Autor Thema: Unser Geldsystem (Matthias)  (Gelesen 62473 mal)

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Unser Geldsystem (Matthias)
« am: 05. März 2011, 22:45:24 »
#1: UNSER GELDSYSTEM Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 14 May 2010 17:28
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UNSER GELDSYSTEM

Teil 1

I. Vorab

Ich habe diesen Text begonnen, als es bei wirtschaftquerschuss um unser Geldsystem ging. Ursprünglich wollte ich nur kurz zusammenfassen, was ich als meinen heutigen Kenntnisstand bezeichnen möchte. Er wurde länger und länger und schliesslich musste ich feststellen, dass es hier wohl besser aufgehoben ist (Grüsse an TOURIST :O) ).

Lange habe ich nicht verstanden, wie unser Geldsystem funktioniert und welche Rolle es in unserer Wirtschaft spielt. Erst in den letzten Jahren habe ich mich damit auseinandergesetzt. Ich habe dabei feststellen müssen, dass sich gängige Meinungen darüber entweder als komplett falsch (meist bei wirtschaftlich weniger gebildeten Menschen), oder als voller Widerspüche und mit Lücken behaftet (meist bei Ökonomen) erwiesen haben.

Heute glaube ich das System verstanden zu haben. Ich bin mir aber nicht hundertprozentig sicher, denn viele Informationen sind nur schwer zu bekommen, oder werden von vielen Experten entweder nicht anerkannt, als nicht relevant beurteilt, oder bestimmte (vermeintliche) Tatsachen geleugnet. Dennoch formuliere ich meine Gedanken und Erkenntnisse zu diesem Thema nicht als These, da ich mittlerweile überzeugt bin, dass sie zumindest in wesentlichen Teilen der Wirklichkeit recht nahe kommen.
Mitte der 90er Jahre habe ich einige kurze Gespräche mit einem Freund meines Bruders geführt, der bei Morgan Stanley als Investmentbanker tätig war. Viel mochte er nicht darüber sprechen, aber zwei Sätze sind mir in Erinnerung geblieben, die ich damals falsch interpretiert, heute aber glaube, verstanden zu haben:
1. „Das ganze System beruht auf Schulden.“
2. Sinngemäss ähnlich dem oft zitierten Ausspruch von Henry Ford, dass wenn die Leute wüssten, wie es sich mit dem Geld verhält und was mit „ihrem“ Geld geschieht, es keine fünf Minuten dauern würde, bis sie auf der Strasse seien und wir eine Revolution hätten.

Ich denke, mehr Menschen müssten sich mit diesem System befassen, oder sich überhaupt an einer Diskussion beteiligen.
Es geht mir nicht darum, zu diskutieren, was anstelle des jetzigen Systems treten müsste. Es wäre meiner Ansicht nach wichtig, überhaupt erst einmal ein Bewusstsein für die Bedeutung zu schaffen und auch andere Menschen auf dieses so wichtige Element, das uns alle betrifft, und um das wir uns alle so wenig kümmern, hinzuweisen.

Was ich im folgenden beschreibe ist nichts anderes, als ein Versuch die Thematik auf einen einfachen Nenner zu bringen (ich hoffe mir sind dabei auf die Schnelle keine blöden Fehler unterlaufen). Am Ende des Textes finden sich Artikel verschiedener Autoren zu dem Thema, die jeder bitte lesen sollte. Erst dann ergibt sich ein genaueres Bild, das ich hier unmöglich zeichnen kann...


II. Einleitung

„Das Ende der Kreditexzesse, Gelderschaffung ohne Wertschöpfung, Spekulation statt Produktion, zukünftiger Rohstoff- und Energiemangel (Peak Oil-Gas-Uranium) und ein dramatischer Klimawandel als deutliche Warnungen vor einem "Weiter so"!
"Jeder der glaubt, dass exponentielles Wachstum in einer endlichen Welt für immer weitergehen kann, ist entweder verrückt oder ein Wirtschaftswissenschaftler." Kenneth Boulding

Die meisten Menschen hinterfragen unser auf Wachstum basierendes Wirtschaftssystem nicht. Einige wenige tun es, aber von diesen wenigen hinterfragen wiederum nur wenige das diesem Wirtschaftssystem zugrunde liegende Geldsystem, das es ermöglicht, ausreichend Liquidität zur Verfügung zu stellen und brachliegende Produktionspotenziale freizusetzen. Vermeintlich ein Segen, kommt man bei näherer Betrachtung zu dem Ergebnis, dass dieses Geldsystem ein erhebliches Problem darstellt, das über die reinen Probleme einer auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaft hinausgeht.

Die weltweit zu beobachtenden Symptome der Überschuldung, die schleichend über Jahrzehnte gewachsen, erst in den letzten Jahren eine für jeden sichtbare explosionsartige Entwicklung genommen haben, sind letztlich die Ursache dieses Geldsystems.

Liegen die Ursachen ausschliesslich in diesem Geldsystem begründet? Nein. Aber zu einem wesentlichen Teil. Die Probleme, die es hervorruft sind gewaltig und die allermeisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass es sich um ein System handelt, das Geldvermögen umverteilt, Staaten und Menschen in Verschuldung und Armut treibt, während andere sich an ihm bereichern.

Die Symptome können wir alle lange schon beobachten, die dahinter verborgenen Mechanismen aber haben nur wenige verstanden.

Die Frage, was zuerst da war, ein Geldsystem, das exponentielles Wachstum der Wirtschaft voraussetzt, oder ein auf Wachstum basierendes Wirtschaftmodell, das ein entsprechendes Geldsystem erfordert, gleicht der Frage mit der Henne und dem Huhn. Ich kenne die Antwort nicht.
Aber die Worte, die als Leitspruch Steffens Blog überschreiben, treffen so oder so zu.


III. Zins und Geldschöpfung

Die grundlegenden, die Probleme verursachenden Elemente unseres Geldsystems sind

a. Der Zins
Über den Zins kann man trefflich streiten. Dass der Zins Probleme verursachen kann, dürfte jedem spätestens dann klar werden, wenn er sich die Entwicklung einer verzinsten Geldmenge in verschiedenen Grössenordnungen betrachtet. Gerne wird auf die Wertminderung des Geldes hingewiesen, das Risiko des Verlustes etc...
Dazu sei nur angemerkt, dass z.B. der Realzins in der BRD in den 40 Jahren von 1955 – 1994 bei durchschnittlich 4% lag (Quelle: Uni Münster).
Ausserdem würde niemand bestreiten, dass andere Zinseinkünfte wie Miet-, oder Pachtzins genauso aufgrund ungleichmässiger Eigentumsverhältnisse früher oder später den Eigentümer begünstigen und den Mieter/Pächter benachteiligen.
Sehr schön formuliert hat das „Sebastian“ in einem Kommentar zu Festan's Artikel im querschuss („what is money“, s. Quellen):
"Eigentum wird von Schuldnern zu Gläubigern ("von unten nach oben") umverteilt, wenn die Kosten für die Erhaltung des Eigentums geringer sind als die Profite aus demselben und diese Differenz (pro Periode) größer als das in derselben Periode für die Schuldner zusätzlich zur Verfügung stehende Eigentum ist."
Es gibt daneben auch zahlreiche Publikationen, die den Zins und seine Wirkungsweise mathematisch untersucht haben und zu eben diesem Schluss gekommen sind. Viele behaupten, es habe den Zins schon immer gegeben und er habe nie ein Problem verursacht.
Das ist ein Irrtum. Der Zins war über Jahrhunderte verboten und die meisten europäischen Staaten haben ihn erst vom 16. bis zum 18. Jahrhundert offiziell zugelassen. Die grossen Weltreligionen haben den Zins geächtet und die Katholische Kirche hat bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vergeblich dagegen angekämpft. Auch was die angeblich nicht vorhandenen Probleme betrifft genügt ein Blick ins Geschichtsbuch...
Allerdings ist der Zins NICHT die alleinige Ursache, sondern nimmt in diesem System eher die Form eines Katalysators ein, der in Verbindung mit dem zweiten Element erst seine ganze Wucht entwickelt.

b. Die Art der Geldschöpfung durch Banken
Die wenigsten verstehen, wie das Geld wirklich entsteht. So mancher hat das sehr gut beschrieben, viel besser als ich das könnte (es finden sich am Ende des Textes genügend Quellen, die man studieren kann). Daher möchte ich es nur kurz und sehr vereinfacht umreissen.
Unser Bankensystem ermöglicht es einer Bank, Geld aus dem NICHTS zu schöpfen. Geld, das sie im Rahmen eines Kredites vergibt, existiert nur zu einem Teil. Der Rest wird „neu geschaffen“.
Das ermöglicht es, dem wachsenden Geldbedarf einer wachsenden Wirtschaft gerecht zu werden. Der Segen einerseits erweist sich als Fluch, wenn man die Funktion und die Auswirkungen genauer betrachtet.
Denn nicht nur muss das Geld, das bis dahin nicht existierte, erwirtschaftet werden, sondern zudem noch der Zins, den die Bank für das eigentlich nicht existierende Geld verlangt.
Dabei sichert sich die Bank darüber hinaus einen Rechtsanspruch auf vorhandenes Eigentum des Kreditnehmers für den Fall, dass dieser seine Schuld nicht tilgen kann.

