Das Geldrätsel: Vermittler oder Schöpfer: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Kasten blass|Es ist von Vorteil, wenn zuvor die Inhalte der vorhergehenden Seiten ab [[Das Geldrätsel: Liquidität der Banken|"Liquidität der Banken"]] durchgelesen werden }}
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==Vermittler==
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Der überwiegende Teil der volkswirtschaftlichen Literatur sieht die Geschäftsbanken, nachfolgend nur als Banken bezeichnet, in der Funktion als Geldvermittler (Intermediär). Diejenigen, die Geld übrig haben leihen es denjenigen, die Geld benötigen. So fügen die Banken sich auch schön in die Kreislaufmodelle der Volkswirtschaftslehre ein.
  
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==Schöpfer==
==Kredite ohne Sparen==
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„Um Kredite zu vergeben, benötigt eine Bank keine Sparer.“ So oder ähnlich lauten die Schlussfolgerungen derjenigen, die davon ausgehen, dass "Banken Geld aus dem Nichts schöpfen können". Es entsteht dabei "Geld", das vorher nicht da war und es ist auch kein Zentralbankgeld oder Spargeld zur Deckung des neuen Geldes erforderlich<ref>Die „Geldschöpfung der Banken aus dem Nichts“ wird vermehrt als ernstzunehmende neue Erkenntnis propagiert.
„Um Kredite zu vergeben, benötigt eine Geschäftsbank keine Sparer.“ So oder ähnlich lauten die Schlussfolgerungen derjenigen, die davon ausgehen, dass "Geschäftsbanken Geld aus dem Nichts schöpfen können". Es entsteht dabei "Geld", das vorher nicht da war und es ist auch kein Zentralbankgeld oder Spargeld zur Deckung des neuen Geldes erforderlich<ref>Die „Geldschöpfung der Banken aus dem Nichts“ wird vermehrt als ernstzunehmende neue Erkenntnis propagiert.
 
 
* Bank of England [http://www.bankofengland.co.uk/publications/Documents/quarterlybulletin/2014/qb14q102.pdf Money creation in the modern economy]
 
* Bank of England [http://www.bankofengland.co.uk/publications/Documents/quarterlybulletin/2014/qb14q102.pdf Money creation in the modern economy]
 
* Deutsche Bundesbank, Monatsbericht 04/2017 [https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Monatsberichtsaufsaetze/2017/2017_04_geldschoepfungsprozess.pdf?__blob=publicationFile Die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbank im Geldschöpfungsprozess]
 
* Deutsche Bundesbank, Monatsbericht 04/2017 [https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Monatsberichtsaufsaetze/2017/2017_04_geldschoepfungsprozess.pdf?__blob=publicationFile Die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbank im Geldschöpfungsprozess]
 
* Norbert Häring [http://norberthaering.de/de/27-german/news/818-bundesbank-geldschoepfungDie Bundesbank versucht über Geldschöpfung aus dem Nichts aufzuklären – vergeblich ]
 
* Norbert Häring [http://norberthaering.de/de/27-german/news/818-bundesbank-geldschoepfungDie Bundesbank versucht über Geldschöpfung aus dem Nichts aufzuklären – vergeblich ]
* weitere Autoren mit dieser Ausrichtung: Mathias Binswanger, Josef Huber, Bernd Senf, Christoph Pfluger und viele andere </ref>.   
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* weitere Autoren mit dieser Ausrichtung: Mathias Binswanger, Josef Huber, Bernd Senf, Christoph Pfluger, Christoph Binswanger und viele andere. </ref>.   
  
Die Gegenposition vertreten diejenigen, welche die Bank als Finanzvermittler sehen. Nur bereits vorhandenes Geld wird weiter verliehen.
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Die wesentliche Aussage:
Nachfolgend werden beide Positionen, welche bereits unter [[Das Geldrätsel: Kreditschöpfung|Kreditschöpfung]] und [[Das Geldrätsel: Kreditvermittlung|Kreditvermittlung]] beschrieben wurden, weiter analysiert.
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{{Kasten hellbraun|Die Geschäftsbanken leihen nicht Geld aus, welches vorher jemand bei ihnen deponiert hat, sondern sie schaffen neues Geld durch Kreditvergabe.}}
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lässt sich anhand von Buchungssätzen für den Einzelfall nachweisen. Geld steht dabei für „Geschäftsbanken-Sichteinlagen“, aus Sicht der Bank für Verbindlichkeiten (= Schulden).
  
