Das Geldrätsel: Bilanzen der Geschäftspartner: Unterschied zwischen den Versionen

Aus um-bruch
Zur Navigation springenZur Suche springen
Zeile 18: Zeile 18:
 
[[Datei:13Bilanz_Anton_Kreditbank.png|center|650px]]
 
[[Datei:13Bilanz_Anton_Kreditbank.png|center|650px]]
 
<div style="clear: both;"></div>
 
<div style="clear: both;"></div>
Bisher wurden die Geschäftsfälle nur aus Sicht der Geschäftsbanken betrachtet. Wie wirken sich jetzt einzelne Vorgänge auf die Bilanzen der beteiligten Partner aus? Hierzu benutzen wir wieder das Beispiel der Bilanzverlängerung aus dem letzten Abschnitt. Durch die Kreditvergabe an Anton tritt bei der Kreditbank eine Bilanzverlängerung ein. Die Erhöhung der Verbindlichkeiten gegenüber dem Kunden Anton auf der Passivseite erhöht dessen Bankguthaben. In Antons Bilanz wirkt sich dies auf der Aktivseite auf die Position "Forderungen an die Bank" aus. Die Erhöhung der Bank-Passiva geht also mit einer Erhöhung von Antons Aktiva einher. In der obenstehenden Abbildung wird dies durch die blaue Linie verdeutlicht. Sämtliche, durch die Kreditvergabe erfolgten Änderungen werden durch die Ziffer 2.) gekennzeichnet. Die entsprechenden Änderungen der Bilanzwerte sind gelb hinterlegt.
+
Bisher wurden die Geschäftsfälle nur aus Sicht der Geschäftsbanken betrachtet. Wie wirken sich jetzt einzelne Vorgänge auf die Bilanzen der beteiligten Partner aus? Hierzu benutzen wir wieder das Beispiel der Bilanzverlängerung aus dem letzten Abschnitt. Durch die Kreditvergabe von 5.000 € an Anton tritt bei der Kreditbank eine Bilanzverlängerung ein. Die Erhöhung der Verbindlichkeiten gegenüber dem Kunden Anton auf der Passivseite erhöht dessen Bankguthaben. In Antons Bilanz wirkt sich dies auf der Aktivseite auf die Position "Forderungen an die Kreditbank" aus. Die Erhöhung der Bank-Passiva geht also mit einer Erhöhung von Antons Aktiva einher. In der obenstehenden Abbildung wird dies durch die blaue Linie verdeutlicht. Sämtliche, durch die Kreditvergabe erfolgten Änderungen werden durch die Ziffer 2.) gekennzeichnet. Die entsprechenden Änderungen der Bilanzwerte sind gelb hinterlegt.
  
Auch die gleichzeitige Erhöhung der Bank-Aktiva, um die zusätzliche Forderung an den Kunden Anton, findet einen Gegenpol in Antons Bilanz, in der Abbildung mit einer roten Linie markiert. Seine Verbindlichkeit, seine Schuld, gegenüber der Bank steigt ebenfalls um den Betrag der Krediterhöhung an. Auch hier erfolgen die Eintragungen auf unterschiedlichen Bilanzseiten. Die Erhöhung der Bank-Aktiva bewirkt auch eine Erhöhung der Passiva in Antons Bilanz und umgekehrt erhöht eine Zunahme der Verbindlichkeit der Bank auf der Passivseite eine Erhöhung von Antons Aktiva unter der Position „Forderungen an die Bank“ , sein „Bankguthaben“.
+
Auch die gleichzeitige Erhöhung der Bank-Aktiva, um die zusätzliche Forderung an den Kunden Anton, findet einen Gegenpol in Antons Bilanz. Diese Verbindung ist in der Abbildung mit einer roten Linie markiert. Seine Verbindlichkeit, seine Schuld, gegenüber der Bank steigt ebenfalls um den Betrag der Krediterhöhung an. Auch hier erfolgen die Eintragungen auf unterschiedlichen Bilanzseiten. Die Erhöhung der Bank-Aktiva bewirkt auch eine Erhöhung der Passiva in Antons Bilanz. Umgekehrt erhöht eine Zunahme der Verbindlichkeit der Bank auf der Passivseite eine Erhöhung von Antons Aktiva unter der Position „Forderungen an die Kreditbank“ , sein „Bankguthaben“.
  
