalte vorhanden sein wird, muss diese Summe von privaten Haushalten selbst zum Aufkauf ihrer Arbeitsplätze verwendet werden… In der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre war es der Massenkonsum, der die endgültige Lösung der Konsumfrage brachte; in der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise werden die Direktinvestitionen der privaten Haushalte in ihren eigenen Arbeitsplatz die eigentliche, Epoche machende Lösung sein.
Herzliche Grüße aus Istanbul
Halil Güvenis
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Hallo Halil,
Du schreibst:
Das Maßnahmenpaket zur Lösung der Verschuldungsfrage ist zwar geeignet, alle Staaten der Welt schuldenfrei zu machen, doch........
.......in der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise werden die Direktinvestitionen der privaten Haushalte in ihren eigenen Arbeitsplatz die eigentliche, Epoche machende Lösung sein
Naja da habe ich so meine Zweifel. Würde vielleicht funktionieren wenn alle Menschen wie bei den Pfadfindern das Motto hätten:
Jeden Tag eine gute Tat oder die Einstellung: Alle für Einen, Einer für Alle.
Dem ist leider nicht so weil fast jeder Mensch, bis auf Ausnahmen (Gandi, Martin Luther King, Mutter Theresa) nur an sich selber denkt
allenfalls noch an seine nächsten Angehörige.
Viele Grüße von
GÜNTER
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Ich bin auch deiner Meinung. „Schuldenerlass“ ist nicht der richtige Ausdruck für das, was nach dem globalen Staatsbankrott geschehen soll. Nachhaltigkeit bei der Verteilung von Vermögen und Einkommen kann nur dann erreicht werden, wenn das letzte Zehntel der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland zwecks Aufhebung der Staatsschulden auf 40 Prozent des Nettovermögens verzichtet und diese Umschuldungsaktion nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt durchgeführt wird.
Beim Schuldenerlass alleine stelle ich mir immer ein Monopolyspiels vor. Nach dem nun ein Spieler gewonnen hat wird ein neues Spiel gestartet. Dabei erhält jeder Spieler den gleichen Startbetrag als Spielgeld.
Die Nichtberücksichtigung der Einkommen und Vermögen würde beim Monopolyspiel bedeuten, dass alle Spieler die zuvor in ihrem Besitz befindlichen Häuser und Hotels behalten dürfen. Niemand würde bei einem solchen Spiel mitmachen, da ja feststeht, das die Besitzer von Häusern und Hotels in kürzester Zeit das Spiel schon wieder gewinnen werden.
In meinem Buch "Lösung der Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus" entwickle ich folgenden Gedankengang für die Situation nach der weltweiten Umschuldung:
Das Maßnahmenpaket zur Lösung der Verschuldungsfrage ist zwar geeignet, alle Staaten der Welt schuldenfrei zu machen, doch dadurch wird eine Vermögensstruktur erzeugt, die es den Privatpersonen nicht mehr erlaubt, auf individueller Basis einen Besitz zu erwerben, dessen Preis jenseits vom festgelegten Vermögensgrenzwert liegt.
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Wie ist der "festgelegte Vermögensgrenzwert" zu verstehen Halil? Soll staatlich eine Vermögensobergrenze geregelt werden?
Viele Grüße aus der Eifel von
Rudi
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Hallo Mumken,
Wie ist der "festgelegte Vermögensgrenzwert" zu verstehen Halil? Soll staatlich eine Vermögensobergrenze geregelt werden?
Mit dem „festgelegten Vermögensgrenzwert“ ist die maximal mögliche Obergrenze fürs Nettovermögen gemeint, das nach der einmaligen proportionalen Vermögenssteuer zur Tilgung der Staatsschulden noch in den Händen der Privatpersonen bleibt.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Halil,
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Mit dem „festgelegten Vermögensgrenzwert“ ist die maximal mögliche Obergrenze fürs Nettovermögen gemeint, das nach der einmaligen proportionalen Vermögenssteuer zur Tilgung der Staatsschulden noch in den Händen der Privatpersonen bleibt.
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nehmen wir zum Beispiel den Spitzenreiter in Deutschland von 2011 "Karl Hans Albrecht". Laut "Spiegel Online" vom 10.10.2011 (http://www.spiegel.de/wirtschaft/vermoegens-ranking-so-reich-sind-deutschlands-milliardaere-a-790867.html) besitzt er ein Vermögen von 17,2 Milliarden Euro.
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Nachhaltigkeit bei der Verteilung von Vermögen und Einkommen kann nur dann erreicht werden, wenn das letzte Zehntel der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland zwecks Aufhebung der Staatsschulden auf 40 Prozent des Nettovermögens verzichtet und diese Umschuldungsaktion nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt durchgeführt wird.
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"Karl Hans Albrecht" ist somit auch Spitzenreiter des letzten Zehntels der Bevölkerung. Wenn man die die Bevölkerung in 10 Vermögensgruppen (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=204.msg1353#msg1353) aufteilt, so besitzt das letzte Zehntel 61,1 Prozent des Gesamtvermögens.
Für "Karl Hans Albrecht" würde ein Verzicht auf 40 Prozent seines Vermögens somit eine Einbuße von 7,1 Milliarden Euro bedeuten. Ihm verblieben dann noch 10,1 Milliarden Euro. Wäre dies dann nach Deiner Vorstellung die "Obergrenze fürs Nettovermögen" von "Karl Hans Albrecht"? Dieser Wert wäre dann zementiert und könnte auch nicht mehr gesteigert werden? Würde er seine verbliebenen 10.1 Milliarden Euro nur zu 2 Prozent Zinsen anlegen erhielte er eine Zinszahlung in Höhe von über 500.000 Euro pro Tag, welche er unmöglich selbst verbrauchen kann.
Den unverbrauchten Rest würde ja dann der Staat kassieren. Herr "Karl Hans Albrecht" hätte meines Erachtens deshalb keinerlei Anreiz sein Vermögen zu mehren. Er hätte es viel einfacher, nur von dem vorhandenen Vermögen zu leben und keinerlei Arbeit mehr zu investieren?
Hier brauch ich noch ein wenig Hilfestellung, Halil.
Mit den besten Grüßen,
Rudi
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Hallo Mumken,
deine Fragen lauten also: Nach welchem Maßstab ist der arme Schlucker "Karl Hans Albrecht" an den Staatsschulden zu beteiligen? Welches Vermögen bleibt ihm nach der Enteignung übrig?
Zunächst einige Zahlen zur Vermögensverteilung in Deutschland: Das Gesamtvermögen in Deutschland beträgt 6,5 Billionen €. Das letzte Zehntel der erwachsenen Bevölkerung (= 6,5 Millionen) verfügt über 61,1 Prozent des Gesamtvermögens, also etwa über 3,97 Billionen €. Das macht durchschnittlich ein Vermögen von 610.769 € pro Person. Wenn ich zwecks Aufhebung der Staatsschulden 40 Prozent des Gesamtvermögens (6,5*0,4 = 2,6 Billionen €) von dieser Vermögensklasse abziehe, dann bleiben ihr immer noch 3,97 – 2,6 = 1,37 Billionen €, d. h. durchschnittlich ein Vermögen von 210.769 € pro Person, übrig.
In diesen durchschnittlichen Vermögensangaben sind aber sowohl der arme Schlucker "Karl Hans Albrecht" mit seinen 17,2 Milliarden € als auch weniger bemittelte Leute (sagen wir, von einer Vermögensstärke von 200.000 €) vertreten. Es wäre daher nicht gerecht, all diese Leute gleich zu behandeln und mit dem gleichen Steuersatz zu belegen. Stattdessen werden sie mit einem Steuersatz belegt, der proportional zum Vermögen steigt: Bis zum Freibetrag von 500.000 € werden keine Steuern erhoben. Für den Restbetrag bis zu einer Million werden 10 Prozent Steuern gezahlt. Für jede darauf folgende Million erhöht sich der Steuersatz um 10 Prozent, so dass für alles Vermögen, das über 10 Millionen € geht, 100 Prozent Steuern gezahlt werden. Nach diesem Berechnungsmaßstab zahlt also Karl Hans Albrecht Steuern in Höhe von:
für die erste Million 50.000
für die zweite Million 200.000
für die dritte Million 300.000
für die vierte Million 400.000
für die fünfte Million 500.000
für die sechste Million 600.000
für die siebte Million 700.000
für die achte Million 800.000
für die neunte Million 900.000
für die zehnte Million 1.000.000
___________________________
5.450.000
für den Rest 17.190.000.000
Am Ende der Umschuldungsaktion ist Karl Hans Albrecht der glückliche Besitzer von 4.550.000 €.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Jetzt hat mein unbedarftes Gehirn aber noch ein kleines Problem.
Diese Milliarden des Herrn Albrecht bestehen ja nicht aus Bargeld, sondern überwiegend in Form von Immobilien, Betriebseinrichtungen und Waren. Wenn ich jetzt davon ausgehe, daß er die 5 Millionen die ihm am Ende bleiben auf seinem Bankkonto liegen hat, müßte er also seinen gesamten Betrieb dem Staat übereignen. Wer hätte nach so einer Aktion noch Interesse eine Firma zu gründen? Jeder Lottogewinner stünde ohne Anstrengung und vorausgehendes Risiko besser da.
mfg
Markus
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deine Fragen lauten also: Nach welchem Maßstab ist der arme Schlucker "Karl Hans Albrecht" an den Staatsschulden zu beteiligen? Welches Vermögen bleibt ihm nach der Enteignung übrig?
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Hallo Halil,
Deine Antwort musste ich einige Male durchlesen bis ich die Zahlen richtig begriffen habe. Bei so vielen Nullen kann das etwas schwierig sein. Deinem Berechnungsmaßstab nach müsste Karl Hans Albrecht von seinem Vermögen in Höhe von 17,2 Milliarden € =17.200 Millionen € 17.195,5 Millionen € abgeben und behält "nur noch" 4,55 Millionen €.
Umgerechnet in Prozente müsste er von seinem Vermögen "99,94 %" an den Staat abgeben. >:(
Worin unterscheidet sich Deine Vision einer künftigen Gesellschaft von den bisherigen, als sogenannten "real existierenden sozialistischen Systemen" bezeichneten, Gesellschaftsformen? Deren Überlebensfähigkeit hat sich als relativ kurzfristig gezeigt und auch keine nennenswerten Vorteile für die Menschen in diesen Systemen gebracht, sondern war eher durch Stagnation gekennzeichnet.
