Das Geldrätsel: Kreditvermittlung: Unterschied zwischen den Versionen

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Es besteht ein dauerhafter Meinungsstreit zwischen denjenigen, welche die Banken als "Kreditvermittler" sehen und denjenigen, die davon ausgehen, dass die Banken "Buchgeld aus dem Nichts" schöpfen. Beide Theorien sind bereits im 19. Jahrhundert Gegenstand heftiger Diskussionen unter Ökonomen gewesen. Die herkömmliche Lehre, auch orthodoxe Kredittheorie genannt, geht von einer festen Beziehung zwischen dem Sparen und dem anschließendem Kredit aus. Erst nachdem "Geld" gespart wurde kann es auf dem Kreditwege als "Darlehen" weitergereicht werden. Nach der modernen Kredittheorie ist jedoch zur Erschaffung von kaufkraftfähigem Buchgeld keineswegs eine vorausgehende Spartätigkeit erforderlich. Ein Blick in die Geschichte der Banken kann helfen, die unterschiedlichen Theorien besser zu verstehen.
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Es besteht ein dauerhafter Meinungsstreit zwischen denjenigen, welche die Banken als "Kreditvermittler" sehen und denjenigen, die davon ausgehen, dass die Banken "Buchgeld aus dem Nichts" schöpfen. Beide Theorien sind bereits im 19. Jahrhundert Gegenstand heftiger Diskussionen unter Ökonomen gewesen. Die herkömmliche Lehre, auch orthodoxe Kredittheorie genannt, geht von einer festen Beziehung zwischen dem Sparen und dem anschließendem Kredit aus. Erst nachdem "Geld" gespart wurde kann es auf dem Kreditwege als "Darlehen" weitergereicht werden. Nach der modernen Kredittheorie ist jedoch zur Erschaffung von kaufkraftfähigem Buchgeld keineswegs eine vorausgehende Spartätigkeit erforderlich.  
  
 
Gemäß der "Allgemeinen Encyclopädie für Kaufleute und Fabrikanten..."<ref name = "Leihbanken">[http://books.google.de/books?id=XIBQAAAAYAAJ&pg=PA499&lpg=PA499&dq=leihbanken&source=bl&ots=FxKZnkYeti&sig=qD2wJmqpAUxUhNgGqvN048Bar_Y&hl=de#v=onepage&q=leihbanken&f=false ''Banken''] Allgemeine Encyclopädie für Kaufleute und Fabrikanten 1838</ref> von 1838 sind:
 
<div style="border: 2px solid #dfdfdf; background-color:#f8f8ff;;padding:7px;">
 
"Leihbanken ..... Bankanstalten, deren Zweck 's ist, Darlehen gegen Zinsen zu geben und dadurch den Geldbedürftigen vor dem Wucher einzelner Capitalisten zu schützen." </div>
 
Die Leihbanken wurden von Privatleuten oder auch Regierungen gegründet und nahmen Kapital von Kreditgebern zu etwa 2 % Zinsen auf. Geld liehen sie dann zu einem Zinssatz zwischen 6 und 8 %, gegen Vorlage eines geeigneten Pfandes, aus.
 
Die Leihbanken wurden unterschieden in Faustpfand-Leihbanken und in Hypotheken-Leihbanken.<ref>[http://books.google.de/books?id=7BhCAAAAcAAJ&pg=PA209&lpg=PA209&dq=leihbanken&source=bl&ots=OOTNdW2BBI&sig=-cdMnhYDPsH6Qb-7avevDLKzq0w&hl=de&sa=X&ei=XllQUI3aEIjc4QT86oHABg&ved=0CDsQ6AEwAg#v=onepage&q=leihbanken&f=true ''Die Leihbanken''] Die neue Zeit: Darstellung der Weltereignisse seit dem Jahre 1848</ref>
 
 
Um ein Darlehen zu erhalten musste vom Darlehensnehmer ein Faustpfand bei der Leihbank hinterlegt werden. Der Verkaufswert des Faustpfandes wurde geschätzt und nur ein Anteil des zu erwartenden Verkaufswertes wurde als Darlehen gewährt. Das Darlehen, für welches auch Zinsen gezahlt werden musste, war mit einem festen Rückzahlungstermin gekoppelt. Wurde der Rückzahlungstermin vom Darlehnsnehmer nicht eingehalten, so konnte die Leihbank das Faustpfand versteigern und aus der Verkaufssumme den Darlehensbetrag einschließlich Zinsen bestreiten. Ein eventueller Überschuss stand dem Darlehensnehmer zu.
 
