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Das Geldrätsel / Geldbasis
« Letzter Beitrag von Mumken am 12. März 2013, 10:56:46 »Bei Nachforschungen zum Begriff "Geldbasis", auch Zentralbankgeld oder Geldmenge M0 genannt bin ich auf unterschiedliche Definitionen gestoßen. In Wikipedia und auch anderen Publikationen wird die Geldbasis wie folgt dargestellt:
Unklar bleibt, ob der Begriff "Zentralbankgeldbestand" den Kassenbestand der Geschäftsbank mit einschließt. Aus der besonderen Hervorhebung von "Banknoten und Münzen, die sich im Umlauf außerhalb des Bankensystems (bei Nicht-Banken) befinden (also ohne Kassenbestände der Geschäftsbanken" kann man schließen, dass im Begriff "Zentralbankgeldbestand" nur die Sichteinlagen bei der Zentralbank gemeint sind.
Namhafte Professoren wie Prof. Bofinger vertreten die Auffassung, dass sämtliches, von der Zentralbank herausgegebene Bargeld zu der Geldbasis gehört. Auch die Deutsche Bundesbank bezieht sich in Ihrer Schrift "Geld und Geldpolitik" auf diese Position:
"Geld und Geldpolitik" der Deutschen Bundesbank, Seite 72
Die Schweizer Nationalbank sieht das so:
Den Begriff "Notenumlauf" definiert die Schweizer Nationalbank:
Aus dem Nebensatz "und zu einem bestimmten Zeitpunkt im Umlauf sind." lässt sich nicht genau herausfinden, ob damit der Umlauf außerhalb des Bankensystems oder aber einschl. der Geschäftsbanken gedacht ist.
Auch dem
"Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,
insbes. Finanzwirtschaft und Finanzdienstleistungen
Technische Universität Dresden"
gelingt es in einem Artikel beide Behauptungen aufzustellen, ohne den Widerspruch auch nur zu erwähnen.
Hier besteht M0 nur aus Bargeld und es wird sich in der Überschrift auf die EZB bezogen. Im verlinkten EZB-Papier ist M0 jedoch überhaupt nicht aufgeführt.
Etwas weiter unten wird die Geldbasis definiert, bestehend aus Mindestreserve + Überschussreserve +
Zwischenzeitlich wurde das Finance-Wiki der "Technischen Universität Dresden" offensichtlich vom Netz genommen.
Finance-Wiki der "Technischen Universität Dresden" ist wieder online, 1.7.2013
Es ist schon ein starkes Stück, wenn solcher Unsinn von einer deutschen Universität verbreitet wird. Mein Hinweis an den zuständigen Professor:
Bei dem Hinweis ging es um einen kleine Button mit der Info "nicht markiert", aus der die Erkenntnis gezogen werden soll, dass es sich um einen ungeprüften Eintrag eines Studenten handeln soll.
Ergänzung 17.05.2013
Folgerung:
Wenn der Begriff Geldbasis, Zentralbankgeld oder Geldmenge M0 auftaucht, kann sich jeder nach Belieben aussuchen, was er darunter verstehen will. Eine in den Wirtschaftswissenschaften offensichtlich übliche Praxis. Einen Hinweis auf diese Widersprüche gibt lediglich eine Seite im Web.
Luk. Korbmacher, Geldmengen-Definitionen
Mit dem Begriff Geldbasis muss also bei seriösen Aussagen auch immer dessen Definition mit erläutert werden.
Die o.g. Seite bietet auch eine sehr interessante Vorstellung zur Beschreibung der Volkswirtschaft.
Treffender geht es nicht mehr.
Beste Grüße und einen schönen Tag
Rudi
Zitat
M0/Geldbasis: Banknoten und Münzen, die sich im Umlauf außerhalb des Bankensystems (bei Nicht-Banken) befinden (also ohne Kassenbestände der Geschäftsbanken, aber mit Banknotenumlauf im Ausland) plus dem Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute;
Unklar bleibt, ob der Begriff "Zentralbankgeldbestand" den Kassenbestand der Geschäftsbank mit einschließt. Aus der besonderen Hervorhebung von "Banknoten und Münzen, die sich im Umlauf außerhalb des Bankensystems (bei Nicht-Banken) befinden (also ohne Kassenbestände der Geschäftsbanken" kann man schließen, dass im Begriff "Zentralbankgeldbestand" nur die Sichteinlagen bei der Zentralbank gemeint sind.
Namhafte Professoren wie Prof. Bofinger vertreten die Auffassung, dass sämtliches, von der Zentralbank herausgegebene Bargeld zu der Geldbasis gehört. Auch die Deutsche Bundesbank bezieht sich in Ihrer Schrift "Geld und Geldpolitik" auf diese Position:
"Geld und Geldpolitik" der Deutschen Bundesbank, Seite 72
Zitat
Die Geschäftsbanken können ihre Guthaben bei der Zentralbank jederzeit
in bar abheben. Außerdem können sie umgekehrt Bargeld jederzeit wieder
einzahlen und sich gutschreiben lassen. Wegen dieser Austauschbarkeit zählt
auch das Bargeld, das die Banken in ihrer Kasse halten oder an ihre Kunden
ausgezahlt haben, also das gesamte von der Zentralbank ausgegebene
Bargeld, zum Zentralbankgeld. Zu M1 zählt hingegen nur das außerhalb des
Bankensektors zirkulierende Bargeld.
