Das Geldrätsel: Zahlungsverkehrsnetze und -systeme

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Zahlungsverkehrsnetze

Der Zahlungsverkehr wird im Euroraum weitgehend über multilaterale Netze abgewickelt. Internationale Zahlungen werden hingegen überwiegend über Korrespondenzbanken und Großbanken mit internationalen Filialen und Tochterunternehmen vorgenommen.

National und Euroraum

Das deutsche Zahlungsverkehrsnetz der Geschäftsbanken besteht aus mehreren eigenständigen Gironetzen Es sind dies die Netze der:

  • Sparkassen
  • Volksbanken
  • Kreditbanken

Jedes dieser Netze verfügt auch über eigene Verrechnungsstellen. Über diese werden sowohl Überweisungen innerhalb des eigenen Gironetzes wie auch gironetzübergreifende Zahlungsvorgänge abgewickelt.

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(40)Hinzu kommt noch das Gironetz der Deutschen Bundesbank. Jede Geschäftsbank besitzt ein Konto bei der Deutschen Bundesbank.[1] Über das Gironetz der Deutschen Bundesbank kann jede Bank Überweisungen an andere Banken durchführen. Damit sind auch Banken, welche keinem Giroverband angehören, in das System integriert.

Im Euroraum können Überweisungen über das Target2-System der nationalen Zentralbanken abgewickelt werden. Für den Kunden einer Bank macht es dabei keinen Unterschied mehr, ob er eine Überweisung innerhalb Deutschlands tätigt oder aber in ein anderes Euroland, zum Beispiel nach Frankreich. Im Hintergrund läuft die Überweisung dann über die beteiligten Nationalbanken, die "Deutsche Bundesbank" und die "Banque de France". Daneben existieren für Überweisungen auch auf den Euroraum spezialisierte privatrechtliche Institutionen wie die Euro Banking Association (EBA).[2] Die EBA betreibt die Plattform EBA-Clearing, ein nach dem Nettoverfahren arbeitendes System für Großbetragszahlungen, welches jedoch auch Komponenten für den Massenzahlungsverkehr enthält.[3] Auch wenn dieses System für den Euroraum konzipiert wurde, steht es ebenso für nationale Überweisungen zur Verfügung.

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Der Zahlungsverkehr unter den Banken beschränkt sich aber nicht auf Überweisungen, welche im Auftrag von Bankkunden erfolgen. Für die Abwicklung von Wertpapierkäufen, Devisengeschäften und Geldmarkttransaktionen haben sich weitere, auch international agierende Clearingstellen etabliert, welche zum Zahlungsausgleich Zentralbankgeld verlangen. Auch die Eigengeschäfte der Banken sowie die Korrespondenzbankgeschäfte erfordern eine Kreditaufnahme bei anderen Banken oder aber die Übertragung von Zentralbankgeld zwischen den Banken.

Die Geschäftsbanken sind in erster Linie an einer Gewinnmaximierung ihrer Bank interessiert. Diesem Streben steht jedoch die Gewährleistung der Zahlungsfähigkeit (Liquidität) der Bank gegenüber. Allgemein gilt, desto risikoreicher die Eigengeschäfte der Bank sind, desto höher ist der zu erwartende Gewinn. Es steigt damit jedoch auch die Gefahr, vorübergehend zahlungsunfähig zu werden oder aber Pleite zu gehen. Deshalb wird von den Banken großer Wert auf die Bewirtschaftung ihrer Mittel, die Liquiditätssteuerung gelegt. Mit Hilfe spezieller Software wird versucht, ein Optimum sämtlicher Zahlungsflüsse hinsichtlich ausreichender Liquidität zu erreichen. Dass heißt, die vorhandenen Mittel müssen möglichst rentabel eingesetzt werden. Auch die Festlegung der geeigneten Zahlungsverkehrswege unter Berücksichtigung der jeweiligen Transaktionskosten und -risiken spielt hierbei eine Rolle. Folglich kann man sich bei realistischer Betrachtung der Zahlungsmittelbewegungen einer Bank nicht auf den Überweisungsverkehr im Kundenauftrag beschränken.


International

Neben den Gironetzen bestehen jedoch auch Direktverbindungen zwischen einzelnen Banken. Die, an einer solchen zweiseitigen (bilateralen) Verbindung beteiligten Banken werden als Korrespondenzbanken bezeichnet.[4] Die Banken unterhalten dabei gegenseitige Korrespondenzbankkonten, auch Loro- und Nostrokonten genannt. Überweisungen über diese Konten verlieren im Euroraum immer mehr an Bedeutung, da sie durch kostengünstigere Euroabwicklungssysteme ersetzt werden. Im internationalen, außereuropäischen Bereich ist das Korrespondenzbanken-Geschäft hingegen noch weit verbreitet.[5]

Großbanken, mit einem ausgedehnten internationalem Filialnetz und Tochterunternehmen, besitzen eine weitere Möglichkeit des einfachen Zahlungsverkehrs auch über die europäischen Grenzen hinaus. Zahlungen können über die Filialen und Töchter, ohne Einschaltung einer außenstehenden Institution, abgewickelt werden.

Zahlungsverkehrrssysteme

Die Zahlungsverkehrssysteme lassen sich einteilen in

  • Bruttoverfahren (z. B. Target2 der Bundesbank)
  • Nettoverfahren (z. B. EMZ der Bundesbank oder EBA-Clearing)

Beim Bruttoverfahren wird jede Überweisung sofort und endgültig ausgeführt. Nach Abschluss des Überweisungsvorganges steht der Überweisungsbetrag dem Empfänger sofort und unwiderruflich zur Verfügung.

Das Nettoverfahren sammelt über einen Zeitraum, in der Regel über einen Tag, sämtliche Forderungen der beteiligten Banken und stellt am Zeitraumende den Saldobetrag einer jeden Bank fest. Nur diese Salden werden ausgeglichen. Erst nach Abschluss dieses Ausgleichs gelten die Überweisungen als endgültig.[6] [7]



Einzelnachweise

<references >

  1. Die jeder Bank zugeordnete Bankleitzahl ist auch ihre Kontonummer bei der Deutschen Bundesbank. Private Haushalte und Unternehmen können bei der Bundesbank kein Konto einrichten.
  2. Wikipedia: Euro Banking Association oder Historischer Hintergrund der EBA, Abruf jeweils 20. Aug. 2014
  3. EBA-Clearing, Abruf 20. Aug. 2014
  4. In der Bankbetriebslehre spricht man über: Bankenkontokorrentkonten BKK im Unterschied zu Kundenkontokorrentkonten KKK
  5. Zahlungsverkehrssysteme Information der Österreichischen Nationalbank, Abruf 19. Aug. 2014
  6. Power-Point-Präsentation der Deutschen Bundesbank aus 2011, Abruf 19. Aug. 2014
  7. Matthias M. Arndt: Das Interbankenverhältnis im Überweisungsrecht. 1 Auflage. V&R unipress, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8471-0000-3, S. 355.