Beste Grüße aus der Eifel
Rudi
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Hallo HannsGschaft,
Diese Milliarden des Herrn Albrecht bestehen ja nicht aus Bargeld, sondern überwiegend in Form von Immobilien, Betriebseinrichtungen und Waren. Wenn ich jetzt davon ausgehe, daß er die 5 Millionen die ihm am Ende bleiben auf seinem Bankkonto liegen hat, müßte er also seinen gesamten Betrieb dem Staat übereignen. Wer hätte nach so einer Aktion noch Interesse eine Firma zu gründen?
Die Antwort auf deine Frage steht oben im Beitrag: Antworten #23 am: 01. Juni 2012, 09:08:48. Diese Frage war ja der Ausgangspunkt der letzten Diskussionsbeiträge.
Gruß, Halil
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Hallo Mumken,
Worin unterscheidet sich Deine Vision einer künftigen Gesellschaft von den bisherigen, als sogenannten "real existierenden sozialistischen Systemen" bezeichneten, Gesellschaftsformen? Deren Überlebensfähigkeit hat sich als relativ kurzfristig gezeigt und auch keine nennenswerten Vorteile für die Menschen in diesen Systemen gebracht, sondern war eher durch Stagnation gekennzeichnet.
Meine Vision einer künftigen Gesellschaft unterscheidet sich von den „real existierenden sozialistischen Systemen“ in folgenden Punkten:
1. Zur Verstaatlichung der Produktionsmittel berufen sich die real existierenden sozialistischen Systeme auf irgendeine Version der marxistischen Ideologie, die sich durch eine Revolution durchgesetzt hat. Ich aber berufe mich auf die Beschlüsse eines Weltparlaments, das sich nach Gerechtigkeitsmaßstäben konstituiert hat und die globale und historische Souveränität der Weltvölker vertritt. Es liegt in der freien Entscheidung des Weltparlaments, zur weltweiten Aufhebung der Staatsschulden meinen Vorschlag (= meine Vision einer künftigen Gesellschaft) anzunehmen oder abzulehnen. Wenn es annimmt, dann nur deshalb, weil das Weltparlament von der Weltverfassung her verpflichtet ist, „die Höhe der Enteignung bzw. der Entschädigung unter gerechter Abwägung der globalen und historischen Ursachen der Schadens- und Schuldenentstehung zu bestimmen.“
2. Die real existierenden sozialistischen Systeme gehen bei der Höhe der Enteignung ideologisch (willkürlich) vor und verstaatlichen alle in Privathand befindlichen Produktionsmittel. Ich aber zeige, dass sich die Staatsschulden und das Privatvermögen je nach der Höhe des Vermögens historisch gegenseitig bedingt haben und deshalb ein proportional zum Vermögen steigender Steuersatz anzuwenden ist. (Für die erste Million Vermögen wird 50.000 € Steuern gezahlt, für die zehnte Million 1.000.000 € !)
3. Die real existierenden sozialistischen Systeme haben sich nicht überlebensfähig erwiesen, weil sich die breite Masse der Produzenten mit den in Staatshand befindlichen Produktionsmitteln gefühlsmäßig nicht identifizieren konnte und deshalb das Wirtschaftssystem vom Antrieb her in Stagnation und Untergang geführt wurde. Bei meiner Vision der künftigen Gesellschaft bleiben aber die Produktionsmittel nach der weltweiten Umschuldung nicht in der Hand des Staates. Sie werden in den Privatbesitz zurückgeführt, d. h. die unmittelbaren Produzenten müssen ihren Arbeitsplatz aufkaufen und ihre Betriebe selbst führen. Da die makroökonomischen Zeiger in so einer künftigen Gesellschaft nicht auf Wachstum und Gewinn eingestellt sein werden, sehe ich reale Chancen, dass sich diese Gesellschaft nachhaltig etablieren kann.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Halil,
erst mal vielen Dank für die ausführliche Darstellung in Deinen letzten Beiträgen.
unter Punkt 3 schreibst Du
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3. Die real existierenden sozialistischen Systeme haben sich nicht überlebensfähig erwiesen, weil sich die breite Masse der Produzenten mit den in Staatshand befindlichen Produktionsmitteln gefühlsmäßig nicht identifizieren konnte und deshalb das Wirtschaftssystem vom Antrieb her in Stagnation und Untergang geführt wurde.
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Dies ist sicher einer der wichtigsten Gründe für die fehlende Überlebensfähigkeit der staatlichen Betriebe gewesen. Im "real existierenden Sozialismus" galt folgender Spruch der "Werktätigen":
"Der Staat tut so, als ob er uns bezahlen würde und wir tun so, als ob wir für den Staat arbeiten würden"
Weiter schreibst Du:
.........
Bei meiner Vision der künftigen Gesellschaft bleiben aber die Produktionsmittel nach der weltweiten Umschuldung nicht in der Hand des Staates. Sie werden in den Privatbesitz zurückgeführt, d. h. die unmittelbaren Produzenten müssen ihren Arbeitsplatz aufkaufen und ihre Betriebe selbst führen. Da die makroökonomischen Zeiger in so einer künftigen Gesellschaft nicht auf Wachstum und Gewinn eingestellt sein werden, sehe ich reale Chancen, dass sich diese Gesellschaft nachhaltig etablieren kann.
.........
Wenn es ohne Wachstum und Gewinn funktionieren soll, müsste auch unser Geldsystem komplett anders organisiert werden. Unserer jetziges System funktioniert ja nur bei einem immerwährenden Wachstum und dann auch nur bis zur nächsten großen Krise mit einem folgenden Neuanfang.
Durch wen würde denn die "unsichtbare Hand" unserer Marktwirtschaft ersetzt werden, welche heute das Marktgeschehen dominiert?
Müsste dann nicht wieder eine Planwirtschaft organisiert werden, welche alle Ressourcen verteilt?
Herzliche Grüße aus der Eifel von
Rudi
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Hallo Mumken,
Wenn es ohne Wachstum und Gewinn funktionieren soll, müsste auch unser Geldsystem komplett anders organisiert werden. Unserer jetziges System funktioniert ja nur bei einem immerwährenden Wachstum und dann auch nur bis zur nächsten großen Krise mit einem folgenden Neuanfang.
Durch wen würde denn die "unsichtbare Hand" unserer Marktwirtschaft ersetzt werden, welche heute das Marktgeschehen dominiert?
Müsste dann nicht wieder eine Planwirtschaft organisiert werden, welche alle Ressourcen verteilt?
Meine ökonomische Analyse läuft darauf hinaus, zu zeigen, dass Wachstum und Gewinn in Zukunft nicht mehr möglich sein werden. An dieser historischen Tatsache kann nicht gerüttelt werden. Das kapitalistische System vernichtet seine Antriebskräfte, die in den letzten 400 Jahren sein Hauptmerkmal waren. Die gegenwärtige Schuldenkrise ist ein unmittelbarer Ausdruck dieses Niedergangs und wird jenseits vom globalen Staatsbankrott in einem Wirtschaftssystem enden, das vom Negativwachstum und von schrumpfenden Nettoinvestitionen ausgeht.
Im neuen Wirtschaftssystem wird sich die unsichtbare Hand unserer Marktwirtschaft immer noch durch das Zusammenspiel von Nachfrage und Angebot durchsetzen und es wird kein Raum da sein für eine Planwirtschaft, die die Ressourcen verteilt. Das Einzige, was sich wirtschaftlich ändern wird, ist die Aufhebung des Großvermögens zwecks Tilgung der Staatsschulden. An die Stelle der Großaktionäre werden die direkten Produzenten, die „Kleinaktionäre der Betriebe“, treten, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Klimapolitik entscheidend prägen werden. (Siehe mein Thesenpapier unter: http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=204.0 (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=204.0) )
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Halil,
zwischenzeitlich habe ich mir Dein Buch als PDF beim Shaker-Verlag besorgt.
Ich habe vergessen, darauf aufmerksam zu machen, dass ich jederzeit zur Verfügung stehe, über den Inhalt meines Buches "Lösung der Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus" zu diskutieren. Wenn Interesse besteht, kann das unter dieser Themenüberschrift geschehen.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, das das E-Buch auf der Verlagsseite ([url]http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9[/url] ([url]http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-9943-9[/url])) zu einem verbilligten Preis (9,94 Euro) online erhältlich ist.
Halil Güvenis
Auf Dein Angebot komme ich gerne zurück, da mir einfach noch einige Kenntnisse der Volkswirtschaftslehre fehlen um den Inhalt Deines Buches auch zu verstehen. Gleich auf Seite 9 beginnst Du mit einer theoretischen Abhandlung über die "volkswirtschaftliche Gesamtrechnung" (VGR).
(http://www.um-bruch.net/bilder/Halil_2.png)
Als Hinweis hast Du dazu Wikipedia angegeben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Volkswirtschaftliche_Gesamtrechnung (http://de.wikipedia.org/wiki/Volkswirtschaftliche_Gesamtrechnung)
Welcher Unterschied besteht jetzt eigentlich zwischen einer geschlossenen Volkswirtschaft, in welcher "Sparen = Investitionen" sein soll und der von Dir angeführten offenen Volkswirtschaft?
Bei der Formel für das Sparen habe ich noch Verständnisschwierigkeiten, da mir hier wohl einige volkswirtschaftliche Grundbegriffe fehlen, welche sich mir über den angegebenen Wikipedia-Beitrag auch noch nicht erschließen. Kannst Du mir hier etwas helfen?
Viele Grüße nach Istanbul,
Rudi
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Hallo Mumken,
Welcher Unterschied besteht jetzt eigentlich zwischen einer geschlossenen Volkswirtschaft, in welcher "Sparen = Investitionen" sein soll und der von Dir angeführten offenen Volkswirtschaft?
