Das Geldrätsel: Bankbilanzen heute

Aus um-bruch
Version vom 3. März 2018, 19:20 Uhr von Mumken (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen


In der untenstehenden Abbildung der Bilanz der Sparda-Bank vom 31. Dezember 2013 finden sich die Bilanzposten der zuvor beschriebenen "kombinierten Leih- und Girobanken" wieder. Wesentlich ergänzt wurde die Bilanz um die Positionen mit den Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber anderen Banken. Auch die Position 4, „Wertpapiere und Beteiligungen“, ist auf der Aktivseite hinzugekommen.

Gliederung der Bilanz

Die Unterteilung der Bilanz in Haupt- und Unterposten ist im Handelsgesetzbuch vorgegeben. Für Banken existiert eine besondere Gliederung, welche von der, bei Handelsunternehmen üblichen Form, abweicht [1]. Bei den nicht zum Bereich der Banken gehörenden Handelsunternehmen beginnt die Aktivaseite mit dem Anlagevermögen , gefolgt vom Umlaufvermögen. Die Posten werden hier nach aufsteigender Liquidität geordnet. "Liquidität" bezeichnet hier die Eigenschaft eines Vermögenswertes, sich in "flüssiges Zahlungsmittel" sprich "Geld" umwandeln zu lassen. Güter mit geringer Liquidität, z. B. ein Gebäude, dessen Umwandlung in Geld einige Zeit dauern dürfte, stehen an oberster Stelle, während der Kassenbestand an Bargeld an unterster Stelle steht. Auf der Passivseite, bei den Schulden, wird nach abnehmender Fälligkeit gegliedert. Langfristig zu tilgende Schulden stehen oben und kurzfristige, wie z. B. Lieferantenkredite weiter unten.

Bei Bankbilanzen

Bilanz Sparda.png

ist die Reihenfolge umgekehrt. Die Aktiva werden nach abnehmender Liquidität geordnet und die Passiva nach zunehmender Verfügungsdauer. Der Kassenbestand, also das Bargeld steht unter Aktiva an oberster Stelle und die Wertpapiere stehen weiter unten. Die Verbindlichkeit gegenüber Kreditinstituten steht unter Passiva ganz oben und entsprechend das Eigenkapital, als unkündbare Beteiligung am Unternehmen, an letzter Stelle. Die Abbildung zeigt die Bilanz einer Sparda-Bank zum Jahresabschluss 2013 mit gerundeten Zahlen. Es werden nur die wichtigsten Hauptposten aufgeführt. Die restlichen Posten sind jeweils unter "Sonstiges" zusammengefasst.

Zu einigen Hauptposten sind Unterposten aufgeführt, um z. B. bei der "Barreserve" zwischen "Bargeld in der Kasse" und "Guthaben bei der Zentralbank" zu unterscheiden.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Schreibweise der Beträge. Der Hauptposten "Barreserve" beträgt insgesamt 208 Mill.€, eingetragen in der rechten Spalte. Links davon sind Unterposten aufgeführt, hier der "Kassenbestand" mit 41 Mill.€ und das "Guthaben bei der Zentralbank" mit 167 Mill.€. Bereits bei der nächste Bilanzposition, den "Forderungen an Banken" wird die Gesamtsumme mit 352 Mill.€ angegeben, aber nur ein Unterposten, die "täglich fälligen" Forderungen mit 327 Mill.€. Folglich müssen auch noch "nicht täglich fällige" Forderungen existieren in Höhe von 352 Mill.€ - 327 Mill.€ = 25 Mill.€. Diese werden aber nicht gesondert aufgeführt.

Die "Forderungen an Banken" bzw. "Kunden" ergeben sich aus den Krediten an andere Banken bzw. an Kunden. Die Kreditnehmer werden hier auch als "Debitoren" bezeichnet, sie sind "Schuldner" der Bank.

Kunden oder andere Banken, welche über ein Guthaben bei der Bank verfügen, heißen "Kreditoren". Sie haben der Bank einen "Kredit" gegeben, sind also Gläubiger der Bank. Diese Guthaben werden als "Verbindlichkeiten gegenüber Banken" bzw. "Nichtbanken" in der Bilanz geführt. Als Nichtbanken bezeichnet man alle Wirtschaftsteilnehmer, die nicht zum Bankensektor gehören. Es sind dies die privaten Haushalte, Unternehmen, und der Staat.

Bei den "Wertpapieren und Beteiligungen" handelt es sich um Vermögenswerte der Bank, welche keine Forderungen an Geschäftspartner der Bank beinhalten.

Mit Bankschuldverschreibungen kann sich die Bank bei Bedarf neues Fremdkapital besorgen.

Eine Besonderheit stellt das Eigenkapital dar. Während es zu Beginn eines Unternehmens das eingebrachte Kapital der Unternehmensgründer darstellt, werden alsbald unter diesem Posten die Gewinne und Verluste des Unternehmens addiert bzw. subtrahiert. Jeder Gewinn führt zu einer Steigerung des Eigenkapitals und jeder Verlust zu einer entsprechenden Minderung. Die Begriffe Gewinne und Verluste irritieren allerdings hier etwas. Schaut man sich die Gewinn- und Verlustrechung (GuV) genauer an, stellt man fest, dass es sich dabei im Wesentlichen um Erträge und Aufwendungen handelt. Die Bank erwirtschaftet Zinseinnahmen, welche sich als Ertrag in der GuV niederschlagen. Diesem Ertrag stehen jedoch auch Zinsen an Sparkunden gegenüber, die als Aufwendungen in der GuV auftreten. Von den Erträgen werden die Aufwendungen abgezogen. Ist der Saldo positiv, das heißt sind die Erträge größer als die Aufwendungen, ist ein Gewinn entstanden. Umgekehrt spricht man von einem Verlust.

Während die Forderungen an die Zentralbank unter der Barreserve klar erkennbar sind, ist dies bei den Verbindlichkeiten der Bank gegenüber der Zentralbank nicht der Fall. Diese "verstecken" sich in den Posten "Verbindlichkeiten gegenüber anderen Banken" und "Bankschuldverschreibungen".

Die Summen von Aktiva und Passiva zeigen den gleichen Wert, die Grundforderung einer jeden Bilanz, denn Bilanz kommt vom italienschen Wort bilancia = Waage.

Umfassendere Informationen über die Gliederung von Bankbilanzen sind in der RechKredV [1] zu finden.

Siehe auch:

Einzelnachweise

<references >

  1. 1,0 1,1 Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute RechKredV