====Ein-Bank-System====
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Da Banken aber auch Vermögenswerte mit Sichteinlagen erwerben sowie Dienstleistungen Dritter ebenfalls mit Sichteinlagen bezahlen, müssten folglich auf der Passivseite der Bankbilanz nur zwei Positionen auftauchen, das Eigenkapital der Bank und die Sichtguthaben der Bankkunden. Bei den vorgenannten Geschäften „bezahlt“ die Bank ja jeweils mit „Geschäftsbanken-Sichteinlagen, mit Giralgeld.  
Gut als Einstieg geeignet ist das Modell von nur einer Bank in einem Land. In diesem Modell existiert kein Bargeld und auch keine Zentralbank. Beziehungen zu anderen Ländern bestehen ebenfalls nicht. Die Möglichkeit Buchgeld zu schöpfen ist bei dieser Bank unbegrenzt. Dieses Modell ist als „[[Das_Geldrätsel:_Wicksellsche Idealbank|Wicksellsche Idealbank]]“ in der einschlägigen Literatur bekannt. Die Währungseinheit nennen wir entsprechend "Idealbank-Dollar" (IB-$).
 
  
====Zwei-Banken-System====
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Betrachtet man sich die Passivseite der konsolidierten Bilanz der deutschen Banken [[Datei:Konsolidierte Bilanz 06 2014.png|rechts|450px]] stellt man jedoch fest, das die Position „Sichteinlagen“ nur noch einen Anteil von 20 % an der Passivseite innehält. Hier tauchen jetzt die Positionen Termineinlagen, Spareinlagen, Schuldverschreibungen und Einlagen von Banken auf. Die Bank hat also Sichteinlagen, welche „sofort fällig“ sind in Einlagearten mit längeren Fristen umgewandelt. Dies kann die Bank natürlich nicht eigenständig bewirken, sondern sie muss die Umwandlung ihren Kunden als vorteilhaftes Geschäft anbieten, damit diese einwilligen. Sie bietet den Kunden deshalb Guthabenzinsen auf die vorgenannten Fristeinlagen. Weshalb aber zahlt die Bank freiwillig Zinsen auf diese Einlagearten, wenn ihnen die Sichtguthaben der Kunden doch kostenlos zur Verfügung stehen?
Die Idealbank, als einzige Bank im Land, wird aufgeteilt in eine Nordbank und eine Südbank. Beide verwenden weiterhin den "IB-$" als Währungseinheit. Wie verhält es sich aber mit der Fähigkeit der beiden Banken Buchgeld zu schöpfen? Diese Fähigkeit hängt vom Vertrauensverhältnis der Banken zueinander ab.
 
  
====Grenzenloses Vertrauen====
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Wäre die Geschäftsbank die [[Das Geldrätsel: Wicksellsche Idealbank|einzige Bank in einem Land]], so könnte sie tatsächlich die ganze Passivseite aus Sichtverbindlichkeiten gegenüber ihren Kunden bestehen lassen. Bei mehreren Banken in einem Land, welche im Wettbewerb stehen, ergeben sich jedoch automatisch Zwänge bezüglich der Mittelbewirtschaftung.
Die beiden Banken stehen nicht im Wettbewerb, geben sich gegenseitig Kredit in unbeschränkter Höhe und verhalten sich somit gegenüber ihren Kunden wie eine einzige Bank. Sie können Kredite und damit Buchgeld in unbegrenzter Höhe erschaffen.  
 
  
====Ohne jegliches Vertrauen====
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Bietet nur die Bank A ihren Kunden Zinsen auf Sparguthaben, werden die Kunden sämtlicher anderer Banken versuchen, ihr Geld bei Bank A längerfristig anzulegen. Folglich sind auch die anderen Banken gezwungen Sparzinsen anzubieten, wollen sie nicht Gefahr laufen, ihre Kunden an die Bank A zu verlieren.  
Beide Banken stehen im Wettbewerb und sind nicht bereit, sich gegenseitig Kredit einzuräumen. Jede Bank kann zwar unbegrenzt eigenes Buchgeld schaffen, jedoch keine Überweisungen zur anderen Bank tätigen. Ihr Buchgeld besitzt nur innerhalb der eigenen Bankkundschaft einen Wert. Es kann den Einflussbereich der Bank nicht verlassen.
 
