Das Geldrätsel: Bargeldlose Zahlungen

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Der aus dem Zeitalter des Goldstandards stammende Spruch "Nur Bares ist Wahres" verliert heute zunehmend an Bedeutung. Bargeldlose Zahlungen unterliegen einem stetigen Anstieg. Besonders beschleunigt durch den Wegfall der Lohntüte mit der breiten Einführung von Girokonten im letzten Jahrhundert. Der Einsatz moderner Datenverarbeitung forcierte diesen Trend nochmals erheblich und reduzierte gleichzeitig den Bargeldverkehr.

Vor- und Nachteile bargeldloser Zahlungen werden hier nicht erläutert. An einem einfachen Modell aus Zeiten des Goldstandards soll lediglich die Grundfunktion dieser Zahlungsart dargestellt werden.[1]

Geschichte

Im europäischen Raum entwickelte sich der bargeldlose Zahlungsverkehr fortwährend seit dem 12. Jahrhundert.[2] Ausgehend von den italienischen Handelsstädten (Genua, Pisa, Florenz, Amalfi) wurden vermehrt Zahlungen mit Hilfe von Wechselurkunden getätigt.[3] Aus diesen Wechselurkunden entstanden dann auch die Schecks, Zahlungsanweisungen mit geldähnlichen Eigenschaften. Bei Verwendung von Schecks oder Wechseln musste echtes Bargeld, in Form von Gold- oder Silbermünzen, zur Zahlung von Waren nicht mehr mitgeführt werden.


Zahlungen bei nur einer Bank

Die Funktion einer Girobank kann am Beispiel der 1609 gegründeten "Amsterdamer Wechselbank" gezeigt werden. Die Kunden mussten ein Konto mit Guthaben eröffnen und konnten dann, bis zur Höhe ihres Guthabens, Zahlungen an andere Kunden der Bank durch Umschreibung auf den Kontenblättern vornehmen. Bargeld war nun nicht mehr erforderlich. Mit der Einzahlung von z. B. 100 Gulden in Form von Goldmünzen erhielt der Kunde ein Guthaben über 100 Bankgulden. Er besaß nun eine "Forderung" in Höhe von 100 Bankgulden gegenüber der Bank. Wollte der Kunde den Kauf von Waren bei einem anderen Bankkunden zahlen, so übertrug er an diesen z. B. 60 Bankgulden aus seiner Forderung an die Bank. Er selbst besaß danach nur noch eine Forderung über 40 Bankgulden.


Bei Überweisungen innerhalb der

Zahlungsverkehr1n.svg

eigenen Bankkundschaft wird diese Art der Umbuchung auch heute noch von den Banken so vorgenommen.

Anton und Benno sind Kunden der Sparkasse Kiesloch. Überweist Anton einen Geldbetrag an Benno, so wird der entsprechende Betrag lediglich von Antons Konto abgebucht und Bennos Konto zugebucht. Für diesen Vorgang ist keine andere Bank oder Verrechnungsstelle erforderlich.[4] Genau genommen überträgt Anton einen Teil seiner Forderungen an die Bank auf Benno. Diese Forderung an die Bank wird im allgemeinen Sprachgebrauch "Buchgeld" genannt. Mit diesem Buchgeld kann jedoch genauso wie mit Bargeld bezahlt werden.


Zahlungen bei mehreren beteiligten Banken

Auch hier ein Blick in die Geschichte der Banken.

Zahlung mit Bargeld

Barzahlung1.png

An dem Beispiel von Arthur und Ben im London des 18. Jahrhunderts soll dies näher erläutert werden.

Ben liefert Waren im Wert von £100 an Arthur und erhält dafür Bargeld, welches Arthur sich kurz zuvor bei seiner Bank A abgeholt hat. Arthurs Kontostand ist um £100 gesunken. Ben zahlt das Bargeld bei seiner Bank B ein. Sein Kontostand erhöht sich um £100.

Zahlung mit Scheck

BargeldloseZahlung.png

Im London des 18. Jahrhunderts wurde zu Zahlungszwecken vermehrt der Scheck benutzt. Arthur benötigt nun kein Bargeld mehr sondern bezahlt mit einem Scheck. Auf diesem Scheck stand: "Zahlen Sie gegen diesen Scheck den Betrag von £100 an Ben oder den Überbringer." Es folgten Ort, Datum und Unterschrift. Dieser, auf einem Scheckformular von Arthurs Bank "A" ausgestellte Scheck, wurde von Ben zur Gutschrift auf seinem Konto bei der Bank "B" eingereicht. Der Scheck stellte einen Schuldschein über £100 dar, einzulösen bei der Bank A. Nachdem Ben den Scheck bei seiner Bank B eingereicht hat, bringt ein Bankbote den Scheck zur Bank A. Diese belastet jetzt Arthurs Konto mit £100 und übergibt dem Bankboten £100 in bar. Dieser zahlt den Betrag bei Bank B auf das Konto von Ben ein, welches sich entsprechend erhöht. Der Scheck könnte nun auch durch Banknoten, von der Bank A ausgegeben, ersetzt werden. An der Abwicklung würde sich ansonsten nichts ändern.

Aus den Abbildungen wird ersichtlich, dass für Arthur und Ben beide Vorgänge die gleichen Auswirkungen zeigen. Nur innerhalb des Bankensystems wird bei der bargeldlosen Zahlung eine zusätzliche Dienstleistung erbracht, das Eintreiben der Forderung an die Bank A. Die Vereinfachung dieser Dienstleistung durch Verrechnung von Forderungen wird im folgenden Abschnitt beschrieben.



Einzelnachweise

<references >

  1. Die Funktion lässt sich auf unser heutiges System übertragen, jedoch ist dabei zu beachten, dass es sich bei dem heutigen Bargeld um Kreditgeld handelt und nicht mehr um Warengeld, wie zu Zeiten des Goldstandards.
  2. Denzel, Bezahlen ohne Bargeld: Zur historischen Bedeutung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs für die Entstehung einer Weltwirtschaft, Abruf 09.08.2014
  3. Anfänge des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Europa, Deutsche BundesbankAbruf 05.08.2014
  4. Praktisch wird heute die Ausführung der Verbuchung durch eine übergeordnete Verrechnungsstelle vorgenommen. Die Einschaltung dieser Verrechnungsstelle dient jedoch nur der Verlagerung dieser Dienstleistung aus Rationalisierungsgründen.