G – W – G

Weiterleitung von enricos Kommentar
enrico sagt:
16. Dezember 2017 um 11:29

GWG&CO
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5 Kommentare zu G – W – G

  1. Gewinn ist nicht Geldvermögenszuwachs

    Gewinn ist
    Sachvermögenszuwachs (Nettoinvestition) + Unternehmerkonsum abzgl. Geldvermögensbildung der Nichtunternehmer.

    Die Vorstellung, dass auch Nichtunternehmer Geld sparen dürfen/sollen, der Nichtunternehmer Staat aber keine Schulden machen soll, impliziert ständig Schulden machende Unternehmer, die Gewinne nur in ihrem Konsum und Sachvermögenszuwachs realisieren.

    Blöderweise sparen die Unternehmer aber eben doch netto Geld, was zur „Alternativlosigkeit des Wahnsinns“ führt. Wahnsinn = dauerhafte Verschuldung des Auslandes, auch deutscher Exportüberschuss genannt. Wahnsinn, da gerade seine Dauerhaftigkeit die Abschreibungsreife dieser Forderungen impliziert. Denn der einzige Weg Werte aus Exportüberschüssen zu realisieren sind nun mal Importüberschüsse. Und Importüberschüsse würden aber keine Gewinne mehr erlauben = ohne gleichzeitige Sanktionierung von Geldhaltung = deflationärer Systemcrash.

    https://guthabenkrise.wordpress.com/2017/06/17/warum-es-richtig-ist-dass-geldsparen-heute-mit-vermoegensverlust-verbunden-ist/

    • enrico sagt:

      Hallo Jörg,

      „““Die Vorstellung, dass auch Nichtunternehmer Geld sparen dürfen/sollen, der Nichtunternehmer Staat aber keine Schulden machen soll, impliziert ständig Schulden machende Unternehmer, die Gewinne nur in ihrem Konsum und Sachvermögenszuwachs realisieren.“““

      Alle Unternehmen müssen ihre Produktion vorfinanzieren, einfach weil zuerst produziert werden muss bevor konsumiert werden kann.
      Den Staat sollte man volkswirtschaftlich gesehen eigentlich auch als ein Unternehmen ansehen, ein Unternehmen das ebenfalls seine „Produktion“ vorfinanzieren muss. Alle staatliche Organisationen, die öffentliche Aufgaben erfüllen müssen, sind Arbeitsgemeinschaften arbeitender Menschen, die ständig mit Lebensmittel im weitesten Sinne versorgt werden müssen. Deshalb ist es völlig in Ordnung, wenn das volkswirtschaftliche Sektorenkonto „Staat“ ständig einen Saldo unter Null aufweist. Das muss sogar so sein! Ein Saldo größer als Null wäre ein eindeutiges Zeichen einer volkswirtschaftlichen Dysfunktion. Was aber überhaupt nicht sein muss, ist dass der Staat für seine Vorfinanzierung Zinsen zahlen sollte. (Das mögen die Damen und Herren des IMF jedoch gar nicht gerne hören)

      Allerdings muss der Staat diese Vorfinanzierung ständig auch wieder durch Steuereinnahmen ausgleichen, sonst wäre es eine Finanzierung „à la Zimbabwe“. BTW: Statt Steuern könnten das auch Schenkungen der Bürger und Unternehmen an den Staat sein – auch wenn dies heute noch völlig undenkbar ist…

      Da könnte man auch noch einmal das Modell „Staatsgeld“ erwähnen: Der Staat schöpft sein Geld selbst, bezahlt damit seine Beschäftigten und Lieferanten und zieht gleichzeitig ständig das Geld durch Steuererhebung wieder ein. Das Ausgeben dieses Geldes ist dann eine Verschuldung des Staates (Passiva) gegenüber seinen Bürgern der wiederum die Steuerpflicht der Bürger und ihren Unternehmen (Aktiva) gegenüber seht.

      Alle Forderungen sei es im Bankengeschäft oder im sonstigen Geschäftsleben sind dann in Staatsgeld zu nominieren. Und schon kann man sich die Zentralbank sparen. Die Geschäftsbanken können fleißig ihr Girogeld schöpfen und von Bank zu Bank wird mittels Staatsgeld verrechnet. Nur wird es da leider Kreise geben, die das gar nicht gerne sehen, wenn ihre liebgewordene Einnahmequelle versiegt.
      …………………………………………

      Fassen wir bezüglich den volkswirtschaftlichen Sektorenkonten zusammen:

      Die Sektorenkonten „Staat“ und „Unternehmen“ müssen immer einen Saldo unter Null aufweisen.

      Der Saldo des Sektorenkontos „Ausland“ muss dagegen im optimalen Fall ständig um die Nulllinie herumtänzeln. Also weder zu große negative noch zu große positive Beträge aufweisen und sich immer wieder ausgleichen.

      Das Sektorenkonto „private Haushalte“ muss dann logischerweise einen Saldo aufweisen, der immer über Null ist.

      Jetzt gibt es bekanntlich noch das fünfte volkswirtschaftliche Sektorenkonto, die Finanzinstitute. Diese sollten in ihrer Gesamtheit, wie beim Konto „Ausland“ ebenfalls stets einen Saldo um die Nulllinie herum haben.

      …………………………….

