Martin Scheytt: Stellungnahme Eberhard Knöller: Unterschied zwischen den Versionen
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Wir gehen von der Geldmengendefinition M1 aus, d. h. zum Zahlungsmittel der Volkswirtschaft zählt das Sichtguthaben bei der Bank sowie das außerhalb des Bankensystems befindliche Bargeld. Wird diese Definition akzeptiert, erfolgt bei der ersten Barauszahlung eines Kredits eine Erhöhung der umlaufenden Zahlungsmittel. Aus dem nicht zu M1 gehörenden Kassenbestand der Bank wird Bargeld an die Kunden ausgegeben. Damit werden Zahlungsmittel freigesetzt, die vorher der Zahlungsmittel- Zirkulation entzogen waren. M1 wurde vergrößert; es wurden Zahlungsmittel geschöpft. | Wir gehen von der Geldmengendefinition M1 aus, d. h. zum Zahlungsmittel der Volkswirtschaft zählt das Sichtguthaben bei der Bank sowie das außerhalb des Bankensystems befindliche Bargeld. Wird diese Definition akzeptiert, erfolgt bei der ersten Barauszahlung eines Kredits eine Erhöhung der umlaufenden Zahlungsmittel. Aus dem nicht zu M1 gehörenden Kassenbestand der Bank wird Bargeld an die Kunden ausgegeben. Damit werden Zahlungsmittel freigesetzt, die vorher der Zahlungsmittel- Zirkulation entzogen waren. M1 wurde vergrößert; es wurden Zahlungsmittel geschöpft. | ||
Aktuelle Version vom 4. Juli 2016, 05:28 Uhr
In seiner Arbeit stellt Knöller die Aussagen Scheytts in einer Zusammenfassung wie folgt dar:
Buchgeld
"Buchgeld entsteht durch den wiederholten Durchlauf des Bargeldes durch die Banken."
Mit jeder Einzahlung von Bargeld bei einer Bank entsteht Buchgeld. Dieses Buchgeld wird nicht von den Banken geschaffen sondern von den Bankkunden.
Die Menge des Buchgeldes nimmt zu, indem das gleiche Bargeld mehrmals nacheinander von verschiedenen Bankkunden auf Girokonten eingezahlt wird, zwischendurch aber immer wieder das Bankensystem auf dem Kreditweg verlässt.
Buchgeld entsteht in dem Moment, in dem ein Kontoguthaben zusätzlich zum Bargeld Zahlungsmittel wird.
Diese Aussagen sind richtig, jedoch wurde ein wesentlicher Punkt übersehen, der schließlich auch zu einer falschen Schlussfolgerung bei Knöller führt. Wie im Abschnitt Kreditvermittlungs-Theorie, Bargeldbedarf verringern erläutert, wird bei einer Einzahlung von Bargeld gleichzeitig Bankguthaben erzeugt. Parallel existieren bei der Bank im Beispiel 100.000 € Bankguthaben und 100.000 € Bargeld im Tresor. Wir gehen von der Geldmengendefinition M1 aus, d. h. zum Zahlungsmittel der Volkswirtschaft zählt das Sichtguthaben bei der Bank sowie das außerhalb des Bankensystems befindliche Bargeld. Wird diese Definition akzeptiert, erfolgt bei der ersten Barauszahlung eines Kredits eine Erhöhung der umlaufenden Zahlungsmittel. Aus dem nicht zu M1 gehörenden Kassenbestand der Bank wird Bargeld an die Kunden ausgegeben. Damit werden Zahlungsmittel freigesetzt, die vorher der Zahlungsmittel- Zirkulation entzogen waren. M1 wurde vergrößert; es wurden Zahlungsmittel geschöpft.
In der Bilanz lässt
sich dieser Vorgang, wie in der nebenstehenden Abbildung zu sehen, abbilden. Beno kommt zur Bank und möchte einen 1. Kredit über 3.000 € erhalten.
Nach Prüfung seiner Kreditwürdigkeit erhält er den Kredit und auf seinen Wunsch auch gleich die 3.000 € bar ausgezahlt. Die Bank verbucht dazu auf seinem Kreditkonto (gelb) 3.000 € im "Soll". Für die Bank ist dies eine Forderung an den Kunden Beno. Es hat buchungstechnisch ein Aktivtausch stattgefunden zwischen dem Konto Kassenhaltung und dem Konto Forderung an Kunden. Das hier Buchgeld geschöpft wurde sieht man erst auf den zweiten Blick. Waren vor diesem Kredit die 100.000 € Sichteinlagen Bargeld noch durch 100.000 € Kassenbestand gedeckt, so fehlen nach dem Kredit 3.000 € Bargeld in der Kasse zum Ausgleich. Es sind also jetzt 3.000 € Sichteinlagen Bargeld ohne Deckung durch Bargeld vorhanden. Gegenüber vorher stellt dies eine Vermehrung von Bankguthaben bei gleichzeitiger Erhöhung des Kreditkontos von Beno dar. Anders ausgedrückt werden jetzt 3.000 € "Sichteinlagen Bargeld" durch 3.000 € "Forderungen an Beno" gedeckt. Die Bilanzsumme hat sich nicht verändert, jedoch ist die Geldmenge M1 gewachsen. Im Abschnitt Geldschöpfung der Girobanken wird diese Sachlage am einfachen Beispiel einer Bankgründung, noch zu Zeiten der Golddeckung, eindrucksvoll beschrieben.
