Autor Thema: Geplante Obsoleszenz  (Gelesen 8838 mal)

Matthias

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Geplante Obsoleszenz
« am: 30. Juni 2011, 07:59:47 »

Aus Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Obsoleszenz#Geplante_Obsoleszenz ):

Die geplante Obsoleszenz ist Teil einer Produktstrategie. Beim Herstellprozess werden in das Produkt bewusst Schwachstellen eingebaut, Lösungen mit absehbarer Haltbarkeit oder Rohstoffe von schlechter Qualität eingesetzt. Das Produkt wird schnell schad- oder fehlerhaft, kann nicht mehr in vollem Umfang genutzt und muss ersetzt werden.
Zu geplanter Obsoleszenz gehören auch Maßnahmen, die nicht auf die (Zer-)Störung der eigentlichen Funktionalität abzielen, sondern bewusst Möglichkeiten der Abnutzung einbauen. So kann durch entsprechende Materialwahl das Aussehen und die Haptik eines Produkts derart beeinflusst werden, dass (etwa) nach Ablauf der Gewährleistungsfrist ein direkter Vergleich mit Neuprodukten letztere erheblich besser dastehen lässt, als es bei einem bloßen Funktionsvergleich der Fall wäre. Bei Mobiltelefonen werden beispielsweise bewusst leicht einzudellende Schalen oder Gehäuse mit Kunstlederanteilen eingesetzt, die nach einiger Zeit deutlich abgegriffen sind.
Möglich ist auch der Einbau eines Mechanismus, welcher nach einer gewissen Betriebsstundenzahl, die größer als die Garantiezeit sein sollte, entweder eine Zerstörung wichtiger Funktionskomponenten hervorruft oder eine Betriebsstörung vortäuscht. Das Gerät kann dann nur durch eine in der
Gebrauchsanleitung nicht beschriebene Aktion, welche nur Servicetechnikern bekannt sein sollte, wieder in Gang gebracht werden. Letzteres war (und ist womöglich noch) bei manchen PC-Druckern der Fall.
Durch das 1924 gegründete private Phöbuskartell wurde die maximale Brenndauer von Glühlampen auf 1000 Stunden international festgelegt. Davon betroffen war auch die deutsche Glühlampenindustrie bis in die 90er Jahre.



Dazu eine Dokumentation, ausgestrahlt auf arte:
Die Wegwerfer - Kaufen für die Müllhalde

Heute gekauft und morgen schon Schrott? Die Haltbarkeit technischer Produkte ist oft kurz. Teilweise ist dies von den Herstellern gewollt, doch auch die Haltung vieler Verbraucher hat sich verändert. ARTE schaut auf die Wegwerfgesellschaft.
http://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/Die-Wegwerfer/3714422.html


Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone - bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man "geplante Obsoleszenz". Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: "Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft".
Gestützt auf mehr als drei Jahre dauernde Recherchen, erzählt die Dokumentation die Geschichte der geplanten Obsoleszenz. Sie beginnt in den 20er Jahren mit der Schaffung eines Kartells, das die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt, und gewinnt in den 50er Jahren mit der Entstehung der Konsumgesellschaft weiter an Boden.

Heute wollen sich viele Verbraucher nicht mehr mit diesem System abfinden. Als Beispiel für dessen verheerende Umweltfolgen zeigt die Dokumentation die riesigen Elektroschrottdeponien im Umkreis der ghanaischen Hauptstadt Accra. Neben diesem schonungslosen Blick auf die Wegwerfgesellschaft stellt Filmemacherin Cosima Dannoritzer auch die Lösungsansätze von Unternehmern vor, die alternative Produktionsweisen entwickeln. Und Intellektuelle mahnen an, die Technik möge sich auf ihre ursprüngliche Aufgabe zurückbesinnen, auf die dauerhafte Erleichterung des Alltags ohne gleichzeitige Verwüstung des Planeten.




