Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkelkinder: Unterschied zwischen den Versionen
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"Auf lange Sicht bedeutet dieses, dass die Menschheit dabei ist, ihr wirtschaftliches Problem zu lösen" | "Auf lange Sicht bedeutet dieses, dass die Menschheit dabei ist, ihr wirtschaftliches Problem zu lösen" | ||
− | Die Lösung des wirtschaftlichen Problems ist seiner Ansicht nach bisheriger Zweck unserer natürlichen Entwicklung. Wenn das wirtschaftliche Problem gelöst ist, wird die Menschheit eines ihrer traditionellen Zwecke beraubt sein. Wissenschaft und Zinseszins haben für den Menschen Freizeit gewonnen, damit er weise, angenehm und gut leben kann. | + | Die Lösung des wirtschaftlichen Problems ist seiner Ansicht nach bisheriger Zweck unserer natürlichen Entwicklung. "Wenn das wirtschaftliche Problem gelöst ist, wird die Menschheit eines ihrer traditionellen Zwecke beraubt sein". Wissenschaft und Zinseszins haben für den Menschen Freizeit gewonnen, damit er weise, angenehm und gut leben kann. |
Version vom 6. Mai 2011, 17:46 Uhr
Beeinflusst durch die Weltwirtschaftskrise hielt Maynard Keynes 1930 in Madrid eine Vorlesung über „Ökonomische Möglichkeiten für unsere Enkelkinder“
Die Fragestellung:
„Welchen Stand des wirtschaftlichen Lebens können wir vernünftigerweise von jetzt an in hundert Jahren erwarten? Was sind die wirtschaftlichen Möglichkeiten für unsere Enkelkinder?“
Entwicklung
Maynard Keynes unterscheidet zwei wesentliche Zeitabschnitte.
- Einmal den Abschnitt vor dem 18. Jahrhundert , welcher durch „keine großen Veränderungen im Lebensstandard des durchschnittlichen, in der zivilisierten Welt lebenden Menschen“ gekennzeichnet war.
- Ab dem 18.Jahrhundert hat sich das jedoch grundlegend verändert. Dies wird auf die bedeutenden technischen Fortschritte und die Kapitalakkumulation zurückgeführt.
Der technische Fortschritt ab dem 18. Jahrhundert ist kaum zu verbergen. Denken wir an die Erfindungen von Dampfmaschinen, Eisenbahnen, Elektizität, Autos, so können wir uns heute eine Welt ohne diese Errungenschaften nicht mehr vorstellen.
Als Kapitalakkumulation wird die Anhäufung von Kapital in den Händen von Geldbesitzern und Unternehmern verstanden. Keynes sieht dies als eine der wesentlichen Voraussetzungen für unsere wirtschaftliche Entwicklung an. Die „Macht des Zinsezins“ hat die „Kraft der Kapitalanhäufung“ über die letzten 200 Jahre in „ihrer Stärke erneuert“, d. h. nur durch die treibende Kraft des Zinseszins ist die ungeheure Wirtschaftsentwicklung möglich gewesen.
Englands wirtschaftlicher Aufstieg
1580 erbeutete Francis Drake von den Spaniern riesige Mengen an Gold und Silber. Königin Elisabeth, als beträchtliche Anteilseignerin des die Expedition finanzierenden Konsortiums, konnte mit ihrem Anteil die gesamte Auslandsschuld Englands bezahlen, den Haushalt ausgleichen und noch 40.000 Pfund erübrigen. Diese investierte sie in die Levante- Gesellschaft. Mit den Gewinnen der Levante- Gesellschaft wurde die Ost- Indische Gesellschaft gegründet, deren Gewinn wiederum Grundlage für Englands Auslandsinvestitionen waren. Englands Auslandsinvestitionen wurden von Keynes 1930 auf 4 Milliarden Pfund geschätzt.
Er folgert daraus: „Somit sind aus jedem Pfund, das Drake 1580 nach Hause brachte, 100.000 Pfund geworden. Das ist die Kraft des Zinseszins.“
Dieser Vermehrung ging jedoch auch eine äußerst vorteilhafte Investition in den Freibeuter (Pirat im Regierungsauftrag) Francis Drake voraus. Wikipedia vermerkt hierzu:
"Ein Londoner Konsortium unter Führung von Thomas Gresham (dem Begründer der Londoner Börse), das die Reise finanziert hatte, erzielte über ihre Investition einen Gewinn von 4.700 Prozent." (Hier erblasst auch Herr Dr. Josef Ackermann, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank und des Group Executive Committee, noch vor Neid, verlangt er doch nur lächerliche 25 Prozent Rendite)
Aussichten nach 1930
Keynes erkennt, dass die Produktivität bedeutend schneller ansteigt als die zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze. In wenigen Jahren werden für die Tätigkeiten in der Landwirtschaft, im Bergbau und im produzierenden Gewerbe nur noch ein Viertel der bisherigen menschlichen Anstrengungen erforderlich sein. Er verwendet den Begriff der "technologischen Arbeitslosigkeit" welche durch Rationalisierung entsteht, sieht hierin aber nur eine vorübergehende Phase einer mangelhaften Anpassung.
"Auf lange Sicht bedeutet dieses, dass die Menschheit dabei ist, ihr wirtschaftliches Problem zu lösen"
Die Lösung des wirtschaftlichen Problems ist seiner Ansicht nach bisheriger Zweck unserer natürlichen Entwicklung. "Wenn das wirtschaftliche Problem gelöst ist, wird die Menschheit eines ihrer traditionellen Zwecke beraubt sein". Wissenschaft und Zinseszins haben für den Menschen Freizeit gewonnen, damit er weise, angenehm und gut leben kann.