 
Bei den Hypotheken-Leihbanken verhielt es sich ähnlich, nur dass an Stelle eines Faustpfandes ein Grundpfand, in Form einer Grundbuchschuld, als Sicherheit diente.
 
 
Die Faustpfand- Leihbanken sind mit unseren heutigen Pfandhäusern vergleichbar, während die            Hypotheken-Leihbanken auch heute noch als Hypothekenbanken, in der Fachsprache "Realkreditinstitute", existieren.
 
  
 
==Vermittlung durch Leihbanken==
 
==Vermittlung durch Leihbanken==
Bei den geschilderten Leihbanken wurde tatsächlich noch "Bargeld", in Form von werthaltigen Münzen "verliehen". Hierzu war es folglich zwingend erforderlich, dass vor der Auszahlung eines "Darlehens" die entsprechende Menge Bargeld vorhanden sein musste. Stellte jemand der Leihbank Geld zur Verfügung, so gab sie dieser damit einen Kredit. Für einen vereinbarten Zeitraum wurde auf die Rückzahlung des eingezahlten Bargeldes verzichtet. Diesen Kredit vermittelte die Leihbank sodann an einen Darlehensnehmer, indem sie diesem den Darlehensbetrag in Bargeld zur Verfügung stellte. Hier fand eine Kreditvermittlung im "weitesten" Sinne statt, zwischen dem Kreditgeber der Leihbank und dem darauf folgenden Kredit an den Darlehensnehmer.
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Bei den im Kapitel [[Das Geldrätsel: Leihbanken|"Leihbanken"]] geschilderten Banken wurde tatsächlich noch "Bargeld", in Form von werthaltigen Münzen "verliehen". Hierzu war es folglich zwingend erforderlich, dass vor der Auszahlung eines "Darlehens" die entsprechende Menge Bargeld vorhanden sein musste. Stellte jemand der Leihbank Geld zur Verfügung, so gab sie dieser damit einen Kredit. Für einen vereinbarten Zeitraum wurde auf die Rückzahlung des eingezahlten Bargeldes verzichtet. Diesen Kredit vermittelte die Leihbank sodann an einen Darlehensnehmer, indem sie diesem den Darlehensbetrag in Bargeld zur Verfügung stellte. Hier fand eine Kreditvermittlung im "weitesten" Sinne statt, zwischen dem Kreditgeber der Leihbank und dem darauf folgenden Kredit an den Darlehensnehmer.
 
Die Leihbank vermittelte indirekt zwischen denjenigen die "Geld" übrig hatten und denjenigen, die "Geld" leihen wollten. Die Leihbank schloss sowohl einen Vertrag mit dem Geldgeber wie auch einen Vertrag mit dem Geldnehmer ab. Sie führte diese Vermittlungsgeschäfte auf eigene Rechnung aus.<br/>  
 
Die Leihbank vermittelte indirekt zwischen denjenigen die "Geld" übrig hatten und denjenigen, die "Geld" leihen wollten. Die Leihbank schloss sowohl einen Vertrag mit dem Geldgeber wie auch einen Vertrag mit dem Geldnehmer ab. Sie führte diese Vermittlungsgeschäfte auf eigene Rechnung aus.<br/>  
  
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Die reinen Hypothekenbanken arbeiten ähnlich wie die früheren Leihbanken. Kredite können erst vergeben werden, wenn über Pfandbriefe Zahlungsmittel eingenommen wurden. Zum Start einer Hypothekenbank müssen die ersten Kredite mit Eigenkapital hinterlegt sein, da erst auf Grundlage der dann eingenommenen Grundschuldverschreibungen Pfandbriefe ausgegeben werden können. <ref>Laut Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Oktober 2014 sind in Deutschland noch 17 Hypothekenbanken tätig. Seit 2005 dürfen jedoch auch allgemeine Geschäftsbanken das Hypothekengeschäft betreiben, wenn sie eine entsprechende Zusatzlizenz besitzen.</ref>
 
