Wachstum ohne Ende?
Wer glaubt, dass diese Vorstellung auch zukünftig noch Bestand hat, dem kann man einen gewissen Grad an Naivität unterstellen. Unsere natürlichen Ressourcen sind nur in begrenzter Menge vorhanden und können deshalb nicht unendlich lang ausgebeutet werden.
Hans Christoph Binswangers Buch, „Die Glaubensgemeinschaft der Ökonomen“ bringt Erhellendes zum Verständnis unserer Wirtschaftslehre.
Die Wirtschaft ist kein unabhängiges, in sich geschlossenes System, sondern tief mit unserer Kultur und Lebenswelt verzahnt. Die Wirtschaft und noch mehr das Geldsystem hat eine Dynamik entwickelt, welche zu einer Neuorientierung der ganzen Gesellschaft zwingt.
Bereits in der Antike setzte man sich mit dem „Wirtschafts- und Geldsystem“ auseinander, wenn auch in einer etwas anderen Form als wir es heute gewohnt sind. Geheimnisvolle Erzählungen waren damals die Wahl der Stunde. Von einer dieser Erzählungen berichtet Binswanger, aus verschiedenen Quellen zitierend.
In der Folge dieser Erzählungen sieht er sowohl die Auseinandersetzung mit dem Geldsystem in „Goethes Faust“ wie auch die „unsichtbare Hand“ als tragender Glaube unserer heutigen Wirtschaftslehre.
Binswangers Kritik am bestehenden System,
„Die Dynamik der Wirtschaft scheint immer wieder zum Selbstzweck zu werden und daher eine Rückbindung an außerwirtschaftliche Maßstäbe zu benötigen, um maßvoll zu bleiben. Nur so kann die Wirtschaft ihren eigentlichen Sinn – die Grundlage für die volle Entfaltung des Lebens zu schaffen – behalten.“ halte ich für stark untertrieben. Es scheint nicht nur so, sondern es ist, im Verein mit unserer Finanzindustrie, genau so. Ein Maß kann ich an keiner Stelle mehr erkennen.
Nun die Geschichte von „Erysichthon“ aus Binswangers Buch, hier nachfolgend als sehr verkürzte Nacherzählung.
Das Königreich von König Triopas hatte der Göttin Demeter einen Hain geweiht. Demeter war die Göttin der Erde und des Getreides. Der Hain bestand aus unterschiedlichen, ganz dicht wachsenden Bäumen und war der Lieblingsort der Göttin Demeter. Diese war dem Lande wohl gesonnen, da die Herrscher den Hain achteten und deren Bäume nicht für ihren Bedarf fällten.
Der Sohn des Königs, Erysichthon, wollte sich nun einen Festsaal zur Ausrichtung seiner Gelage bauen und dazu die schönen Bäume aus dem Demeterhain verwenden. Mit seinen Knechten zog er in den Hain und begann den höchsten Baum dort zu fällen. Demeter war aufgrund dieses Frevels erschüttert und ließ Erysichthon durch ihre Priesterin bitten, doch die Bäume im Hain zu verschonen. Er aber erwiderte, dass genau diese Bäume zum Bau seines Festsaals bestens geeignet wären und erteilte seinen Knechten den Auftrag, mit dem Fällen der Bäume fortzufahren. Er selbst ergriff die Axt und setzte die Arbeit am höchsten Baum fort.
Demeter ergriff daraufhin der Zorn und sie sagte zu ihm:
„Gut, gut, baue dein Haus, du Hund, in dem du Feste feiern wirst - unablässig wirst du Feste feiern.“Sie bestrafte ihn sodann mit einem immerwährenden Heißhunger. Er aß sämtliche Essensvorräte im Palast auf und wurde doch nicht satt. Auch die Ochsen, Esel und Pferde wurden geschlachtet, konnten seinen unersättlichen Hunger jedoch nicht stillen.
Schließlich begann er seine eigenen Glieder zu verschlingen um seinen Hunger zu stillen.
„Er nährt seinen Leib, indem er ihn aufzehrt.“Binswanger stellt die Frage:
„Ist dies nicht ein sehr genaues Bild der Dynamik unserer Wirtschaft? Ist sie nicht auch geprägt durch Unersättlichkeit im Sinne des exponentiellen Wachstums, das das Grundprinzip unserer Wirtschaft ist?“Er vergisst jedoch dabei die Erwähnung unseres Geldsystems, welches einen noch viel größeren Einfluss auf diese Dynamik hat als die Wirtschaft selbst.
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