Das Geldrätsel: Zettelbanken: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine Weiterentwicklung entstand durch die Stückelung der Quittungen. Der Kaufmann erhielt für seine eingelieferten 900 Gulden von der Monetabank nicht eine Quittung über den Komplettbetrag, sondern fünf Quittungen über je 100 Gulden und acht Quittungen über je 50 Gulden. Benötigte er jetzt 150 Gulden als Münzgeld, so brachte er lediglich eine Quittung über 100 Gulden und eine Quittung über 50 Gulden zur Monetabank und erhielt im Gegenzug 150 Gulden in Münzen. Die Handhabung von Teilbeträgen der deponierten Geldsumme wurde hierdurch wesentlich erleichtert. | Eine Weiterentwicklung entstand durch die Stückelung der Quittungen. Der Kaufmann erhielt für seine eingelieferten 900 Gulden von der Monetabank nicht eine Quittung über den Komplettbetrag, sondern fünf Quittungen über je 100 Gulden und acht Quittungen über je 50 Gulden. Benötigte er jetzt 150 Gulden als Münzgeld, so brachte er lediglich eine Quittung über 100 Gulden und eine Quittung über 50 Gulden zur Monetabank und erhielt im Gegenzug 150 Gulden in Münzen. Die Handhabung von Teilbeträgen der deponierten Geldsumme wurde hierdurch wesentlich erleichtert. | ||
− | Eine weitere Vereinfachung des Geldverkehrs wurde erreicht, indem man die Quittungen nicht mehr auf den "Einzahler" ausstellte, | + | Eine weitere Vereinfachung des Geldverkehrs wurde erreicht, indem man die Quittungen nicht mehr auf den "Einzahler" ausstellte, sondern auf den "Überbringer". Der "Besitzer" einer Quittung über 50 Gulden erhielt für diese bei der Monetabank 50 Gulden in Münzen ausgezahlt. Diese Quittung war zu einem, von der Monetabank ausgestellten Schuldschein geworden, welcher jederzeit von dieser gegen Zahlung von Münzen eingelöst werden musste. Wie echte Münzen konnten damit die Quittungen auch als Geld in der Wirtschaft benutzt werden, auch wenn sie nur einen Anspruch auf Münzgeld aus Gold oder Silber darstellten.<ref>"''In einem Metallwährungssystem, wie es in Deutschland im 19. Jahrhundert herrschte, galt Papiergeld nicht als Bargeld, sondern als Geldsurrogat oder als symbolisches Geld. ..... Banknoten, damals häufig als Zettel bezeichnet, .....mussten auf Verlangen des Besitzers jederzeit in gültige Währungsmünzen, dem Bargeld nach damaliger Verkehrsauffassung, eingetauscht werden.''" Kölner Vorträge und Abhandlungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte- Heft 33, ''Währungswesen und Währungspolitik in Deutschland von 1834 bis 1875'', Universität Köln 1981, Bernd Sprenger http://www.digitalis.uni-koeln.de/Sprengerw/sprengerw_index.html</ref> Voraussetzung war lediglich ein entsprechendes Vertrauen in die Monetabank. |
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− | Die Bankzettel | + | Die Bankzettel bestanden aus Papier und konnten deshalb bedeutend besser transportiert werden. Auch gestaltete sich der Einkauf mit Bankzetteln einfacher, da vom Käufer und dem Verkäufer die Anzahl der übergebenen Münzen nicht mehr nachgezählt werden musste. Ein Papierschein mit dem Nennwert von 100 Gulden repräsentiert einen Beutel mit 100 Goldgulden. Auch entfiel ein Prüfen der Münzen auf Gewicht und Qualität. |
Jedoch hielt keine Zettelbank es für notwendig, das Verhältnis von eingelagerten Münzen zu ausgegebenen Zettelgulden nach Gründung der Bank auch weiterhin beizubehalten. [[Datei:Monetabank5.png|rechts]] | Jedoch hielt keine Zettelbank es für notwendig, das Verhältnis von eingelagerten Münzen zu ausgegebenen Zettelgulden nach Gründung der Bank auch weiterhin beizubehalten. [[Datei:Monetabank5.png|rechts]] |
Version vom 7. Mai 2019, 17:47 Uhr
Entstehung
Die Zettelbanken, heute "Notenbanken", entstanden aus den Depositenbanken. Von der Depositenbank erhielt der Kaufmann oder Privatmann eine auf seinen Namen ausgestellte Quittung über die eingelagerten Münzen.