<div style="border: 2px solid #dfdfdf; background-color:#f8f8ff;;padding:7px;">
+
{{Kasten hellbraun|'''Des einen Schulden sind immer des anderen Guthaben und umgekehrt.'''}}
'''Des einen Schulden sind immer des anderen Guthaben und umgekehrt.'''<br/>
 
</div>
 
  
   
+
Anton möchte nach erfolgter Kreditaufnahme 4.500 € an Benno, der sein Konto ebenfalls bei der Kreditbank hat, überweisen. Die Überweisung kann recht einfach erfolgen indem Antons Kontostand um 4.500 € gemindert wird und im Gegenzug Bennos Konto eine Erhöhung um 4.500 € erfährt. Danach besitzt Anton noch ein Bankguthaben von 1.500 € und Benno ein Bankguthaben von 8.500 €. Hier handelt es sich um einen Passivtausch bei der Kreditbank.  
  
 
====Zwei Geschäftsbanken====
 
====Zwei Geschäftsbanken====
Zu den Geschäftspartnern einer Bank zählen auch andere Banken. Wie lassen sich Geschäftsfälle zwischen Banken in deren Bilanzen darstellen ?
+
Schwieriger wird es, wenn Benno Kunde der Handelsbank ist. Zur Überweisung verringert die Kreditbank Antons Konto um 4.500 €. Gleichzeitig soll die Handelsbank Bennos Konto um 4.500 € erhöhen. Bei diesem Vorgang würde die Kreditbank ihre Schulden verringern, während die Handelsbank neue Schulden in Höhe von 4.500 € in ihre Bücher aufnähme. Dies wird die Handelsbank jedoch nicht tun, wenn sie nicht zuvor oder gleichzeitig einen Ausgleich in Form eines neuen Vermögenswertes von der Kreditbank erhält.
  
Anton, Kunde der Kreditbank möchte 4.500 € an Benno, der sein Konto bei der Handelsbank hat, überweisen. Wäre Benno ebenfalls Kunde bei der Kreditbank, könnte die Überweisung einfach durch Ab- und Zubuchung auf den Guthabenkonten von Anton und Benno geschehen. Es würde sich dann um einen reinen Passivtausch bei der Kreditbank handeln. Hierzu vorherige Abbildung unter "Verbindlichkeiten gegenüber Kunden" beachten.  
+
====Kredit zwischen zwei Banken====
 +
Wie kann die Kreditbank die Handelsbank dazu bewegen, Bennos Konto doch um die 4.500 € zu erhöhen? Ein einfaches Gedankenmodell zum Geschäftsbanken-Buchgeld, welches auf dem [[Korrespondenzbankprinzip]] basiert, kann weiterhelfen. Die Kunden der Kreditbank bilden die "Zahlungsgemeinschaft der Kreditbank". Kreditbank-Buchgeld ist nur innerhalb der Zahlungsgemeinschaft der Kreditbank ein gültiges Zahlungsmittel und kann den Bereich der Kreditbank nicht verlassen. Gleichermaßen ist das Handelsbank-Buchgeld, nur innerhalb der Zahlungsgemeinschaft der Handelsbank gültiges Zahlungsmittel und kann dessen Bereich ebenfalls nicht verlassen. Wie kann jetzt die Kreditbank Handelsbank-Zahlungsmittel erwerben? Sie nimmt bei der Handelsbank einen Kredit auf. Die Handelsbank eröffnet ein Konto für die Kreditbank<ref>Dieses Konto wird in der Fachsprache als "Lorokonto" bezeichnet.</ref> und notiert bei der Kreditvergabe gleichzeitig eine Forderung an die Kreditbank auf ihrer Aktivseite wie auch eine "täglich fällige Verbindlichkeit gegenüber der Kreditbank" = gültiges Zahlungsmittel bei der Handelsbank, auf ihrer Passivseite. Die Kreditbank hingegen legt in ihren eigenen Büchern ein Kontrollkonto<ref>Das Kontrollkonto wird in der Fachsprache als "Nostrokonto" bezeichnet.</ref> an. Wie auch bei der Geschäftsbeziehung zwischen Anton und der Kreditbank gilt auch hier, des einen Schulden sind immer des anderen Guthaben und umgekehrt.  
  