Wenn ich in der Gleichung S = Ibr – D – FSA den Finanzierungssaldo des Auslands FSA gleich null setze, erhalte ich S = Ibr – D , d. h. eine geschlossene Volkswirtschaft, bei der "Sparen = Nettoinvestitionen" gilt. Setze ich aber den Finanzierungssaldo des Auslands FSA ungleich null, so erhalte ich die vollständige Gleichung, d. h. eine offene Volkswirtschaft, bei der "Sparen = Nettoinvestitionen – Finanzierungssaldo des Auslands" gilt.
Bei der Formel für das Sparen habe ich noch Verständnisschwierigkeiten, da mir hier wohl einige volkswirtschaftliche Grundbegriffe fehlen, welche sich mir über den angegebenen Wikipedia-Beitrag auch noch nicht erschließen. Kannst Du mir hier etwas helfen?
Um die Gleichung S = Ibr – D – FSA herzuleiten, betrachte ich im Wikipedia-Beitrag das Bruttoinlandsprodukt 1. von der Verwendungs-, 2. von der Verteilungsseite her:
1. Bruttoinlandsprodukt = Konsum (Privat + Staat) + Bruttoinvestitionen (Privat + Staat) + Außenbeitrag (Exporte – Importe).
2. Bruttoinlandsprodukt = Abschreibungen + Nettonationaleinkommen – Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt.
Jetzt setze ich in beiden Gleichungen das Bruttoinlandsprodukt gleich:
Abschreibungen + Nettonationaleinkommen – Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt = Konsum + Bruttoinvestitionen + Außenbeitrag.
Ich bringe jetzt in dieser Gleichung ‚Nettonationaleinkommen und Konsum’ auf die linke Seite vom Gleichheitszeichen, während alles Andere rechts vom Gleichheitszeichen steht:
Nettonationaleinkommen – Konsum =
Bruttoinvestitionen – Abschreibungen + Außenbeitrag + Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt.
Wenn man
Sparen = Nettonationaleinkommen – Konsum,
Finanzierungssaldo des Auslands = – Außenbeitrag – Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt
setzt, dann erhält man die Gleichung
Sparen = Bruttoinvestitionen – Abschreibungen – Finanzierungssaldo des Auslands,
was zu beweisen war!
Herzliche Grüße aus dem schwülheißen Istanbul
Halil Güvenis
PS: Zur leichteren Handhabung der pdf-Datei mit hochkant gestellten Diagrammen empfehle ich folgendes: Kopiere die pdf-Datei und drehe die kopierte Datei mit Hife des pdf-Betrachters um 90 Grad im Uhrzeigersinn. Während du in der ersten Datei den Text liest, kannst du in der zweiten Datei viel bequemer mit den zitierten Diagrammen umgehen!
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Hallo Halil,
in meinem Beitrag fragte ich:
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Welcher Unterschied besteht jetzt eigentlich zwischen einer geschlossenen Volkswirtschaft, in welcher "Sparen = Investitionen" sein soll und der von Dir angeführten offenen Volkswirtschaft?
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Bereits bei der Aussage "in welcher "Sparen = Investitionen" sein soll" zeigt sich meine Skepsis gegenüber festgefügten Dogmas der Volkswirtschaftslehre (VWL). Um Deinen Ausführungen auch nur annähernd folgen zu können habe ich mir ein Lehrbuch über "Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft" (Schäffer-Poeschel; Auflage:19; Ulrich Baßeler, Jürgen Heinrich, Burkhard Utecht) in der Bücherei ausgeliehen.
Viele Foren wie auch ernsthafte Wissenschaftlern werfen der VWL vor, dass das Geldsystem nur als ein Schleier über dem Marktgeschehen wahrgenommen und damit eine Neutralität des Geldes suggeriert wird. Auch ich bin der Meinung, dass der Stellenwert des Geldes und damit auch die Stellung der Finanzindustrie im Wirtschaftssystem von der VWL bisher nur fragmentarisch berücksichtigt wurde.
In dem von mir ausgeliehen Buch wird die von Dir aufgeführte Grundthese, "Sparen = Investitionen" ebenfalls gelehrt und auch detailliert erläutert. Nach 493 Seiten heißt es dann unter Punkt
"16.1.2 Neue Entwicklungen im Finanzbereich"
"Der Prozess der Kreditvermittlung und der Abwicktung des Zahlungsverkehrs wurde und wird zunehmend durch zwei Innovationen im Finanzbereich überlagert:
- durch die zunehmende Möglichkeit der Geldschöpfung und der Kreditverwertung durch Banken und
- durch die damit verbundene Abkopplung des Finanzbereiches von der Realwirtschaft.
Das Geld als bloßes Mittel des Zahlungsverkehrs war lange Zeit ein so genanntes stoffwertiges Geld (vgt. Kapitel 1.6.3.2), vor allem Gold und Silber, und es bestand für die Banknoten die Deckungs- bzw. die Einlösungspflicht in Gold bzw. Silber. Die Geldmenge war damit an den Bestand von Gold gebunden, und Banken konnten Geld nicht in großem Umfang produzieren.
Im Laufe der Entwicklung von Wirtschaftsgesellschaften ist zunächst die Deckungspflicht und nachfolgend die Einlösungspflicht aufgegeben worden, zunächst im nationalen Bereich etwa Ende des Ersten Weltkrieges und im internationalen Bereich anfangs der 197Oer-Jahre.
Seitdem können die Banken nicht nur bei ihnen angelegte Sparbeträge verleihen, sondern sie können selbst Geld in großem Umfang schaffen. Banken schaffen Geld, das so genannte Buchgeld, einfach durch die Gewährung von Krediten (vgl. Kapitel 17). Und diese Möglichkeit der Kreditgewährung ist durch die Möglichkeit der Verbriefung und des Verkaufs der Kredite auf dem Finanzmarkt (vgL. Kapitel 16.2.3) noch einmal deutlich erweitert worden. Damit wird die Investition in Realkapital in gewisser Weise vom Prozess des Sparens entkoppelt und damit wird die Möglichkeit der Realkapitalbildung beschleunigt. Charakteristisch für die Zeit bis in die 1980er-Jahre blieb aber, dass die Kredite Investitionen in Realkapital finanziert haben und dass der Finanzbereich mit der Sachgüter produzierenden Realwirtschaft eng verbunden blieb.
........"
Im Buch wird eingehend eine Theorie "Sparen/Investitionen" (Abkürzung: SI) untermauert um dann auf Seite 493 zu erkennen, dass diese nur bis in die "1980er-Jahre" so Bestand hatte. Anzumerken ist, dass die vorliegende 19. Auflage nach Auffassung der Autoren in 2009 "gründlich überarbeitet und aktualisiert" wurde. Welchen Nutzen hat eine Theorie über das Verhältnis von "Sparen" und "Investitionen", wenn im Nachgang die Basis dieser Theorie von deren Vertretern selbst in Frage gestellt wird? Ist diese SI-Theorie dann nur noch eine Pflichtkür für angehende Wirtschaftswissenschaftler an Schulen und Universitäten?
Ich wünschte mir, dass die Studenten sich mit realistischeren Thesen beschäftigen könnten. Es wird erwähnt, dass seit 1970 Banken Geld in großem Umfang schaffen können. Auch vor 1970 haben die Geschäftsbanken bereits Geld geschöpft. Seit Einrichtung der ersten Banken wurde von diesen das Geschäft der Geldschöpfung beherrscht und auch durchgeführt. Im Wiki-Beitrag "Eigengeschäfte der Banken" (http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php/Das_Geldr%C3%A4tsel:_Geschichte:_Eigengesch%C3%A4fte_der_Banken) wird dieser Vorgang an einem einfachen Beispiel erläutert. Würden Banken kein Geld schöpfen, sondern nur von Kunden angelegte Ersparnisse zur Kreditvergabe mit entsprechender Sicherheit verwenden, wäre der Zusammenbruch einer Bank fast unmöglich. Sie müssten folglich auch nicht gerettet werden, wie dies zur Zeit ja auch tatkräftig in großem Maßstab mit Steuergeldern erfolgt. Meines Erachtens wird damit der SI-Theorie, als Grundpfeiler unserer Wirtschaftsbetrachtungen, das Fundament entzogen.
Ich möchte mit den o.g. Aussagen Deine Arbeit keinesfalls angreifen, da Du in Deinem Buch ja bewiesen hast, dass auch auf der Lehrmeinung der Mainstream-Volkswirtschaftler aufbauend unser jetziges System kollabieren muss.
Auch viele andere Anzeichen deuten an, dass die Halbwertszeit unseres jetzigen System bei weitem überschritten ist.
Interessanter werden wohl die Zukunftsszenarien sein. Soweit bin ich in Deinem Buch jedoch noch nicht vorgedrungen.
Soweit für heute mal,
Rudi
Überarbeitung und Ergänzung des Textes am 2.8.2012
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Hallo Mumken,
deine „Kritik“ betrifft nicht direkt meine Arbeit. Ich untersuche auf der Grundlage der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen das Langzeitverhalten der Wirtschaftsentwicklung in BRD, Japan und USA und nehme die von der Statistik gegebenen Zahlen so, wie sie sind. Ich glaube, deine „Kritik“ betrifft vielmehr die Grundlagen dieser statistischen Erhebung und diese Diskussion müsste an der betreffenden Stelle geführt werden. – Du müsstest mir im Gesamtzusammenhang meiner Analyse zeigen können, dass der von dir kritisierte Punkt bei meinem Vorgehen zu schwerwiegenden Fehlern führt!
Viele Grüße
Halil
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Hallo Mumken,
deine „Kritik“ betrifft nicht direkt meine Arbeit.
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Ich glaube, deine „Kritik“ betrifft vielmehr die Grundlagen dieser statistischen Erhebung und diese Diskussion müsste an der betreffenden Stelle geführt werden.
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Meine Skepsis, von Dir hier als "Kritik" bezeichnet, bezieht sich nur indirekt auf Deine Arbeit. Probleme habe ich mit dem Dogma der Volkswirtschaftslehre, dass
"Sparen = Investitionen"
sein soll. Die Hintergründe zu meinem Vorbehalt wollte ich mit meinem Beitrag darstellen. Wie stark die Verselbständigung des Finanzbereiches auch von den Autoren des Buches "Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft" gesehen wird, zeigt der folgende Auszug:
Abkoppelung des Finanzbereiches von der Realwirtschaft.