Eine Weiterentwicklung entstand durch die Stückelung der Quittungen. Der Kaufmann erhielt für seine eingelieferten 900 Gulden von der Monetabank nicht eine Quittung über den Komplettbetrag, sondern fünf Quittungen über je 100 Gulden und acht Quittungen über je 50 Gulden. Benötigte er jetzt 150 Gulden als Münzgeld, so brachte er lediglich eine Quittung über 100 Gulden und eine Quittung über 50 Gulden zur Monetabank und erhielt im Gegenzug 150 Gulden in Münzen. Die Handhabung von Teilbeträgen der deponierten Geldsumme wurde hierdurch wesentlich erleichtert.
Eine weitere Vereinfachung des Geldverkehrs wurde erreicht, indem man die Quittungen nicht mehr auf den "Einzahler" ausstellte, sondern auf den "Überbringer". Der "Besitzer" einer Quittung über 50 Gulden erhielt für diese bei der Monetabank 50 Gulden in Münzen ausgezahlt. Diese Quittung war zu einem, von der Monetabank ausgestellten Schuldschein geworden, welcher jederzeit von dieser gegen Zahlung von Münzen eingelöst werden musste. Wie echte Münzen konnten damit die Quittungen auch als Geld in der Wirtschaft benutzt werden, auch wenn sie nur einen Anspruch auf Münzgeld aus Gold oder Silber darstellten.[1] Voraussetzung war lediglich ein entsprechendes Vertrauen in die Monetabank.
Geldschöpfung
Wir gehen davon aus, dass im Staat insgesamt eine Geldmenge von 500.000 Münzgulden vorhanden war. Kunden brachten 100.000 Gulden zur Monetabank und erhielten Bankzettel mit einem Nennwert von ebenfalls 100.000 Gulden. Mit diesen Zettelgulden konnten Waren gekauft und verkauft werden, genau so wie mit echtem Bargeld, also mit Gold- und Silbermünzen. Wurden nur genau so viele Bankzettel mit entsprechendem Nennwert ausgegeben wie Münzen dauerhaft eingelagert waren, so verändert sich an der umlaufenden Geldmenge im Staate nichts. Die Münzen waren lediglich durch Bankzettel ersetzt worden.
Die Bankzettel bestanden aus Papier und konnten deshalb bedeutend besser transportiert werden. Auch gestaltete sich der Einkauf mit Bankzetteln einfacher, da vom Käufer und dem Verkäufer die Anzahl der übergebenen Münzen nicht mehr nachgezählt werden musste. Ein Papierschein mit dem Nennwert von 100 Gulden repräsentiert einen Beutel mit 100 Goldgulden. Auch entfiel ein Prüfen der Münzen auf Gewicht und Qualität.
Jedoch hielt keine Zettelbank es für notwendig, das Verhältnis von eingelagerten Münzen zu ausgegebenen Zettelgulden nach Gründung der Bank auch weiterhin beizubehalten.
Man stellte fest, dass nur ein Bruchteil der eingelagerten Münzen für das Bankgeschäft benötigt wurde. Es konnten also mit einem Teil der Münzen eigene Geschäfte betrieben werden oder man ging zu der eleganteren Lösung über, indem man mehr Zettelgulden ausgab, als Gold- oder Silbermünzen vorhanden waren. Eine Reserve von 1/3 galt als durchaus seriös und ausreichend.[2]
Im Banktresor lagen 100.000 Gulden. Bankzettel wurden jedoch im Wert von 300.000 Gulden ausgegeben. Die Monetabank war somit um 200.000 Gulden reicher geworden ohne einen entsprechenden Gegenwert zu besitzen?