Ein feiner Kniff, den niemand in Frage stellt, der als vollkommen normal empfunden wird. Und von dem behauptet wird, dass es immer schon so gewesen sei. Man kann sich anhand zahlreicher Quellen aber recht schnell überzeugen, dass dies ein Irrtum ist. Das Prinzip der Geldschöpfung aus dem NICHTS (durch Banken) wurde im 17. Jahrhundert entwickelt und bis heute beständig „verfeinert und verbessert“.

Um zu veranschaulichen (allerdings nur sehr unzureichend, weil kaum auf andere Bereiche zu übertragen – ist das vielleicht der Grund, warum die meisten sich schwertun, es zu verstehen?), wie absurd diese Vorgehensweise eigentlich ist, folgende Beispiele:
Niemand wäre bereit, einen vollen Mietzins für eine Wohnung zu begleichen, die nur zum Teil existiert. Und erst recht wäre niemand bereit, für die Nutzung einer nur zum Teil existierenden Wohnung in vollem Umfang mit anderem Vermögen zu haften, also einem Vermieter den Rechtsanspruch auf dieses Eigentum zu übertragen.
Oder anders:
Niemand würde es akzeptieren, wenn es einem Geschäft erlaubt wäre, ZEHN Hämmer zu verleihen, von denen aber in Wirklichkeit nur einer existiert, und dieses Geschäft von demjenigen, der sie ausleiht verlangt, ZEHN Hämmer zurückzubringen PLUS einen Zins von EINEM Hammer, also ELF. Und es dem Geschäft zusätzlich noch erlaubt wäre, von dem, der sie ausleiht, eine Sicherheit zu verlangen, die zumindest einen Teil des Wertes der Hämmer beträgt...

Beim Geld tun wir das alle. Aber nur die wenigsten scheinen sich dessen bewusst zu sein oder dieses Prinzip überhaupt in Frage zu stellen.

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass ein „Sparer“ 100,- € zur Bank bringt, er dafür Zinsen erhält (bspw. 5%), und die Bank diese Einlage verwendet, um sie anderen für Investitionen zur Verfügung zu stellen und dafür wiederum einen Zins (bspw. 10%) nimmt.
In Wahrheit (sehr vereinfacht...) nimmt die Bank die Einlage von 100,- € und ist damit in der Lage einen Kredit in Höhe von 1.000,- € zu vergeben und einen Zins (bspw. 10%) zu nehmen. Je nach Laufzeit etc. und anderen Geldsummen kann sich jeder recht schnell den Unterschied vor Augen führen.

Wer das Prinzip der Geldschöpfung nicht versteht, MUSS sich damit vertraut machen. Es ist ein Schlüssel zum Verständnis der Problematik. Quellen zu dem Thema finden sich am Ende des Textes (u.a. FESTAN's Gastbeitrag im wirtschaftquerschuss).
Wer sich damit nicht auseinandersetzen möchte, KANN es nicht verstehen.


IV. Eine Art Schneeballsystem

„Kaiser:
Ich habe satt das ewige Wie und Wenn;
Es fehlt an Geld: nun gut, so schaff es denn!
Mephistopheles:
Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr;
Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer;
Es liegt schon da; doch um es zu erlangen,
Das ist die Kunst, wer weiß es anzufangen?“
(J. W. von Goethe, Faust II)

Unser Geldsystem ist ein Schuldgeldsystem. Wird ein Kredit vergeben, entsteht neues Geld, wird er getilgt, verschwindet es wieder. Es müssen also stets neue Kreditnehmer nachfolgen, wenn dieses System funktionieren soll.
Es handelt sich demnach um einen dem Schneeballsystem vergleichbaren Mechanismus. Wie auch beim Schneeballsystem treten die Probleme erst später auf. Zu Beginn des Spiels funktioniert es noch tadellos. Je länger es aber dauert, desto grösser wird die Anzahl der Verlierer und desto geringer die der Gewinner.
Im Gegensatz zu diesem Spiel allerdings werden hier mithilfe des Geldes Werte geschaffen, Waren produziert, Handel getrieben usw. Da aber nichts ohne dieses Geld funktioniert, beginnt der Motor zu stottern, sobald Probleme dabei auftauchen, immer neue Nachschuldner zu finden. Es handelt sich um einen schleichenden Prozess, und selbstverständlich ist das Konstrukt wesentlich komplizierter und facettenreicher, als ein letztlich auf simpelsten Prinzipien beruhendes Spiel. Aber die Funktionsweise ist ähnlich.
Die Wirtschaft verfügt demzufolge eben nicht nur über einen „Wachstumsdrang“, sondern unterliegt, durch unser Geldsystem, auch einem „Wachstumszwang“.

Dass unser Geldsystem die Züge eines Schneeballsystems trägt, wurde lange Zeit vehement bestritten. Erst in jüngster Zeit sind erste Stimmen zu vernehmen, die das nicht mehr nur unter vorgehaltener Hand bestätigen. Im März dieses Jahres zum ersten Mal ein Bundespolitiker (Frank Schäffler - FDP ): http://www.frank-schaeffler.de/presse/medienspiegel/1187
(Übrigens konnte ich den Artikel unter www.sueddeutsche.de/ nicht mehr finden...) Dort heisst es:
„Die Ursachen der Überschuldungskrise liegen im Geldsystem ... Das Schneeballsystem wird früher oder später zusammenbrechen. Wir müssen deshalb über eine neue Geldordnung nachdenken.”

Dem einerseits willkommenen Effekt der Geldschöpfung, die Märkte ausreichend mit Liquidität zu versorgen, steht eine mehr als fragwürdige Methodik gegenüber, die mithilfe des Zinses einen stetigen Abfluss eines Teils der real erwirtschafteten Werte in die Hände von Banken und Kapitalgebern zur Folge hat.
Denn wir alle müssen die Zinsen, die ein Unternehmen im Rahmen eines Kredites zu zahlen hat, erwirtschaften, da der Zins in den Preis des Produktes einfliessen muss.
Der Unterschied zu anderen Zinsen, wie z.B. Pacht oder Miete liegt auf der Hand. Während dort nur diejenigen einen Zins bezahlen, die eine Wohnung auch nutzen (oder ein Grundstück), bezahlen ALLE die anfallenden (versteckten) Zinsen mit, egal, ob sie Schulden aufgenommen haben, oder nicht.

Fatal, wird es spätestens dann, wenn das Wachstum der Wirtschaft unter dem durchschittlichen Zinssatz liegt. Dann muss der Staat als Schuldner einspringen, wenn er eine Rezession verhindern will. Wie gross die Auswirkungen sind, sehen wir anhand der Verschuldung in Deutschland. Allein der Bund musste im Jahr 2008 Steuereinnahmen in Höhe von mehr als 43 MILLIARDEN € für die Tilgung von Zinsen aufwenden. Das entspricht etwa 15% des gesamten Haushaltes (der zweithöchste Etat) oder 11% des BIP!
43 MILLIARDEN €, die allein in einem Jahr an Banken und Kapitalgeber umverteilt werden. Und das mittels Krediten, denen zumindest ein Teil aus der Luft erzeugtes Geld zugrunde liegt und für das jeder Bürger eines Landes mit seinem Vermögen haftet.

(Interessant wäre es, den GESAMTBETRAG zu errechnen, den deutsche Bürger als Steuerzahler in den letzten 50 Jahren für auf Staatschulden fällige Zinsen bezahlen mussten. Leider kann ich dazu keine Informationen finden. Ob dann allerdings wirklich jemand Westerwelle ungestraft über schneeschippende Hartz IV – Empfänger fantasieren dürfte, wage ich zu bezweifeln.)

Auch hier bezahlen ALLE, auch die, die angeblich keine Steuern zahlen, wie so gerne behauptet wird, nämlich die Ärmsten, die zwar keine Einkommensteuer, wohl aber über den notwendigen Konsum von Lebensmitteln, Kleidung, Strom usw. sehr wohl Steuern abführen müssen.

Den stetig steigenden Schulden stehen andererseits stetig steigende Vermögen gegenüber, deren Zinsen beglichen werden wollen. Spätestens jetzt dürfte klar werden, dass die Unsummen die dafür aufgebracht werden müssen, nicht mehr erwirtschaftet werden können. Wie sich die Situation tatsächlich darstellt, wenn die Zinsen steigen sollten, darüber sollte man besser nicht nachdenken.