Mit der Erfindung neuartiger Finanzprodukte (vgt. Kapitel 1,6.2.3) hat sich der Finanzbereich mittlerweile aber zunehmend von der Realwirtschaft abgekoppelt. Es werden nicht mehr nur reale Produktionszuwächse finanziert, sondern der Finanzbereich investiert auch in bloß monetäre Wertzuwächse. Dies geschieht vor allem durch den spekulativen Kauf von Vermögenswerten, in der Erwartung, dass deren Preise steigen. Beispiele sind der Aktienboom in der »New Economy« bis Ende 2000, der Immobilienboom in den USA bis etwa Ende 2007 oder der Boom der Rohstoffpreise zwischen 2005 und 2008. Charakteristisch ist, dass hier nicht in neue Maschinen und Anlagen investiert wird, sondern dass bloße Bewertungsgewinne entstehen, die in der Regel mit dem Abklingen des Booms, mit dem »Platzen der Spekulationsblase« wieder verschwinden. Damit entsteht eine problematische Form von Finanzkapitalismus, weil einerseits Preise ihre Lenkungsfunktion als langfristige Knappheitsindikatoren verlieren und andererseits Unternehmen ihre Innovationsaktivitäten zunehmend in den real nicht produktiven Finanzbereich verlagern.
Von den Umsätzen her gesehen ist die Finanzwelt nun kein Teilgebiet der Wirtschaftslehre sondern eher umgekehrt. Die gewaltige Geldschöpfung der Geschäftsbanken, speziell für reine Finanzprodukte, entzieht damit der Formel ""Sparen = Investitionen" die Grundlage, wie bereits im letzten Beitrag erwähnt.
Welche Auswirkungen dass auf Deine Arbeit haben könnte, kann ich nicht beurteilen. Hierzu fehlen mir definitiv Kenntnisse der "Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung" (VGR) zur Bewertung.
Beste Grüße
Rudi
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Hallo Mumken,
Die gewaltige Geldschöpfung der Geschäftsbanken, speziell für reine Finanzprodukte, entzieht damit der Formel ""Sparen = Investitionen" die Grundlage, wie bereits im letzten Beitrag erwähnt.
Ich glaube, das von dir genannte Problem entsteht deshalb, weil vom Standpunkt der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen her die Größen ‚Sparen und Investitionen’ Stromgrößen sind und natürlich die gewaltige Geldschöpfung der Geschäftsbanken, die reinen Finanzprodukte nicht enthalten. Die von dir gesuchte Größe ist die Zustandsgröße ‚das Nettoanlagevermögen zu Verkaufspreisen’, das die Finanzzuschläge registriert. Für die USA wird dort unter der Rubrik Nominal holding gains or losses (-) folgende BEA-Statistik aufgeführt:
Nominal holding gains or losses (-) Mrd. US-Dollar
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
837,0 814,2 1.037,8 2.591,0 2.761,9 2.150,4 1.005,1 842,5 -1.288,2 442,2
Die oben stehenden Beträge wurden in den USA praktisch aus der Luft geschöpft (ausgenommen das Jahr 2009, wo in den Sand gesetzt wurde). Und all diese Preisbewegungen wurden in meiner Arbeit als Nettoanlagevermögen zu Verkaufspreisen berücksichtigt und bilden das Rückgrad meiner Argumentation.
Viele Grüße
Halil
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Hallo Halil,
in einem Beitrag der Nachdenkseiten "Attac legt Konzept für europaweit koordinierte Vermögensabgabe vor" (http://www.nachdenkseiten.de/?p=14126#h05) wird auf einige Umverteilungsmechanismen eingegangen, welche auch vom Grundsatz her in Deinem Buch so beschrieben sind.
Es geht sowohl um eine einmalige Vermögensabgabe in erheblicher Höhe wie auch um eine dauerhafte Reduzierung der Vermögensanhäufungen in wenigen Händen.
Originalbeitrag von Attac: Für eine europaweit koordinierte Vermögensabgabe (http://www.attac.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/umverteilen/Attac-Konzeptpapier_Umverteilen.pdf)
Die Anmerkung auf den Nachdenkseiten von WL (ich nehme an es handelt sich um den Mitherausgeber Wolfgang Lieb) ist zwar nachvollziehbar, jedoch in Bezug auf Attac nicht zutreffend
"Anmerkung WL: Es ist ja verständlich, dass die auf internationaler Ebene agierende NGO attac gleich eine europaweite Vermögensteuer und Vermögensabgabe verlangt. Das erinnert aber fatal an die Taktik der Bundesregierung etwa die Transaktionsteuer oder die Bankenregulierung auf die internationale oder zumindest auf die europäische Ebene und damit auf die lange Bank zu verschieben."
Dienen Ausweitungen solcher Forderungen der Bundesregierung eindeutig dazu, ein Zustandekommen definitiv zu "verhindern" kann man dies der Nichtregierungsorganisation Attac sicher nicht unterstellen.
Auf die elegante Möglichkeit unser Parteien und auch der Regierung ihre tatsächlichen Motivation zu verstecken hatte ich bereits in einem Beitrag zu "Komplexität; Noch ein kleiner Nachtrag zum SWR1 Interview mit Prof. Karl Jurka." (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=211.msg1445#msg1445) higewiesen.
"Ich bin für die Finanztransaktionssteuer, allerdings für eine einheitliche Regelung, nicht nur in Deutschland"
Ob diese Forderungen wie ein Strohfeuer irgendwann wieder verschwinden oder sich aber zu einer ernstzunehmenden Gefahr für unsere Geldeliten entwickeln, wird die Zukunft zeigen.
Viele Grüße,
Rudi
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Hallo Mumken,
das Attac-Thesenpapier Für eine europaweit koordinierte Vermögensabgabe
(http://www.attac.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/umverteilen/Attac-Konzeptpapier_Umverteilen.pdf (http://www.attac.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/umverteilen/Attac-Konzeptpapier_Umverteilen.pdf))
ist grundsätzlicher Art. Um darauf eingehen zu können, bräuchte ich mehr Zeit, als mir im Moment zur Verfügung steht. Ich bin gerade beim Verreisen und möchte deshalb die Antwort auf dieses Thesenpapier um etwa vier Wochen verschieben.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Halil
.......
Ich bin gerade beim Verreisen und möchte deshalb die Antwort auf dieses Thesenpapier um etwa vier Wochen verschieben.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
Dieses Thema läuft uns ganz bestimmt nicht davon. War auch nicht so gemeint, dass Du hierauf unbedingt antworten solltest. Es verdichten sich jedoch einige, der auch von Dir vorgetragenen Ideen. Dies finde ich als solches schon bemerkenswert.
Eine angenehme Reise wünsche ich Dir. :)
Bis in einigen Wochen,
Rudi.
PS:
Vielleicht kannst Du zwischendurch trotzdem mal vorbei schauen. ;)
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Hallo Mumken,
Dieses Thema läuft uns ganz bestimmt nicht davon. War auch nicht so gemeint, dass Du hierauf unbedingt antworten solltest. Es verdichten sich jedoch einige, der auch von Dir vorgetragenen Ideen. Dies finde ich als solches schon bemerkenswert.
Das Attac-Konzeptpapier Für eine europaweit koordinierte Vermögensabgabe ist in der Tat ein bemerkenswertes Schriftstück, das dicht an die Lösung des Schuldenproblems herankommt. Es ist äußerst interessant zu beobachten, dass in letzter Zeit immer häufiger neue Thesen in Richtung der Vermögensabgabe geäußert werden. Nach dem globalen Staatsbankrott wird wahrscheinlich dieses Problem endgültig gelöst werden. Du hast aber recht mit deiner Bemerkung, dass ich auf dieses Konzeptpapier nicht unbedingt antworten sollte. Der einzige Punkt, auf den ich hinweisen will, ist, dass sich die Schuldenproblematik weltweit entwickelt hat und deshalb ihre Lösung auf internationaler Plattform, z. B. im Rahmen der UNO, koordiniert werden sollte.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Mumken,
unten eine Statistik der Bundesbank, in der das Sach- und Geldvermögen der Bundesrepublik, insgesamt und sektoral aufgeteilt, steht. In dieser Statistik werden alle von dir geforderten Wertsteigerungen des Sach- und Geldvermögens berücksichtigt.
Gruss, Halil
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Statistiken/sektorale_und_gesamtwirtschaftliche_vermoegensbilanzen_xls.xls?__blob=publicationFile (http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Statistiken/sektorale_und_gesamtwirtschaftliche_vermoegensbilanzen_xls.xls?__blob=publicationFile)
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Hallo Mumken,
unten eine Statistik der Bundesbank, in der das Sach- und Geldvermögen der Bundesrepublik, insgesamt und sektoral aufgeteilt, steht. In dieser Statistik werden alle von dir geforderten Wertsteigerungen des Sach- und Geldvermögens berücksichtigt.
. . . . .
Vielen Dank für den Link zu dieser Statistik, Halil. Zu den dort aufgeführten Sektoren hatte ich noch einige Schwierigkeiten bei der Zuordnung.
Nach einigem googeln habe ich es mir dann so vorgestellt:
Sektor "finanzielle Kapitalgesellschaften" = Banken, Versicherungen und Pensionskassen.
Sektor "nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften" = Unternehmen, welche Waren herstellen und verteilen sowie Dienstleistungsunternehmen.
Über die genaue Bedeutung der Zahlen bin ich mir noch nicht klar. Im Jahr 2011 stammen von 18,8 Billionen Aktiva 5,4 Billionen aus Forderungen von Ausländern und 11.4 Billionen als Volksvermögen, Zeile (15). Weist Du, was man unter diesem Volksvermögen verstehen kann? Mit solchen Bilanzaufstellungen habe ich so meine Verständnisprobleme. :-[
Beste Grüße,
Rudi
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Hallo Mumken,
da ich in grosser Eile bin, werde ich auf deine Frage erst in einer Woche antworten können.
Viele Grüsse aus Istanbul
Halil
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Hallo Mumken,
da ich in grosser Eile bin, werde ich auf deine Frage erst in einer Woche antworten können.
Viele Grüsse aus Istanbul
Halil
Hallo Halil,
soviel Zeit werde ich doch wohl noch haben. ;)
Meinem Gefühl nach wird das System noch einige Zeit laufen, bevor wir den Druckpunkt erreichen und mit Manipulationen am bestehenden System sichtbar scheitern.