Die reinen Hypothekenbanken arbeiten ähnlich wie die früheren Leihbanken. Kredite können erst vergeben werden, wenn über Pfandbriefe Zahlungsmittel eingenommen wurden. Zum Start einer Hypothekenbank müssen die ersten Kredite mit Eigenkapital hinterlegt sein, da erst auf Grundlage der dann eingenommenen Grundschuldverschreibungen Pfandbriefe ausgegeben werden können. <ref>Laut Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Oktober 2014 sind in Deutschland noch 17 Hypothekenbanken tätig. Seit 2005 dürfen jedoch auch allgemeine Geschäftsbanken das Hypothekengeschäft betreiben, wenn sie eine entsprechende Zusatzlizenz besitzen.</ref>
  
====Pfandleiher====
 
Am Beispiel des Pfandleihers lässt sich das Modell der Kreditvermittlung leicht erklären. Er hat eigenes Geld oder nimmt fremde Gelder befristet auf und leiht diese ebenfalls befristet gegen Stellung eines Pfandgutes an Darlehensnehmer aus. Hat der Pfandleiher kein "Geld" mehr und muss einem Geldgeber Geld zurückzahlen, ist er, zumindest vorübergehend, zahlungsunfähig.
 
 
Der Pfandleiher ist also gut beraten, diese Situation zu vermeiden. Dies kann er erreichen, indem er einen Finanzierungsplan erstellt. Ihm ist bekannt, wann seine Kunden verpflichtet sind, ihre Schulden zu tilgen. Rechnet er in diese Sollzeiten sicherheitshalber auch noch die Zeiten für eine Fristüberschreitung und die Zeit für eine Veräußerung des Pfandgegenstandes mit ein, so kann er mit seinem Finanzierungsplan relativ sicher jegliche Zahlungsunfähigkeit verhindern.
 
 
Ein [[Datei:Finanztabelle01.png|rechts]]solcher Finanzierungsplan könnte aus einer Tabelle mit den Ein- und Auszahlungen bestehen. Der Plan beginnt zum Zeitpunkt "0" mit einem Kapital in Höhe von 400 Geldeinheiten (GE). Am ersten Tag erwartet der Pfandleiher eine Rückzahlung in Höhe von 200 GE. Somit besitzt er dann abends einen Kassenbestand von 600 GE. Dem Pfandleiher liegen verschiedene Kundenanfragen vor. Am Tag 2 möchte ein "guter Kunde" 400 GE ausleihen, gegen Verpfändung eines erstklassigen Pfandgutes. Nach dem Finanzplan des Pfandleihers kein Problem, er besitzt ja zu diesem Zeitpunkt 600 GE. Auch dem Wunsch eines weiteren Kunden, am 3. Tag 100 GE als Darlehen zu erhalten, kann er problemlos folgen. Nach diesem Plan hat er aber am Ende des 3. Tages nur noch 100 GE in seiner Kasse. Mit diesem geringen Betrag wäre es ihm nicht möglich, weitere Darlehen zu geben. Jedoch erhält er am 4. Tag eine Fremdkapitaleinlage in Höhe von 400 GE. Ein Geldgeber stellt dem Pfandleiher einen bereits früher angekündigten Bargeldgeldbetrag über 400 GE befristet zur Verfügung. Daraufhin kann dieser weitere Darlehen erteilen.
 
 
 
In [[Datei:Finanzplan01.png| rechts]]der Grafik wird sowohl der voraussichtliche tägliche Kassenstand wie auch der Mittelwert des Kassenbestandes über einen Zeitraum von 8 Tagen, dargestellt. Es ist ersichtlich, das weder der Endwert von 800 GE noch der Mittelwert von 475 GE, eine verlässliche Aussage über die Zahlungsfähigkeit des Pfandleihers treffen können.
 
 
Nur durch die Berücksichtigung des Finanzierungsplans im Detail kann die dauerhafte Zahlungsfähigkeit sichergestellt werden. Im Ergebnis bedeutet dies, dass der Kassenbestand immer positiv sein muss.
 