Man betrachte die Entwicklung BIP und Geldvermögen in Deutschland 1950-2000:
http://www.inwo.de/pics/Creutz22Euro_300.jpg

Oder folgende Zahlen der Geldvermögen in den USA (Alexander Czerny - Kurzbeschreibung der aktuellen Finanzkrise):
„Nachdem die erste Billion 1977 nach einigen hundert Jahren Wachstum erreicht war, schaffte es die zweite Billion bereits 1984, nach nur 7 Jahren. Nach weiteren sechseinhalb Jahren waren dann 3 Billionen erreicht, nach weiteren sechs Jahren 4 Billionen (1997). Jede weitere Billion wächst in immer kürzeren Zeiträumen:
5 Billionen nach nur 2 Jahren und 11 Monaten,
6 Billionen nach nur 2 Jahren und 8 Monaten,
7 Billionen nach nur 1 Jahr und 10 Monaten,
8 Billionen nach nur 1 Jahr und 8 Monaten,
9 Billionen nach nur 1 Jahr und 4 Monaten,
10 Billionen nach nur 1 Jahr und 3 Monaten
11 Billionen nach nur 4 Monaten (Dezember 2008)!!"


« Letzte Änderung: 06. April 2011, 17:24:38 von Admin »

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #1 am: 05. März 2011, 22:47:50 »
#1: UNSER GELDSYSTEM Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 14 May 2010 17:28
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UNSER GELDSYSTEM

Teil 2


V. Diskussion

In nahezu allen Diskussionen (in Gesprächen, Zeitungsartikeln, Internetblogs und -foren, etc) ist die Konzentration auf einzelne Aspekte (bspw. Zins) zu beobachten, über die eifrig gestritten wird, ohne zu bemerken, dass es eben mehrere zu beachten gilt, da erst die Kombination dieser Aspekte die angedeuteten Probleme verursacht.
Insgesamt herrscht noch immer die einhellige Meinung vor, dass die Probleme nichts mit unserem Geldsystem zu tun haben (oder in Kauf genommen werden müssen).
Meine Erfahrungen mit den verschiedenen diesbezüglichen Ansichten möchte ich im folgenden schildern.

Ich würde die „Gegenmeinungen“ grob in drei Gruppen einteilen:

1.Die mit Abstand grösste Gruppe sind diejenigen, die eine Diskussion von vornherein ablehnen (meist, wenn sie nur das Wort „Zins“ hören).
2.Diejenigen, die die wesentlichen Merkmale bestätigen, die Schlussfolgerung jedoch bestreiten. Das sind wenige.
3.Diejenigen, die mit der Einschätzung übereinstimmen, eine Diskussion aber für überflüssig halten, da es kein besseres System gäbe. Das sind nur sehr wenige.

1. Gruppe

Wenn man nur den Zins anspricht, wird sofort abgeblockt. Warum das so ist, kann ich mir nicht genau erklären. Mag es eine Überzeugung sein, die im Zins ein fest verankertes Instrument sieht, das schlicht und ergreifend sinnvoll ist und jede Diskussion darüber überflüssig macht.
Vielleicht liegt es auch an manchen Vertretern der Zinskritik, die NUR darin das Problem sehen.
Vielleicht liegt es auch an Vertretern der Freiwirtschaft, Anhängern Gesells, die hierzulande als bekannteste Vertreter der Zinskritik wahrgenommen werden und die ich selbst zuweilen als rechthaberisch, oder schnell beleidigt erlebt habe (ich möchte damit niemanden vorverurteilen, oder angreifen. Wohlgemerkt, ich meine „zuweilen“.).

In den allermeisten Fällen wird argumentiert, der Zins sei nunmal notwendig, wenn man Geld leihe. Es gäbe schliesslich Inflation, das Geld verliere seinen Wert usw. Dass es vielerlei Arten von Zins gibt, die nichts mit dem Geld zu tun haben (Miet-, Pachtzins etc...), und dennoch Sinn machen.
Möchte man über unser herrschendes Bankensystem diskutieren, wird ebenfalls sofort abgeblockt. Das Bankensystem habe es schliesslich immer schon gegeben und es habe gut funktioniert und uns Wohlstand und hohen Lebensstandard erst ermöglicht.
Auch wenn man betont, dass es nicht ALLEIN am Zins liegt oder ALLEIN am Bankensystem, wird eine Diskussion abgelehnt.
Stellvertretend möchte ich hier (den von mir sehr geschätzten) und vor allem ansonsten so kritischen Herrn Jahnke (http://www.jjahnke.net/) wie folgt zitieren:
„... weil immer wieder Besucher ... allein beim Geldsystem, das wir in dieser Form mit dem Zins seit Ewigkeiten haben, die Hauptursache sehen wollen, oder gar nur in Kriminalität, wie bei Kettenbriefen.“
„Oder gar die vielen Theorien, die den seit Jahrtausenden bestehenden Zins oder mindestens den Zinseszins abschaffen wollen, weil hier das Entstehen der nun geplatzten Blase geortet wird. Da sind nicht zuletzt viele Idealisten unterwegs.“
„Einige sprechen sogar von einem Wachstumszwang, weil schon der Zinseffekt unseres Geldsystems ein entsprechendes Wachstum erzwinge, wenn es nicht immer wieder zu Krisen kommen soll. Dabei hat mir bisher Niemand erklären können, warum denn die derzeitige das Wachstum am schlimmsten treffende Krise eher mit zu lange zu niedrigen Zinsen zusammenhängt ... Doch entgegen allen Unkenrufen überlebt der Kapitalismus jetzt schon seit vielen Jahren praktisch ohne nennenswertes Wachstum oder allenfalls mit falsch gezähltem Wachstum.“

Stellvertretend zitiere ich noch – aber nur unter Vorbehalt, da ich nicht dabei war – einen Europapolitiker der Grünen, der in einer Diskussionsrunde auf Herrn Senf angesprochen antwortete, dass er davon nichts halte. Und auf die Frage „warum“, entgegnete, weil Herr Senf der einzige mit seinen Ansichten sei.

Andere „Argumente“ sind u.a. Antisemitismus, Verschwörungstheorie, Systemfeind - etwa Kommunist - und dergleichen (allesamt wenig hilfreich).

2. Gruppe

Diese wenigen bestreiten nicht, dass:

- Geld durch Kreditvergabe (Verschuldung) entsteht
- durch Tilgung eines Kredites Geld wieder verschwindet
- Wachstum notwendig ist, um die Zinsen für aufgenommene Kredite zu begleichen
- wenn das Wachstum geringer als der Zinssatz ist, der Staat als Schuldner einspringen muss (, denn ...)
- sollte sich die Geldmenge verringern, die Wirtschaft in eine Deflation getrieben würde

Es wird aber (vehement) bestritten, dass:

- es sich um einen dem Schneeballsystem vergleichbaren Mechanismus handelt
- das am Zins und an unserem Bankensystem liegt
- das auf lange Sicht nicht funktionieren kann

Vielmehr handele es sich um ein die Dynamik der Wirtschaft erst ermöglichendes System, das über diverse Instrumente verfüge, die alles in Balance halten. Und es ein System sei, das sich lange bewährt habe. Ausserdem sei das Gebilde viel zu komplex, um es auf einen solch einfachen Nenner zu bringen. Gerne werden dann Details wie „Interbankengeld“ ins Spiel gebracht oder komplizierte Buchungsvorgänge, die zwar für das Verständnis gar nicht zwingend notwendig wären, aber ihr Ziel erreichen, die Diskussion in kleinste Details zu zerpflücken, bis jeder irgendwann erschöpft kapituliert.
Wir bräuchten eben ein viel stärkeres Wachstum und die Märkte müssten nur wirklich frei agieren können, der Staat, der von Wirtschaft nichts versteht, sich raushalten, dann würde man dieses Wachstum auch erreichen. Oder weniger simpel ausgedrückt spricht man gerne von der „optimalen Allokation der Ressourcen“.
So oder so ähnlich die vorgebrachte Argumentation...

3. Gruppe

Diese sehr wenigen bestätigen den Schneeballcharakter und sprechen (manchmal ganz offen) von einem System, dass etwa alle 50-70 Jahre einen Neuanfang vorsieht. Mit allen Konsequenzen, die man in Kauf nehmen müsse, da der Nutzen, der über Jahrzehnte entstanden sei, die Nachteile weit übersteige.
Es werden aber andere Auswirkungen des Systems ausgeblendet oder negiert:
Umverteilung von Vermögen von sehr vielen zu sehr wenigen
Zwang zur Verschuldung etc...
Zwang zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen
Förderung destruktiver Eigenschaften, wie kurzfristiges Denken, mangelnde Nachhaltigkeit usw.


VI. Fazit

Was wir in den letzten Jahren erleben, ist nichts anderes als die Folge eines dysfunktionalen Systems, das wirtschaftliches Handeln durch immer grössere Schuldenberge zum Erliegen bringt und das schlussendlich zum Scheitern verurteilt ist.

