Egon W. Kreutzer beschreibt in seinem Artikel
"Der Tag X" verschiedene Auslöser, Folgen und Gegenmaßnahmen zu unserer jetzigen Wirtschaftskrise. Aus seinem beruflichen Leben beschreibt er die Instabilität von komplexen technischen Systemen.
http://www.egon-w-kreutzer.de/0PaD2012/23.html (wurde bereits im Thema
Geldsystem erwähnt)
Komplexe, das heißt vielschichtige, unübersichtliche und komplizierte Systeme neigen dazu, an ihrer eigenen Komplexität zu Grunde zu gehen. Herr Kreutzer bezog dies auf die Erfahrungen mit einem Telefonsystem, in welches man neben dem Telefonieren auch gleich noch sehr viele andere Servicefunktionen integrieren wollte. Das System scheiterte an den Wechselfunktionen, da niemand mehr imstande war, das System in seiner Gesamtheit zu verstehen und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Komplexität ist demnach das Gegenteil von Einfachheit, Berechenbarkeit und Überschaubarkeit. Zugegebenermaßen etwas extrem formuliert, aber den Kern der Sache treffend.
Dies erinnert mich an eigene berufliche Erfahrungen anlässlich der Einführung von EDV-Arbeitsmitteln zur frühzeitigen Erkennung von Fehlentwicklungen in der Planung von Projekten. So sollte der Arbeitsaufwand bei der Planung und Ausführung von Projekten projektbegleitend festgehalten und auch bewertet werden. Bei Fehlentwicklungen sollte so frühzeitig noch eingegriffen werden können. Mit einem solchen Instrument auf EDV-Basis konnten natürlich sämtliche anstehenden Projekte erfasst werden und noch gleichzeitig eine Personalplanung auf den Tag bezogen integriert werden. Auch eine Urlaubsplanung konnte in dieses Berechnungsverfahren einfließen. Die Details muss man jetzt nicht verstehen, sondern nur das Ergebnis. Ein System war dermaßen überfrachtet worden, dass niemand der Anwender dessen Sinn noch wirklich verstand und es infolge der aufwändigen Datenpflege auch nur halbherzig betreut wurde.
Weniger wäre hier mehr gewesen.Wie so viele neu eingeführten Steuerungsinstrumente dümpelt nun auch dieses vor sich hin. Ob es seine Anschaffungskosten je einfahren wird ist ungewiss.
Diese überbordende Regelungswut kann man jedoch auch in anderen Bereichen feststellen. Weshalb müssen wir uns einen teuren Spezialisten einkaufen, wenn wir
- nicht unnötig viel Steuern bezahlen möchten,
- Recht bekommen wollen
- Geld anlegen möchten
- die günstigste Versicherung abzuschließen wünschen
In so vielen Bereichen sind Entscheidungen so kompliziert geworden, dass wir nur noch mit Hilfe von Experten weiterkommen. Dass kann eigentlich nicht Sinn und Zwecke einer Gesellschaft sein? Denn es handelt sich doch eigentlich nur um eine brotlose Kunst.
Die Politiker sieht Herr Kreutzer ebenfalls in einer Lage, in welcher sie die Komplexität Ihrer zu treffenden Entscheidungen nicht mehr überblicken können und sich deshalb beraten lassen müssen. Es fragt sich nur, wer sich als Berater anbietet, und das sogar noch kostenlos. Irgendwie muss die Lobbyindustrie doch auch zu Profiten ihrer Brötchengeber beitragen.
Beste Grüße
Rudi