Schwieriger wird es, wenn Benno Kunde der Handelsbank ist.
 
Die Handelsbank wird nicht ohne weiteres ihrem Kunden Benno 4.500 € auf dessen Bankkonto gutschreiben. Sie würde damit eine zusätzliche Verpflichtung gegenüber Benno eingehen, ohne einen Ausgleich zu erhalten. Die Kreditbank dagegen könnte sich ihrer Verpflichtung gegenüber dem Kunden Anton teilweise entziehen, da jede Überweisung an die Handelsbank das Bankguthaben Antons verringert. Damit würden die Schulden der Kreditbank gegenüber Anton geringer, ohne das die Kreditbank andere Schulden aufnehmen müsste. Bei einem größeren Überweisungsvolumen in Richtung Handelsbank würde die Kreditbank sehr vermögend, da sie immer weniger Schulden hätte und die Handelsbank würde insolvent, da ihre Schulden immer weiter steigen würden. Also wird ohne eine Verschuldung der Kreditbank zugunsten der Handelsbank die Gutschrift auf Bennos Konto und damit die Überweisung nicht stattfinden.
 
 
====Kredit zwischen zwei Banken====
 
 
[[Datei:13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken.png|center|650px]]
 
[[Datei:13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken.png|center|650px]]
 
<div style="clear: both;"></div>
 
<div style="clear: both;"></div>
Wie lässt sich dieses Problem beheben? Hierzu benutzen wir das Modell von [[Korrespondenzbanken]]. Zwei Banken richten sich dabei gegenseitige Konten mit einer Kreditlinie ein. Um den Überweisungsauftrag von Anton über 4.500 € ausführen zu können, benötigt die Kreditbank ein entsprechendes Guthaben bei der Handelsbank. Dies erreicht sie, indem sie bei der Handelsbank einen Kredit über diesen Betrag aufnimmt. Bei der Handelsbank werden Konten mit dem Namen "Kreditbank" angelegt und die Kreditsumme sowohl als Forderung wie auch als Verbindlichkeit eingetragen. Die Kreditbank legt ein Kontrollkonto an, um ihrerseits die außerhalb der eigenen Bank verwalteten Forderungen und Verbindlichkeiten in ihrer Bilanz zu erfassen. Dabei stellt eine Forderung der Kreditbank gleichzeitig eine Verbindlichkeit der Handelsbank dar, wie auch umgekehrt.  Diese Verknüpfungen werden mit den blauen und roten Linien angedeutet. Vergleicht man die beiden oben stehenden Abbildungen stellt man fest, dass sich an der grundlegenden Systematik nichts geändert hat. Durch die gegenseitige Kreditaufnahme haben beide Banken eine Bilanzverlängerung erfahren.<ref> Diese Art der Bilanzverlängerung, sollte sie nur einer Schönung der Bilanz dienen, wird in der Fachwelt auch als „Window Dressing" bezeichnet. </ref>
+
 
 +
Die Verknüpfungen zwischen den Banken werden mit blauen und roten Linien angedeutet. Die Forderungen an die Kunden Emil und Dora dienen lediglich der Darstellung einer ausgeglichenen Bilanz und werden in dem Beispiel ansonsten nicht berührt. Vergleicht man die beiden oben stehenden Abbildungen stellt man fest, dass sich an der grundlegenden Systematik nichts geändert hat. Durch die Kreditaufnahme haben beide Banken eine Bilanzverlängerung erfahren.<ref> Diese Art der Bilanzverlängerung, sollte sie nur einer Schönung der Bilanz dienen, wird in der Fachwelt auch als „Window Dressing" bezeichnet. </ref>
 
