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Wirtschaft / Re: Zur Lösung der Weltwirtschafts- und Klimakrise
« Letzter Beitrag von Halil am 30. Oktober 2012, 18:07:57 »
Hallo Mumken,

unten eine Statistik der Bundesbank, in der das Sach- und Geldvermögen der Bundesrepublik, insgesamt und sektoral aufgeteilt, steht. In dieser Statistik werden alle von dir geforderten Wertsteigerungen des Sach- und Geldvermögens berücksichtigt.

Gruss, Halil

http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Statistiken/sektorale_und_gesamtwirtschaftliche_vermoegensbilanzen_xls.xls?__blob=publicationFile
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Das Geldrätsel / Currency / Banking-Theorie
« Letzter Beitrag von Mumken am 30. Oktober 2012, 09:21:27 »
Hallo Matthias,

die von Dir zur Verfügung gestellten Beiträge des Forums "Liebe Angela Merkel" habe ich mir durchgelesen. Die schier endlosen Diskussion (Wiederholungen) zwischen dem Vertreter der Freigeldtheorie, "Bernd van Straelen"  und dem Bankfachman "Liated" drehen sich um die Grundfrage: "Was ist Geld?".

Ähnliche Auseinandersetzungen hatten bereits Anfang des 19.Jahrhunderts die Anhänger der Currency- und der Banking-Theorie. Der Erfinder der Freigeldtheorie, Silvio Gesell, schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts sein Werk "Die Natürliche Wirtschaftsordnung".  Auch er ging, wie zu dieser Zeit üblich, im wesentlichen noch von einer goldgedeckten Währung aus.

Um möglichst fundierte Informationen über den Stand der Ökonomie in dieser Zeit zu bekommen, habe ich mich im Brockhaus von 1984 umgesehen.

Unter dem Stichwort "Currency-Schule" wird dort erwähnt, dass deren Anhänger auf einer 100 % Deckung der Banknoten durch Gold bestanden. Wenn eine Bank eine Banknote über 10 Pfund Sterling herausgab, musste im Tresor der Bank auch der Gegenwert in echtem Gold vorhanden sein. Durch die Ausgabe von nicht gedeckten Banknoten werde die Menge der Zahlungsmittel übermäßig vermehrt. Dies führe zu einem Abfluss des  werthaltigen Edelmetallgeldes ins Ausland. Es wird weiter ausgeführt, dass die Anhänger der Currency-Schule die Bedeutung  der Kreditorganisationen, namentlich des Clearinghouse-Systems total unterschätzten.

Die Vertreter der Banking-Theorie sind der Ansicht, dass  in einem Lande mit hoch entwickeltem Depositensystem, wie in England, die Banknoten nur einen mäßigen Teil des durch den Kredit erzeugten Zuwachses der Zahlungsmittel ausmachen. Nach dieser Theorie sind die Banken nicht im Stande, die Menge ihrer Notenausgabe nach Belieben zu regulieren. Die Wirtschaft bedarf bei jedem Grade seiner Entwicklung nur einer gewissen Menge Noten. 

Interessant sind die Ausführungen zum Clearinghouse-System.  "Das erste Clearinghouse entstand um 1775 als reines Privatunternehmen einer Anzahl Londoner Bankiers; seine Bedeutung wuchs mehr und mehr in dem Maße, wie sich die Anwendung des Checks (s. d.) in England verallgemeinerte, und gegenwärtig bildet es den Centralpunkt des ganzen engl. Geldverkehrs." Sodann wird ausgeführt, wie die Verrechnung technisch vorgenommen wurde. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass das Clearinghouse-System zuerst ohne die "Bank von England" in ihrer Funktion als "letzte Verrechnungsstelle" gestartet wurde. "Liated" bezieht sich in seinen Ausführungen im Forum "Liebe Angela Merkel" ebenfalls auf Verrechnungssysteme, welche ohne eine Zentralbank auskommen. Hierzu verweist er auf die bereits sehr früh (12. Jahrhundert) existierenden Champanemessen. Ausführliche Informationen hierzu hat Ingrid Gielesberger in "Die Messen der Champagne" zusammengetragen.