Die Schweizer Nationalbank sieht das so:
Zitat
Geldmenge M0
Die Geldmenge M0 umfasst das von der Zentralbank geschaffene Geld. Sie wird in der Schweiz Notenbankgeldmenge genannt und besteht aus dem Notenumlauf sowie den Giroguthaben der Banken bei der Nationalbank. Die Geldmenge M0 wird manchmal auch als monetäre Basis bezeichnet. Auf die Geldmenge M0 hat die Nationalbank einen direkten Einfluss.
Den Begriff "Notenumlauf" definiert die Schweizer Nationalbank:
Zitat
Notenumlauf
Summe aller Banknoten, die von einer Notenbank ausgegeben wurden und zu einem bestimmten Zeitpunkt im Umlauf sind.
Aus dem Nebensatz "und zu einem bestimmten Zeitpunkt im Umlauf sind." lässt sich nicht genau herausfinden, ob damit der Umlauf außerhalb des Bankensystems oder aber einschl. der Geschäftsbanken gedacht ist.
Auch dem
"Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,
insbes. Finanzwirtschaft und Finanzdienstleistungen
Technische Universität Dresden"
gelingt es in einem Artikel beide Behauptungen aufzustellen, ohne den Widerspruch auch nur zu erwähnen.
Zitat
* M0: Bargeld in Händen der Nichtbanken (inkl. Umlauf im Ausland, exkl. Kassenbestände der Geschäftsbanken)
Hier besteht M0 nur aus Bargeld und es wird sich in der Überschrift auf die EZB bezogen. Im verlinkten EZB-Papier ist M0 jedoch überhaupt nicht aufgeführt.
Etwas weiter unten wird die Geldbasis definiert, bestehend aus Mindestreserve + Überschussreserve +
Zitat
.. dem Bargeldbestand der Geschäftsbanken und Nichtbanken (Unternehmen, private Haushalte und Öffentliche Hand). Bezug: Schaal: Geldtheorie und Geldpolitik, 3. Auflage, Oldenbourg, S. 24
Finance-Wiki der "Technischen Universität Dresden" ist wieder online, 1.7.2013
Es ist schon ein starkes Stück, wenn solcher Unsinn von einer deutschen Universität verbreitet wird. Mein Hinweis an den zuständigen Professor:
Zitat
Problematisch halte ich persönlich die Veröffentlichung eines solchen Entwurfs durch eine deutsche Universität, ohne eindeutigen Hinweis, dass dies nur eine ungeprüfte Projektarbeit ist. Den kleine Button oben rechts kann man zu leicht übersehen. Ich ging davon aus, dass mir auf der Seite einer Universität gesicherte Informationen angeboten werden.
Bei dem Hinweis ging es um einen kleine Button mit der Info "nicht markiert", aus der die Erkenntnis gezogen werden soll, dass es sich um einen ungeprüften Eintrag eines Studenten handeln soll.
Ergänzung 17.05.2013
Folgerung:
Wenn der Begriff Geldbasis, Zentralbankgeld oder Geldmenge M0 auftaucht, kann sich jeder nach Belieben aussuchen, was er darunter verstehen will. Eine in den Wirtschaftswissenschaften offensichtlich übliche Praxis. Einen Hinweis auf diese Widersprüche gibt lediglich eine Seite im Web.
Luk. Korbmacher, Geldmengen-Definitionen
Zitat
Die Europäische Zentralbank definiert für die Zwecke ihrer währungspolitischen Maßnahmen dagegen nur die Geldmengen M1 bis M3 als Geld und dürfte damit die wirksame Geldmenge nicht erfassen können. Vielfach wird zusätzlich die Notenbankgeldmenge als Geldmenge M0 oder Geldbasis bezeichnet, wobei zu berücksichtigen ist, daß es für M0 keine einheitliche Definition gibt.
Mit dem Begriff Geldbasis muss also bei seriösen Aussagen auch immer dessen Definition mit erläutert werden.
Die o.g. Seite bietet auch eine sehr interessante Vorstellung zur Beschreibung der Volkswirtschaft.
Zitat
Ziel ist es, die Volkswirtschaftslehre als das darzustellen, was sie ist, eine höchst politische Wissenschaft, die sich Methoden und Verfahren bedient, die eine Scheinobjektivität vorgaukeln, die die ideologische Ausrichtung der Theorien und Aussagen verschleiern.
Treffender geht es nicht mehr.
Beste Grüße und einen schönen Tag
Rudi