  
====Begrenztes Vertrauen====
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Aber dies ist nur ein Aspekt für das Sparangebot der Banken. Wichtiger erscheint der Verlust von Liquidität bei Überweisung von Spargeldern an Bank A. Die überweisende Bank B muss bei der Bank A einen Kredit aufnehmen, um diese dazu zu bewegen, für den Sparkunden ein Sparguthaben anzulegen. Details hierzu sind im Artikel [[Das Geldrätsel: Bilanzen der Geschäftspartner|Bilanzen der Geschäftspartner]] erklärt. Bank B wechselt also ihre Sichtverbindlichkeit gegenüber ihrem Kunden in eine Verbindlichkeit gegenüber Bank A. Dieser muss sie jedoch Zinsen zahlen. Also wird sie versuchen, ihren Kunden zu bewegen, sein Sichtguthaben direkt bei ihr, Bank B, als Spargeld anzulegen, Diesem muss sie zwar auch Zinsen zahlen, in der Regel aber weniger als bei einem Kredit von Bank A.  
Erst mit Hilfe von gegenseitigen Krediten kann ein Überweisungsverkehr aufgenommen werden. Die Kredite können besichert oder unbesichert sein. Da beide Banken sich im Wettbewerb befinden, werden sie sich jedoch nicht Kredite in unbegrenzter Höhe gewähren.
 
  
Dazu folgendes Beispiel:
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Aus dem Konkurrenzverhältnis der Banken untereinander resultiert eine Aufteilung der Pasivseite wie in der Abbildung oben gezeigt. Die jeweiligen Rentabilitäts- und Liquiditätsgesichtspunkte einer Bank bestimmen derer individuelle Aufteilung der Aktiv- und Passivseite.
Die Südbank gewährt Anton einen Kredit in Höhe von 1 Million IB-$. Will Anton davon 700.000 IB-$ an Benno, der Kunde bei der Nordbank ist, überweisen, muss die Südbank zuvor einen Kredit in dieser Höhe bei der Nordbank aufnehmen. Erst dann ist die Nordbank bereit, Benno den Betrag von 700.000 IB-$ gutzuschreiben.<ref>[[Martin_Scheytt:_Details_%C3%9Cberweisung| Details zu Überweisungen über Korrespondenzbankkonten]] </ref>
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{{Kasten hellbraun|Die Bankdevise: „So liquide wie nötig, so rentabel wie möglich“ verdeutlicht diese Problematik.}}
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Möglichst liquide zu sein verursacht Kosten durch zu zahlende Zinsen, entweder für Zentralbankgeld, Kredite bei anderen Banken, Bankschuldverschreibungen oder aber für Spar- und Terminguthaben von Kunden. Können nur wenig Mittel zu anderen Banken abfließen ist eine Bank stabil und zahlungsfähig. Dies steht aber dem Ziel der Gewinnmaximierung, also möglichst rentabel zu arbeiten, entgegen.
  
Gehen Überweisungen immer nur in Richtung Nordbank, gehört die Südbank irgendwann der Nordbank, da diese entsprechend viele Schulden der Südbank gesammelt hat.
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{{Kasten hellbraun|Auch wenn Geschäftsbanken grundsätzlich durch Kreditvergabe oder den Ankauf von Vermögenswerten neues Geld schaffen, erfolgt doch alsbald eine Refinanzierung dieses neu geschaffenen Geldes zu etwa 80 %. Dies ergibt sich aus der oben gezeigten Grafik zur konsolidierten Bankenbilanz. Es erweist sich als Irreführung, wenn man die autonome Geldschöpfung der Banken beschreibt ohne darauf hinzuweisen, dass in der Realität nur noch ein Anteil von 20 % tatsächlich als "Geld ohne Spareinlagen" existiert.}}
Die Südbank wird folglich ein Interesse daran haben, ihre Schulden gegenüber der Nordbank nicht zu groß werden zu lassen. Eine größere Streuung der aufgenommenen Kredite ist deshalb von Vorteil. Bei wem kann sie jedoch, außer bei der Nordbank, Kredite aufnehmen? Bei ihren eigenen Kunden. Ein Kredit bei Bankkunden bedeutet, dass diese für einen vereinbarten Zeitraum auf die Inanspruchnahme ihrer Sichtguthaben verzichten, sie sparen. Das gesamte Sparvolumen der Südbank kann somit den Bereich der Südbank für die Spardauer nicht verlassen. Auch wenn dieser Sparvorgang nicht gleich als solcher wahrgenommen wird, ist er doch mit dem Einzahlen von Bargeld auf ein Sparbuch vergleichbar. Für die Spardauer wird auf die Nutzung des "Geldes" verzichtet. Banktechnisch gesehen verzichtet der Kunde auf die Inanspruchnahme seiner Forderung an die Bank.
 