Die Beiträge aus dem Brockhaus sind auszugsweise im Wiki wiedergegeben. Es erscheint gerechtfertigt, die Entstehung von Banken nicht alleine auf die Entwicklung aus Depositenbanken zurückzuführen, sondern parallel auch die Entwicklungslinie von Banken, aus Verrechnungssystemen entstammend, gelten zu lassen. Jedoch kann keine der beiden Entwicklungen auf einem Alleinstellungsanspruch bestehen.

Beste Grüße und nochmals Dank für die PDF-Datei,

Rudi





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Wirtschaft / Die Macht von Hedgefonds
« Letzter Beitrag von Mumken am 25. Oktober 2012, 08:44:22 »
Auch ohne Umsetzung des MAI sind Hedgefonds schon dabei, international gegen Staaten vorzugehen, die Ihre Schulden nicht bezahlen. Zwar haben die Hedgefonds die Schuldentitel zu einem Schnäppchenkurs erworben, drängen nun aber auf Zahlung des vollen Nennwertes. Mit welchen Tricks die Schulden ursprünglich entstanden sind, ist absolut zweitrangig. Es spielt auch keine Rolle zu welchem Preis diese Schuldentitel erworben wurden.

n-tv

Hedgefonds jagen Pleitestaaten

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Hedgefonds-jagen-Pleitestaaten-article7533791.html

Aber so neu ist die Situation nun auch wieder nicht. Als um 1900 Venezuela Schuldendienstzahlungen einstellte, blockierten die Gläubigerlander, Deutschland, Großbritanien, und Italien 1902 die Häfen La Guiara und Puerto Cabello mit Erfolg. 1903 lenkte der venezolanische Präsident ein.
(Schulden ohne Sünden? Seite 108, Kai A. Konrad und Holger Zschäpitz, C.H.Beck, 2010)

Volker Pispers mit einem etwas anderen Zungenschlag.

Staatsverschuldung
"Wer ist kreditwürdig?
Die Amis, denn die haben eine Armee und kommen sich das sonst HOLEN."


Volker Pispers - Staatsverschuldung


Wer regiert die Welt?
.....

Rudi

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Das Geldrätsel / Generationenvertrag_3
« Letzter Beitrag von Mumken am 23. Oktober 2012, 20:38:08 »
Die Rentenversicherung wurde in Deutschland im Jahre 1891 eingeführt. Es handelte sich um eine kapitalgedeckte  Rente, dass heißt die Beiträge wurden in eine Kasse eingezahlt. Diese verwaltete das eingezahlte Geld und legte sie in verzinslichen Papieren an. Erst nach dem altersbedingten Ausscheidens aus dem Arbeitsleben wurden Rentenleistungen an die Anspruchsberechtigten ausgezahlt.
1957 wurde in der Bundesrepublik die kapitalgedeckte Finanzierung umgestellt auf das Umlageverfahren. Bei diesem Verfahren wird das eingezahlte Geld nicht angelegt sondern gleich wieder an Rentner ausgezahlt. Jedoch ist auch hier eine mindestens fünfjährige Beitragsdauer erforderlich um einen Anspruch zu erwerben. Die Höhe der Rente richtet sich nach der Höhe des vorherigen Arbeitsentgelts. Von diesem ist ein prozentualer Anteil, zur Zeit (2012) 19,6 %, an die Rentenkasse abzuführen. Die Arbeitslosenversicherung funktioniert ähnlich, zahlt beitragsabhängiges Arbeitslosengeld jedoch maximal für 1 Jahr.

Die Krankenversicherung und die Unfallversicherung wurden von Anfang an im Umlageverfahren finanziert. Mit Eintritt in die Krankenversicherung können im Leistungsfall, dass heißt bei Krankheit, auch ärztliche Leistungen in Anspruch genommen werden.
Die umlagefinanzierten Sozialsysteme scheinen sehr wirkungsvolle, mit hohem moralischem Anspruch versehene Sozialsysteme zu sein. Steht keines der vorgenannten Systeme zur Hilfe zur Verfügung, so kann das steuerfinanzierte Sozialhilfesystem in Anspruch genommen werden. Jeder ist in das System eingebettet.