Um eine Vermögensabgabe wie von Dir gefordert zu ermöglichen, ist die Kenntnis über das vorhandene Vermögen unabdingbar. Diesen Punkt hatte auch Markus in seinem Beitrag
http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=216.msg1495#msg1495 (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=216.msg1495#msg1495)
schon angesprochen, speziell auf das Thema "ausländische Vermögen und deren Erfassung"
Grüße aus der Eifel
Rudi
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Hallo Mumken,
Über die genaue Bedeutung der Zahlen bin ich mir noch nicht klar. Im Jahr 2011 stammen von 18,8 Billionen Aktiva 5,4 Billionen aus Forderungen von Ausländern und 11.4 Billionen als Volksvermögen, Zeile (15). Weist Du, was man unter diesem Volksvermögen verstehen kann? Mit solchen Bilanzaufstellungen habe ich so meine Verständnisprobleme.
Aktiva im Jahr 2011 betragen nicht 18,8 Billionen, sondern 11,4 + 5,4 Billionen = 16,8 Billionen. 5,4 Billionen sind Forderungen des Auslands gegenüber dem Inland, also das Fremdkapital im „Unternehmen Inland“. Der Rest, das Volksvermögen, ist das Eigenkapital des „Unternehmens Inland“, wobei in diesem Eigenkapital zugleich Forderungen des Inlands gegenüber dem Ausland enthalten sind.
Meinem Gefühl nach wird das System noch einige Zeit laufen, bevor wir den Druckpunkt erreichen und mit Manipulationen am bestehenden System sichtbar scheitern.
„Manipulationen am bestehenden System“ sind für mich in erster Linie zügellose Staatsverschuldung durch Notenpresse. Diese Maßnahme wurde aber bisher noch nicht voll eingesetzt. Erst nachdem diese Methode nicht mehr greift und der vollständige Vertrauensschwund nicht zu übersehen ist, kommt es zum Zusammenbruch.
Ein kürzeres Szenario kann ich mir so vorstellen: In Spanien entstehen griechische Zustände und dadurch wird das Pulverfass Italien angezündet. Beide zusammen sprengen die EU und geben Anlass zum Zusammenbruch des Weltfinanzierungssystems. In diesem Fall bräuchte der Vertrauensschwund nicht vollständig zu sein. Der Patient würde an Atem- bzw. Finanzierungsnot sterben.
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Halil,
Aktiva im Jahr 2011 betragen nicht 18,8 Billionen, sondern 11,4 + 5,4 Billionen = 16,8 Billionen.
da habe ich wohl etwas falsch übertragen.
5,4 Billionen sind Forderungen des Auslands gegenüber dem Inland, also das Fremdkapital im „Unternehmen Inland“. Der Rest, das Volksvermögen, ist das Eigenkapital des „Unternehmens Inland“, wobei in diesem Eigenkapital zugleich Forderungen des Inlands gegenüber dem Ausland enthalten sind.
Danke für diese Erläuterung.
In den 5,4 Millionen Forderungen des Auslands sind da auch die Beteiligungen ausländischer Unternehmen an deutschen Unternehmen enthalten?
Beste Grüße von
Rudi
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In den 5,4 Millionen Forderungen des Auslands sind da auch die Beteiligungen ausländischer Unternehmen an deutschen Unternehmen enthalten?
Ja, wenn das betreffende ausländische Unternehmen seine Forderungen vom Ausland aus stellt.
Stellt aber dieses ausländische Unternemen seine Forderungen ans Inland von seiner inländischen Präsenz aus, so werden diese Beteiligungen wohl im Geldvermögen des Inlands berücksichtigt. Es kommt also darauf an, ob das Unternemen seinen Sitz im In- oder Ausland hat.
Gruss, Halil
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Hohe Gehälter: Linke will 100-Prozent-Steuersatz
Bei einer halben Million Euro Einkommen im Jahr soll Schluss sein: Nach dem Willen der Linkspartei soll der Staat Einkünfte auf 500.000 Euro beschränken, alles darüber komplett einziehen. Die Forderung wird laut einem Zeitungsbericht Teil des Wahlprogramms.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/linke-will-100-prozent-steuer-ab-einer-halben-million-euro-einkommen-a-880874.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/linke-will-100-prozent-steuer-ab-einer-halben-million-euro-einkommen-a-880874.html)
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Von HannsGschaft der Hinweis auf ein interessantes Interview mit Sahra Wagenknecht.
http://das-blaettchen.de/2013/03/marktwirtschaft-ohne-kapitalismus-und-sozialismus-ohne-planwirtschaftim-gespraech-mit-sahra-wagenknecht-23147.html (http://das-blaettchen.de/2013/03/marktwirtschaft-ohne-kapitalismus-und-sozialismus-ohne-planwirtschaftim-gespraech-mit-sahra-wagenknecht-23147.html)
Nur ein "bisschen kapitalistisch", abgeleitet von "ein bisschen schwanger sein", geht das? Bleibt die Motivation der Menschen zur Leistung da nicht auf der Strecke oder reicht der geminderte Reichtum der Gesellschaft auch noch aus?
Mir fällt da Keynes mit seiner Schrift Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkelkinder (http://um-bruch.net/uwiki/index.php/Wirtschaftliche_M%C3%B6glichkeiten_f%C3%BCr_unsere_Enkelkinder) ein. Ja, er hat neben seiner Nachfragetheorie auch noch weitertragenden Vorstellungen über unsere Gesellschaft gehabt, wenn diese auch kaum bekannt sein dürften.
Beste Grüße
Rudi
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Hallo HannsGschaft,
Hallo Mumken,
ich habe das von der Zeitschrift „Das Blättchen“ am 18. März 2013 veröffentlichte Interview mit Sahra Wagenknecht „Marktwirtschaft ohne Kapitalismus und Sozialismus ohne Planwirtschaft“ gelesen ( http://das-blaettchen.de/2013/03/marktwirtschaft-ohne-kapitalismus-und-sozialismus-ohne-planwirtschaftim-gespraech-mit-sahra-wagenknecht-23147.html (http://das-blaettchen.de/2013/03/marktwirtschaft-ohne-kapitalismus-und-sozialismus-ohne-planwirtschaftim-gespraech-mit-sahra-wagenknecht-23147.html) ) und halte es für einen äußerst wichtigen und wegweisenden Beitrag zur Lösung der Weltwirtschaftskrise.
Ich möchte im Folgenden durch einige Zitate aus diesem Interview das Wesentliche an Sahra Wagenknechts Thesen zusammenfassend darstellen und wenn nötig, kommentieren:
1. Das Blättchen: Und Sie legen sich prognostisch fest: Entweder läuft alles so weiter wie bisher bis zum finalen Crash, den Sie eher früher als später erwarten, oder der Wechsel zu einem anderen „Geschäftsmodell“ wird bewusst herbeigeführt. Ihre Alternative nennen Sie, wir erwähnten es schon, „kreativen Sozialismus“. Was soll das sein? Vor allem auch im Unterschied zu bisher bereits gewesenen oder noch existierenden Sozialismen?
Wagenknecht: Kreativer Sozialismus ist Marktwirtschaft, aber in einem sehr viel sozialeren Sinne, als es der gerühmte rheinische Kapitalismus je war, weil er sich in der elementarsten Frage, nämlich der nach dem Eigentum, nach der Verfügbarkeit über die wirtschaftlichen Ressourcen grundlegend vom Kapitalismus unterscheidet. In meinem Buch („Freiheit statt Kapitalismus“ Anmerkung von H. G.) habe ich dabei im Übrigen recht ausführlich hergeleitet, dass es „Marktwirtschaft ohne Kapitalismus“ und „Sozialismus ohne Planwirtschaft“ tatsächlich geben kann.
2. Das Blättchen: Das macht die nächste Frage umso elementarer und spannender: Welchen Weg haben Sie für die Einführung Ihres kreativen Sozialismus im Auge?
Wagenknecht: Das ist natürlich von Land zu Land unterschiedlich. Für Europa kann ich mir vorstellen, dass grundlegende gesellschaftliche Veränderungen mit einer breiten außerparlamentarischen Opposition, mit einer starken Streikbewegung und entsprechenden Wahlergebnissen durchsetzbar sind. Wahlergebnisse müssen natürlich durch gesellschaftliche Bewegungen abgestützt sein, damit veränderungsbereite Regierungen überhaupt eine Chance für die Umsetzung tiefgreifender Umgestaltungen der Eigentumsverhältnisse haben und nicht über kurz oder lang vertrieben werden. Ich denke dabei zum Beispiel an Gewerkschaften, die willens sind, notfalls auch den Generalstreik ausrufen, wenn gegen eine gewählte Regierung zu undemokratischen Mitteln gegriffen wird. Und was die Chancen anbetrifft: Bei den letztjährigen Parlamentswahlen in Griechenland hat die Linke die Mehrheit nur knapp verfehlt.
Kommentar: Wagenknechts Vorstellungen für den Übergang zum kreativen Sozialismus sind unzureichend. Der kreative Sozialismus ist eine derart radikale Forderung, dass sie sich kaum durch einen Generalstreik in „Friedenszeiten“ durchsetzen lässt. Etwas ganz anderes wäre aber, diese Forderung nach dem finalen Crash (= dem globalen Staatsbankrott) zu stellen. In so einer einmaligen, geschichtlichen Situation würden die Weltvölker ohne weiteres bereit sein, radikale Lösungen zu akzeptieren.
3. Das Blättchen: Eine recht brachiale Medizin schlagen Sie nicht zuletzt für die durch die Finanzkrise und aberwitzige Bankenrettungsaktionen exorbitant angestiegenen Staatsschulden vieler westlicher Industrieländer vor, in deren Folge Griechenland – maßgeblich auf Betreiben unserer Bundeskanzlerin – bereits zu dauerhaftem wirtschaftlichen und sozialen Siechtum verurteilt wurde: Schuldenschnitt zu 100 Prozent, mindestens für alle durch staatliche Bankenrettungsaktivitäten angehäuften Verbindlichkeiten. Sollten wir für den Fall, Sie setzten sich durch, schnell noch unsere Spar-Euros von der Volksbank holen? Denn so ein Schuldenschnitt müsste ja Banken wie Dominosteine zusammenkrachen lassen.
