Martin Scheytt: Kredittheorien

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Orthodoxe Kredittheorie

"Die Banken nehmen und geben Kredit" und sie können "nicht mehr Kredit geben als sie selbst empfangen haben" steht als Leitsatz über der Dissertation. Dies knüpft an die Binsenwahrheit: Ich kann nur etwas verleihen, was ich tatsächlich auch besitze. Jedem Laien ist dieser Sachverhalt sofort einleuchtend. Im Widerspruch dazu steht die "moderne Kredittheorie". Die Banken schaffen sich selbst die Mittel, welche sie zur Kreditgewährung benötigen. Die Diskussion endet mit der entscheidenden Frage:

Woher kommen die Mittel zur Kreditgewährung und damit zur Geldschöpfung?

weiter:

"Nach der älteren, sog. orthodoxen Auffassung entsteht jede Einlage, jedes Bankguthaben durch eine Geldeinzahlung."

Das bestehende Geldsystem ist ein Mischgeldsystem, in welchem Bargeld und Buchgeld nebeneinander bestehen. Am Anfang steht jedoch das Bargeld. Erst durch Einzahlung bei einer Bank entsteht eine Einlage, ein Bankguthaben. Somit sind auch sämtliche Übertragungen von Bankguthaben auf die ursprüngliche Bargeldeinzahlungen zurückzuführen. Die Einzahlung erhöht den Kassenbestand der Bank, ein Aktivposten in der Bankbilanz. Auf der Passivseite wird die Einlage gutgeschrieben als Verbindlichkeit gegenüber Kunden. Dies führt zur Schlussfolgerung, dass die Banken im Kredit die Mittel weitergeben, die sie zuvor von ihren Einlegern erhalten haben. Die Banken sind Kreditvermittler.

Heute bezeichnen sich Banken als Finanzvermittler (Fachsprache: Finanzintermediär)[1]. Die Bundesbank hat jedoch kein Problem damit, die Funktion der Banken als Finanzvermittler darzustellen und in der gleichen Schrift die Schöpfung von Buchgeld aus dem Nichts zu erklären. Diese Aussagen widersprechen sich. Wenn die Geschäftsbank Kredite schöpft, dann "verleiht" sie Zahlungsversprechen, hinter denen kein Geld steht. Wird zuvor jedoch Geld von einem anderen Gläubiger eingesammelt, dann "vermittelt" sie Geld. Ein Unterschied ist für den Bankkunden nicht erkennbar. Er erhält auf seinem Girokonto ein Guthaben, welches Kaufkraft besitzt und somit "Geld" ist.

Einzelnachweise

<references >

  1. Glossar "Geld und Geldpolitik" Deutsche Bundesbank "Finanzintermediär" Finanzintermediäre sind Institutionen, die auf den Geld-, Kredit- und Kapitalmärkten tätig sind. Sie vermitteln zwischen Kapitalanbietern und Kapitalnachfragern,indem sie Geldkapital von Anlegern entgegennehmen und es an die Kapitalnachfrager weiterleiten bzw. den Handel zwischen Anbietern und Nachfragern erleichtern. Die wichtigsten Finanzintermediäre sind Banken, Versicherungen und Investmentfonds.Geld und Geldpolitik S. 249