Viele Mosaiksteine, die einzeln verstreut nur Verwirrung und Vermutungen und endlose Diskussionen zur Folge haben, ergeben zusammengefügt plötzlich ein Bild, das sehr klar die Symptome als logische Folgen des Systems abbildet (denn anders kann es nicht am Leben erhalten werden):
- die Verharmlosung der Staatsschulden (die alles andere als das sind)
- die in den vergangenen Jahrzehnten vollmundigen Ankündigungen von Politikern aller Parteien, die Staatsschulden zu senken, um dann genau das Gegenteil zu tun
- die Aufhebung sämtlicher bis dato gültiger Bankerregeln (Kreditwürdigkeit), indem
- Hypothekenkredite an nicht kreditwürdige Kunden vergeben werden und
- nicht kreditwürdige Kunden in den USA über 3 oder 4 Kreditkarten verfügen können
- die staatliche genehmigte Deregulierung der Finanzmärkte mit all seinen Begleiterscheinungen
- staatlich genehmigter Bilanzbetrug
- die verheerende Überschuldung der gesamten Welt
- die Entwicklung „innovativer Finanzprodukte“, wie Kreditverbriefungen
- die so gesehen korrekte Aussage von Greenspan & Co., dass eine Regulierung der Derivate (s. Brooksley Born http://www.querschuesse-forum.eu/topic,310,8ae864c84046225acfd0806b63e2a220,-brooksley-born-amerikanische-rechtsanwaeltin.html) eine Katastrophe für die Finanzmärkte bedeutet hätte
- der „bailout“ vermeintlich systemrelevanter Bankinstitute (was von vielen Experten ganz klar bestritten wird; die man aber kaum zu hören bekommt...)
- die verzweifelten Anstrengungen der Staaten, alles erdenkliche zu tun, nur um nicht der erste Dominostein zu sein, der fällt

Fragen
- Warum haben (mindestens) 95 % der Menschen eine absolut naive Vorstellung vom Geld?
- Warum gibt es in der Volkswirtschaftslehre keinen Finanzsektor und warum kommen einfachste Modelle zur Anwendung, die so tun, als würden wir noch immer eine Art Tauschhandel betreiben?
- Wie kann es dann aber sein, dass man glaubt, ein System zu verstehen, wenn man es nahezu komplett ausblendet?
- Was ist von einem System zu halten, das darauf beruht, dass die allermeisten es nicht verstehen?
- Was ist von einem System zu halten, das von Anbeginn auf Lügen aufgebaut ist?
- Was ist von einem System zu halten, das von Anbeginn ein Scheitern vorsieht?
- Was ist von einem System zu halten, das früher oder später gezwungen ist, diejenigen zu belohnen, die andere betrügen?
- Was ist von einem System zu halten, das automatisch Vermögen umverteilt?
- Was ist von einem System zu halten, das Menschen in Armut und Elend treibt, damit andere in Saus und Braus leben?
- Warum sperrt sich ausgerechnet die politische Linke in D, darüber eine Diskussion zu führen?
- Warum wurde jahrelang geleugnet, dass es sich bei der FED nicht um eine staatliche Einrichtung handelt (was heute kaum noch bestritten wird)?
- Warum sind Informationen über EZB oder ehemalige Bundesbank kaum zu bekommen?
- Was wissen unsere Politiker?
- Wie gross ist der Schaden, der einen dadurch verursachten Vertrauensverlust in Demokratie und
- Gesellschaftsordnung auslösen wird?
- Hat die Demokratie (wenn es denn eine gewesen sein soll) überhaupt eine Zukunft?
- Inwieweit sind wir alle daran Schuld?


VII. Schluss

Sicherlich liegen die Ursachen der Probleme auf dieser Welt nicht allein im Geldsystem begründet. Eine alternde Gesellschaft, ungerechte Eigentumsverhältnisse, ungewisse Energieversorung in der Zukunft (Peak Oil), schwindende Ressourcen und Vernichtung natürlicher Lebensräume sind auch ohne dieses nicht aus der Welt zu schaffen. Aber welchen Beitrag unser Geldsystem dazu leistet, das sollten die Menschen nicht länger ausser Acht lassen.

Dass wir einen sehr hohen Preis für ein Mittel bezahlen, dessen ursprünglicher Sinn es war, den Austausch von Waren zu erleichtern, sollte endlich Beachtung finden. Ebenso die - gelinde gesagt - fragwürdige Rolle der Banken in diesem System. Dass jene, die das System durchschauen, auch im Endstadium durch massiven Betrug ihren Vorteil daraus zu ziehen verstehen, ist nur noch das schmutzige Tüpfelchen auf dem i. Es wäre fatal, wenn wir alle aus den Erkenntnissen der vergangenen Jahre keine Schlüsse und Konsequenzen ziehen.
Es ist höchste Zeit, dass wir alle uns mehr mit diesem Thema auseinander setzen.

Es erscheint mir manchmal, wie bei einem Dorf, in dem die Bauern sich zusammen getan haben, um ein Becken zu errichten, in dem sie Regenwasser auffangen und auf ihre Felder leiten. Die Ernten sind gut und die Bauern zufrieden.
Bald aber stellen sie fest, dass, obwohl genug Regen fällt, das Wasser im Becken immer weniger wird. Sie verdächtigen einander, mehr Wasser auf ihre Felder zu leiten, als einem jeweils zusteht. Sie wachen über die Leitungen und Misstrauen breitet sich aus und Streit.
Keiner aber kommt auf die Idee, unter die Wasseroberfläche zu tauchen und nachzusehen, ob womöglich ein Loch im Becken das Wasser verrinnen lässt.
Wer weiss, ob sie dann nicht feststellen würden, dass jemand im verborgenen das Becken angezapft und das Wasser in ein abgelegenes Tal geleitet hat?


„Ich denke, wir haben allen Grund zu glauben, daß das Zeitalter der Moderne zu Ende ist. Heute deutet vieles darauf hin, daß wir uns in einem Übergangsstadium befinden, in dem offensichtlich etwas verschwindet und etwas anderes unter Schmerzen entsteht. Es ist, als ob etwas bröckelt, zerfällt und sich selbst erschöpft, während sich etwas anderes, noch Unbestimmtes aus den Trümmern hebt.“
Václav Havel bei der Verleihung der Freiheitsmedaille am 4. Juli 1994 in Philadelphia


VIII. Nachtrag

Wer etwas über die Bedeutung von Sonderziehungsrechten und die Rolle der USA als Weltbankier und die Auswirkungen erfahren möchte, sollte sich das Interview zu diesem Thema mit Prof. Hankel ansehen:
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« Letzte Änderung: 05. März 2011, 22:49:42 von Admin »

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #2 am: 05. März 2011, 22:51:23 »
#1: UNSER GELDSYSTEM Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 14 May 2010 17:28
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UNSER GELDSYSTEM

Teil 3

Quellen:

Gastbeitrag von FESTAN
What is Money? - Teil I: Genesis
http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2009/08/genesis-teil-1.html

Raimund Brichta
Beim Geld geht's um die Wurst
http://www.teleboerse.de/kolumnen/kolumnen_brichta/Beim-Geld-geht-es-um-die-Wurst-article430326.html
Volksverdummungskommission
http://www.teleboerse.de/kolumnen/kolumnen_brichta/Volksverdummungskommission-article425374.html
Liebe Angela Merkel!
http://www.teleboerse.de/kolumnen/kolumnen_brichta/Liebe-Angela-Merkel-article423929.html

Alexander Czerny
Kurzbeschreibung der aktuellen Finanzkrise
http://www.egon-w-kreutzer.de/Ressourcen/Analyse%20Czerny%20-%20Finanzkrise.pdf

Prof.Jürgen Kremer
Eine andere unsichtbare Hand des Marktes - von den blinden Flecken der Volkswirtschaftslehre
http://www.rheinahrcampus.de/fileadmin/prof_seiten/kremer/masterunsichtbarehand.pdf

Bernard Lietaer
Die Alchemie des Geldes
http://www.holis.de/wiso/dadg.php

Prof. Bernd Senf
Bankgeheimnis Geldschöpfung
http://www.berndsenf.de/pdf/Bankgeheimnis%20Geldschoepfung%204.pdf
Zinssystem, Geldschöpfung und Spekulation – über tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise
http://www.berndsenf.de/pdf/Interview%20Humanwirtschaft.pdf
Wachsende Schulden - wachsende Geldvermögen – wachsende Spannungen
http://www.ngo-online.de/2005/08/16/exklusiv-von-bernd-senf/

Prof. Dr. Hans Christoph Binswanger
Wachstumszwang und Nachhaltigkeit
http://www.sein.de/gesellschaft/neue-wirtschaft/2009/wachstumszwang-und-nachhaltigkeit.html

Robert von Heusinger
Kapitalismus per Kettenbrief
http://www.zeit.de/2003/45/GS-Heusinger
Verdammt zum Wachsen
http://www.zeit.de/2004/48/gedankenexperiment