<div style="clear: both;"></div>
 
<div style="clear: both;"></div>
  
Zeile 46: Zeile 42:
 
[[Datei:13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken2.png|center|650px]]
 
[[Datei:13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken2.png|center|650px]]
 
<div style="clear: both;"></div>
 
<div style="clear: both;"></div>
Die Überweisung erfolgt nun durch zwei Buchungen. Schritt 3.) beinhaltet eine Buchung von Antons Konto auf das Konto "Forderungen an Handelsbank". Antons Kontostand wird um 4.500 € gemindert und damit die Forderung der Kreditbank gegen die Handelsbank ausgeglichen. Als Ergebnis verbleibt bei der Kreditbank ein Passivtausch. Antons Konto wird um den Betrag von 4500 € gemindert und dafür entsteht eine Verbindlichkeit der Kreditbank gegenüber der Handelsbank in Höhe von 4500 €. Es ist auch nach der Überweisung keine Bilanzmehrung bei der Kreditbank mehr vorhanden.
+
Die Kreditbank besitzt nach der Kreditaufnahme bei der Handelsbank nun ein, in der Zahlungsgemeinschaft der Handelsbank gültiges Zahlungsmittel. Sie kann die Handelsbank nun anweisen, Bennos Guthaben zu Lasten des Kreditbankkontos zu erhöhen.
  
 +
Die Überweisung erfolgt nun durch zwei Buchungen. Schritt 3.) (Die Änderungen der Bilanzwerte sind grün hinterlegt.)<br/>
 +
Bei der Handelsbank wird das Konto der Kreditbank um 4.500 € verringert und dieser Betrag dem Konto von Benno gutgeschrieben. Das Kreditbankkonto ("Verbindlichkeiten gegenüber der Kreditbank") zeigt nun den Wert "0" an. Die Kreditbank besitzt kein Guthaben mehr. Erhalten bleibt jedoch die Forderung der Handelsbank an die Kreditbank.
  
Der 4.) Schritt tauscht bei der Handelsbank die Verbindlichkeit gegenüber der Kreditbank in eine Verbindlichkeit gegenüber Benno. Damit ist auch die Verbindlichkeit gegenüber der Kreditbank erloschen.  
+
Schritt 4.)(Die Änderungen der Bilanzwerte sind hier blau hinterlegt.)<br/>
<div style="clear: both;"></div>Insgesamt gesehen hat bei der Handelsbank eine Bilanzmehrung stattgefunden.
+
Die Änderungen des Kreditbankkontos bei der Handelsbank müssen nun auch auf dem Kontrollkonto der Kreditbank vollzogen werden. Da die Kreditbank kein Guthaben bei der Handelsbank mehr besitzt, ist entsprechend auch die Forderung an die Handelsbank hinfällig. Durch eine Buchung wird Antons Konto um den Überweisungsbetrag verringert wie auch die Forderung an die Handelsbank sich um diesen Betrag vermindert.
 
+
<div style="clear: both;"></div>
  
 
====Vereinfachte Darstellung====
 
====Vereinfachte Darstellung====

Version vom 10. Juli 2017, 16:56 Uhr


Wie aus der Bilanz der Sparda-Bank ablesbar, unterhält eine Geschäftsbank zu unterschiedlichen Partnern geschäftliche Beziehungen. Diese Partner können unterschieden werden in

  • Nichtbanken,
  • andere Geschäftsbanken und
  • in die Zentralbank.