  
Welche Abhängigkeiten bestehen jetzt zwischen den Kreditaufnahmen der Bank bei einer anderen Bank bzw. bei eigenen Bankkunden und der Kreditvergabe an einen Bankkunden? In einem ersten Schritt offensichtlich keine.
 
  
{{Kasten hellbraun|Korrekt ist, dass für den Vorgang der [[Das Geldrätsel: Kreditschöpfung|Krediterzeugung]] weder Sparer noch sonstige "Einlagen" auf der Passivseite erforderlich sind. Die Bank schafft im Kreditvorgang die Sichteinlagen des Kunden, welche dieser für Zahlungszwecke benutzen kann.}}
 
  
Aber bereits im zweiten Schritt kann sich Wesentliches an dieser Aussage ändern. Wird das geschaffene Giroguthaben für Überweisungen innerhalb der eigenen Bank benutzt, bleibt es bei der Aussage, dass weder Sparer noch Einlagen zur Krediterzeugung erforderlich sind. Auch wenn die andere Bank im "Gleichschritt" ebenfalls Kredite vergibt und die Überweisungsbeträge sich in Summe ausgleichen, werden keine Sparer oder Einlagen benötigt. Erst wenn Unterschiede im Überweisungsvolumen entstehen, sind Kreditaufnahmen der kreditgebenden Bank erforderlich. Ein entstehender Unterschied kann auf direktem Wege durch entsprechende Kredite zwischen den Banken ausgeglichen werden.
 
  
Indirekt kann z. B. die Südbank auch durch lukrative Zinsen das Abwandern von Mitteln zur Nordbank unterbinden, wenn nicht sogar Sparer der Nordbank veranlassen, ihr Sparguthaben bei der Südbank anzulegen.<ref>Zur Zeit, Mitte 2016, eine wegen der geringen Zinssätze, kaum noch zutreffende Überlegung.</ref> Eine größere Anzahl an Sparern bedeutet für eine Bank einen sicheren Stock an nicht abfließenden Mitteln, welche ihr gegebenenfalls auch erlauben, Kredite an andere Banken zu erteilen. Ohne diese Kreditaufnahme bei eigenen Kunden bewegt sich die Bank auf dünnem Eis. Der Einbruch des gegenseitigen Vertrauens unter Banken kann hier zu ernsthaften Krisen führen, wie die Finanzkrise nach 2008, besonders bei den Großbanken mit ihrem eingeschränkten Sparvolumen von Nichtbanken, gezeigt hat. Volksbanken und Sparkassen hatten unter anderem durch ihre relativ großen Beständen an Sparern hingegen keine großen Probleme bei der Bewältigung der Krise.
 
 
==Ist-Zustand==
 
Die [[Datei:Konsolidierte Bilanz 06 2014.png|rechts|450px]]grundsätzliche Aufteilung der Passivseite geschieht bei jeder Bank nach Rentabilitäts- und Liquiditätsgesichtspunkten, zu sehr unterschiedlichen Anteilen. Einen ersten Anhaltspunkt bietet die Deutsche Bundesbank in ihren Monatsstatistiken, mit den zusammengefassten Daten aller Banken. Von der gesamten Passivseite betragen die
 