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger
Die Finanzmarktkrise - Ergebnis einer Fehlkonstruktion, die wir korrigieren können
http://www.hintergrund.de/20090217354/wirtschaft/welt/die-finanzmarktkrise.html

Günther Moewes
Aller Reichtum braucht Schuldner
http://www.humane-wirtschaft.de/pdf_z/moewes_aller-reichtum-braucht-schuldner_2005.pdf

Josef Ackermann und Hans Christoph Binswanger
Es fehlt das Geld. Nun gut, so schaff es denn!
http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E10569058E50A4F888BFCCAD3B5A4648C~ATpl~Ecommon~Scontent.html



Zitate zu unserem Geldsystem:

"Die meisten Leute, wie im übrigen auch die meisten Bankenmitarbeiter, glauben dass Kreditvergaben und Wertpapierkäufe auf der Grundlage von Guthaben getätigt würden. Erst würde gespart und deponiert, dann in Unternehmen investiert oder in Wertpapieren angelegt. Das ist jedoch nur noch eine vorsintflutliche Schatzkisten-Projektion auf die heutigen Realitäten der unbaren multiplen Geldschöpfung im fraktionalen Reservesystem. In Wahrheit ist es längst umgekehrt: die Guthaben entstehen infolge der freien Schöpfung von Kredit. Kredit wird nicht mit Depositen finanziert, sondern Depositen entstehen aufgrund von Kredit. Wieder anders gesagt, Kredit wird nicht durch vorhandene Überschüsse finanziert, sondern die Forderungen und Verbindlichkeiten eines Kredits stellen ungedeckte Wechsel auf Überschüsse dar, die in der Zukunft erst noch zu erwirtschaften sind."
Joseph Huber 2009

"Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist von 1991 bis 2001 um 37% gewachsen, die Nettolöhne und -gehälter sind es nur um 23%. Die Geldvermögen dagegen haben sich verdoppelt und die Bankzinszahlungen um 95% zugenommen. Das Wachstum der großen Vermögen wird also von den Arbeitnehmern und Steuerzahlern erwirtschaftet. Die Umverteilung von unten nach oben ist von der Politik nicht gewollt, aber offenbar unvermeidlich – ein Systemzwang."
Prof. Wolfgang Berger

"Zusammenfassend halten wir fest, daß das moderne Währungssystem uns dazu zwingt, uns kollektiv zu verschulden und mit anderen in der Gemeinschaft zu konkurrieren, damit wir die Mittel erhalten, die Austausch zwischen uns ermöglichen."
Bernard Lietaer

"Das Wirtschaftssystem, in dem wir leben, ähnelt deshalb einem Kettenbrief. Wenn der Schuldenberg sich nicht erhöht, wenn nicht irgendjemand neue Schulden macht, bricht es zusammen. Dann reißen die Kreditketten und lösen eine Spirale nach unten aus."
Robert von Heusinger, Journalist und Volkswirt in Die ZEIT

"Die Medien... bleiben im Allgemeinen bei vordergründigen Analysen wirtschaftlicher Hintergründe stecken. Mit dem Profitstreben von Unternehmen ist aber die Systemproblematik nicht angesprochen: Der 'Zwang' zu weiteren Verschuldungen (des Staates), wozu Unternehmen und die privaten Haushalte aufgrund ihrer bereits hohen Schulden- und Zinslasten immer weniger Spielraum haben. Der Staat springt ein, um das Schuldenwachstum aufrechtzuerhalten. Dadurch erst bekommen Unternehmen ihre Gewinnchancen. Auf wachsende Staatsverschuldung ist ein Wirtschaftssystem mit ständig positiven Zinsen... letztlich angewiesen. Wenn die Verschuldungskette reißt, wenn sich nicht genügend Nachschuldner einfinden, können Unternehmen ihre Produkte nicht in ausreichender Menge oder nicht zu Preisen absetzen, die auch das Geld für die Schulden und Kreditzinsen hereinbringen. Die wirtschaftliche Entwicklung mündet dann in eine Rezession oder am Ende gar in eine Deflation."
Josef Hüwe, Volkswirt

„Das Bankgeheimnis Geldschöpfung verdeckt die Fragwürdigkeit, dass die Banken für aus dem Nichts geschöpftes Geld von den Kreditnehmern Zinsen und Tilgung fordern – und bei Nichterfüllung auf das beliehene Eigentum der Schuldner – wie zum Beispiel Immobilien – zurückgreifen und es zwangsversteigern lassen. Auf diese Weise verlieren überschuldete Schuldner zuweilen das Dach über dem Kopf und den Boden unter den Füßen. Diese Konsequenz kann auch ganze überschuldete Länder (zum Beispiel der Dritten Welt) treffen, so dass die Gläubiger die Kontrolle über Menschen und Ressourcen bekommen. Die zugrunde liegende Abfolge 'Kreditbedarf – Verschuldung und Enteignung' zieht sich wie ein roter Faden, wie ein Thema mit Variationen durch einige Tausend Jahre Geldgeschichte, aber sie wird besonders grotesk, wenn die Mittel zur Kreditvergabe – wenn auch in gewissen Grenzen – aus dem Nichts geschöpft werden. Man 
kann diesen Zusammenhang auf einen kurzen Nenner bringen: Mit selbst geschöpftem Geld - kaufen sie die Welt.“
Prof. Bernd Senf

"Im heute bestehenden Geldsystem muss es Gewinner und Verlierer geben. Ich denke, dass man in einer Welt, in der Gewinner und Verlierer so scharf voneinander getrennt sind, nicht gut leben kann."
Eiichi Morino, japan. Wirtschaftsanalytiker

"Aber was ist von einem mehrheitlich aus Lobbyisten zusammengesetzten Bundestag und Bundesrat als Gesetzgeber zu erwarten? Dieser Gesetzgeber hat es versäumt, ein gerechtes und stabiles Geldsystem zu etablieren, nämlich ein Geldsystem, in dem das Volk insgesamt, aber nicht nur ein Teil des Volkes, nämlich die Banken (Zentralbank und Geschäftsbanken), der Eigentümer des Geldes ist!"
Eckhard Grimmel, dt. Geologe und Autor

„Denn die Tatsache, dass ein Fünftel der Menschheit immer reicher und vier Fünftel immer ärmer werden, das liegt natürlich an unserer Wirtschaftsform und ganz speziell an unserem Geldwesen. Ich glaube, dass an diesem Geldsystem etwas geändert werden muss, um zu irgendeiner Art von Gleichgewicht in der Welt zu kommen..."
Michael Ende

"Bei Licht betrachtet ist die Wachstumsspirale der Wirtschaft ein sog. Schneeballsystem, das darauf beruht, dass die Gewinnauszahlungen an frühere Investoren aus den Einzahlungen neuer Investoren gespeist werden. Man zahlt alte Schulden mit neuen Schulden. Im Unterschied allerdings zu einem Schneeballsystem, wie sie immer wieder durch betrügerische Kettenbriefaktionen lanciert wird, entstehen im gesamtwirtschaftlichen Schneeballsystem der Wachstumsspirale reale Gewinne und Einkommenszuwächse, weil die Natur gezwungen wird, mitzuspielen."
Prof. Dr. Hans Christoph Binswanger

"... hängen bestimmte Komponenten dieses Systems auch davon ab, dass die Mehrheit sich nicht allzu viele Gedanken darüber macht. Das heißt, je mehr Leute aufgeklärt sind, desto instabiler droht das System zu werden. Deshalb SOLL vielleicht auch nicht jeder Bescheid darüber wissen."
Raimund Brichta, Journalist (n-tv)

"Das politische System unseres Landes beruht auf Annahmen, die mit der Lebenswirklichkeit nicht länger vereinbar sind; auf der Annahme nämlich, dass ein stetes exponentielles Wachstum der materiell verfügbaren Ressourcen, des materiellen Bruttosozialproduktes, dauerhaft möglich ist. Sämtliche seiner wesentlichen Grundlagen, Strukturen, Verhaltensweisen und Erwartungen sind durch diese Annahme inhaltlich geprägt. Sein Geldsystem und die Marktwerte der Güter- und Dienstleistungen beruhen auf ihr... Wer die Möglichkeit dauerhaften exponentiellen Wachstums leugnet, gefährdet deshalb das gegenwärtig reale demokratische Herrschaftssystem ebenso wie die Beweise Galileis das damalige Herrschaftssystem der Kirche gefährdeten."
Kurt Biedenkopf (auf der 56. Physikertagung Berlin 1992)




Zitate zum Zins:

"Das Zinssystem bevorzugt in krasser Weise die Besitzenden. Der Ertrag des Wachstums dient nicht in erster Linie dem Volkswohlstand, sondern konzentriert sich bei wenigen, sichert das exponentielle Wachstum der großen Vermögen. Die Verfügungsgewalt verlagert sich immer mehr auf gewaltige private, anonyme Gebilde, welche von der Geldseite her politische Macht und Willensbildung zu manipulieren verstehen."
Werner Rosenberger 1991