Nichtbank und Geschäftsbank

13Bilanz Anton Kreditbank.png

Bisher wurden die Geschäftsfälle nur aus Sicht der Geschäftsbanken betrachtet. Wie wirken sich jetzt einzelne Vorgänge auf die Bilanzen der beteiligten Partner aus? Hierzu benutzen wir wieder das Beispiel der Bilanzverlängerung aus dem letzten Abschnitt. Durch die Kreditvergabe von 5.000 € an Anton tritt bei der Kreditbank eine Bilanzverlängerung ein. Die Erhöhung der Verbindlichkeiten gegenüber dem Kunden Anton auf der Passivseite erhöht dessen Bankguthaben. In Antons Bilanz wirkt sich dies auf der Aktivseite auf die Position "Forderungen an die Kreditbank" aus. Die Erhöhung der Bank-Passiva geht also mit einer Erhöhung von Antons Aktiva einher. In der obenstehenden Abbildung wird dies durch die blaue Linie verdeutlicht. Sämtliche, durch die Kreditvergabe erfolgten Änderungen werden durch die Ziffer 2.) gekennzeichnet. Die entsprechenden Änderungen der Bilanzwerte sind gelb hinterlegt.

Auch die gleichzeitige Erhöhung der Bank-Aktiva, um die zusätzliche Forderung an den Kunden Anton, findet einen Gegenpol in Antons Bilanz. Diese Verbindung ist in der Abbildung mit einer roten Linie markiert. Seine Verbindlichkeit, seine Schuld, gegenüber der Bank steigt ebenfalls um den Betrag der Krediterhöhung an. Auch hier erfolgen die Eintragungen auf unterschiedlichen Bilanzseiten. Die Erhöhung der Bank-Aktiva bewirkt auch eine Erhöhung der Passiva in Antons Bilanz. Umgekehrt erhöht eine Zunahme der Verbindlichkeit der Bank auf der Passivseite eine Erhöhung von Antons Aktiva unter der Position „Forderungen an die Kreditbank“ , sein „Bankguthaben“.

Des einen Schulden sind immer des anderen Guthaben und umgekehrt.


Anton möchte nach erfolgter Kreditaufnahme 4.500 € an Benno, der sein Konto ebenfalls bei der Kreditbank hat, überweisen. Die Überweisung kann recht einfach erfolgen indem Antons Kontostand um 4.500 € gemindert wird und im Gegenzug Bennos Konto eine Erhöhung um 4.500 € erfährt. Danach besitzt Anton noch ein Bankguthaben von 1.500 € und Benno ein Bankguthaben von 8.500 €. Hier handelt es sich um einen Passivtausch bei der Kreditbank.

Zwei Geschäftsbanken

Schwieriger wird es, wenn Benno Kunde der Handelsbank ist. Zur Überweisung verringert die Kreditbank Antons Konto um 4.500 €. Gleichzeitig soll die Handelsbank Bennos Konto um 4.500 € erhöhen. Bei diesem Vorgang würde die Kreditbank ihre Schulden verringern, während die Handelsbank neue Schulden in Höhe von 4.500 € in ihre Bücher aufnähme. Dies wird die Handelsbank jedoch nicht tun, wenn sie nicht zuvor oder gleichzeitig einen Ausgleich in Form eines neuen Vermögenswertes von der Kreditbank erhält.

Kredit zwischen zwei Banken

Wie kann die Kreditbank die Handelsbank dazu bewegen, Bennos Konto doch um die 4.500 € zu erhöhen? Ein einfaches Gedankenmodell zum Geschäftsbanken-Buchgeld, welches auf dem Korrespondenzbankprinzip basiert, kann weiterhelfen. Die Kunden der Kreditbank bilden die "Zahlungsgemeinschaft der Kreditbank". Kreditbank-Buchgeld ist nur innerhalb der Zahlungsgemeinschaft der Kreditbank ein gültiges Zahlungsmittel und kann den Bereich der Kreditbank nicht verlassen. Gleichermaßen ist das Handelsbank-Buchgeld, nur innerhalb der Zahlungsgemeinschaft der Handelsbank gültiges Zahlungsmittel und kann dessen Bereich ebenfalls nicht verlassen. Wie kann jetzt die Kreditbank Handelsbank-Zahlungsmittel erwerben? Sie nimmt bei der Handelsbank einen Kredit auf. Die Handelsbank eröffnet ein Konto für die Kreditbank[1] und notiert bei der Kreditvergabe gleichzeitig eine Forderung an die Kreditbank auf ihrer Aktivseite wie auch eine "täglich fällige Verbindlichkeit gegenüber der Kreditbank" = gültiges Zahlungsmittel bei der Handelsbank, auf ihrer Passivseite. Die Kreditbank hingegen legt in ihren eigenen Büchern ein Kontrollkonto[2] an. Wie auch bei der Geschäftsbeziehung zwischen Anton und der Kreditbank gilt auch hier, des einen Schulden sind immer des anderen Guthaben und umgekehrt.