 
Was hier als selbstverständliche Weisheit erscheinen mag, ist auch das Fundament des Liquiditätsmanagements moderner Banken. Der Zustand der Zahlungsunfähigkeit muss mit allen Mitteln verhindert werden. Bedingt durch das besondere Geschäftsmodell des Pfandleihers kann dieser nur in Schwierigkeiten geraten, wenn er seinem Geldgeber das ausgeliehene Geld nicht fristgemäß zurückzahlen kann.
 
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==Vermittlung durch Kreditbanken==   
 
==Vermittlung durch Kreditbanken==   
Als Kerngeschäft heutiger Geschäftsbanken wird deren Funktion als Finanzvermittler (Finanzintermediär) gesehen. <ref>Unterrichtsmaterial zur Sekundarstufe I der Deutschen Bundesbank [http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Service/Schule_und_Bildung/die_banken_und_das_eurosystem.pdf?__blob=publicationFile Die Banken und das Eurosystem] Abruf 26.10.2014</ref>
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Als Kerngeschäft heutiger Geschäftsbanken wurde bis etwa 2016 deren Funktion als Finanzvermittler (Finanzintermediär) gesehen. <ref>Unterrichtsmaterial zur Sekundarstufe I der Deutschen Bundesbank [http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Service/Schule_und_Bildung/die_banken_und_das_eurosystem.pdf?__blob=publicationFile Die Banken und das Eurosystem] Abruf 26.10.2014, Link funktioniert nicht mehr, 6.4.2019 </ref>
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{{Kasten blass|"''Banken spielen eine wichtige Rolle als Geldvermittler in der Wirtschaft. Auf der einen Seite nehmen sie das Geld von Sparern entgegen. Auf der anderen Seite geben sie es in Form von Krediten an Unternehmen oder Privatpersonen weiter, die damit beispielsweise neue Maschinen oder Immobilien kaufen können.''"}}
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Das genannte Zitat stammt aus Unterrichtsmaterial der Deutschen Bundesbank. Im Herbst 2017 wurden neue Unterlagen von der Bundesbank erstellt, welche jedoch keinerlei Hinweise auf die Vermittlerfunktion der Banken mehr enthalten<ref>[https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Schule_und_Bildung/geld_verstehen.pdf?__blob=publicationFile Geld verstehen], Abruf 12.03.2018, Link funktioniert nicht mehr 06.04.2019. Neuer Link [https://www.bundesbank.de/resource/blob/614440/1fff1d3014b362c296a8c7639426dfe1/mL/geld-verstehen-data.pdf Geld verstehen] Abruf 06.04.2019</ref>.
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In der Schrift "Geld und Geldpolitik", Ausgabe Frühjahr 2017 ist unter der Überschrift "Das Wichtigste im Überblick:" jedoch noch weiterhin festgehalten:
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{{Kasten blass|"''Das Finanzsystem umfasst die Finanzintermediäre (insbesondere Banken), die Finanzmärkte und die finanzielle Infrastruktur. Aufgabe des Finanzsystems ist es, die Anbieter von Kapital mit den Nachfragern nach Kapital zusammenzubringen und dessen Austausch zu erleichtern.''"<ref>[https://www.bundesbank.de/resource/blob/606038/c0364dd6034eb7e0c9230b77ed995c06/mL/geld-und-geldpolitik-data.pdf 2017, Geld und Geldpolitik] Abruf 06.04.2019</ref>}}
  