"Die Verzinsung des Nationalvermögens beansprucht hiernach zurzeit in Deutschland vorweg ein Drittel der gesamten durch die Verbindung von Kapital und Arbeit bedingten Werterzeugung und lässt nur zwei Drittel davon als Entgelt für die Arbeitstätigkeit selbst übrig. Mithin hat die Gesamtheit aller Arbeitenden in allen Tätigkeitsgebieten, dem Durchschnitt nach, immer zwei Tage in der Woche zu arbeiten für die Gesamtheit der Besitzenden, das heißt derer, welche Miteigentümer des Nationalvermögens sind, dessen Verzinsung vorweg aufgebracht werden muß."
Prof. Ernst Abbe, Gesammelte Abhandlungen 3. Band, Jena 1906

"Während Geldvermögen und Schulden von 1950 bis 1995 rund 3,5mal so rasch angestiegen sind wie die wirtschaftliche Leistung, nahmen die geldbezogenen Zinsgrößen, als Folge der höheren Zinssätze, sogar fünfmal so rasch zu. Das heißt, bezogen auf die Wirtschaftsleistung musste 1995 eine fünfmal größere Zinsbelastung erarbeitet werden als in den 50er Jahren. Oder anders ausgedrückt: Aus jeder Mark Sozialprodukt ist heute ein fünfmal größerer Anteil zur Bedienung des Geldkapitals erforderlich."
Helmut Creutz 1997

"Jetzt endlich habe ich erkannt, dass nicht das Wirtschaftswachstum den Zinseswahnsinn erzeugt, sondern dass der Zins die einzige wahre und wirkliche Ursache dafür ist, dass die Welt dem Wahnsinn des ewigen Wachstums verfallen ist."
Konrad Lorenz

"Wir zweifeln nicht daran, dass eine Zeit kommen wird, in der sich eine christliche Bewegung gegen den Zins erhebt."
Friedrich Naumann, 1860-1919 im "Sozialen Programm der evang. Kirche", 1890

"Wer Zins nimmt, lebt auf Kosten der Arbeit anderer, ohne ihnen für diese Arbeit irgendeine Gegenleistung zu geben. Durch den Zins wird der Gleichwertgrundsatz in schwerster Weise verletzt. Christentum und Zins sind unvereinbar."
Johannes Ude, Dekan der kath.-theol. Fakultät Graz

"Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötetwerden auf die Jagd schicken wird."
Karl Barth, evang. Theologe

"...ein Krieg gegen die gesamte Dritte Welt, ein Krieg um die Auslandsschulden. Seine schärfste Waffe ist der Zinssatz, und die ist tödlicher als die Atombombe."
Luis Ignácio Lula da Silva, bras. Präsident

"Der Zins ist der Angelpunkt der Sozialen Frage."
Karl von Vogelsang (1818 - 1890), Jurist aus Mecklenburg

"Das Zinsverbot ist Ausdruck eines religiös und sozialethisch wohlbegründeten Anliegens, das heute dringlicher ist denn je: Zu verhindern, dass Menschen andere Menschen ausbeuten, dass die Wirtschaft krebsartig die Erde überwuchert und zerstört, wachsende Geld- und Schuldenberge das Leben zu ersticken drohen und dass der Mensch aus Habgier und Machtsucht Gottes Schöpfung dem Götzen Mammon opfert."
Roland Geitmann, Verwaltungsrechtler, 1989

"Es gibt heute etwas höchst unnatürliches in der sozialen Ordnung. Das besteht darin, daß das Geld sich vermehrt, wenn man es bloß hat. Man legt es auf eine Bank und bekommt Zinsen. Das ist das unnatürlichste, was es geben kann. Es ist eigentlich ein bloßer Unsinn. Man tut garnichts, man legt sein Geld auf die Bank, das man vielleicht auch nicht erarbeitet hat, sondern ererbt hat, und bekommt Zinsen dafür. Das ist ein völliger Unsinn."
Rudolf Steiner

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #3 am: 05. März 2011, 22:51:44 »
#2: Re: UNSER GELDSYSTEM Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 14 May 2010 17:59
    —
Man bräuchte hier mal eine "EDIT"-Funktion... 

Zitat von: Neuer

Die weltweit zu beobachtenden Symptome der Überschuldung, die schleichend über Jahrzehnte gewachsen, erst in den letzten Jahren eine für jeden sichtbare explosionsartige Entwicklung genommen haben, sind letztlich die Ursache dieses Geldsystems.
...


= Die weltweit zu beobachtenden Symptome der Überschuldung, die schleichend über Jahrzehnte gewachsen, erst in den letzten Jahren eine für jeden sichtbare explosionsartige Entwicklung genommen haben, haben letztlich ihre Ursache in diesem Geldsystem.

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #4 am: 05. März 2011, 22:52:02 »
#3:  Author: Oidamo, Location: Rheinland Pfalz  Posted: 18 May 2010 13:33
    —
Hallo Neuer,

Mein Senf dazu: Respekt..!!!

Schöne Zusammenfassung. Über Details Deiner Sicht der Dinge braucht man nicht zu diskutieren, das große Bild passt..!

Danke für die Zusammenfassung der Quellen..! wer diese Quellen studiert, hat gute Chancen das momentane Geldsystem zu verstehen. Nur leider machen sich die wenigsten Menschen die Arbeit! 

Du fragst warum…. 95%+ der Menschen eine absolut naive Vorstellung vom Geld haben..!?
Dabei muß man sagen das es 95%+ der Menschen sind die in diesem System involviert sind..!? eine Vielzahl der Menschen an Sich (Weltweit) müssen sich gar keine Gedanken darüber machen da sie kein Geld haben und wenn sie mal zu Geld kommen sollten, werden sie es nicht hinterfragen sondern sind froh welches zu besitzen und sind damit beschäftigt es zu erhalten/verwalten oder zu vermehren…!

Auf Deine Fragen fallen mir insgesamt leider nur 2 Aussagen des „Erfinders“ ein um die ich Deine Zitatensammlung noch ergänzen möchte ..:

-------Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, daß aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, daß das System gegen sie arbeitet.“ Rothschild 1863


Gib mir die Macht über die Währung … und es interessiert mich nicht mehr, wer die Gesetze macht (Rothschild)
---------

Eigentlich ja selbsterklärend..!? die Frage ist nur, wie kann man diesen Umstand ändern?

Habe die Ehre… Oidamo

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #5 am: 05. März 2011, 22:52:19 »
#4:  Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 19 May 2010 8:01
    —
Hallo Oidamo,

vielen Dank für die netten Worte. Natürlich habe ich gemerkt, dass ich doch das eine oder andere vergessen habe (Interbankengeschäfte z.B., mit dem die Banken noch eine weitere Möglichkeit der Geldschöpfung besitzen. Aber Zeit bräuchte man halt...  )

Sag mal, die beiden von dir angeführten Zitate, sind die irgendwo belegt? Gibt es da verlässliche Quellen?
Ich habe z.B. festgestellt, dass Wilson permanent mit diesem kryptischen Ausspruch zitiert wird:

"Since I entered politics, I have chiefly had men's views confided to me
privately. Some of the biggest men in the United States, in the field of
commerce and manufacture, are afraid of somebody, are afraid of something.
They know that there is a power somewhere so organized, so subtle, so
watchful, so interlocked, so complete, so pervasive, that they had better
not speak above their breath when they speak in condemnation of it."

Und es wird immer in den Zusammenhang mit der Gründung der FED gebracht. Tatsächlich stammt es aber aus dem Buch "The New Freedom", das 1913 erschien und viele der darin enthaltenen Aussagen stammen aus den Reden im Wahlkampf, also noch bevor er überhaupt Präsident war...

Wäre interessant, wenn du da was wüsstest bzgl. der Rothschild-Zitate.

Grüsse, Neuer

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #6 am: 05. März 2011, 22:52:35 »
#5:  Author: Oidamo, Location: Rheinland Pfalz  Posted: 19 May 2010 16:22
    —
Hi Neuer,

mit dem Ursprung und einem Ursprungslink kann ich leider nicht dienen…!

Ich habe mir das Zitat irgendwann einmal in meine Sammlung geschrieben, soweit ich weiß stammt es aus einem Brief den Rothschild an einen Geschäftspartner geschrieben hat.

Ich denke mal ich habe es aus dem Buch von G. Edward Griffin „Die Kreatur von Jekyll Island“.

Um den Ursprung im Internet zu finden ist mein Englisch zu schlecht, das Buch möchte ich jetzt auch nicht noch mal lesen (obwohl es sehr empfehlenswert ist)….  Vielleicht kann uns ja sonst noch jemand helfen..!?

Habe die Ehre… Oidamo
________________________________________
#6: Danke Author: Eurelios,   Posted: 19 May 2010 18:40
    —
Hallo Neuer,

bin ein stiller Beobachter, dein Beitrag ist seit langem das Beste was
ich gelesen habe und möchte Dir dafür meinen Dank aussprechen.

