Das Geldrätsel: Geschichte: Stabilität des Geldes

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Wenden wir uns nach den eher theoretischen Betrachtungen zu Depositen- und Girobanken sowie zum Geldbegriff wieder den geschichtlichen Vorgängen zu. Diese wurden auf dieser Seite wesentlich dem Buch "Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit, Band I und II" von Josef Kulischer entnommen.

Geldmenge

Im späten Mittelalter nahm der Einsatz von Geld rasch zu. Nicht nur der Handel in den Städten sondern auch Abgaben und Frondienste an den Grundherrn werden vermehrt mit Geld abgewickelt. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bestand jedoch ein erheblicher Mangel an Geld, das heißt an Umlaufmitteln in der Wirtschaft. Durch Steigerung der Ausbeute in den Silberminen in Sachsen, Böhmen, Tirol, Ungarn und Salzburg wurde die Geldmenge gesteigert. Es wurden Verordnungen erlassen, dass ein jeder ein Drittel seines Besitzes an Gold und Silber an die Münze abzuliefern hatte, wo ihre Umschmelzung in Münzen erfolgte.


In Ermangelung von Münzen wurde auch wiederholt Ledergeld ausgegeben. Auch Waren, wie Getreide, Hühner, Wachs, Pfeffer, und andere, wurden aus Zahlungsmittel verwendet. Aus dem Münzmangel entstanden auch Ausfuhrverbote für Gold und Silber in Barrenform, Münzen und Gerätschaften. Diese Ausfuhrverbote konnten jedoch wieder durch den Erwerb von Lizenzen umgangen werden. Der König erteilte also ein Ausfuhrverbot und gleichzeitig konnte gegen Zahlung einer erheblichen Lizenzgebühr dieses Verbot umgangen werden. So füllte er seine Schatzkammer oder verminderte seine Schulden, je nach Kassenstand. Mit sehr vielen Tricks versuchten die Herrschenden an das notwendige Geld zur Finanzierung ihrer Kriege und ihres Hofstaates zu gelangen.

Münzverschlechterung

Sehr verbreitet war die Münzverschlechterung. Die Münzen wurden aus immer weniger werthaltigem Material hergestellt, wurden immer dünner. Sie waren nur noch einseitig geprägt (Brakteaten). Neben der Münzverschlechterung durch den Münzherrn verursachte auch das Abzwacken von Münzmetall am Münzrand eine Verschlechterung der Münzen. Das so gewonnene Münzmetall wurde eingeschmolzen und zur Herstellung von neuen Münzen verwandt. Dies hatte zur Folge, dass die besseren, schwereren Münzen von den Münzbeschneidern aus dem Verkehr gezogen wurden und nur schlechtere Münzen in Umlauf blieben. Die Herstellung von Münzen außerhalb der offiziellen Münzprägeanstalt war jedoch streng verboten und wurde mit einem grausamen Tode bestraft. Der Verurteilte wurde in einen Topf mit kochendem Wasser geworfen oder es wurde ihm flüssiges Blei in die Kehle gegossen.

Verrufung von Münzen

Zudem wurden die Münzen mehrmals im Jahr verrufen, dass heißt sie wurden für ungültig erklärt und mussten durch neu geprägte Münzen ersetzt werden. So wurden dann beispielsweise vier alte Denare gegen drei neue Denare umgetauscht. Dies entsprach einer Entwertung von 25%, da die neuen Denare vom Metallgehalt her nicht wertvoller wie die alten Denare waren. Im Gegenteil, die aus einer bestimmten Menge Silber geschlagenen Pfennige nahmen in Erfurt von unter 300 Stück innerhalb von 150 Jahren auf über 600 Stück zu. Ihr Wert sank somit auf weniger als die Hälfte.[1]Über diesen Zwangsumtausch konnte der Münzherr sich eine Art Steuerzahlung einverleiben. Nachteilig für ihn waren jedoch die immer wieder erforderlichen Prägekosten.

Wertaufbewahrung?

Durch dass Verrufen der Münzen mit anschließender Werteinbuße waren diese Münzen nicht für den Zweck der Wertaufbewahrung geeignet. Niemand legte sich diese Münzen für „schlechte Zeiten“ unter sein Kopfkissen oder in seine Schatztruhe, da sich der Wert seines Geldschatzes um etwa 25% pro Jahr verringert hätte. Bezogen auf die drei Grundfunktionen von Geld,

  • Zahlungsmittel,
  • Wertmaßstab und
  • Wertaufbewahrung

hat hiermit eine Abtrennung der Funktion „Wertaufbewahrung“ stattgefunden.

Da der Wert des jeweils in einer Münze enthaltenen Metalls bedeutend unter dem eingestantzten Münzwert lag, war auch das Einschmelzen der Münzen wirtschaftlich uninteressant. Lediglich die wertvollen Goldmünzen, deren Wert durch den Gehalt an Gold gedeckt war, eigneten sich zur Wertaufbewahrung. Auch deshalb verschwanden Goldmünzen aus dem täglichen Umlauf, während die minderwertigen Brakteaten in Umlauf blieben. Hiermit wird auch wieder der Grundsatz: „Schlechtes Geld verdrängt gutes Geld“ belegt. Das „gute Geld“, sprich werthaltige Geld (Kurantgeld) verschwindet aus dem Umlauf und wird gehortet während die minderwertigen Brakteaten (Scheidemünzen) in Umlauf bleiben. . Da die eingestantzten Werte der minderwertigen Münzen nicht dem Metallwert aus dem sie bestanden entsprachen, gingen Händler dazu über, die Münzen nicht nach ihrem Stempelwert zu zählen und zu bewerten, sondern die Münzen zu wiegen und über das Gewicht den Wert einer Menge Münzen festzustellen. Deshalb wurde flugs dass Wiegen von geprägten Münzen offiziell verboten.

Einzelnachweise

<references >

  1. Kulischer , Seite 233, Fußnote 2