Wagenknecht: Volksbanken und Sparkassen haben an der Casino-Zockerei der Privatbanken ja praktisch nicht teilgenommen, mussten also auch nicht infolge Verzockerei gerettet werden und trugen nicht nur nicht zum Anstieg der Staatsschulden bei, sondern hatten wesentlichen Anteil daran, die Finanzkrise nicht voll auf Deutschland durchschlagen zu lassen. Ein Schuldenschnitt würde in deren Bilanzen nicht unmittelbar eingreifen. Wie gut, wenn ich das anmerken darf, dass sich die private Finanzindustrie mit ihrer langjährigen Forderung, das dreigliedrige deutsche Bankensystem zugunsten der Privatbanken abzuschaffen, bis zum Ausbruch der gegenwärtigen Krise nur teilweise durchsetzen konnte.
Was allerdings die Privatbanken anbetrifft, da brauchen wir eine grundsätzliche Neuordnung des Systems. Dabei muss der Staat für die Aufgaben einstehen, die für die Volkswirtschaft wichtig sind: Die elementaren Bankfunktionen, das Einlage- und Kreditgeschäft und die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, müssen öffentlich kontrolliert und abgesichert werden. Und bei dem von mir vorgeschlagenen Schuldenschnitt, das habe ich mehrfach ganz klar gesagt, soll kein Kleinsparer um seine Einlagen bei Privatbanken fürchten müssen. Diese Einlagen wären bis zu einer Höhe von sagen wir 500.000 Euro, die die allermeisten Kleinsparer vollständig vor Verlusten schützen würde, staatlich zu garantieren.
Kommentar: Der Freibetrag von 500.000 Euro ist eine gerechte Maßnahme, um die Kleinsparer zu schützen. Auch bei meiner Lösung der Staatsschuldenfrage wird eine einmalige Vermögenssteuer mit einem Freibetrag von 500.000 Euro gefordert (Halil Güvenis, Lösung der Klimakrise im Rahmen der Zusammenbruchskrise des Kapitalismus. Aachen: Shaker, 2011).
4. Das Blättchen: Mit Ihrem Vorschlag zur Schaffung von Gemeineigentum stehen Sie einerseits auf dem Boden des Grundgesetzes. Andererseits wollen Sie entschädigungslos enteignen. Wir sind da im Übrigen völlig d’accord mit Ihnen, den in den Zeiten des Neoliberalismus und insbesondere des Finanzmarktbooms exponentiell gewachsenen Vermögen der Zocker sowie der Reichen und Superreichen, der Banken, Hedge Fonds, Versicherungen und Großkonzerne, die praktisch als einzige von den Entwicklungen profitiert haben, die zur jetzigen Systemkrise geführt haben, nicht noch weitere Milliarden an Steuergeldern hinterherzuwerfen. Artikel 15 im Grundgesetz lautet allerdings: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt (Hervorhebung – Das Blättchen), in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“ Und Artikel 14, Absatz drei ergänzt: „Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.“ Wie wollen Sie mit diesen Verfassungspostulaten umgehen?
Wagenknecht: Natürlich will ich Kleinanleger nicht enteignen. Wenn etwa Telekommunikation als wichtiger Teil der Grundversorgung außer Eigentum gestellt, also vergesellschaftet würde, dann soll diese Anteilseigner-Gruppe angemessen entschädigt werden.
Vergesellschaftungsfragen sind im Übrigen gesellschaftliche Machtfragen, und in dieser Hinsicht stehen die Verhältnisse bei uns derzeit auf eine höchst undemokratische Weise auf dem Kopf: Das System begünstigt völlig einseitig eine verschwindende Minderheit, und die Mehrheit zahlt dafür, dass diese Minderheit, die Reichen, vor Vermögensverlusten geschützt werden. Großinvestoren haben ihre Vermögen nicht erarbeitet, sondern ererbt oder zusammenspekuliert. Soweit diese Vermögen im Vorfeld sowie in der Finanzkrise weiter gewachsen sind, bestehen sie heute praktisch zu einem erheblichen Teil aus Geldern der staatlichen Bankenrettung, also aus Steuergeldern. Ich würde im Hinblick auf diese Schicht daher auch gar nicht von Enteignung sprechen, wenn die Gesellschaft sich das zurückholt, was ihr eigentlich gehört. Und was den verfassungsrechtlichen Aspekt anbetrifft, so gibt es durchaus ein historisches Vorbild in der Bundesrepublik. Das war die 1948 beschlossene sogenannte Lastenausgleichsabgabe, die Vermögende – zumindest auf dem Papier – zur Aufgabe von 50 Prozent ihres Vermögens verpflichtete und bei der im Nachhinein auch niemand auf die Idee kam, sie als grundgesetzwidrig einzustufen.
Ein nicht unmaßgeblicher Prozentsatz der Probleme würde sich aber nicht zuletzt im Selbstlauf erledigen, sobald der oben skizzierte Schuldenschnitt vollzogen wäre und jegliche staatliche Bankenrettung für alles, was nicht zu den angesprochenen volkswirtschaftlich notwendigen Funktionsbereichen von Finanzinstituten zählt, eingestellt würde. Dann wären die diesbezüglichen Verbindlichkeiten der Staaten und Forderungen der privaten Banken und anderer Großgläubiger in gleicher Höhe aus der Welt. Sicher würde das die Reichen ziemlich viel Geld kosten, aber ein rechtliches Problem sehe ich darin nicht – und ein moralisches schon gar nicht. Der moralische Makel liegt systembedingt grundsätzlich auf der Seite der Reichen: Das Betriebsvermögen von BMW geht doch nicht auf die Quandts oder Frau Klatten zurück sondern auf die Arbeit der Beschäftigten. Und in deren Hand gehört es auch.
Kommentar: Wagenknecht erkennt hier ganz korrekt, dass in den letzten Jahrzehnten die Vermögen der Reichen um ungefähr dieselbe Summe gestiegen sind, wie auf der anderen Seite die Staatschulden. Das hat zur Folge, dass die Reichen genau um diese Summe enteignet werden müssen, damit diese Staatshandlung auf der Grundlage der Grundgesetzartikel 14 und 15 steht. Was aber Wagenknecht nicht berücksichtigt, ist, dass es zu einer beispiellosen Kapitalflucht und zu einem Chaos führen würde, wenn ein einzelnes Land auf der Erde die Enteignung durchführen würde. Also müssen alle Weltvölker gemeinsam auf der Grundlage einer Weltverfassung die Enteignung durchführen. Diese Forderung wird aber von Wagenknecht gar nicht erhoben.
5. Das Blättchen: In Ihrem Buch machen Sie deutlich: Ihnen geht es zuvorderst um die Vergesellschaftung gemeinwohlrelevanter Geschäftstätigkeiten sowie von wirtschaftlichen Einheiten, die von ihrer schieren Größe her machtrelevant sind. Welche Messlatte wollen Sie dabei anlegen, um, wie Sie es nennen, „eigentumsunfähige“ Unternehmen zu ermitteln?
Wagenknecht: Es bieten sich vor allem drei Kriterien an, um gemeinwohlrelevante von privater Geschäftstätigkeit zu unterscheiden:
– die monopolistische oder zumindest marktdominierende Stellung eines Unternehmens,
– seine Bedeutung für Beschäftigung und Investitionen in einer wichtigen Branche der Volkswirtschaft und
– die Erbringung einer öffentlichen Dienstleistung.
Ich bin dafür, existenzielle Bereiche der Wirtschaft, die für die Gesamtgesellschaft relevant sind beziehungsweise das Leben der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung ganz unmittelbar betreffen, „außer Eigentum“ zu setzen, also nicht einfach zu verstaatlichen beziehungsweise in öffentlich-rechtliches Eigentum zu überführen. Das haben wir heute auch schon, ohne dass Reprivatisierungen nicht immer wieder – zuletzt in der Orgie des Neoliberalismus seit den 90er Jahren – vorgekommen wären. Zu diesen existenzielle Bereichen zähle ich neben der Grundversorgung (Wasser, Energie, Mobilität, Kommunikation, Bildung, Gesundheit, Mietwohnungen und kommunale Dienste) vor allem auch Banken und Versicherungen. Das sind die „etwa 100 bis 200 Unternehmen“. Die müssen verfassungsrechtlich so gestellt werden, dass Reprivatisierungen ein für alle Mal ausgeschlossen sind. Das meine ich mit „außer Eigentum setzen“. Für die ganz überwiegende Anzahl der Großunternehmen von Automobilkonzernen über Chemieunternehmen bis zu Handelsriesen ist das nicht notwendig; die könnten und sollten in Belegschaftseigentum überführt werden.
Das Blättchen: Also Anteilsaktien?
Nein – die nun gerade nicht. Die dienen ja auch heute letztlich nur dazu, in den Beschäftigten eine klein-kapitalistische Eigentümerlogik zu verankern, die sie daran hindern soll zu erkennen, wie das System tatsächlich funktioniert.
Ich stelle mir vielmehr eine Art Stiftungsmodell vor, in dem die Belegschaft die strategische Entscheidungsbefugnis hat. In solch einem Modell darf kein Gewinn an Dritte ausgeschüttet werden. Bei gutem Geschäftsergebnis steigen Löhne und Gehälter, und es kann investiert werden. Das wären dann aber auch die einzigen treibenden Motive für ein (kollektives) Gewinnstreben. Damit würden zugleich Ausbeutung und die Entstehung wirtschaftlicher Macht, die zu politischer Macht führt, ausgeschlossen.
Kommentar: Wagenknecht schlägt also vor, die überwiegende Anzahl der Großunternehmen in Belegschaftseigentum überzuführen. Sie irrt sich jedoch, wenn sie sagt, dass dadurch die Belegschaft nicht zu Anteilseignern, zu Eigentümern, ihres eigenen Betriebes wird. Wenn die Belegschaft die Betriebsstrategie bestimmen will, dann gibt es dafür im Sinne des Grundgesetzes keine andere Möglichkeit, als dass die Belegschaft zu Eigentümern ihres eigenen Betriebes wird. – Die unmittelbaren Produzenten müssen also ihren eigenen Arbeitsplatz aufkaufen, um sich eine Arbeitsstelle zu garantieren. Das ist der historische Sinn dieser Maßnahme!