13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken.png

Die Verknüpfungen zwischen den Banken werden mit blauen und roten Linien angedeutet. Die Forderungen an die Kunden Emil und Dora dienen lediglich der Darstellung einer ausgeglichenen Bilanz und werden in dem Beispiel ansonsten nicht berührt. Vergleicht man die beiden oben stehenden Abbildungen stellt man fest, dass sich an der grundlegenden Systematik nichts geändert hat. Durch die Kreditaufnahme haben beide Banken eine Bilanzverlängerung erfahren.[3]


Überweisung

13Bilanzen der Geschäftspartner, zwei Banken2.png

Die Kreditbank besitzt nach der Kreditaufnahme bei der Handelsbank nun ein, in der Zahlungsgemeinschaft der Handelsbank gültiges Zahlungsmittel. Sie kann die Handelsbank nun anweisen, Bennos Guthaben zu Lasten des Kreditbankkontos zu erhöhen.

Die Überweisung erfolgt nun durch zwei Buchungen. Schritt 3.) (Die Änderungen der Bilanzwerte sind grün hinterlegt.)
Bei der Handelsbank wird das Konto der Kreditbank um 4.500 € verringert und dieser Betrag dem Konto von Benno gutgeschrieben. Das Kreditbankkonto ("Verbindlichkeiten gegenüber der Kreditbank") zeigt nun den Wert "0" an. Die Kreditbank besitzt kein Guthaben mehr. Erhalten bleibt jedoch die Forderung der Handelsbank an die Kreditbank.

Schritt 4.)(Die Änderungen der Bilanzwerte sind hier blau hinterlegt.)
Die Änderungen des Kreditbankkontos bei der Handelsbank müssen nun auch auf dem Kontrollkonto der Kreditbank vollzogen werden. Da die Kreditbank kein Guthaben bei der Handelsbank mehr besitzt, ist entsprechend auch die Forderung an die Handelsbank hinfällig. Durch eine Buchung wird Antons Konto um den Überweisungsbetrag verringert wie auch die Forderung an die Handelsbank sich um diesen Betrag vermindert.

Vereinfachte Darstellung

13Bilanzen, zwei Banken-vereinfachte Darstellung.png

In der obenstehenden Abbildung werden nur die Bilanzänderungen, als Ergebnis der Überweisung mit vorhergehender Kreditaufnahme, gezeigt. Es ist jetzt besser erkennbar, dass bei der Kreditbank nur ein Passivtausch stattgefunden hat. Eine Verbindlichkeit gegenüber Anton wurde in eine Verbindlichkeit gegenüber der Handelsbank getauscht.

Bei der Handelsbank hat hingegen eine Bilanzmehrung stattgefunden. Der Erhöhung von Bennos Guthaben steht eine neue Forderung an die Kreditbank gegenüber.

Die oben genannten Schritte werden in der Praxis sicher nie so vorgenommen, sondern dienen nur dem nachvollziehbaren Verständnis der Zusammenhänge. Tatsächlich werden bei Kreditbeziehungen unter Banken auch Kreditlinien, ähnlich wie bei Dispokrediten, eingeräumt. Bis zum Erreichen der Kreditgrenze werden Zahlungen dann ohne weitere Kreditvereinbarungen ausgeführt und das Konto der überweisenden Bank entsprechend belastet.

