Das Geldrätsel: Teilnehmer am Geldsystem: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. April 2016, 13:21 Uhr


Nationale Ebene

Aus volkswirtschaftlicher Sicht nehmen wir im deutschen Geldsystem drei wesentliche Teilnehmer bzw. Teilnehmergruppen wahr. Es sind dies die Zentralbank, die Geschäftsbanken und die Nichtbanken.

Geldsystemteilnehmer1.png

Die Funktion der "Zentralbank" fällt der Deutschen Bundesbank zu. Die beteiligten "Geschäftsbanken" setzen sich aus den Sparkassen, den Volks- und Raiffeisenbanken sowie den Kreditbanken zusammen.[1] Sämtliche Personen und Einrichtungen, welche nicht zu den beiden vorgenannten Gruppen gehören, werden als "Nichtbanken" bezeichnet. Es sind dies Privatpersonen, Unternehmen und der Staat.

Geschäftsbanken - Nichtbanken

Ueberweisung1.png

Um die Beziehungen zwischen Geschäftsbanken und den Nichtbanken bei Zahlungsvorgängen darzustellen ein Beispiel. Anton möchte ein Auto kaufen und benötigt dazu 50.000 €. Er geht zur Bank A und bittet um einen entsprechenden Kredit, der ihm auch gewährt wird.[2] Auf seinem Konto stehen nun 50.000 € als Guthaben zu seiner Verfügung. Es handelt sich dabei um "Buchgeld" der Bank "A". Gleichzeitig hat Anton jedoch auch eine Schuld in Höhe von 50.000 € gegenüber der Bank.

Ist der Verkäufer des Autos ebenfalls Kunde der Bank A, kann der Kaufpreis durch eine interne Überweisung dem Konto des Verkäufers gutgeschrieben werden. Antons Kontostand wird um den Kaufpreis vermindert. An dem Zahlungsvorgang ist dann keine andere Bank und auch nicht die Zentralbank beteiligt gewesen.

Bankensektor

Der zuvor geschilderte Fall, dass sowohl Käufer wie auch Verkäufer Kunden bei der selben Bank sind und die Zahlung bargeldlos erfolgt, wird wohl überwiegend so nicht zutreffen. Sowohl bei einer Bargeldabwicklung wie auch bei Überweisungen zu anderen Banken, muss die Bank auf Zahlungsmittel zugreifen, welche sie selbst nicht herstellen kann. Sie ist also auf die Beteiligung anderer Banken bzw. der Zentralbank angewiesen.

Bargeldabwicklung

Möchte der Verkäufer aus Sicherheitsgründen Bargeld bei der Herausgabe des Autos sehen, muss die Bank Bargeld an Anton auszahlen. Bei der Bargeldzahlung spielt es keine Rolle, ob der Verkäufer ebenfalls Kunde bei der Bank A ist.

Falls die Bank A nicht genügend Bargeld in der Kasse hat, muss sie sich Bargeld bei der Zentralbank besorgen. Zum Kauf des Bargeldes bei der Zentralbank kann sie ihr eigenes Buchgeld nicht einsetzen. Die Zentralbank akzeptiert kein Geschäftsbanken-Buchgeld. Die Bank muss sich in einem ersten Schritt Zentralbank-Buchgeld beschaffen. Hierzu nimmt sie einen Kredit bei der Zentralbank auf, für den sie zentralbankfähige Sicherheiten hinterlegen muss. Genauso wie Anton einen Kredit bei der Bank A aufgenommen hat, nimmt diese nun einen Kredit bei der Zentralbank auf. Die Kreditsumme wird ihr auf dem Konto bei der Zentralbank gutgeschrieben. Zur Unterscheidung bezeichnen wir dieses Zahlungsmittel als Zentralbank-Buchgeld[3]. Nichtbanken können in der Regel kein Konto bei der Zentralbank eröffnen, sodass das Zentralbank-Buchgeld nur von den Geschäftsbanken benutzt werden kann. Dies bedeutet, Zentralbank-Buchgeld kann nur zwischen Konten von Geschäftsbanken bei der Zentralbank überwiesen werden.