6. Das Blättchen: Mit den von Ihnen genannten Kriterien wären allerdings im Wesentlichen nur die Großkonzerne und Multis erfasst. Die machen gerade einmal 0,2 Prozent aller deutschen Unternehmen aus. Was haben Sie mit den übrigen 99,8 Prozent vor?
Wagenknecht: Die bleiben in der Hand Ihrer derzeitigen Eigentümer, wobei eine fünfprozentige Vermögenssteuer erhoben werden soll. Die müsste nicht bar entrichtet werden, sondern könnte als Belegschaftseigentum akkumuliert werden.
Nun sind die 99,8 Prozent allerdings auch nicht durchgängig Kleinunternehmen, und da ich es für grundsätzlich verkehrt halte, Unternehmen ab einer bestimmten Größe zu vererben, weil damit unter anderem Arbeitsplätze und soziale Existenzen immer wieder zum Spielball privater Erbstreitigkeiten werden, schlage ich vor, solche Erbschaften auf einen finanziellen Rahmen von einer Million Euro zu beschränken. Was darüber hinausgeht, fällt als Geldvermögen an den Staat und als Betriebsvermögen wiederum an die Belegschaft.
Kommentar: Da alle Enteignungen und Entschädigungen nur auf der Grundlage der Grundgesetz-Artikeln 14 und 15 durchgeführt werden können, ist hier nicht klar, auf welcher Rechtsgrundlage Wagenknecht die von ihr angegebenen Maßnahmen durchführt. – Das Rechtsstaatsprinzip muss bei jeder Handlung des Staates aufrechterhalten werden!
Viele Grüße aus Istanbul
Halil Güvenis
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Hallo Halil,
vielen Dank für Deine ausführliche Stellungnahme zum Interwiev mit Sahra Wagenknecht.
Auszug:
...............
Zu diesen existenzielle Bereichen zähle ich neben der Grundversorgung (Wasser, Energie, Mobilität, Kommunikation, Bildung, Gesundheit, Mietwohnungen und kommunale Dienste) vor allem auch Banken und Versicherungen. Das sind die „etwa 100 bis 200 Unternehmen“. Die müssen verfassungsrechtlich so gestellt werden, dass Reprivatisierungen ein für alle Mal ausgeschlossen sind. Das meine ich mit „außer Eigentum setzen“. Für die ganz überwiegende Anzahl der Großunternehmen von Automobilkonzernen über Chemieunternehmen bis zu Handelsriesen ist das nicht notwendig; die könnten und sollten in Belegschaftseigentum überführt werden.
Das Blättchen: Also Anteilsaktien?
Nein – die nun gerade nicht. Die dienen ja auch heute letztlich nur dazu, in den Beschäftigten eine klein-kapitalistische Eigentümerlogik zu verankern, die sie daran hindern soll zu erkennen, wie das System tatsächlich funktioniert.
Ich stelle mir vielmehr eine Art Stiftungsmodell vor, in dem die Belegschaft die strategische Entscheidungsbefugnis hat. In solch einem Modell darf kein Gewinn an Dritte ausgeschüttet werden. Bei gutem Geschäftsergebnis steigen Löhne und Gehälter, und es kann investiert werden. Das wären dann aber auch die einzigen treibenden Motive für ein (kollektives) Gewinnstreben. Damit würden zugleich Ausbeutung und die Entstehung wirtschaftlicher Macht, die zu politischer Macht führt, ausgeschlossen.
Kommentar: Wagenknecht schlägt also vor, die überwiegende Anzahl der Großunternehmen in Belegschaftseigentum überzuführen. Sie irrt sich jedoch, wenn sie sagt, dass dadurch die Belegschaft nicht zu Anteilseignern, zu Eigentümern, ihres eigenen Betriebes wird. Wenn die Belegschaft die Betriebsstrategie bestimmen will, dann gibt es dafür im Sinne des Grundgesetzes keine andere Möglichkeit, als dass die Belegschaft zu Eigentümern ihres eigenen Betriebes wird. – Die unmittelbaren Produzenten müssen also ihren eigenen Arbeitsplatz aufkaufen, um sich eine Arbeitsstelle zu garantieren. Das ist der historische Sinn dieser Maßnahme!
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Gestern, 14. Mai 2013 hörte ich zum Thema "Belegschaftseigentum" einen Beitrag im Deutschlandfunk über ein konkretes, gelebtes Beispiel aus Spanien.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/2070704/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/2070704/)
Die Sendung kann durch Anklicken der Überschrift noch nachgehört werden. Auch steht rechts der Text als Download zur Verfügung, wie auch weiter unten die Sendung als MP3 zum herunterladen. Die MP3-Datei habe ich vorsichtshalber mal auf meinem PC gespeichert, so dass ich diese bei Bedarf auch wieder zur Verfügung stellen kann.
-Auszug zur Untersuchung, ob auch in Brasilien solche Genossenschaften gegründet werden können:
"Erstens, wenn wir eine Genossenschaft gründen, dann fordern wir die Leute auf, sich mit Geld an der Firma zu beteiligen. Aber die Wissenschaftler stellten fest, dass die kein Interesse daran haben. In Bezug auf ihre Miete leben viele Brasilianer kurzfristig. Sie investieren nicht und sind auch nicht auf langfristiges Sparen eingestellt. Sie sagten, dass es sehr viel rentabler sei, das Geld auf die Bank zu bringen. Die Zinsen auf der Bank seien viel höher, als was wir an Profit mit unserer Firma erarbeiten können. Der Profit in unseren Firmen im Automobilsektor ist sehr niedrig und die Zinsen sind recht hoch und sogar sicherer. Die Bank gibt normalerweise einen festen Zinssatz. In der Firma hängt alles davon ab, wie das Jahr läuft."
Offensichtlich muss ein Wertewandel in der Bevölkerung stattfinden, um auch die Vorteile eines genossenschaftlich geführten Betriebes zu erkennen. Zur Zeit zählen nur die Zinsen. Eine Aufklärung ist nicht zu erkennen und vom jetzigen System auch nicht gewünscht. Es würde zu viel Systemrelevantes in Frage gestellt.
Beste Grüße aus der Eifel von
Rudi
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Hallo Mumken,
vielen Dank für die Einsendung des Informationsmaterials zum „Belegschaftseigentum” – zum „Wunder von Mondragón?”. Wenn man die Absicht hat, Belegschaftsunternehmen zu gründen, dann bietet dieses konkrete, gelebte Beispiel aus Spanien sehr viele Aspekte, die im Einzelnen studiert werden müssen.
In meinem Konzept werden die Belegschaftsunternehmen erst nach dem globalen Staatsbankrott und der darauf folgenden Umschuldung der Nationalstaaten gegründet. Zu dieser Zeit werden die Gewinne und das Profitstreben weitgehend am Boden liegen. Dann wird die Belegschaft des „Mondragon Brasilien“ keine Argumente mehr haben, ihren Betrieb nicht in eine Genossenschaft überzuführen.
Die Sache wird aber erst dann interessant, wenn die Belegschaft der Unternehmen von der Größe „Daimler“ oder „Siemens“ ihren Vorteil – Arbeitsplatzerhalt – in der Gründung eines Belegschaftsunternehmens sehen. – Eine neue Epoche wird dann anbrechen und in noch vielen anderen Bereichen als Vorbild dienen. Ich kann mir schon vorstellen, dass zum Beispiel die Belegschaft „Volk“ gewillt sein wird, das Unternehmen „Staat“ genau nach den Prinzipien zu leiten wie bei Belegschaftsunternehmen. Der Vorbild-Funktion wären keine Grenzen gesetzt!!!
Viele Grüße aus Istanbul
Halil
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Hallo Halil,
beim Thema "Belegschaftseigentum", einem Beitrag über ein konkretes, gelebtes Beispiel aus Spanien, erscheint es mir bemerkenswert, dass dieser Betrieb mit seiner sozialen Ausrichtung in unserem Wirtschaftssystem überstehen kann. Gewerkschaftseigenen Betrieben in Deutschland wird immer nachgesagt, dass sie ihre Betriebe genauso rigorose führen wie die von ihnen bekämpften Industriebetriebe. Eine besondere soziale Verpflichtung für die Mitarbeiter in ihren Betrieben sei nicht erkennbar. Als Begründung für dieses Verhalten wird dann der Wettbewerbsdruck angeführt.
Eine interessante Seite zur Vermögensverteilung mit Erhard Glötzl (* 21. März 1948 in Wels, ein österreichischer Mathematiker, Chemiker und Ökonom sowie ehemaliger Vorstandsdirektor der Linz AG i.R.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Erhard_Gl%C3%B6tzl (http://de.wikipedia.org/wiki/Erhard_Gl%C3%B6tzl)
Auch er reduziert im Endefekt die derzeitigen Finanzprobleme auf eine ungleiche Vermögensverteilung, welche es zu beseitigen gilt.
http://pi.gerhardmarold.com/?s=gl%C3%B6tzl&searchsubmit= (http://pi.gerhardmarold.com/?s=gl%C3%B6tzl&searchsubmit=)
6. Werden bestehende Güter umverteilt, entsteht der Gewinn des einen immer nur durch den gleichzeitigen Verlust eines anderen. Die Urformen dieser Umverteilungsgewinne sind: Raub und Diebstahl. Wegen ihrer verheerenden Auswirkungen auf die gesellschaftliche Stabilität sind die Urformen der Umverteilungsgewinne gesellschaftlich geächtet und gesetzlich verboten.
7. Die modernen Mechanismen der Umverteilungsgewinne sind noch nicht in diesem Sinn als Umverteilungsgewinne erkannt und daher noch nicht gesellschaftlich geächtet.
Dieser Erkenntnis kann ich nur zustimmen.
Viele Grüße aus der Eifel
Rudi
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IWF-Studie drängt auf rasche Enteignung der Sparer in Europa
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/01/05/iwf-studie-draengt-auf-rasche-enteignung-der-sparer-in-europa/ (http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/01/05/iwf-studie-draengt-auf-rasche-enteignung-der-sparer-in-europa/)
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Hallo Halil,
den von Dir verlinkten Beitrag habe ich mir angesehen und bin fast sprachlos. Der größte Schuldner der Welt, und dazu zähle ich die USA mit einem ihrer Sprachorgane dem IWF befinden darüber, wie andere Staaten ihre Schuldenprobleme lösen sollen.