Anton erhält jetzt von Beno den Kaufpreis für eine Warenlieferung in Höhe von 3.000 € in bar und zahlt diesen Betrag bei der Volksbank Moosberg ein. Dieser 2. Buchungsvorgang (grün) führt zu einer Aktiv-Passiv-Mehrung, es fehlen jedoch nach wie vor 3.000 € Bargeld zum Ausgleich von Sichteinlagen Bargeld und Kassenbestand. Mit der Einzahlung hat in Bezug auf M1 lediglich ein Tausch der Zahlungsmittel Bargeld und Sichtguthaben Bargeld stattgefunden, jedoch keine Mehrung der Geldmenge M1. Die Bilanzsumme hat sich hingegen erhöht.
Beno benötigt nun einen weiteren Kredit über 4.000 € und möchte damit eine Rechnung bargeldlos begleichen. Es wird gleichzeitig eine entsprechende Buchung auf Antons Kredit- und Guthabenkonto vorgenommen Diese 3. Buchung (blau) erhöht die Geldmenge M1 um 4.000 € da die Bankguthaben den Kunden als Zahlungsmittel zur Verfügung stehen. In diesem Fall wird die Bilanzsumme jedoch ebenfalls erhöht (Aktiv-Passiv-Mehrung).
Änderungen von Bilanzsummen und Änderungen der Geldmenge M1 müssen nicht im Gleichlauf erfolgen. Die bankinternen Vorgänge müssen von den volkswirtschaftlichen Rechengrößen wie hier M1 getrennt betrachtet werden. Eine Vermischung muss zwangsläufig zu falschen Schlussfolgerungen führen. Über die Summe der Sichteinlagen zu einer Aussage zur Geldschöpfung von M1 zu gelangen, ist ein irreführender und falscher Weg. Diesem Irrtum sind offensichtlich noch viele Geldtheoretiker nach Scheytt erlegen.
Die oben angeführte Aussage:
Buchgeld entsteht in dem Moment, in dem ein Kontoguthaben zusätzlich zum Bargeld Zahlungsmittel wird.
ist richtig und gleichzeitig irreführend. Für die Schöpfung von Zahlungsmitteln (Geldmenge M1) ist neben der Buchgeldschöpfung (Sichteinlagen) auch die Inumlaufsetzung von vorher stillgelegtem Bargeld (Kassenhaltung) maßgebend. Nur von einer Giralgeldschöpfung zu sprechen wenn von einer Geldschöpfung die Rede ist, trifft nicht den wahren Sachverhalt.
Das Giralgeld (Sichteinlagen) ist nur eine Teilmenge von M1. Zum besseren Verständnis nochmals das Mengendiagramm von Bargeld und Geldmenge M1 nebenstehend.
Die beiden folgenden Aussagen zeigen nochmals den Konflikt:
- Eine Kreditvergabe der Bank mit anschließender Bargeldauszahlung erzeugt kein Bankguthaben und ist deshalb keine Geldschöpfung.
- Hingegen stellt eine Kreditvergabe der Bank mit direkter Buchung von Guthaben, anstelle einer Bargeldauszahlung, eine Geldschöpfung dar.
Mit diesen Spitzfindigkeiten wird das Thema verfehlt und es werden irreführende Behauptungen aufgestellt.
Bezogen auf die Geldmenge M1, bestehend aus den Sichteinlagen und dem Bargeld der Nichtbanken, findet in beiden Fällen eine Geldschöpfung statt.
Kreditkettentheorie
Bei der Kreditkettentheorie nach Scheytt wie auch bei der modernen Kredittheorie mit ihrer "multiplen Giralgeldschöpfung" glaubt man immer, nur durch eine Bargeldeinzahlung Buchgeld erzeugen zu können. Immer ist ein mehrmaligen Durchlauf von Bargeld erforderlich um die Buchgeldschöpfung zu begründen. Dabei reicht ein einfacher Buchungsvorgang, ohne auch nur eine einzige Bargeldbewegung, hierzu aus. Das Bargeld bleibt im Tresor und es wird einfach nur Buchgeld geschöpft. Somit sind beide Kredittheorien für das Verstehen einer Buchgeldschöpfung unnötig und verwirrend.
Wer hat recht?
Nach Knöller ist Scheytts Kreditkettentheorie in der Lage, die bisherigen widersprüchlichen Theorien durch ein "widerspruchsfreies Ganzes" zu ersetzen. Wenn die Problempunkte erst gar nicht aufgegriffen werden, kann man auch keinen Widerspruch erkennen. Scheytts und Knöllers Arbeiten tragen indes nicht zu einer Aufklärung bei. Sie stiften nur zusätzliche Verwirrung.
Einzelnachweise
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