Herzliche Grüße von

Eurelios

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #7 am: 05. März 2011, 22:52:53 »
#7:  Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 19 May 2010 20:54
    —
Danke, Eurelios!
 

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #8 am: 05. März 2011, 22:53:07 »
#8:  Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 14 Jun 2010 10:21
    —
... in seiner SCHRIFTLICHEN ERKLÄRUNG ZUM EURO-STABILISIERUNGSGESETZ

http://www.frank-schaeffler.de/aktuell/1281

Auszug:
"Die Hauptursache unserer Finanz- und Überschuldungskrise von Staaten und Banken liegt in der Geld- und Kreditschöpfung aus dem Nichts und der Möglichkeit, staatliches ungedecktes Zwangspapiergeld unbegrenzt vermehren zu können. Ohne diese Alchemie des Geldes hätte kein weltweites Schneeballsystem aus ungedeckten zukünftigen Zahlungsverpflichtungen entstehen können.
Dieses Schneeballsystem ist nur möglich, weil der Staat aus Gründen der leichteren Finanzierung von Staatsausgaben den Banken Privilegien verliehen hat, die gegen die Grundprinzipien jeder marktwirtschaftlichen Ordnung verstoßen. Zum einen handelt es sich um das Teilreserveprivileg, mit dem die Geschäftspraktik der Geld- und Kreditschöpfung legalisiert worden ist.
Zum anderen wurde durch die Gründung von Zentralbanken der Zusammenhang von Haftung und Entscheidung für den Bankensektor außer Kraft gesetzt. Zentralbanken wird die Hauptaufgabe zugewiesen, als Kreditgeber letzter Hand die Insolvenz von Banken zu verhindern. Eine Marktwirtschaft ohne Insolvenzrichter ist jedoch keine Marktwirtschaft. Zudem zerstören Zentralbanken durch ihre Zinspolitik das Preissystem von Gesellschaften. Deshalb wird diese Art der Marktwirtschaft ständig von Krisen (boom and bust) heimgesucht. Die marktwirtschaftlichen Selbstreinigungs- und Lenkungskräfte sind durch staatlichen Zwang im höchst wichtigen Finanzbereich weitgehend außer Kraft gesetzt.
Die Vorschläge für neue Finanzmarktsteuern sind deshalb ein Ablenkungsmanöver, das vom eigentlichen Problem unserer Geldordnung ablenken soll.
Darüber hinaus führt dieses Geldsystem fast zwangsläufig zur Überschuldung von Staaten und Banken, die sich in diesem Prozess gegenseitig decken, stützen und erpressen. Die Erpressung lautet: Werden die Zahlungen für uns eingestellt, fällt das gesamte Finanzsystem zusammen."

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #9 am: 05. März 2011, 22:53:23 »
#9: Raimund Brichta schreibt einen zweiten Brief an A. Merkel Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 14 Jun 2010 10:27
    —
In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin deckt Telebörse-Moderator Raimund Brichta schonungslos auf, welche Folgen drohen - und welcher Ausweg der Politik bleibt.

(Nämlich keiner !)

Sehr lesenswert inkl. Kommentare!

http://www.teleboerse.de/kolumnen/kolumnen_brichta/Liebe-Angela-Merkel-article886628.html


An dieser Stelle möchte ich auch nochmal auf die Seite

http://www.liebeangelamerkel.de/

aufmerksam machen. Hier wird über das Geldsystem diskutiert:

http://www.liebeangelamerkel.de/?page_id=647

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #10 am: 05. März 2011, 22:53:44 »
#10: FTD: Chance für eine neue Geldordnung Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 14 Jun 2010 10:32
    —
Ein Artikel von Mark Joob.

Mark Joob lehrt Wirtschaftswissenschaften an der ungarischen Universität Sopron und ist Forschungsstipendiat der Stiftung Mercator Schweiz.

http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:vollgeldsystem-chance-fuer-eine-neue-geldordnung/50122704.html


Auszug:
"Spätestens seit der jüngsten Finanzkrise dürfte aber bekannt sein, dass in der gegenwärtigen Geldordnung weniger die Geldpolitik der Zentralbanken, sondern eher die exzessive Kreditvergabe von Geschäftsbanken schuld an einer schwer kontrollierbaren und äußerst riskanten Geldvermehrung ist.

Geschäftsbanken haben bekanntlich eine schier unbegrenzte Möglichkeit, auf dem Weg der Kreditvergabe neues Geld zu schaffen, für das sie von den Schuldnern Zinsen verlangen können: Das wirklich große Geschäft der Banken besteht nämlich nicht darin, die bei ihnen deponierten Kundengelder als Kredite zu vergeben und so eine Zinsdifferenz zu kassieren, sondern darin, neu geschaffenes Geld ohne Deckung auszuleihen und den ganzen Zins einzustreichen."


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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #11 am: 05. März 2011, 22:58:28 »
#11: Re: UNSER GELDSYSTEM Author: Mumken, Location: Rheinland- Pfalz  Posted: 20 Jun 2010 20:48
    —
UNSER GELDSYSTEM


Hallo Neuer,

erstmal herzlichen Dank für Deine sehr informative Übersicht vom 15. Mai 2010. Ein Beitrag der meiner eigenen Sicht des Geldsystems weitgehend entspricht.
Als Elektroingenieur ist mir die Materie des Geldsystems bisher fremd gewesen. Vor ca. 3 Monaten bin ich über YouTube auf Fabian Gib mir die Welt plus 5 % gestoßen. Dies war der Auslöser für weitergehende Recherchen im Internet, welche mich auch zu einer Vielzahl von Deinen Quellen führten und letztendlich auch zu dem Querdenker- Forum

Zu Deiner in Klammern gesetzten Frage

(Interessant wäre es, den GESAMTBETRAG zu errechnen, den deutsche Bürger als Steuerzahler in den letzten 50 Jahren für auf Staatschulden fällige Zinsen bezahlen mussten. Leider kann ich dazu keine Informationen finden. Ob dann allerdings wirklich jemand Westerwelle ungestraft über schneeschippende Hartz IV – Empfänger fantasieren dürfte, wage ich zu bezweifeln.)

habe ich Datenreihen vom Statistischen Bundesamt. Als Ergebnis für den Zeitraum von 1950 bis einschl. 2009 erechnen sich hieraus folgende Summen:

Verschuldung der öffentlichen Haushalte : 1.692 Mrd. €
Addition der Zinszahlungen 1.594 Mrd. €
Schulden ohne Zinsbelastung *) 98 Mrd. €
*) Dieser Schuldenstand wäre erreicht, hätte der Staat keine Zinsen für aufgenomme Kredite zahlen müssen.

Kann im Forum ein Diagramme als PDF dargestellt werden? Diese würden den v.g. Sachverhalt über den Zeitraum von 1950 bis 2009 bedeutend anschaulicher wiedergeben.

Interessieren würde mich, wie die Forumsleser zu o.g. Film Gib mir die Welt plus 5 % oder Wie funktioniert Geld von maxvonbock (satirischer Informationsfilm) stehen.

Grüße Mumken

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #12 am: 05. März 2011, 22:58:41 »
#12:  Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 21 Jun 2010 7:46
    —
Hallo Mumken,

vielen Dank für dein Feedback! Die Zahlen sind hochinteressant!

Zu den Filmen kann ich leider nicht viel sagen, ich habe mir von ersterem nur den Anfang angesehen. Den anderen kenne ich gar nicht.
Soweit ich weiss lautet der Vorwurf von "Experten", dass es sich dabei um eine sehr vereinfachte Art der Darstellung handelt, die naiv, unvollständig und höchstens geeignet sei, Kindern den Zins zu erklären.

Ich könnte mir vorstellen, dass dich die Seite

http://www.liebeangelamerkel.de/

interessiert. Dort u.a. die Diskussion mit Brichta. Brichta möchte ein Buch zu dem Thema veröffentlichen und den Nachweis erbringen, dass dieses System kollabieren MUSS.

Nochmals Danke, je mehr Aufmerksamkeit das Thema bekommt desto besser!