Die Wegwerfer - Kaufen für die Müllhalde | arte




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« Letzte Änderung: 29. Juli 2011, 19:01:27 von Matthias »
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Matthias

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Kaufen für die Müllhalde ...
« Antwort #1 am: 19. August 2011, 07:40:35 »

Ein toller Artikel, des Bankhauses Rott, der sich mit dem Thema auseinandersetzt. Wer immer schon einmal wissen wollte, was Müll mit dem BIP zu tun hat, hier wird er fündig.
Sehr gut auch der erste Leser-Kommentar bzgl. IT-Industrie. Genauso ist es und noch etwas schlimmer ...  >:(


Kaufen für die Müllhalde
von Bankhaus Rott

http://www.rottmeyer.de/kaufen-fur-die-mullhalde/


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Re:Geplante Obsoleszenz
« Antwort #2 am: 21. August 2011, 13:14:27 »
Hallo Matthias,

den Film „Kaufen für die Müllhalde“ von ARTE habe ich mir jetzt angesehen und kann die gemachten Aussagen gleich mit den Erfahrungen eines Freundes unterstützen.
Er besitzt einen Drucker des Fabrikats Epson (SX 6400), welcher bereits nach wenigen tausend gedruckten Blättern die Meldung „Wartung“ bringt, da angeblich der Aufnahmeschwamm für überschüssige Tinte voll sei. Nach einer Reinigung lässt sich die Fehlermeldung jedoch nicht mehr zurücksetzen und der Drucker versagt dauerhaft seinen Dienst. Diese Beschreibung stimmt ganz genau mit der im Film gezeigten Situation überein. Leider ist jedoch auf der Seite des russischen Programmierers, die im Film gezeigt wird,  dieser Typ Ducker von Epson nicht enthalten. Also ist ein neuer Drucker erforderlich, obwohl dem „alten“ Drucker weder mechanisch noch elektrisch irgendetwas fehlt.



Ein toller Artikel, des Bankhauses Rott, der sich mit dem Thema auseinandersetzt. Wer immer schon einmal wissen wollte, was Müll mit dem BIP zu tun hat, hier wird er fündig.
Sehr gut auch der erste Leser-Kommentar bzgl. IT-Industrie. Genauso ist es und noch etwas schlimmer ...  >:(
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Nach dem von Dir erwähnten Beitrag des Kommentars von auroria (18. August 2011 at 18:40) folgt eine Erwiderung von oli (18. August 2011 at 20:20) in welcher dieser alles als Verschwörungstheorie (VT) bezeichnet. Unglücklicherweise wird im Film tatsächlich eine nur glimmende Glühlampe auf der Feuerwache von Livermore dargestellt, welche bei dieser Betriebsweise eine enorm hohe Lebensdauer erreicht. Sich im Film auf diese Begebenheit abzustützen war nicht sehr clever. Ansonsten konnte ich jedoch keine widersprüchlichen Argument entdecken. Hieraus jedoch bereits eine Verschwörungstheorie zu entwickeln ist gelinde gesagt absurd. Die Märkte liefern seiner Meinung nach genau dass, wonach der Kunde verlangt.
Mein Freund hat sich also den Epson Drucker gekauft, um sich nach wenigen tausend gedruckten Blättern einen neuen Drucker kaufen zu dürfen?

Den Film sollte sich jeder, der an den Hintergründen unseres Wachstumswahns interessiert ist, ansehen (1h 14min).

Viele Grüße,

Rudi

Matthias

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Re:Geplante Obsoleszenz
« Antwort #3 am: 22. August 2011, 08:00:32 »

Hallo Rudi,

es ist schon erstaunlich, was in den Köpfen der Menschen so vorgeht. Ich frage mich wirklich, wo so etwas her kommt (der Kommentar mit Hinweis auf VT). Wer hat denen das eingetrichtert, oder kommen die von selbst auf solch einen Unsinn?

Wenn ich mal beginne, aufzuzählen, was alles Schrott war/ist, was ich in den vergangenen Jahren angeschafft habe und es mit den wenigen Dingen vergleiche, die alt aber noch in Gebrauch sind, würde ich eine ellenlange Liste zusammen kriegen.
Mein Lieblingsbeispiel sind zum einen die Lautsprecher meines Großvaters aus den Sechzigern. Mit denen kann ich aufdrehen, dass zwei Häuser weiter die Teller klappern. In den Boxen selbst aber hörst du nicht das leisteste Klappern. Das ist Qualität, die es heute gar nicht mehr gibt. Zum anderen ist uns kürzlich unsere Wama kaputt gegangen. Etwa zehn Jahre alt. Im Keller hatten wir noch eine von den Vorbesitzern (wollten sie gerade entsorgen), geschätzt Anfang/Mitte Siebziger. Mit der waschen wir heute die Wäsche ...  ;D

In diesem Sinne, beste Grüße, Matthias

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