Das Geldrätsel: Bilanzen der Geschäftspartner

Aus um-bruch
Zur Navigation springenZur Suche springen


Wie aus der Bilanz der Sparda-Bank ablesbar, unterhält eine Geschäftsbank zu unterschiedlichen Partnern geschäftliche Beziehungen. Diese Partner können unterschieden werden in

  • Nichtbanken,
  • andere Geschäftsbanken und
  • in die Zentralbank.


Nichtbank und Geschäftsbank

13Bilanz Anton Handelsbank.png

Bisher wurden die Geschäftsfälle nur aus Sicht der Geschäftsbanken betrachtet. Wie wirken sich jetzt einzelne Vorgänge auf die Bilanzen der beteiligten Partner aus? Hierzu benutzen wir wieder das Beispiel der Bilanzmehrung aus dem letzten Abschnitt. Durch die Kreditvergabe an Anton tritt bei der Bank eine Bilanzmehrung ein. Die Erhöhung der Verbindlichkeiten gegenüber dem Kunden Anton auf der Passivseite erhöht dessen Bankguthaben. In Antons Bilanz wirkt sich dies auf der Aktivseite auf die Position "Forderungen an die Bank" aus. Die Erhöhung der Bank-Passiva geht also mit einer Erhöhung von Antons Aktiva einher. In der obenstehenden Abbildung wird dies durch die blaue Linie verdeutlicht. Sämtliche, durch die Kreditvergabe erfolgten Änderungen werden durch die Ziffer 2.) gekennzeichnet. Die entsprechenden Änderungen der Bilanzwerte sind gelb hinterlegt.

Auch die gleichzeitige Mehrung der Bank-Aktiva, um die zusätzliche Forderung an den Kunden Anton, findet einen Gegenpol in Antons Bilanz. In der Abbildung mit einer roten Linie markiert. Seine Verbindlichkeit, seine Schuld, gegenüber der Bank steigt ebenfalls um den Betrag der Krediterhöhung an. Auch hier erfolgen die Eintragungen auf unterschiedlichen Bilanzseiten. Die Mehrung der Bank-Aktiva bewirkt eine Erhöhung der Passiva in Antons Bilanz und umgekehrt erhöht eine Zunahme der Verbindlichkeit der Bank auf der Passivseite eine Erhöhung von Antons Aktiva unter der Position „Forderungen an die Bank“ , sein „Bankguthaben“.

Des einen Schulden sind immer des anderen Guthaben und umgekehrt.


Zwei Geschäftsbanken

Zu den Geschäftspartnern einer Bank zählen auch andere Banken. Wie lassen sich Geschäftsfälle zwischen Banken in deren Bilanzen darstellen ?

Anton, Kunde der Handelsbank möchte 4.500 € an Benno, der sein Konto bei der Kreditbank hat, überweisen. Wäre Benno ebenfalls Kunde bei der Handelsbank, könnte die Überweisung einfach durch Ab- und Zubuchung auf den Guthabenkonten von Anton und Benno geschehen. Es würde sich dann um einen reinen Passivtausch der Handelsbank handeln.

Schwieriger wird es, wenn Benno Kunde der Kreditbank ist. Die Handelsbank wird nicht ohne weiteres ihrem Kunden Benno 4.500 € auf dessen Bankkonto gutschreiben. Sie würde damit eine zusätzliche Verpflichtung gegenüber Benno eingehen, ohne einen Ausgleich zu erhalten. Die Kreditbank dagegen könnte sich ihrer Verpflichtung gegenüber dem Kunden Anton teilweise entziehen, da jede Überweisung an die Handelsbank das Bankguthaben Antons verringert. Bei einem größeren Überweisungsvolumen in Richtung Handelsbank würde die Kreditbank sehr vermögend und die Handelsbank bankrott gehen.

Kredit zwischen zwei Banken

13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken.png

Wie lässt sich dieses Problem beheben? Um den Überweisungsauftrag von Anton über 4.500 € ausführen zu können, benötigt die Kreditbank ein entsprechendes Guthaben bei der Handelsbank. Dies erreicht sie, indem sie bei der Handelsbank einen Kredit über diesen Betrag aufnimmt. Bei der Handelsbank werden Konten mit dem Namen "Kreditbank" angelegt und die Kreditsumme sowohl als Forderung wie auch als Verbindlichkeit eingetragen. Die Kreditbank legt ein Kontrollkonto an, um ihrerseits die außerhalb der eigenen Bank verwalteten Forderungen und Verbindlichkeiten in ihrer Bilanz zu erfassen. Dabei stellt eine Forderung der Kreditbank gleichzeitig eine Verbindlichkeit der Handelsbank dar, wie auch umgekehrt. Diese Verknüpfungen werden mit den blauen und roten Linien angedeutet. Vergleicht man die beiden oben stehenden Abbildungen stellt man fest, dass sich an der grundlegenden Systematik nichts geändert hat. Durch die gegenseitige Kreditaufnahme haben beide Banken eine Bilanzmehrung erfahren.[1]


Überweisung

13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken2.png

Die Überweisung erfolgt nun durch zwei Buchungen. Schritt 3.) beinhaltet eine Buchung von Antons Konto auf das Konto "Forderungen an Handelsbank". Antons Kontostand wird um 4.500 € gemindert und damit die Forderung der Kreditbank gegen die Handelsbank ausgeglichen. Als Ergebnis verbleibt bei der Kreditbank ein Passivtausch. Antons Konto wird um den Betrag von 4500 € gemindert und dafür entsteht eine Verbindlichkeit der Kreditbank gegenüber der Handelsbank in Höhe von 4500 €. Es ist auch nach der Überweisung keine Bilanzmehrung bei der Kreditbank mehr vorhanden.