<div style="border: 2px solid #dfdfdf; background-color:#f8f8ff;;padding:7px;">
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Wie gelangen die Banken jetzt an das Finanzkapital? Die Geschäftsbank kann sich fremde Finanzierungsmittel über Sparbücher, Sparbriefe, Termineinlagen und Schuldverschreibungen der Bank besorgen. Weiterhin kann sie sich Mittel durch die Kreditaufnahme bei anderen Geschäftsbanken oder bei der Zentralbank beschaffen.
"Banken spielen eine wichtige Rolle als Geldvermittler in der Wirtschaft. Auf der einen Seite nehmen sie das Geld von Sparern entgegen. Auf der anderen Seite geben sie es in Form von Krediten an Unternehmen oder Privatpersonen weiter, die damit beispielsweise neue Maschinen oder Immobilien kaufen können." </div>
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Die Geschäftsbank kann sich fremde Finanzierungsmittel über Sparbücher, Sparbriefe, Termineinlagen und Schuldverschreibungen der Bank besorgen. Weiterhin kann sie sich Mittel durch die Kreditaufnahme bei anderen Geschäftsbanken oder bei der Zentralbank beschaffen.
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Wie kann man sich diese Vermittlung praktisch vorstellen? Hierzu sind unterschiedliche Szenarien vorstellbar.
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====Bargeld====
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Ein Sparkunde bringt 1.000 € bar zur Bank. Diese schreibt ihm auf seinem Sparbuch 1.000 € gut und erhält dafür das Bargeld. Dieses nimmt die Bank in ihren Kassenbestand und kann es einem Kreditkunden, der einen Kredit über 1.000 € aufnimmt, bar auszahlen.
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====Sparkunde überweist Sparbetrag====
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Etwas aufwändiger gestaltet es sich, wenn ein Sparkunde 1.000 € von einer anderen Bank auf ein Sparbuch überweist. Falls die Überweisung mit Hilfe der Zentralbank erfolgt, erhält die Empfängerbank mit der Überweisung auch 1.000 € Zentralbankgeld in Form von Zentralbank-Sichtguthaben. Dieses kann sie jederzeit in Bargeld bei der Zentralbank wechseln lassen. Also kann sie auch dieses jederzeit an einen Kreditkunden bar auszahlen.
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====Sparkunde legt Sichtguthaben fest====
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Ein Kunde der Bank möchte 1.000 € aus seinem Sichtguthaben auf einem Sparbuch anlegen. Hier bleibt der Sparvorgang etwas schleierhaft. Es wird ja nur Geld "terminlich umgeschichtet". Bargeld wird nicht benötigt. Diesen Sparvorgang kann man nachvollziehen, wenn die Zahlungsfähigkeit der Bank betrachtet wird. In den beiden zuvor genannten Sparvorgängen wurden der Bank zusätzliche Zahlungsmittel zugeführt, d. h. ihre Liquidität erhöhte sich.  Bei der internen Umschichtung verbessert sich die Liquidität der Bank ebenfalls. Die Bank muss fortan nicht mehr damit rechnen, dass plötzlich 1.000 € zur Auszahlung gelangen, da ja eine Sparfrist vereinbart wurde. Sie kann nun einen Kredit über 1.000 € erteilen, und hat bezüglich ihrer Liquidität das gleiche Ergebnis wie bei der Bargeldeinzahlung auf das Sparbuch oder aber einer Überweisung von einer anderen Bank auf ein Sparkonto.  
  
Die Funktion der Banken als Finanzvermittler wird auch mehrheitlich in der heutigen Fachliteratur so aufgeführt. Einschränkungen werden nicht vermerkt. Fraglich bleibt jedoch, ob diese Sichtweise den tatsächlichen Verhältnissen im Bankbetrieb gerecht wird. Hierzu sind auch die Argumente der "modernen Kredittheorie" zu untersuchen und zu bewerten.  
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Die Zahlungsfähigkeit der Bank hat sich durch jeden der drei Sparvorgänge gleichermaßen verbessert, so dass ein Kredit erteilt und ausgezahlt werden kann.  
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====Schuldverschreibungen====
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Den gleichen Effekt wie zuvor erzielt die Bank, wenn sie Schuldverschreibungen ausgibt. Der Bankkunde erwirbt eine Schuldverschreibung über 1.000 € und zahlt mit seinem Sichtguthaben. Für die Laufzeit der Schuldverschreibung werden 1.000 € der flüssigen Mittel der Bank nicht mehr beansprucht. Sie kann einen entsprechenden Kredit erteilen.  
  
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Die Funktion der Banken als Finanzvermittler wird auch vielfach in der heutigen Fachliteratur so aufgeführt. Einschränkungen werden nicht vermerkt. Fraglich bleibt jedoch, ob diese Sichtweise den tatsächlichen Verhältnissen im heutigen Bankbetrieb gerecht wird.
  