Grüsse, Neuer

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #13 am: 05. März 2011, 22:58:55 »
#13:  Author: Neuer, Location: Lübeck  Posted: 21 Jun 2010 18:28
    —
Da möchte ich doch mal eben einen sehr lesenswerten Beitrag der Diskussion mit Brichta hier einstellen ( http://www.liebeangelamerkel.de/?page_id=647#comment-617 ):


"Geld war immer mehr als nur Tauschmittel, nämlich gerade auch bequemes - und renditebringendes ! - Wertaufbewahrungsmittel. Logisch, dass sich ein so hervorragendes Tauschmittel zur Wertaufbewahrung ganz besonders eignet. Die Frage ist, ob das sinnvoll ist? Geld kann am besten getauscht werden gegen Sachwerte, und darin liegt sein unverzichtbarer Nutzen für alle Marktteilnehmer. Wenn es dagegen aufbewahrt wird, kann es nicht tauschen, und die Waren bleiben liegen -> dann findet eine “Tauschverhinderung” statt. Als Wertaufbewahrungsmittel ist das Geld sich selbst ein Gegenspieler zum Tauschmittel. Die Geldeigenschaften sind somit ein Widerspruch in sich selbst. Sie ermöglichen den Austausch von Waren ebenso, wie sie ihn verhindern können. Das ist der Schlüssel zur Verhinderung und Manipulation freier Märkte. In der Hand des Geldbesitzers, dessen Grundbedürfnisse bereits gedeckt sind, wird Geld zum selbstherrlichen Manipulations- und Spekulationsinstrument. Weil es für die Wirtschaftsabläufe unverzichtbar ist, kann der Geldhalter einen Preis für die Liquiditätsaufgabe erzielen (oder erpressen). Ist das nun sinnvoll oder schädlich für das Allgemeinwohl, dem das Geld zu dienen hat?

Nun ist es einem eifrigen Sparer schwer zu vermitteln, dass ihm seine Sparlust früher oder später auch seinen eigenen Arbeitsplatz, nebst Alterssicherung “erspart”, wenn durch sparbedingte Verknappung umlaufenden Geldes unvermeidlich eine Nachfragelücke im monetären Kreislaufs entsteht, der nur durch Kredite in gleichem Umfang - allerdings zuzüglicher KreditZINSEN - wieder geschlossen werden kann. Aus dieser - ich behaupte durchaus beabsichtigten -, strukturellen Instabilität im Geldsystem, zieht traditionell ein parasitäres System von Bankbesitzern, Spekulanten und Kapitalvermögenden, wie die berühmten Maden im Speck, auf bequeme Weise ihre obszönen Gewinne - mit der Folge, dass öffentliche und private Haushalte sich im gleichen Masse VERSCHULDEN MÜSSEN, um die sparbedingte Nachfragelücke zu schliessen. Damit wird - nach Keynes - verhindert, dass der monetäre Kreislauf vorzeitig zum Erliegen kommt, wobei dieser - spätestens bei kompletter Überschuldung des Staates - unvermeidlich zusammenbrechen MUSS. Da stellt sich die berechtigte und vernünftige Frage, ob das Geld, nicht besser “nur” dienliches Tauschmittel sein sollte, das den Gütermarkt befördert, statt ihn fortschreitend zu ZERSTÖREN.

Mit seiner Wertaufbewahrungsfunktion wird Geld zum Selbstzweck, zum Spekulationsinstrument und -objekt. Wenn man die destruktive Kehrseite (Wertaufbewahrung) des Geldes erkannt hat, dann gilt es zu überlegen, ob und um welchen Preis sie auszuschalten ist - z. B. durch eine Umlaufsicherung, die das Geld auf seine, dem allgemeinen Wohlstand dienende Funktion beschränkt. Die Doppelfunktion macht es ja, wie ich oben herausgearbeitet habe, zum sozialen Spaltpilz und Sprengsatz einer entwickelten Gesellschaft, und - zwangsläufig - zu einem Erpressungsinstrument und Hebel in der Hand der Finanzmärkte und Spekulanten, die ganze Staaten in die Knie zwingen. Was das für eine Demokratie bedeutet, liegt auf der Hand: Das Geld - nicht die Politik - regiert die Welt! Geld sollte aber nicht REGIEREN, sondern den Bedürfnissen und der Entwicklung ALLER Menschen DIENEN. Die grossen Geldbesitzer sind die Feudalaristokratie von heute. Die Politik ist von den Interessen dieser eltären Minderheit ebenso abhängig, wie erpressbar geworden. Die Lehren Gesells wurden in den letzten hundert Jahren nur aus einem Grund nicht zur Kenntnis genommen und diskutiert: Man hatte schlicht andere Pläne, als ein nachhaltiges Geldsystem, das zu einer krisensicheren Entwicklung der Menschheit in Freiheit und Wohlstand führen würde. Das “fortschrittliche” kapitalistische Geldsystem führt uns dagegen geradewegs in die Barbarei …"

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Re:Unser Geldsystem
« Antwort #14 am: 05. März 2011, 22:59:08 »
#14:  Author: Mumken, Location: Rheinland- Pfalz  Posted: 23 Jun 2010 9:53
    —
Hallo Neuer,

Deinen letzten Gedanken aufgreifend

Nochmals Danke, je mehr Aufmerksamkeit das Thema bekommt desto besser!

stellt sich die Frage: Wie kann das notwendige Grundwissen über die Funktionen unseres Geldsystems einer möglichst großen Anzahl an Personen nahe gebracht werden?
Ich befürchte, dass die Beiträge hier zum Blog „Unser Geldsystem“ nur von sehr wenigen Leuten gelesen werden und deshalb nur einen äußerst marginalen Einfluss auf die Verbreitung des Grundwissens über das Geldsystem haben kann.

Auf den von mir erwähnten YouTube- Film
(The video's owner prevents external embedding)

Teil 1 bis 3, ca. 15 Minuten gesamt, möchte ich deshalb nochmals zurückkommen. Er wurde in YouTube über 800.000-mal aufgerufen.
Bei dem Film handelt es sich nach Angaben des Produzenten um seine Diplomarbeit im Studium Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Aachen aus dem Jahre 2005. Auch wenn viele Vorgänge extrem vereinfacht dargestellt werden so ist der Inhalt doch m. E. geeignet einen ersten Kontakt zum Thema „Geldsystem“ herzustellen.

Die Anzahl an Aufrufen lässt doch auf eine relativ große Neugier schließen. Diese Art der Darstellung halte ich für zeitgemäß um eine größere Zahl an Interessierten zu erreichen.

Möchte man sich nach dem Ansehen dieses Films jedoch detaillierter mit unserem Geldsystem auseinandersetzten gestaltet sich die Suche im Internet sehr schwierig und zeitaufwändig.
Man gelangt auf die Seiten von

- Goldverkäufern
- Verschwörungstheoretikern
- Internetseiten mit extrem rechtem Hintergrund
- Internetseiten mit extrem linkem Hintergrund
- Verfechtern der reinen Lehre von Silvio Gesell
- Vorträgen von Professoren mit teilweise widersprechenden Inhalten
- Weisheiten von Ackermann und Co.
- Anti-Zensur-Gemeinschaften und andere

Diese geben ihre Ausrichtung meist nicht auf den ersten Blick preis. Erst nach teilweise intensiven weiteren Recherchen stellt man dann die einseitig gefärbte Ausrichtung dieser Seiten fest und dass man mit der Grundausrichtung dieser Seiten absolut nichts zu tun haben will.

Möglichst objektive Darstellungen der Geldproblematik findet man äußerst selten. Hier wäre vielleicht ein Ansatzpunkt zur Verbesserung vorhanden.
Mein „noch“ unausgereifter Vorschlag:
In einem Projekt soll eine allgemeinverständliche Darstellung unseres Geldsystems in den Internetmedien erfolgen. Meine Vorstellung wäre z. B. eine PowerPoint- Darstellung, ein Worddokument mit entsprechenden Hyperlinks falls ein Begriff dem Leser noch nicht geläufig ist, ein interaktiver Film, ein YouTube-Film mit geeigneten Darstellungsformen oder ähnliche.
Da keine finanziellen Mittel vorhanden sind und mit dem Projektziel auch keine finanziellen Absichten verbunden sein dürfen wäre das Projekt auf die Mitarbeit von ambitionierten Freidenkern angewiesen.
Die o.g. Seiten mit teilweise einseitigen Ansichten sind m. E. nur als Informationsquellen geeignet.
Seiten, wie auch die von Dir vorgeschlagene "liebeangelamerkel.de" mit der "Brichta- Diskussion" sind einfach zu mühselig zu erkunden um deren tatsächlichen Informationsgehalt offen zu legen. Bei ähnlichen Seiten bestand bei mir bereits oft die Versuchung, das Thema Geldsystem wegen unqualifiziertem Geschwafel, Rechthaberei oder aber persönlichen Angriffen der Autoren beiseite zu legen.
Für Deine oder auch anderer Leser Meinung oder auch Vorschläge wäre ich sehr dankbar.

Sollte der Inhalt hier zu trocken werden kann ich einen Ausflug zu Volker Pispers empfehlen:
z. B. „Berufsgruppen die diese Welt nicht braucht“ (Realsatire)

Volker Pispers - Berufsgruppen die diese Welt nicht braucht Small | Large


PS:
Eine kleine Korrektur zu meinem letzten Beitrag. Es sollte heißen Querschuesse-Forum und nicht Querdenker-Forum (Ich war vorher auf den „Nachdenkseiten.de“).

Grüße Mumken
« Letzte Änderung: 11. April 2011, 20:54:13 von Admin »