In einem zweiten Schritt fordert die Bank A nun Bargeld bei der Zentralbank an. Das Zentralbankguthaben auf dem Konto der Bank A sinkt und sie erhält im Gegenzug 50.000 € Bargeld. Der Kredit bei der Zentralbank bleibt in voller Höhe bestehen. Das erhaltene Bargeld kann sie nun Anton zum Kauf des Autos auszahlen. Durch die Auszahlung wird Antons Kontostand entsprechend gemindert. Für Antons Konto spielt es keine Rolle, ob er per Überweisung oder aber mit Bargeld bezahlt. In beiden Fällen wird der Kontostand um 50.000 € reduziert.

Überweisung mittels Zentralbankkonten

Der Verkäufer ist nun Kunde bei einer anderen Bank, jedoch mit einer Überweisung des Kaufbetrages einverstanden. Da beide Banken keine direkten Geschäftsbeziehungen unterhalten, wird die Überweisung mittels der Konten der beiden Banken bei der Zentralbank vorgenommen. Wie bei der Bargeldabwicklung muss hierzu die überweisende Bank zuerst einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen und anschließend das dabei entstandene Zentralbank-Buchgeld auf das Konto der Verkäuferbank überweisen. Dieser Vorgang ist detailliert unter "Überweisung mit Zentralbank" beschrieben.

Überweisung mittels Korrespondenzkonten

Unterhalten zwei Banken untereinander ebenfalls Geschäftsbeziehungen über Bankkonten, so bezeichnet man diese als "Korrespondenzkonten". Die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zwischen Anton und dem Verkäufer des Autos kann dann auch vollkommen ohne die Zentralbank vorgenommen werden. Hierzu nimmt die Bank A einen Kredit bei der Bank B auf und veranlasst diese, dass bei der Kreditaufnahme entstandene Buchgeld auf das Konto des Autoverkäufers zu überweisen. Details zu diesem Vorgang sind unter Bilanzen:Kredit zwischen zwei Banken, Buchführung:Bankenkontokorrent und Clearing und Settlement heute nachzulesen.

Geltungsbereich von Geld

Geldsystemteilnehmer3.png

Aus dem vorgenannten Beispiel wird deutlich, dass Geschäftsbanken-Buchgeld in der Bankenwelt nicht überall ohne Weiteres als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Das Buchgeld der Geschäftsbank wird nur bei den Kunden dieser Geschäftsbank unbeschränkt als Zahlungsmittel anerkannt. Die Zentralbank jedoch nimmt dieses Buchgeld für Überweisungen nicht an, genau so wenig wie andere Geschäftsbanken. Erst die Aufnahme eines Kredites durch die überweisende Bank setzt die Voraussetzungen zur Durchführung einer Überweisung. Dies ist sowohl bei der Zentralbank wie auch bei anderen Geschäftsbanken so der Fall. Der Kunde merkt von diesen bankeninternen Vorgängen nichts.

Das Geld der Zentralbank, sowohl in Form von Bargeld wie auch als Zentralbank-Buchgeld, zeigt die Besonderheit auf, dass es von allen Geschäftsbanken als Zahlungsmittel anerkannt wird. Deshalb wird es auch in vielen Abbildungen als übergeordnetes Zahlungsmittel dargestellt, so auch in der Abbildung hier rechts.

Bargeld ist dabei die Form von Geld, welche die vertikalen Ebenen überschreitet. Es wird sowohl auf der Geschäftsbankenebene wie auch bei den Nichtbanken als Zahlungsmittel akzeptiert. Das besondere Vertrauen das Bargeld besitzt ist auch dem Umstand geschuldet, dass es in Deutschland das einzige gesetzliche Zahlungsmittel ist. Bargeldeinheiten wie Banknoten und Münzen [4] können als Schuldscheine der Zentralbank aufgefasst werden. Sie wurden von der Geschäftsbank gegen Zentralbank-Buchgeld eingetauscht. Wenn nun die Bank Bargeld an die Zentralbank zurückgibt, erhöht sich ihr Bestand an Zentralbank-Buchgeld. Die Bank kann damit ihren Kredit tilgen und erhält im Gegenzug auch ihre Sicherheiten wieder.