Ganz so einfach ging es jedoch nicht. Wurden die ersten 100.000 Zettelgulden noch gegen die Hereinnahme von echten Münzen ausgegeben, so erfolgte die Abgabe von weiteren Zettelgulden nur im Rahmen eines Kreditvertrages mit entsprechender Absicherung der Kreditsumme. Eine gleichwertige Sichtweise: Die Bank kauft keine werthaltigen Münzen an sondern kauft ein "Rückzahlungsversprechen des Kreditnehmers", welches zusätzlich mit einem Pfand besichert ist. Das Pfand verbleibt im Eigentum des Kreditnehmers. Kommt der Kreditnehmer jedoch seiner Rückzahlungsverpflichtung nicht nach, kann die Bank gemäß Kreditvertrag das Pfand veräußern und aus dem eingenommenen Erlös den noch nicht zurückgezahlten Kreditbetrag ausgleichen.
Ein wesentlicher Vorteil der Geldschöpfung für die Wirtschaft eines Landes, mittels Zettel oder aber auch von Giralgeld, bedarf besonderer Erwähnung. Gold und Silber konnten nicht in beliebiger Menge aus entsprechenden Erzen gewonnen werden. War in einer Wirtschaft jedoch zu wenig Bargeld vorhanden, so hatte dies negative Folgen. Der Handel wurde erheblich eingeschränkt, da es am notwendigen Zahlungsmittel mangelte. Dies führte zum Teil zur Einführung von Ersatzwährungen wie Brot- oder Korngeld. Jedoch konnte das fehlende Zahlungsmittel "Bargeld" auch durch Papiergeld ersetzt werden. Bei maßvollem Einsatz von Papiergeld konnte hierdurch der Handel positiv beeinflusst werden. Der Begriff "maßvoll" bezieht sich hierbei auf das Verhältnis der Geldmenge zur Wirtschaftsleistung eines Staates und zu den hinterlegten Sicherheiten.
Vorteile der Zettelbanken
Die Einrichtung einer Zettelbank bietet für die Wirtschaft eines Landes bedeutende Vorteile:
- Die von den Zettelbanken herausgegebenen Zettel (Banknoten) können leichter transportiert werden als Münzen.
- Es sind Zettel mit unterschiedlichen Werten von zum Beispiel 10, 20, 50 oder 100 Gulden vorhanden, welche den Transport wie auch den Zahlungsvorgang nochmals erheblich vereinfachen. Die Zahlung von 100 Gulden kann mit der Übergabe von einem Schein erfolgen und man muss nicht einen Beutel mit 100 Gulden als Münzen mit sich führen und beim Bezahlen auch noch diese 100 Münzen nachzählen.
- Der Papierschein kann gegenüber der Münze nicht durch Abzwacken oder Gewichtsmanipulationen in seinem Wert verringert werden.
- Mittels der Geldschöpfung kann die Wirtschaft eines Staates angekurbelt werden.
Nachteile der Zettelbanken
Mit der Einrichtung von Zettelbanken waren jedoch auch Nachteile verbunden:
- Als die Zettel noch aus einfachem Papier bestanden, gelang es Fälschern sehr schnell, Banknoten nachzumachen.
- Der Vorteil der Geldschöpfung konnte jedoch, bei intensiver Nutzung durch den Staat, auch zur Geldbeschaffung für die Kriegsführung dienen. Dies führte zu einer unheilvollen Verknüpfung zwischen Staatsschulden und Papiergeldschöpfung.[3]
- Bei zu ausgedehnter Geldschöpfung musste eine Bank bei Rückzahlungsforderungen der Kunden ihre Zahlungsunfähigkeit erklären oder aber es wurde von staatlicher Stelle die Rückzahlungsverpflichtung zeitlich ausgesetzt. Über diesen Vorgang wurde im Abschnitt "Bank von England" näher berichtet (Suspensions- Akte).