 
* Sichteinlagen (= Giroguthaben der Kunden) 20 %
 
* Termin- und Spareinlagen sowie Schuldverschreibungen 50 %
 
* Einlagen von Banken (dazu zählen auch Einlagen der Zentralbank) 23 %
 
* Eigenkapital und Rücklagen 7 %
 
 
Jede Kreditvergabe an einen Kunden erzeugt eine Sichteinlage (= Giroguthaben), d.h. eine täglich fällige Verbindlichkeit der Bank gegenüber ihrem Kunden. Da Kredite aber nicht aufgenommen werden um das entstandene Buchgeld dann festzulegen, sondern um Zahlungen zu tätigen, wird im Durchschnitt immer ein Teil dieses Buchgeldes zu anderen Banken fließen. Dem Abfluss von Zahlungsmitteln kann die Bank entgegenwirken, indem sie Kunden dazu bewegt, ihre Sichtguthaben längerfristig festzulegen. Die Verhinderung von abfließenden Mitteln verursacht der Bank jedoch Kosten durch die zu zahlenden Zinsen. Die Bankdevise: „So liquide wie nötig, so rentabel wie möglich“ verdeutlicht diese Problematik. Möglichst liquide zu sein verursacht Kosten durch zu zahlende Zinsen, entweder für Zentralbankgeld, Kredite bei anderen Banken, Bankschuldverschreibungen oder aber für Spar- und Terminguthaben von Kunden. Dies steht dem Ziel der Gewinnmaximierung, also möglichst rentabel zu arbeiten, entgegen.
 
 
In Deutschland bestehen heute ca. 2000 Banken, bei welchen sich wettbewerbsbedingt ein Mittelwert für Sichteinlagen in Höhe von 20 % der Bilanzsumme gebildet hat. Für diese Sichteinlagen entstehen der Bank keine Zinskosten. Diese Sichteinlagen sind ohne Sparanstrengungen entstanden und wurden nach der anfangs genannten Definition somit überwiegend aus dem "Nichts" geschöpft. Lediglich ein Anteil von 10 % davon muss an liquiden Zahlungsmitteln, im Rahmen der Liquiditätsverordnung, vorgehalten werden. Diese 10 % bedeuten, das für den Zahlungsverkehr der deutschen Banken, in Höhe von ca. 250 Billionen € pro Jahr, nur ein Giralgeldvolumen von 0,15 Billionen € (10% von 1,48 Billionen € Sichteinlagen gemäß der oben gezeigten Grafik), vorhanden sein muss.
 
Zu den liquiden Zahlungsmitteln einer Bank, in der Liquiditätsverordnung auch „verfügbare Zahlungsmittel“ genannt, zählen, stark vereinfacht formuliert, das Zentralbankgeld sowie solche Aktiva, die sehr kurzfristig in Zentralbankgeld umgewandelt werden können. Das Zentralbankgeld besteht aus dem Kassenbestand sowie aus dem Sichtguthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Ferner werden zu den verfügbaren Zahlungsmitteln die im Beobachtungszeitraum fälligen Aktiva gezählt. Hierzu zählen Forderungen an Zentralbanken, an andere Kreditinstitute sowie an Kunden der Bank. Details hierzu können dem [[Das_Geldrätsel:_Kreditwesengesetz|Kreditwesengesetz]] entnommen werden.
 
Erhöhen die Banken etwa im [[Das_Geldrätsel:_Gleichschritt|Gleichschritt]] ihre Kredite, so könnte das Bankensystem theoretisch ihre Kredite unbegrenzt ausdehnen. Nicht genügend kreditwürdige und kreditwillige Kunden zu finden, ist jedoch der entscheidende Bremsfaktor bei der Kreditgeldschöpfung durch die Geschäftsbanken.
 
 
====Kreditvermittler====
 
Wären die Geschäftsbanken als reine Kreditvermittler tätig, müssten sie vor jeder Kreditgewährung zuerst selbst Kredite von Kunden, anderen Banken oder der Zentralbank in Höhe der vorgesehenen Kreditgewährung mit vergleichbarer Laufzeit erhalten (im Schaubild alle gezeigten Positionen außer den Sichteinlagen).
 
 
====Kreditschöpfer====
 
Bei einer reinen "Geldschöpfung aus dem Nichts" hingegen würden Banken weder Termin- oder Spareinlagen noch Bankschuldverschreibungen oder Einlagen anderer Banken benötigen. Die Passivseite bestände nur aus den Positionen "Sichteinlagen" und "Eigenkapital". Da diese keine Zinskosten verursachen, würde ein Maximum an Gewinn erzielt. 
 