Überweisung mittels Girozentralen

Die überwiegende Anzahl der Banken in Deutschland ist einem „Gironetz“ angeschlossen. Die Überweisung an eine Bank im gleichen Gironetz, zum Beispiel innerhalb des Sparkassennetzes, werden mithilfe der Girozentrale der Sparkassen intern verrechnet. Erst wenn an eine Bank außerhalb dieses Netzes überwiesen werden muss, zum Beispiel an eine Volksbank, wird auch die Girozentrale der Volksbanken mit eingeschaltet. Ein weiteres universelles Gironetz stellt das Gironetz der Deutschen Bundesbank dar. Für eine Überweisung existieren somit mehrere mögliche Wege.

Überweisung mit Zentralbank

Vereinfachte Darstellung nur mit den Endergebnissen von mehreren Buchungsschritten.[4]

13Bilanz Überweisung-mit ZB.png

Da jede Bank in Deutschland ein Konto bei der Zentralbank besitzt, können Überweisungen zu anderen Banken auch über die Zentralbank erfolgen. Die Abbildung zeigt die Bilanzzusammenhänge. Gegenüber der Direktüberweisung von Bank zu Bank nimmt die Kreditbank nun bei der Zentralbank einen Kredit auf. Die bei diesem Kredit entstehende Verbindlichkeit der Zentralbank wird durch die Überweisung zugunsten der Handelsbank gebucht. Die Handelsbank hat damit eine Forderung an die Zentralbank und schreibt den Ausgleichsbetrag dem Kunden Benno auf seinem Bankkonto gut.

Auch eine weitere Zentralbank kann in die Überweisungskette eingebaut werden, wenn es sich zum Beispiel um eine Auslandsüberweisung handelt. An der Systematik gemäß der Abbildung mit nur einer zwischengeschalteten Zentralbank ändert sich nichts, da die zweite Zentralbank nur ein weiteres Glied in der Kette darstellt.[5]


Von den Arbeitsschritten zwischen den Banken merken jedoch weder Anton noch Benno etwas. Sie stellen lediglich fest, dass „Geld“ überwiesen worden ist. Antons Bankguthaben bei der Kreditbank mindert sich um den Betrag von 4.500 €, während Bennos Bankguthaben bei der Handelsbank um diesen Betrag ansteigt.



Einzelnachweise und Fußnoten

<references >

  1. Dieses Konto wird in der Fachsprache als "Lorokonto" bezeichnet.
  2. Das Kontrollkonto wird in der Fachsprache als "Nostrokonto" bezeichnet.
  3. Diese Art der Bilanzverlängerung, sollte sie nur einer Schönung der Bilanz dienen, wird in der Fachwelt auch als „Window Dressing" bezeichnet.
  4. Im Einzelnen sind folgende Schritte erforderlich:
    Kreditbank nimmt bei der Zentralbank einen Kredit auf (Schöpfung von Basisgeld)
    1. Buchungssatz bei der Kreditbank: Barreserve an Verbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank
    2. Buchungssatz bei der Zentralbank: Forderungen an Kreditbank an Verbindlichkeiten gegenüber Kreditbank
    Überweisungsauftrag der Kreditbank an Zentralbank/Handelsbank:
    3. Buchungssatz Kreditbank: Verbindlichkeiten gegenüber Anton an Barreserve (Bilanzverkürzung, Geldvernichtung)
    4. Buchungssatz Zentralbank: Verbindlichkeit gegenüber Kreditbank an Verbindlichkeit gegenüber Handelsbank (Passivtausch)
    5. Buchungssatz Handelsbank: Barreserve an Verbindlichkeiten gegenüber Benno (Bilanzverlängerung, Geldschöpfung)
  5. Außereuropäische Auslandsüberweisungen werden praktisch jedoch meist über Korrespondenzbanken abgewickelt, so dass keine Zentralbank benötigt wird, während im EU-Währungsraum Großbetrags-Zahlungen mittels der Nationalen Zentralbanken/EZB über Target2 erfolgen.