 
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Aktuelle Version vom 6. April 2019, 21:51 Uhr

Es besteht ein dauerhafter Meinungsstreit zwischen denjenigen, welche die Banken als "Kreditvermittler" sehen und denjenigen, die davon ausgehen, dass die Banken "Buchgeld aus dem Nichts" schöpfen. Beide Theorien sind bereits im 19. Jahrhundert Gegenstand heftiger Diskussionen unter Ökonomen gewesen. Die herkömmliche Lehre, auch orthodoxe Kredittheorie genannt, geht von einer festen Beziehung zwischen dem Sparen und dem anschließendem Kredit aus. Erst nachdem "Geld" gespart wurde kann es auf dem Kreditwege als "Darlehen" weitergereicht werden. Nach der modernen Kredittheorie ist jedoch zur Erschaffung von kaufkraftfähigem Buchgeld keineswegs eine vorausgehende Spartätigkeit erforderlich.


Vermittlung durch Leihbanken

Bei den im Kapitel "Leihbanken" geschilderten Banken wurde tatsächlich noch "Bargeld", in Form von werthaltigen Münzen "verliehen". Hierzu war es folglich zwingend erforderlich, dass vor der Auszahlung eines "Darlehens" die entsprechende Menge Bargeld vorhanden sein musste. Stellte jemand der Leihbank Geld zur Verfügung, so gab sie dieser damit einen Kredit. Für einen vereinbarten Zeitraum wurde auf die Rückzahlung des eingezahlten Bargeldes verzichtet. Diesen Kredit vermittelte die Leihbank sodann an einen Darlehensnehmer, indem sie diesem den Darlehensbetrag in Bargeld zur Verfügung stellte. Hier fand eine Kreditvermittlung im "weitesten" Sinne statt, zwischen dem Kreditgeber der Leihbank und dem darauf folgenden Kredit an den Darlehensnehmer. Die Leihbank vermittelte indirekt zwischen denjenigen die "Geld" übrig hatten und denjenigen, die "Geld" leihen wollten. Die Leihbank schloss sowohl einen Vertrag mit dem Geldgeber wie auch einen Vertrag mit dem Geldnehmer ab. Sie führte diese Vermittlungsgeschäfte auf eigene Rechnung aus.

Eine Kreditvermittlung im "engsten Sinne" fand statt, wenn der Vermittler lediglich den Kontakt zwischen dem Geldverleiher und dem Geldleiher herstellte. Das Kreditgeschäft selbst wurde dann zwischen diesen beiden Partnern direkt abgeschlossen.

Die reinen Hypothekenbanken arbeiten ähnlich wie die früheren Leihbanken. Kredite können erst vergeben werden, wenn über Pfandbriefe Zahlungsmittel eingenommen wurden. Zum Start einer Hypothekenbank müssen die ersten Kredite mit Eigenkapital hinterlegt sein, da erst auf Grundlage der dann eingenommenen Grundschuldverschreibungen Pfandbriefe ausgegeben werden können. [1]

Vermittlung durch Kreditbanken

Als Kerngeschäft heutiger Geschäftsbanken wurde bis etwa 2016 deren Funktion als Finanzvermittler (Finanzintermediär) gesehen. [2]

"Banken spielen eine wichtige Rolle als Geldvermittler in der Wirtschaft. Auf der einen Seite nehmen sie das Geld von Sparern entgegen. Auf der anderen Seite geben sie es in Form von Krediten an Unternehmen oder Privatpersonen weiter, die damit beispielsweise neue Maschinen oder Immobilien kaufen können."

Das genannte Zitat stammt aus Unterrichtsmaterial der Deutschen Bundesbank. Im Herbst 2017 wurden neue Unterlagen von der Bundesbank erstellt, welche jedoch keinerlei Hinweise auf die Vermittlerfunktion der Banken mehr enthalten[3]. In der Schrift "Geld und Geldpolitik", Ausgabe Frühjahr 2017 ist unter der Überschrift "Das Wichtigste im Überblick:" jedoch noch weiterhin festgehalten:

"Das Finanzsystem umfasst die Finanzintermediäre (insbesondere Banken), die Finanzmärkte und die finanzielle Infrastruktur. Aufgabe des Finanzsystems ist es, die Anbieter von Kapital mit den Nachfragern nach Kapital zusammenzubringen und dessen Austausch zu erleichtern."[4]


Wie gelangen die Banken jetzt an das Finanzkapital? Die Geschäftsbank kann sich fremde Finanzierungsmittel über Sparbücher, Sparbriefe, Termineinlagen und Schuldverschreibungen der Bank besorgen. Weiterhin kann sie sich Mittel durch die Kreditaufnahme bei anderen Geschäftsbanken oder bei der Zentralbank beschaffen.