Das vorgenannte Sozialsystem könnte nun Grundlage eines "sozialistischen Staates" wie auch eines Staates mit "sozialer Marktwirtschaft" sein. Rein kapitalistische Element sind bisher nicht vorhanden. Die sozialistischen Länder haben sogar die Krankenversicherung auf alle im Lande lebenden Menschen ausgedehnt und so eine Vollversorgung der Bevölkerung erreicht. Man könnte somit davon ausgehen, dass ein sozialistisches System am ehesten geeignet wäre, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Der "real existierende Sozialismus" in den ehemaligen Ostblockstaaten hat jedoch gezeigt, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde. Die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse einschließlich der sozialen Leistungen gelang im kapitalistischen Westen bedeutend besser. Es müssen also noch andere Faktoren einen entscheidende Wirkung auf die Systeme gehabt haben. Dazu später mehr.

Grüße,
Rudi
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Geldsystem / Re: Raimund Brichta - Projekt "Liebe Angela Merkel"
« Letzter Beitrag von Mumken am 23. Oktober 2012, 12:49:45 »
Hallo Matthias,

vielen Dank für die schnelle Zusendung.


Moin Rudi,

die pdf ist unterwegs (ca. 1,5 MB). Viel Spaß beim Stöbern.

Grüße aus Lübeck, Matthias
.....

Hinter den 1,5 MB verbergen sich immerhin 223 Seiten.
Also etwas für länger andauernden Spaß. ;)

Viele Grüße aus der sonnigen Eifel,

Rudi

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Geldsystem / Re: Raimund Brichta - Projekt "Liebe Angela Merkel"
« Letzter Beitrag von Matthias am 22. Oktober 2012, 08:12:59 »

Moin Rudi,

die pdf ist unterwegs (ca. 1,5 MB). Viel Spaß beim Stöbern.

Grüße aus Lübeck, Matthias


.....


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Das Geldrätsel / Generationenvertrag_2
« Letzter Beitrag von Mumken am 21. Oktober 2012, 21:21:18 »
Sie kaufen sich im dortigen Supermarkt die notwendigen Lebensmittel und können mit dem Geld auch Pflegedienste, Arztbesuche, Putzhilfen und ähnliche Dienste  bezahlen. Auch die Kosten für Miete, Strom und Wasser werden damit gezahlt.
Unser bestehendes Sozialsystem übernimmt nun einen Großteil dieser Organisationsaufgaben. Sowohl die Arbeitnehmer wie auch die Arbeitgeber zahlen in eine Kasse ein, aus der die Bedürftigen mit entsprechenden Ansprüchen umgehend Leistungen erhalten. Auch die Menschen, die keine Kinder haben, werden in dieses Sozialsystem einbezogen. Man kann das System mit einer Großfamilie vergleichen, in welcher alle Menschen eines Landes leben und auch füreinander einstehen. Die Menschen, die Arbeit haben, zahlen in dieses System ein um auch anderen ein angemessenes Leben in unserer Gesellschaft zu ermöglichen.

Als wesentliche Merkmale der "umlagefinanzierten" Sozialsysteme können genannt werden:
  • Es ist eine Solidargemeinschaft entstanden, in welcher derjenige, der Arbeit hat diejenigen unterstützt, welche für ihren Lebensunterhalt nicht selbst sorgen können.
  • Jeder Beitragszahler in das Sozialsystem wird entsprechend seinem Einkommen an den entstehenden Kosten beteiligt, dass heißt, jemand der viel verdient muss mehr bezahlen als jemand der wenig verdient.
  • Es wird kein Kapital angesammelt, dass heißt, die Einnahmen werden auch gleich wieder an anspruchsberechtigte Bedürftige ausgezahlt.
  • Auch Familienangehörige, welche selbst nicht in das Sozialsystem einzahlen, wie Frauen ohne Erwerbstätigkeit und Kinder, werden in den Schutz der Sozialversicherung einbezogen.
  • Beitragsabhängige Leistungen entstehen in der Rentenversicherung. Die Höhe der einbezahlten Beiträge und auch ihre Anzahl wirken sich auf die spätere Rentenhöhe aus.
  • Von den Krankenkassen werden Leistungen, unabhängig von der Höhe der eingezahlten Beiträge, bezahlt. Ein Anspruch auf eine Krankenhausbehandlung besteht für den Geringverdiener wie auch für den den Besserverdienenden unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze in gleicher Weise.
  • An diesem Umlagesystem ist die Finanzindustrie nicht beteiligt und kann auch somit aus diesem System keine Profite generieren. 

