Das Geldrätsel: Vermittler oder Schöpfer: Unterschied zwischen den Versionen

Aus um-bruch
Zur Navigation springenZur Suche springen
Zeile 9: Zeile 9:
  
  
Die Kenntnisnahme des Inhaltes der vorhergehenden Seiten ab [[Das Geldrätsel: Liquidität der Banken|"Liquidität der Banken"]] erleichtert eventuell das Verstehen des nachfolgenden Textes  
+
Die Kenntnisnahme des Inhaltes der vorhergehenden Seiten ab [[Das Geldrätsel: Liquidität der Banken|"Liquidität der Banken"]] erleichtert eventuell das Verstehen des nachfolgenden Textes.
 
==Vermittler==
 
==Vermittler==
 
Der überwiegende Teil der volkswirtschaftlichen Literatur sieht die Geschäftsbanken, nachfolgend nur als Banken bezeichnet, in der Funktion als Geldvermittler (Intermediär). Diejenigen, die Geld übrig haben leihen es denjenigen, die Geld benötigen. So fügen die Banken sich auch schön in die Kreislaufmodelle der Volkswirtschaftslehre ein.
 
Der überwiegende Teil der volkswirtschaftlichen Literatur sieht die Geschäftsbanken, nachfolgend nur als Banken bezeichnet, in der Funktion als Geldvermittler (Intermediär). Diejenigen, die Geld übrig haben leihen es denjenigen, die Geld benötigen. So fügen die Banken sich auch schön in die Kreislaufmodelle der Volkswirtschaftslehre ein.

Version vom 11. März 2018, 17:52 Uhr


Die Kenntnisnahme des Inhaltes der vorhergehenden Seiten ab "Liquidität der Banken" erleichtert eventuell das Verstehen des nachfolgenden Textes.

Vermittler

Der überwiegende Teil der volkswirtschaftlichen Literatur sieht die Geschäftsbanken, nachfolgend nur als Banken bezeichnet, in der Funktion als Geldvermittler (Intermediär). Diejenigen, die Geld übrig haben leihen es denjenigen, die Geld benötigen. So fügen die Banken sich auch schön in die Kreislaufmodelle der Volkswirtschaftslehre ein.

Schöpfer

„Um Kredite zu vergeben, benötigt eine Bank keine Sparer.“ So oder ähnlich lauten die Schlussfolgerungen derjenigen, die davon ausgehen, dass "Banken Geld aus dem Nichts schöpfen können". Es entsteht dabei "Geld", das vorher nicht da war und es ist auch kein Zentralbankgeld oder Spargeld zur Deckung des neuen Geldes erforderlich[1].

Die wesentliche Aussage:

Die Geschäftsbanken leihen nicht Geld aus, welches vorher jemand bei ihnen deponiert hat, sondern sie schaffen neues Geld durch Kreditvergabe.

lässt sich anhand von Buchungssätzen für den Einzelfall nachweisen. Geld steht dabei für Sichteinlagen bei Geschäftsbanken.

Da Banken aber auch Vermögenswerte mit Sichteinlagen erwerben sowie Dienstleistungen Dritter ebenfalls mit Sichteinlagen bezahlen, führt auch dieses zu einer Geldschöpfung aus dem Nichts, wenn auch in geringerer Höhe. Auf der Passivseite der Bankbilanz müssten folglich nur zwei Positionen auftauchen, das Eigenkapital der Bank und die Sichtguthaben der Bankkunden. Bei den vorgenannten Geschäften „bezahlt“ die Bank ja jeweils mit „Geschäftsbanken-Sichteinlagen", mit Giralgeld.

Betrachtet man sich die Passivseite der konsolidierten Bilanz der deutschen Banken

Konsolidierte Bilanz 06 2014.png

stellt man jedoch fest, das die Position „Sichteinlagen“ nur noch einen Anteil von 20 % an der Passivseite innehält. Hier tauchen jetzt die Positionen Termineinlagen, Spareinlagen, Schuldverschreibungen und Einlagen von Banken auf. Die Bank hat also Sichteinlagen, welche „sofort fällig“ sind in Einlagearten mit längeren Fristen umgewandelt. Dies kann die Bank natürlich nicht eigenständig bewirken. Voraussetzung ist, dass ihre Kunden bei ihr Geld anlegen wollen. Hierzu bietet sie ihren Kunden die Umwandlung von Giralgeld in Spargeld als vorteilhaftes Geschäft an. Sie bietet ihnen Guthabenzinsen auf die vorgenannten Spareinlagen. Weshalb aber zahlt die Bank freiwillig Zinsen auf diese Einlagearten, wenn ihnen die Sichtguthaben der Kunden doch kostenlos zur Verfügung stehen?

Wäre die Geschäftsbank die einzige Bank in einem Land, so könnte sie tatsächlich die ganze Passivseite aus Sichtverbindlichkeiten gegenüber ihren Kunden bestehen lassen. Bei mehreren Banken in einem Land, welche im Wettbewerb stehen, ergeben sich jedoch automatisch Zwänge bezüglich der Bewirtschaftung von Mitteln und der Kundenbindung.