Wer die Macht hat bestimmt .........
"Wer ist kreditwürdig?
Die Amis, denn die haben eine Armee und kommen sich das sonst HOLEN."
Volker Pispers - Staatsverschuldung (http://www.youtube.com/watch?v=43Adp11d2Dg#ws)
Grüße
Rudi
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Der Artikel „Die Zusammenbruchstheorie Rosa Luxemburgs und die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise“ ist in ‚The General Science Journal’ erschienen.
http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6596 (http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6596)
Der Autor freut sich auf Kommentare und Rezensionen!
Halil Güvenis
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit zeigen wir auf der Grundlage der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, dass das von Rosa Luxemburg entdeckte Akkumulationsproblem real existiert und dass es nur gelöst werden kann, wenn – im Unterschied zu Rosa Luxemburg – der Staat als die von ihr gesuchte ‚dritte Person’ identifiziert wird. Ferner zeigen wir am Langzeitverhalten der Wirtschaftsentwicklung in BRD, Japan und USA, dass die Entwicklung des Kapitalismus heute eine Stufe erreicht hat, auf der das grundsätzliche Akkumulationsproblem keine kapitalistische Lösungsmöglichkeit mehr besitzt und dass langfristig der globale Staatsbankrott droht und zum Schluss eine neue Wirtschaftsform entstehen wird, die vom Nullwachstum und von verschwindenden Nettoinvestitionen ausgeht.
Abstract
In the present paper we show on the basis of national accounts that the accumulation problem discovered by Rosa Luxembourg really exists and that it can be solved only if – in contrast to Rosa Luxembourg – the state is identified as the ‘third person’ searched by her. Furthermore, we show on the long-term behavior of the economic development in FRG, Japan and USA that the development of capitalism has now reached a stage where the fundamental accumulation problem has no more a possible capitalist solution and that on the long-term the global bankruptcy threatens and finally a new economic system will be formed, which starts from zero growth and vanishing net investments.
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Der Artikel "Die Epochen und Perioden der kapitalistischen Entwicklung"
ist in ‚The General Science Journal’ erschienen.
http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6646 (http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6646)
Der Autor freut sich auf Kommentare und Rezensionen!
Halil Güvenis
Abstract
After giving a critical reappraisal of the conventional Marxist view about the eras and periods of capitalist development, we show on the basis of the historical development profile of the depreciation rate and the depreciation velocity in the USA, that capitalism can be economically divided in Marx's and Mandel's terms into three eras: 1. Manufactory Capitalism (1700-1770), 2. Large Industry (1770-1950), 3. Control of Production Means by Electronic Devices (1950-?). Furthermore, we show on the basis of historical development profile of the net investment rate in the USA, that capitalism can be economically divided, depending on specification of the characteristic variables (the saving rate of the private sector, the general government balance and net lending from abroad), into seven periods: 1. Primitive Accumulation (1700-1740), 2. Self-Accumulation (1750-1800), 3. Increased Accumulation (1810-1880), 4. Forced Accumulation (1890-1920), 5. Reduced Accumulation (1930), 6. Accumulation due to the War (1940), 7. Consolidated Accumulation (1950-?).
Zusammenfassung
Nach einer kritischen Aufarbeitung der gängigen marxistischen Darstellung über die Epochen und Perioden der kapitalistischen Entwicklung zeigen wir anhand des historischen Entwicklungsprofils der Abschreibungsquote und der Abschreibungsgeschwindigkeit in den USA, dass der Kapitalismus in Marx? und Mandels Begriffen ökonomisch gesehen in drei Epochen eingeteilt werden kann: 1. Manufakturkapitalismus (1700-1770), 2. Große Industrie (1770-1950), 3. Steuerung von Produktionsmitteln mit elektronischen Geräten (1950-?). Ferner zeigen wir anhand des historischen Entwicklungsprofils der Nettoinvestitionsquote in den USA, dass der Kapitalismus je nach Vorgabe der charakteristischen Variablen (Sparquote des Privatsektors, Finanzierungssaldo des Staates und Finanzierungssaldo des Auslands), ökonomisch gesehen in sieben Perioden eingeteilt werden kann: 1. Ursprüngliche Akkumulation (1700-1740), 2. Selbständige Akkumulation (1750-1800), 3. Verstärkte Akkumulation (1810-1880), 4. Forcierte Akkumulation (1890-1920), 5. Reduzierte Akkumulation (1930), 6. Kriegsbedingte Akkumulation (1940), 7. Konsolidierte Akkumulation (1950-?).
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Der Artikel „Kritische Aufarbeitung der Marxschen Darstellung der kapitalistischen Produktionsweise mit Hilfe der Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten“ ist in ‚The General Science Journal’ erschienen.
http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6804 (http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6804)
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Halil Güvenis
Abstract
In the present paper the Marxian representation of capitalist mode of production is critically reappraised with the help of the method of ascending from the abstract to the concrete. The Marxian method of representation in "Kapital", ascending from the abstract to the concrete, is first interpreted as the double task of abstraction ‘temporal and spatial abstraction in the vertical or horizontal direction’. Ascending from the general to the particular four temporal abstraction levels in the vertical direction are distinguished according to this method: 1. The working process in general, 2. the exchange process in general, 3. the accumulation process in general, 4. the historical development of capitalist mode of production. In these four temporal abstraction levels, the historical development stages of the capitalist mode of production are unequivocally and completely represented by spatial abstraction in horizontal direction.
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wird die Marxsche Darstellung der kapitalistischen Produktionsweise mit Hilfe der Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten kritisch aufgearbeitet. Die Marxsche Darstellungsmethode im „Kapital“, vom Abstrakten zum Konkreten aufzusteigen, wird zunächst als die doppelte Abstraktionsaufgabe ‚zeitliche und räumliche Abstraktion in vertikaler bzw. horizontaler Richtung‘ interpretiert. Vom Allgemeinen zum Besonderen aufsteigend werden nach dieser Methode vier zeitliche Abstraktionsebenen in vertikaler Richtung unterschieden: 1. Der Arbeitsprozess im Allgemeinen, 2. der Austauschprozess im Allgemeinen, 3. der Akkumulationsprozess im Allgemeinen, 4. die historische Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise. Auf diesen vier zeitlichen Abstraktionsebenen werden durch räumliche Abstraktion in horizontaler Richtung die historischen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktionsweise eindeutig und vollständig dargestellt.
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Der Artikel „Darstellung der historischen Entwicklung der Jäger- und Sammlergesellschaft“ ist in ‚The General Science Journal’ erschienen.
http://gsjournal.net/Science-Journals/Essays/View/6882 (http://gsjournal.net/Science-Journals/Essays/View/6882)
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Halil Güvenis
Abstract
In the present paper the historical development of the society of hunters and collectors is represented. For this purpose, the abstract scheme of the working process in particular is set up, and the society of hunters and collectors is concretely described according to the following criteria: 1. Natural division of labor by sex, age and ability, 2. rights of ownership and possession, 3. relationships of family, affinity and people, 4. territorial affiliation, 5. moral legitimation through historical experience, knowledge and faith. Depending on which natural knowledge means are given by the biological evolution, the sensual knowledge is divided into three stages of development. In this picture the historical development of the society of hunters and collectors turns out to be a progress of the technique of the production means parallel to the development of the sensual knowledge.
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wird die historische Entwicklung der Jäger- und Sammlergesellschaft dargestellt. Zu diesem Zweck wird das abstrakte Schema des Arbeitsprozesses im Besonderen aufgestellt und die Jäger- und Sammlergesellschaft nach folgenden Kriterien konkret beschrieben: 1. Natürliche Arbeitsteilung nach Geschlecht, Alter und Fähigkeit, 2. Eigentums- und Besitzrechte, 3. Familien-, Verwandtschafts- und Volksverhältnisse, 4. territoriale Zugehörigkeit, 5. moralische Legitimation durch historische Erfahrung, Erkenntnis und Glauben. Je nachdem, welche natürlichen Erkenntnismittel von der biologischen Evolution her gegebenen sind, wird die sinnliche Erkenntnisweise in drei Entwicklungsstufen unterteilt. Die historische Entwicklung der Jäger- und Sammlergesellschaft erweist sich in diesem Bild als Fortschritt in der Produktionsmitteltechnik parallel zur Entwicklung der sinnlichen Erkenntnisweise.
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Der Artikel „Darstellung der Evolution der metamodal-symbolischen Verhaltenssteuerung“ ist in ‚General Science Journal’ erschienen.
http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6920 (http://gsjournal.net/Science-Journals/Research Papers/View/6920)
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Halil Güvenis
Abstract
In the present paper the evolution of the metamodal-symbolic behavior control is represented. Based on the input-processing-output relationships in the human brain, four levels of behavior control are generally distinguished: 1. monosensory, 2. multisensory-modal, 3. multimodal-associative, 4. metamodal-symbolic information processing. Furthermore, three steps of complexity of the metamodal-symbolic behavior control are concretely described by the behavior control means in the next higher level of abstraction: 1. The step of image integration, 2. the step of the ability of abstraction and generalization, 3. the step of the ability of identification and of the perception organ for the spirit world.
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wird die Evolution der metamodal-symbolischen Verhaltenssteuerung dargestellt. Auf der Grundlage der Input-Verarbeitung-Output-Verhältnisse im menschlichen Gehirn werden ganz allgemein vier Ebenen der Verhaltenssteuerung unterschieden: 1. Monosensorische, 2. multisensorisch-modale, 3. multimodal-assoziative, 4. metamodal-symbolische Informationsverarbeitung. Darüber hinaus werden auf der nächsthöheren Abstraktionsebene von den Verhaltenssteuerungsmitteln her drei Komplexitätsstufen der metamodal-symbolischen Verhaltenssteuerung konkret beschrieben: 1. Die Stufe der Bildintegration, 2. die Stufe des Abstraktions- und Generalisierungsvermögens, 3. die Stufe des Identifikationsvermögens und des Wahrnehmungsorgans für die Geisterwelt.