Der 4.) Schritt tauscht bei der Handelsbank die Verbindlichkeit gegenüber der Kreditbank in eine Verbindlichkeit gegenüber Benno. Damit ist auch die Verbindlichkeit gegenüber der Kreditbank erloschen.

Insgesamt gesehen hat bei der Handelsbank eine Bilanzmehrung stattgefunden.


Vereinfachte Darstellung

13Bilanzen, zwei Banken-vereinfachte Darstellung.png

In der obenstehenden Abbildung werden nur die Bilanzänderungen, als Ergebnis der Überweisung mit vorhergehender Kreditaufnahme, gezeigt. Es ist jetzt besser erkennbar, dass bei der Kreditbank nur ein Passivtausch stattgefunden hat. Eine Verbindlichkeit gegenüber Anton wurde in eine Verbindlichkeit gegenüber der Handelsbank getauscht.

Bei der Handelsbank hat hingegen eine Bilanzmehrung stattgefunden. Der Erhöhung von Bennos Guthaben steht eine neue Forderung an die Kreditbank gegenüber.

Die oben genannten Schritte werden in der Praxis sicher nie so vorgenommen, sondern dienen nur dem nachvollziehbaren Verständnis der Zusammenhänge. Tatsächlich werden bei Kreditbeziehungen unter Banken auch Kreditlinien, ähnlich wie bei Dispokrediten, eingeräumt. Bis zum Erreichen der Kreditgrenze werden Zahlungen dann ohne weitere Kreditvereinbarungen ausgeführt und das Konto der überweisenden Bank entsprechend belastet.

Überweisung mittels Girozentralen

Die überwiegende Anzahl der Banken in Deutschland ist einem „Gironetz“ angeschlossen. Die Überweisung an eine Bank im gleichen Gironetz, zum Beispiel innerhalb des Sparkassennetzes, werden mithilfe der Girozentrale der Sparkassen intern verrechnet. Erst wenn an eine Bank außerhalb dieses Netzes überwiesen werden muss, zum Beispiel an eine Volksbank, wird auch die Girozentrale der Volksbanken mit eingeschaltet. Ein weiteres universelles Gironetz stellt das Gironetz der Deutschen Bundesbank dar. Für eine Überweisung existieren somit mehrere mögliche Wege.

Überweisung mit Zentralbank

Vereinfachte Darstellung nur mit den Endergebnissen von mehreren Buchungsschritten.[2]

13Bilanz Überweisung-mit ZB.png

Da jede Bank in Deutschland ein Konto bei der Zentralbank besitzt, können Überweisungen zu anderen Banken auch über die Zentralbank erfolgen. Die Abbildung zeigt die Bilanzzusammenhänge. Gegenüber der Direktüberweisung von Bank zu Bank nimmt die Kreditbank nun bei der Zentralbank einen Kredit auf. Die bei diesem Kredit entstehende Verbindlichkeit der Zentralbank wird durch die Überweisung zugunsten der Handelsbank gebucht. Die Handelsbank hat damit eine Forderung an die Zentralbank und schreibt den Ausgleichsbetrag dem Kunden Benno auf seinem Bankkonto gut.

Auch eine weitere Zentralbank kann in die Überweisungskette eingebaut werden, wenn es sich zum Beispiel um eine Auslandsüberweisung handelt. An der Systematik gemäß der Abbildung mit nur einer zwischengeschalteten Zentralbank ändert sich nichts, da die zweite Zentralbank nur ein weiteres Glied in der Kette darstellt. Auslandsüberweisungen werden praktisch jedoch meist über Korrespondenzbanken abgewickelt, so dass keine Zentralbank benötigt wird.


Von den Arbeitsschritten zwischen den Banken merken jedoch weder Anton noch Benno etwas. Sie stellen lediglich fest, dass „Geld“ überwiesen worden ist. Antons Bankguthaben bei der Kreditbank mindert sich um den Betrag von 4.500 €, während Bennos Bankguthaben bei der Handelsbank um diesen Betrag ansteigt.



Einzelnachweise

<references >

  1. Diese Art der Bilanzmehrung, sollte sie nur einer Schönung der Bilanz dienen, wird in der Fachwelt auch als „Window Dressing" bezeichnet.
  2. Im Einzelnen sind folgende Schritte erforderlich:
    Kreditbank nimmt bei der Zentralbank einen Kredit auf (Schöpfung von Basisgeld)
    1. Buchungssatz bei der Kreditbank: Barreserve an Verbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank
    2. Buchungssatz bei der Zentralbank: Forderungen an Kreditbank an Verbindlichkeiten gegenüber Kreditbank
    Überweisungsauftrag der Kreditbank an Zentralbank/Handelsbank:
    3. Buchungssatz Kreditbank: Verbindlichkeiten gegenüber Anton an Barreserve (Bilanzverkürzung, Geldvernichtung)
    4. Buchungssatz Zentralbank: Verbindlichkeit gegenüber Kreditbank an Verbindlichkeit gegenüber Handelsbank (Passivtausch)
    5. Buchungssatz Handelsbank: Barreserve an Verbindlichkeiten gegenüber Benno (Bilanzverlängerung, Geldschöpfung)