F.f.
Rudi
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Geldsystem / Re: Raimund Brichta - Projekt "Liebe Angela Merkel"
« Letzter Beitrag von Mumken am 20. Oktober 2012, 19:19:29 »
Hallo Matthias,

auf Dein Angebot möchte ich gerne zurückkommen.


Hast du sie angeschrieben und eine Reaktion bekommen? Ansonsten schicke ich dir die pdf per mail.

Gruß, Matthias

.....

Vor vier Wochen habe ich eine Anfrage an Herrn Nägle, vom Forum "Liebe Angela Merkel" gerichtet, bisher jedoch keine Antwort bekommen. Ich gehen davon aus, dass dieser Zweig wohl komplett ausgetrocknet ist und erwarte deshalb auch keine Reaktion mehr.
Da ich selbst nur Teile der Diskussion gesichert habe, wäre ich Dir für eine Zusendung Deiner Aufzeichnung sehr dankbar.

Viele Grüße in den Norden,

Rudi
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Das Geldrätsel / Generationenvertrag
« Letzter Beitrag von Mumken am 20. Oktober 2012, 18:58:49 »
Johann Peter Hebel,
( Deutsche National-Literatur, Band 142, Hebels Werke, Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes)

Kindesdank und -undank
Zitat
"Ein Fürst traf auf einem Spazierritt einen fleißigen und frohen Landmann an dem Ackergeschäft an, und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein. Nach einigen Fragen erfuhr er, daß der Acker nicht sein Eigentum sei, sondern daß er als Tagelöhner täglich um 15 kr. arbeite. Der Fürst, der für sein schweres Regierungsgeschäft freilich mehr Geld brauchte und zu verzehren hatte, konnte es in der Geschwindigkeit nicht ausrechnen, wie es möglich sei, täglich mit 15 kr. auszureichen, und noch so frohen Mutes dabei zu sein, und verwunderte sich darüber. Aber der brave Mann im Zwilchrock erwiderte ihm: „Es wäre mir übel gefehlt, wenn ich so viel brauchte. Mir muß ein Dritteil davon genügen; mit einem Dritteile zahle ich meine Schulden ab, und den übrigen Dritteil lege ich auf Kapitalien an." Das war dem guten Fürsten ein neues Rätsel. Aber der fröhliche Landmann fuhr fort, und sagte: „Ich teile meinen Verdienst mit meinen alten Eltern, die nicht mehr arbeiten können, und mit meinen Kindern, die es erst lernen müssen; jenen vergelte ich die Liebe, die sie mir in meiner Kindheit erwiesen haben, und von diesen hoffe ich, daß sie mich einst in meinem müden Alter auch nicht verlassen werden."


Die Erzählung vom Fürsten und dem frohen Landmann geht in eindrucksvoller Weise auf die Notwendigkeit des Generationenvertrages ein.
Zu Zeiten der Selbstversorger-Familien, mit mehreren Generationen unter einem Dach, war dieser Vertrag gültig, auch wenn er nie in Schriftform oder auch nur als mündliche Vereinbarung existierte. Er war das Ergebnis unserer kulturellen Entwicklung und Bestandteil unseres Zusammenlebens. Mit der industriellen Entwicklung und der damit einhergehenden Arbeitsteilung wandelte sich der Mehrgenerationen-Haushalt vom Regelfall zur Ausnahme. Der vorher stillschweigend existierende Generationenvertrag wurde durch Sozialversicherungen abgelöst. Dies brachte jedoch auch eine Anonymisierung der Leistungen und Ansprüche mit sich. Im Mehrgenerationen-Haushalt leben Kinder, Eltern und Großeltern zusammen in einem Haus und sorgen auch füreinander. In einer heutigen Familie leben in der Regel die Großeltern nicht mehr im Haushalt, da durch die erforderliche Flexibilisierung in der Arbeitswelt  die Ernährer der Familie, in den meisten Fällen die Eltern, den angebotenen Jobs nachreisen müssen. Damit leben auch kinderlose Onkel und Tanten (die heutigen Singles) nicht mehr in einem Mehrgenerationen-Haushalt.

Um die Großeltern zu versorgen könnten nun die Eltern diesen Geld in die entfernte Stadt senden, so dass diese sich dort, ihren Bedürfnissen entsprechend, Waren und Dienstleistungen kaufen können.

F. f

Rudi
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