- Die erhöhte Geldschöpfung kann auch zu einer Abwertung des Zettelgulden führen. In Österreich führte dies vor 1822 zu einer Abwertung von mehr als 80%.[4]
- Die Schaffung von Zettelbanken führte auch zu einer Verschiebung der Vermögens- und Einkommenswerte von der großen ärmeren Bevölkerungsschicht zu den wenigen Reichen. Diese Erkenntnis stammt aus dem Jahre 1822 und kann somit nicht nur als Phänomen unserer Zeit betrachtet werden.[5]
- Die Geldschöpfung der Zettelbanken zu begrenzen ist mit wenigen Ausnahmen nicht gelungen und führte deshalb in der Regel zu einer Inflation oder aber zum Zusammenbruch der jeweiligen Zettelbank.[6]
Zettelbanken heute
Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde per Gesetz den Geschäftsbanken das Privileg zur Herstellung eigener Banknoten (Zettel) entzogen. Fortan durften nur noch Zentralbanken Banknoten herausgeben. Die Geschäftsbanken mussten sich auf dem Kreditwege Bargeld bei der Zentralbank beschaffen. Damit wurden die einzelnen Banken bezüglich der Versorgung mit Bargeld von der Zentralbank abhängig.
Die gleiche Wirkung wie die Herausgabe von bankeigenen Zetteln hatte jedoch auch die Buchgeldschöpfung mittels Kredit für die Geschäftsbanken. Gegen ein Rückzahlungsversprechen des Kreditnehmers wurde diesem ein Bankguthaben eingerichtet. Mit diesem Bankguthaben, auch Buchgeld genannt, konnte der Kreditnehmer wie mit echtem Bargeld Einkäufe und Geschäfte tätigen. Bei der Buchgeldschöpfung bestand keine direkte Abhängigkeit von der Zentralbank.
Einzelnachweise
<references >
- ↑ "In einem Metallwährungssystem, wie es in Deutschland im 19. Jahrhundert herrschte, galt Papiergeld nicht als Bargeld, sondern als Geldsurrogat oder als symbolisches Geld. ..... Banknoten, damals häufig als Zettel bezeichnet, .....mussten auf Verlangen des Besitzers jederzeit in gültige Währungsmünzen, dem Bargeld nach damaliger Verkehrsauffassung, eingetauscht werden." Kölner Vorträge und Abhandlungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte- Heft 33, Währungswesen und Währungspolitik in Deutschland von 1834 bis 1875, Universität Köln 1981, Bernd Sprenger http://www.digitalis.uni-koeln.de/Sprengerw/sprengerw_index.html
- ↑ "Eine Bankanstalt, welche Noten ausgibt, muß so viel baares Geld im Vorrath haben, um das Gesuch des Publikums um Einwechselung derselben befriedigen zu können. Wäre der Werth des baaren Geldes in ihren Cassen gleich dem ihrer circulirenden Noten, so würde sie offenbar keinen Gewinn haben, genießt sie aber Credit, so reicht ein Drittel, ein Viertel und selbst, ein Fünftel dieser Summe höchst wahrscheinlich hin, und der Gewinn besteht in dem Ueberschuß der Zinsen von ihren circulirenden Noten über die Zinsen der Summe, welche sie todt in ihren Cassen haben muß und über die Kosten der Unterhaltung der Anstalt. Die Bank von England hat, wie wir sehen werden, im Durchschnitt ein Drittel vom Betrage ihrer ausgegebenen Noten in baarem Gelde oder in Barren vorräthig." Banken, Allgemeine Encyclopädie für Kaufleute und Fabrikanten ... 1838, Seite 55
- ↑ Die Zettelbanken sind jederzeit mächtige Hebel in der Hand der Fürsten gewesen. Ohne deren Erschaffung hätte England keine Schuld von 800 Millionen Pfund auftürmen und auch Österreich keinen 25jährigen Krieg führen können. Ein Blick in die Geschichte der Zettelbanken in Europa und auf die Einrichtung einer Nationalbank in Baiern Untersuchung Zettelbanken von 1822 _1
- ↑ Der Nominalgulden sank von 60 Kreuzern auf nur noch 5 Kreuzer. Untersuchung Zettelbanken von 1822 _2
- ↑ Die 1694 durch Paterson gegründete Bank von England steht heute in imposanter Höhe da, auch wenn sie seit ihrer Entstehung heftigen Stürmen ausgesetzt war. Jedoch ist auch diese Höhe kritisch zu hinterfragen. "eine Höhe, auf der nur tausende im Ueberfluß schwimmen, während Millionen gegen Noth und Mangel kämpfen" Untersuchung Zettelbanken von 1822 _3
- ↑ Negative Auswirkungen von Zettelbanken auf eine Nation. Untersuchung Zettelbanken von 1822 _2