Da hast du genau die passende Stelle heraus gesucht, Günter! Das ist das, was Keynes in seiner Propagandaschrift "Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkelkinder" wohlweislich verschweigt. Und dann klingt's auch gleich viel kuscheliger:
"Die moderne Zeit begann, so denke ich, mit der Kapitalakkumulation im sechzehnten Jahrhundert. Ich glaube − aus Gründen mit denen ich die vorliegende Gedankenführung nicht belasten muss −, dies ist ursprünglich auf Preissteigerungen und daraus resultierenden Profiten zurückzuführen, die durch die Gold- und Silberschätze ermöglicht wurden, die Spanien aus der Neuen Welt in die Alte brachte."
Er bewundert die "Macht des Zinseszins", ohne sich natürlich zu kümmern, wer diese Zinsen bedient (und dass viele sie mit dem Leben bezahlen!) ... Alles, was ihm dazu einfällt, sind diese verschwurbelten Worte:
"Die Hälfte bringen wir nach Hause und genießen sie; die andere Hälfte, nämlich 3¼ Prozent, belassen wir im Ausland zur Akkumulation mittels Zinseszins. Irgend etwas dieser Art ist jetzt seit ungefähr 250 Jahren im Gange."
Der Grundstock des Reichtums war das Ergebnis eines gigantischen Verbrechens; des vermutlich größten Völkermordes in der Geschichte der Menschheit, verübt während der „Eroberung“ Lateinamerikas, bei dem Schätzungen zufolge bis zu 20 Millionen Menschen verbrannt, gehenkt, gepfählt oder sonst wie zu Tode gefoltert wurden oder an den Folgen eingeschleppter Krankheiten, des Hungers oder den Strapazen der Sklaverei zugrunde gegangen sind.
Auf den karibischen Inseln hat kein Ureinwohner überlebt (Indios galten nicht als Menschen), auf dem Festland wurden ganze Landstriche entvölkert. Einen Eindruck dieser Geschehnisse im 16. Jahrhundert vermittelt u.a. das Buch „Kurzgefaßter Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder“ aus dem Jahre 1552 von Bartolomé de Las Casas (
http://de.wikipedia.org/wiki/Bartolomé_de_Las_Casas).
Wenn man dieses Buch liest, verliert man alle Hoffnung ...
Bei den indigenen Völkern, die das Gemetzel überlebt haben, finden sich bis heute Mythen, die das erlebte Trauma schildern. So z.B. bei den Quechuas die Figur des Nak'aq oder Pishtaku („Schlächter“), des weißen Mörders, der den ermordeten Indigenen das Fett aussaugt, oder das Lied vom blutigen Fluss. (
http://de.wikipedia.org/wiki/Quechua_(Volk)#Religion)
Wenn heute der Begriff „Raubtierkapitalismus“ fällt, wie sollte man das bezeichnen?
Es wird Zeit, Ross und Reiter zu nennen ...
Verzweifelte Grüße,
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