 
====Fazit:====
 
Wie die oben gezeigte zusammengefasste Bankbilanz zeigt, ist weder die Theorie der Kreditvermittlung noch die der Kreditschöpfung ausschließlich zutreffend. Die Lösung liegt zwischen diesen beiden Extremstandpunkten. Praktisch sind die Geschäftsbanken sowohl als Kreditvermittler wie auch als Giralgeldschöpfer tätig. Ein Anteil von ca. 20 %, entsprechend 1,5 Billionen €, stehen den deutschen Banken ohne Zinskosten zur Verfügung. Diesen täglich fälligen Mitteln stehen zu einem großen Teil langfristig vergebene Kredite gegenüber. Hier ist es sicherlich angebracht, von einer Geldschöpfung auf Spekulationsbasis zu sprechen, d. h. die Banken verkaufen etwas, was sie selbst noch nicht besitzen. Sie hoffen, die fehlenden Mittel später zu günstigen Konditionen nachkaufen zu können. Der Begriff "[[Das Geldrätsel: Fristenspekulation#Fristentransformation|Fristentransformation]]" kleidet diese Spekulation in einen seriösen Mantel. Aufschluss über den tatsächlichen Grad der Geldschöpfung kann die [[Das Geldrätsel: Bankkalkulation#Durchschnitts-Zinsertragsbilanz|Durchschnittszinsertragsbilanz]] einer Bank geben. Diese wird jedoch von den Banken nicht veröffentlicht, so dass nur eine grobe Betrachtung über die Aufteilung der zuvor gezeigten Passivseite möglich ist. 
 
 
Unbeschränkten Wettbewerb vorausgesetzt können die Banken aus der "Geldschöpfung" jedoch keinen Extragewinn generieren. Die Extragewinne landen als „Kreditsubventionen“ bei den Kreditnehmern.<ref>In einem Vollgeldsystem würden diese Gewinne bei der Zentralbank entstehen.</ref>
 
  
  

Version vom 7. März 2018, 19:53 Uhr

Es ist von Vorteil, wenn zuvor die Inhalte der vorhergehenden Seiten ab "Liquidität der Banken" durchgelesen werden

Vermittler

Der überwiegende Teil der volkswirtschaftlichen Literatur sieht die Geschäftsbanken, nachfolgend nur als Banken bezeichnet, in der Funktion als Geldvermittler (Intermediär). Diejenigen, die Geld übrig haben leihen es denjenigen, die Geld benötigen. So fügen die Banken sich auch schön in die Kreislaufmodelle der Volkswirtschaftslehre ein.

Schöpfer

„Um Kredite zu vergeben, benötigt eine Bank keine Sparer.“ So oder ähnlich lauten die Schlussfolgerungen derjenigen, die davon ausgehen, dass "Banken Geld aus dem Nichts schöpfen können". Es entsteht dabei "Geld", das vorher nicht da war und es ist auch kein Zentralbankgeld oder Spargeld zur Deckung des neuen Geldes erforderlich[1].

Die wesentliche Aussage:

Die Geschäftsbanken leihen nicht Geld aus, welches vorher jemand bei ihnen deponiert hat, sondern sie schaffen neues Geld durch Kreditvergabe.

lässt sich anhand von Buchungssätzen für den Einzelfall nachweisen. Geld steht dabei für „Geschäftsbanken-Sichteinlagen“, aus Sicht der Bank für Verbindlichkeiten (= Schulden).

Da Banken aber auch Vermögenswerte mit Sichteinlagen erwerben sowie Dienstleistungen Dritter ebenfalls mit Sichteinlagen bezahlen, müssten folglich auf der Passivseite der Bankbilanz nur zwei Positionen auftauchen, das Eigenkapital der Bank und die Sichtguthaben der Bankkunden. Bei den vorgenannten Geschäften „bezahlt“ die Bank ja jeweils mit „Geschäftsbanken-Sichteinlagen, mit Giralgeld.