Bietet nur die Bank A ihren Kunden Zinsen auf Sparguthaben, werden die Kunden sämtlicher anderer Banken versuchen, ihr Geld bei Bank A längerfristig anzulegen. Dadurch werden auch die anderen Banken gezwungen Sparzinsen anzubieten, wollen sie nicht Gefahr laufen, ihre Kunden an die Bank A zu verlieren.

Aber dies ist nur ein Aspekt für das Sparangebot der Banken. Wichtiger erscheint der Verlust von Liquidität bei Überweisung von Spargeldern an Bank A. Die überweisende Bank B muss bei der Bank A einen Kredit aufnehmen, um diese dazu zu bewegen, für den Sparkunden ein Sparguthaben anzulegen. Details hierzu sind im Artikel Bilanzen der Geschäftspartner erklärt. Bank B wechselt also ihre Sichtverbindlichkeit gegenüber ihrem Kunden in eine Verbindlichkeit gegenüber Bank A. Dieser muss sie jedoch Zinsen zahlen. Also wird sie versuchen, ihren Kunden zu bewegen, sein Sichtguthaben direkt bei ihr, Bank B, als Spargeld anzulegen, Diesem muss sie zwar auch Zinsen zahlen, in der Regel aber weniger als bei einem Kredit von Bank A.

Aus dem Konkurrenzverhältnis der Banken untereinander resultiert eine Aufteilung der Pasivseite wie in der Abbildung oben gezeigt. Die jeweiligen Rentabilitäts- und Liquiditätsgesichtspunkte einer Bank bestimmen deren individuelle Aufteilung der Aktiv- und Passivseite.

Die Bankdevise: „So liquide wie nötig, so rentabel wie möglich“ verdeutlicht diese Problematik.

Möglichst liquide zu sein verursacht Kosten durch zu zahlende Zinsen, entweder für Zentralbankgeld, Kredite bei anderen Banken, Bankschuldverschreibungen oder aber für Spar- und Terminguthaben von Kunden. Können nur wenig Mittel zu anderen Banken abfließen ist eine Bank stabil und zahlungsfähig. Dies steht aber dem Ziel der Gewinnmaximierung, also möglichst rentabel zu arbeiten, entgegen.

Auch wenn Geschäftsbanken grundsätzlich durch Kreditvergabe oder den Ankauf von Vermögenswerten neues Geld schaffen, erfolgt doch alsbald eine Refinanzierung dieses neu geschaffenen Geldes zu etwa 80 %. Die möglichen Sparaktionen wurden zuvor beschrieben und in der oben gezeigten Grafik zur konsolidierten Bankenbilanz auch quantitativ aufgezeigt.

Der Satz: "Die Geschäftsbanken leihen nicht Geld aus, welches vorher jemand bei ihnen deponiert hat, sondern sie schaffen neues Geld durch Kreditvergabe." trifft nur für den Augenblick der Schaffung von Geschäftsbanken-Buchgeld zu, jedoch nicht mehr für die Zeit danach.

Die Praxis zeigt, das im Bankbetrieb Spargelder sehr wohl noch benötigt werden. Dass diese erst nach der Kreditvergabe erforderlich werden, ist für den Bankbetrieb von untergeordneter Bedeutung. Die Schaffung von Krediten ohne Spargelder trifft somit nur für die 20 % der Sichteinlagen zu.

Fazit

Bei der "Geldschöpfung aus dem Nichts" erweist es sich als schwerwiegender Fehlschluss, weil aus einem einfachen Buchungssatz auf die Funktion des gesamten Bankgeschäfts geschlossen wird.

Jedoch ist auch die Aussage, dass Banken Geld von Sparern verleihen, ein Fehlschluss. Eine Aussage aus Zeiten der Goldwährung wurde in unser heutiges Schuld-Geld-System übernommen, ohne anzumerken, dass eine Refinanzierung[2] nur für einen Teil der erteilten Kredite erforderlich ist und diese Refinanzierung erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.


Die Vermittlerfunktion darf man deshalb nicht wörtlich in Buchungssätzen suchen sondern kann diese erst im gesamten Bankengeschäft erkennen. Einen guten Überblick bietet dazu die konsolidierte Bankenbilanz. Die Banken vergeben Kredite und benötigen aber auch Kredite von ihren Kunden. Nur ein Teil von etwa 20 % der Bilanzsumme kann als Geldschöpfung der Banken ohne zeitlich nachgeordnete Sparaktionen angesehen werden.


Einzelnachweise

<references >

  1. Die „Geldschöpfung der Banken aus dem Nichts“ wird vermehrt als ernstzunehmende neue Erkenntnis propagiert.
  2. Da es nicht "Finanzierung" sondern "Refinanzierung" heißt, kann aus dem Wort schon der Hinweis auf eine zeitlich nachgeordnete Aktion erkannt werden.