Wie kann man sich diese Vermittlung praktisch vorstellen? Hierzu sind unterschiedliche Szenarien vorstellbar.

Bargeld

Ein Sparkunde bringt 1.000 € bar zur Bank. Diese schreibt ihm auf seinem Sparbuch 1.000 € gut und erhält dafür das Bargeld. Dieses nimmt die Bank in ihren Kassenbestand und kann es einem Kreditkunden, der einen Kredit über 1.000 € aufnimmt, bar auszahlen.

Sparkunde überweist Sparbetrag

Etwas aufwändiger gestaltet es sich, wenn ein Sparkunde 1.000 € von einer anderen Bank auf ein Sparbuch überweist. Falls die Überweisung mit Hilfe der Zentralbank erfolgt, erhält die Empfängerbank mit der Überweisung auch 1.000 € Zentralbankgeld in Form von Zentralbank-Sichtguthaben. Dieses kann sie jederzeit in Bargeld bei der Zentralbank wechseln lassen. Also kann sie auch dieses jederzeit an einen Kreditkunden bar auszahlen.

Sparkunde legt Sichtguthaben fest

Ein Kunde der Bank möchte 1.000 € aus seinem Sichtguthaben auf einem Sparbuch anlegen. Hier bleibt der Sparvorgang etwas schleierhaft. Es wird ja nur Geld "terminlich umgeschichtet". Bargeld wird nicht benötigt. Diesen Sparvorgang kann man nachvollziehen, wenn die Zahlungsfähigkeit der Bank betrachtet wird. In den beiden zuvor genannten Sparvorgängen wurden der Bank zusätzliche Zahlungsmittel zugeführt, d. h. ihre Liquidität erhöhte sich. Bei der internen Umschichtung verbessert sich die Liquidität der Bank ebenfalls. Die Bank muss fortan nicht mehr damit rechnen, dass plötzlich 1.000 € zur Auszahlung gelangen, da ja eine Sparfrist vereinbart wurde. Sie kann nun einen Kredit über 1.000 € erteilen, und hat bezüglich ihrer Liquidität das gleiche Ergebnis wie bei der Bargeldeinzahlung auf das Sparbuch oder aber einer Überweisung von einer anderen Bank auf ein Sparkonto.

Die Zahlungsfähigkeit der Bank hat sich durch jeden der drei Sparvorgänge gleichermaßen verbessert, so dass ein Kredit erteilt und ausgezahlt werden kann.

Schuldverschreibungen

Den gleichen Effekt wie zuvor erzielt die Bank, wenn sie Schuldverschreibungen ausgibt. Der Bankkunde erwirbt eine Schuldverschreibung über 1.000 € und zahlt mit seinem Sichtguthaben. Für die Laufzeit der Schuldverschreibung werden 1.000 € der flüssigen Mittel der Bank nicht mehr beansprucht. Sie kann einen entsprechenden Kredit erteilen.

Die Funktion der Banken als Finanzvermittler wird auch vielfach in der heutigen Fachliteratur so aufgeführt. Einschränkungen werden nicht vermerkt. Fraglich bleibt jedoch, ob diese Sichtweise den tatsächlichen Verhältnissen im heutigen Bankbetrieb gerecht wird.


Einzelnachweise

  1. Laut Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Oktober 2014 sind in Deutschland noch 17 Hypothekenbanken tätig. Seit 2005 dürfen jedoch auch allgemeine Geschäftsbanken das Hypothekengeschäft betreiben, wenn sie eine entsprechende Zusatzlizenz besitzen.
  2. Unterrichtsmaterial zur Sekundarstufe I der Deutschen Bundesbank Die Banken und das Eurosystem Abruf 26.10.2014, Link funktioniert nicht mehr, 6.4.2019
  3. Geld verstehen, Abruf 12.03.2018, Link funktioniert nicht mehr 06.04.2019. Neuer Link Geld verstehen Abruf 06.04.2019
  4. 2017, Geld und Geldpolitik Abruf 06.04.2019