Würde jedoch morgen durch eine technische Innovation das Bargeld komplett abgeschafft, könnte trotzdem der Zahlungsverkehr mit dem Buchgeld der Geschäftsbanken fortgeführt werden. Ob im Hintergrund Überweisungen bilateral zwischen zwei Geschäftsbanken oder Giroverbänden, multilateral über eine staatliche oder private Clearing- und Settlementstelle bewerkstelligt wird, ist für den Zahlungsverkehr zweitrangig. Die Geschäftsbanken sehen buchungstechnisch die Zentralbank in erster Linie ähnlich einer anderen Geschäftsbank. Kredite der Zentralbank werden deshalb auch unter der Bilanzposition "Verbindlichkeit gegenüber Banken" mit den Krediten anderer Banken zusammengefasst. Lediglich das Bargeld und das Zentralbank-Buchgeld ist in der Position "Barreserve" gesondert ausgewiesen.


Internationale Ebene

Eine übergeordnete internationale Zentralbank existiert nicht. Folglich können internationale Überweisungen nur im Wege der Korrespondenzbankgeschäfte erfolgen. Hiervon ausgenommen sind die innereuropäischen Überweisungen im EU-Währungsraum, welche mit Hilfe der EZB durchgeführt werden. Neben der Inanspruchnahme von Zentralbanken für diese Korrespondenzbankgeschäfte bestehen auch Zahlungswege über private Institutionen, private Korrespondenzbanken und Tochterbanken von großen Bankhäusern. Nach Angaben der Bundesbank findet der Auslandszahlungsverkehr nur in begrenztem Umfang über die Bundesbank statt (betrifft nicht den innereuropäischen Zahlungsverkehr). Die Bundesbank hierzu:[5]

"Die Korrespondenzbankbeziehungen ermöglichen die Abwicklung von Zahlungen – auch für Inlandskunden der Deutschen Bundesbank – über Landes- und Währungsgrenzen hinweg. Aufgrund ihrer Rolle als Notenbank betreibt die Deutsche Bundesbank das Korrespondenzbankgeschäft aber nur in begrenztem Umfang."


Die Österreichische Nationalbank bestätigt dies auch und führt weiter aus, dass auch innerhalb Österreichs das Korrespondenzbankgeschäft recht rege genutzt wird und zwar im sogenannten Garagenclearingverfahren (es werden natürlich keine Magnetbänder mehr ausgetauscht sondern nur noch elektronische Daten über das Netz versandt) zwischen den Bankenverbänden.[6][7] Die EBA, eine europäische, private Clearing- und Settlementinstitution verknüpft europäische Banken ohne Zwischenschaltung der Zentralbanken und besitzt auch Kunden außerhalb des EU-Währungsraumes. Lediglich das endgültige Tages-Settlement im EU-Währungsraum wird über die ECB vorgenommen. Ein weiteres internationales Zahlungsnetz bilden die großen Bankkonzerne mit ihren Tochterunternehmen. Über die Anteile der einzelnen Institutionen am Zahlungsverkehr fehlen leider genaue Informationen. Diese unzähligen Verflechtungen sind somit bei einer Untersuchung des internationalen Zahlungsverkehrs unbedingt mit zu beachten. Sie funktionieren auch ohne übergeordnete Zentralinstanz.

Zahlungsvorgänge auf internationaler Ebene werden meist in US-Dollar abgewickelt. Zur ursprünglich alleinigen Weltleitwährung, dem US-Dollar, hat sich aber zwischenzeitlich der Euro und der japanische Yen hinzugesellt. Eine Besonderheit stellt der Euroraum mit seinem TARGET2 Verrechnungssystem dar. Salden zwischen den beteiligten Zentralbanken werden angeschrieben.



Einzelnachweise

<references >

  1. Bei den Sparkassen handelt es sich um öffentlich-rechtliche Institute, welche der Forderung nach der sonst üblichen Gewinnmaximierung nicht unterliegen.
  2. Die Bank besitzt aus einer Grundschuld Antons noch genügend Sicherheiten.
  3. Zentralbank-Buchgeld wird in der Fachsprache überwiegend, in Anlehnung an den englischen Begriff "reserve", als "Reserve" bezeichnet.
  4. Auf Grund des Münzregals wird die Herstellung der Scheidemünzen im Auftrag der Bundesregierung vorgenommen. Die Bundesbank erwirbt diese Münzen dann von der Bundesregierung.
  5. Informationsblatt: Korrespondenzbankgeschäft, Zentralbereich Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme Deutsche Bundesbank, Abruf 26.04.2016
  6. Zahlungsverkehrssysteme ONB,Abruf 26.04.2016
  7. Zahlungsverkehrsbericht 2009 ONB,Abruf 26.04.2016