Betrachtet man sich die Passivseite der konsolidierten Bilanz der deutschen Banken

Konsolidierte Bilanz 06 2014.png

stellt man jedoch fest, das die Position „Sichteinlagen“ nur noch einen Anteil von 20 % an der Passivseite innehält. Hier tauchen jetzt die Positionen Termineinlagen, Spareinlagen, Schuldverschreibungen und Einlagen von Banken auf. Die Bank hat also Sichteinlagen, welche „sofort fällig“ sind in Einlagearten mit längeren Fristen umgewandelt. Dies kann die Bank natürlich nicht eigenständig bewirken, sondern sie muss die Umwandlung ihren Kunden als vorteilhaftes Geschäft anbieten, damit diese einwilligen. Sie bietet den Kunden deshalb Guthabenzinsen auf die vorgenannten Fristeinlagen. Weshalb aber zahlt die Bank freiwillig Zinsen auf diese Einlagearten, wenn ihnen die Sichtguthaben der Kunden doch kostenlos zur Verfügung stehen?

Wäre die Geschäftsbank die einzige Bank in einem Land, so könnte sie tatsächlich die ganze Passivseite aus Sichtverbindlichkeiten gegenüber ihren Kunden bestehen lassen. Bei mehreren Banken in einem Land, welche im Wettbewerb stehen, ergeben sich jedoch automatisch Zwänge bezüglich der Mittelbewirtschaftung.

Bietet nur die Bank A ihren Kunden Zinsen auf Sparguthaben, werden die Kunden sämtlicher anderer Banken versuchen, ihr Geld bei Bank A längerfristig anzulegen. Folglich sind auch die anderen Banken gezwungen Sparzinsen anzubieten, wollen sie nicht Gefahr laufen, ihre Kunden an die Bank A zu verlieren.

Aber dies ist nur ein Aspekt für das Sparangebot der Banken. Wichtiger erscheint der Verlust von Liquidität bei Überweisung von Spargeldern an Bank A. Die überweisende Bank B muss bei der Bank A einen Kredit aufnehmen, um diese dazu zu bewegen, für den Sparkunden ein Sparguthaben anzulegen. Details hierzu sind im Artikel Bilanzen der Geschäftspartner erklärt. Bank B wechselt also ihre Sichtverbindlichkeit gegenüber ihrem Kunden in eine Verbindlichkeit gegenüber Bank A. Dieser muss sie jedoch Zinsen zahlen. Also wird sie versuchen, ihren Kunden zu bewegen, sein Sichtguthaben direkt bei ihr, Bank B, als Spargeld anzulegen, Diesem muss sie zwar auch Zinsen zahlen, in der Regel aber weniger als bei einem Kredit von Bank A.

Aus dem Konkurrenzverhältnis der Banken untereinander resultiert eine Aufteilung der Pasivseite wie in der Abbildung oben gezeigt. Die jeweiligen Rentabilitäts- und Liquiditätsgesichtspunkte einer Bank bestimmen derer individuelle Aufteilung der Aktiv- und Passivseite.

Die Bankdevise: „So liquide wie nötig, so rentabel wie möglich“ verdeutlicht diese Problematik.

Möglichst liquide zu sein verursacht Kosten durch zu zahlende Zinsen, entweder für Zentralbankgeld, Kredite bei anderen Banken, Bankschuldverschreibungen oder aber für Spar- und Terminguthaben von Kunden. Können nur wenig Mittel zu anderen Banken abfließen ist eine Bank stabil und zahlungsfähig. Dies steht aber dem Ziel der Gewinnmaximierung, also möglichst rentabel zu arbeiten, entgegen.

Auch wenn Geschäftsbanken grundsätzlich durch Kreditvergabe oder den Ankauf von Vermögenswerten neues Geld schaffen, erfolgt doch alsbald eine Refinanzierung dieses neu geschaffenen Geldes zu etwa 80 %. Dies ergibt sich aus der oben gezeigten Grafik zur konsolidierten Bankenbilanz. Es erweist sich als Irreführung, wenn man die autonome Geldschöpfung der Banken beschreibt ohne darauf hinzuweisen, dass in der Realität nur noch ein Anteil von 20 % tatsächlich als "Geld ohne Spareinlagen" existiert.





Einzelnachweise

<references >

  1. Die „Geldschöpfung der Banken aus dem Nichts“ wird vermehrt als ernstzunehmende neue Erkenntnis propagiert.