      Das Sparen der Unternehmen (für die Ausrüstung) kann man als Bezahlung im Voraus ansehen, so wie eben der Kauf (der Ausrüstung) via Darlehen ein Bezahlen im Nachhinein darstellt.
      Es geht ja hierbei idealtypisch um Produkte, die nicht mit dem laufenden Umsatz erworben werden können. Bei der Vergabe eines solchen Darlehens übernimmt die Bank die Produktionsschulden der Lieferanten der Darlehensnehmer. Die Bank verschuldet sich dabei (leider nur implizit) gegenüber dem Bankenpublikum (Passiva-Eintrag „Geld“). Allerdings hat sie als Gegenposten das Aktiva „Forderung an Darlehensnehmer“. Dieses Sparen schadet volkswirtschaftlich gesehen nicht. Es hindert die Darlehensnehmer nicht, ihre Darlehen zu tilgen.

      Durch die Produktionskredite entsteht Geld auf der Seite der privaten Haushalte. Wenn nun dieses Geld über die Produktionszeit hinaus blockiert wird, dann schadet dies volkswirtschaftlich gesehen aber sehr wohl (Deflation). Und wenn nun die Unternehmen selbst auch noch zu Geldüberschüssen kommen und diese nicht gleich wieder ausgeben, dann schadet dies um so mehr.
      Denn dann können alle Kreditarten nicht mehr vollständig getilgt werden.

      Wenn nun Kredite vergeben werden, deren Kreditobjekt nichts oder nichts mehr mit der Produktion zu tun haben, dann dürfte dabei eigentlich kein kaufkräftiges Geld und nur wartende Geldguthaben geschöpft werden. Das wäre z.B.der Fall wenn eine unbelastete Immobilie oder Aktien per Kredit erworben werden. Hier müssen Sparer her um Fristenkongruenz zu schaffen. Diese Geldguthaben sollten am besten symmetrisch mit den Kreditschulden abgebaut werden.

      Fazit: Man sollte das Sparen nicht per se verteufeln, man muss es immer im volkswirtschaftlichen Gesamtzusammenhang sehen.

      Kommen wir zum G-W-G‘ – Problem zurück:

      Das Problem ist wie gesagt, dass Unternehmen bei schlechten Gewinnaussichten nicht mehr in die Produktion investieren. Und wenn Unternehmen nicht mehr investieren, dann verschlechtern sich die Gewinnaussichten um so mehr. Ein Teufelskreis. Natürlich kann das durch vermehrte Staatsverschuldung vorübergehend ausgeglichen werden, dies ist jedoch nur eine zeitliche Verschiebung des Problems.

      Der einfachste Weg, wirklich dauerhaft aus der Wachstumsfalle zu kommen wären:
      laufende Gehaltserhöhungen und zwar so um die 7% jährlich! Uneingeschränkt für alle Gehälter. Sicher, das wirkt inflationär aber noch lange nicht hyperinflationär. Nur ist das natürlich ein politisches Problem und infolgedessen wegen dem Widerstand der wirtschaftlich Mächtigen nicht durchsetzbar. Diese meinen eben immer noch, dass Gehaltserhöhungen zu Verlusten führen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Naja, dann warten wir halt ab, bis nach dem großen Krieg…

      LG, enrico

  2. moneymind sagt:

    Hallo Enrico,

    die Marx’sche Formel G-W-G‘, auf der er dann auch seine Kreislauftheorie im 2. Band des „Kapital“ aufbaut, scheitert bereits daran, einfachste kaufmänische Praxis korrekt zu erfassen.

    Unternehmen starten nicht notwendigerweise mit „Geld“, sondern mit einer Eröffnungsbilanz:

    Aktiva Passiva
    Zahlungsmittel („Geld“) Verbindlichkeiten (Fremdkapital)
    sonst. Forderungen Nettovermögen (Eigenkapital)
    Eigentum

    Gewinn ist nicht der Zuwachs des Zahlungsmittelbestands („Geld“), sondern der Zuwachs des Nettovermögens über einen bestimmten Zeitraum (z.B. 1 Jahr).

    Hast Du z.B. ein Grundstück, und dessen Preis steigt innerhalb eines Jahres, weil Deine Kommune ankündigt, den Bau einer neuen Straße zu planen, erzielst Du einen Gewinn, der mit irgendwelchen Zahlungsmittelumschichtungen nichts zu tun hat.

    Schon so einfache Prozesse kann Marx mit seiner Formel nicht erfassen. Ich würde sie einfach vergessen, ein BWL-Buch rausziehen, Rechnungswesen lernen, und dann Stützels Kreislaufmodell lernen, das darauf aufbaut.

    Das Marx’sche Kreislaufparadox, daß nicht alle Kapitalisten „mehr Geld aus der Zirkulation herausziehen können als sie hineingeworfen haben“, existiert nur in einer reinen Kreditwirtschaft auf der Geldvermögensebene – da ist Kapitalismus ein Nullsummenspiel. Dem Geldvermögenszuwachs des einen entspricht immer genau die Geldvermögensminderung der Komplementärgruppe.

    Auf der Nettovermögensebene aber nicht. Und auf dieser fallen die Gewinne (Erträge) und Verluste (Aufwendungen) an. Auf dieser Ebene können alle Wirtschafter sehr wohl gleichzeitig Gewinne (oder auch Verluste) machen.

    Siehe Wolfgang Stützel: „Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft“, Aalen 1979, S. 63: „Typische Mißverständnisse (I a): Einnahmevorsprung ist nicht „Gewinn“, Ausgabevorsprung nicht „Verlust“.

    • moneymind sagt:

      Leider wird die Bilanz, die ich gepostet hatte, nicht korrekt dargestellt, daher nochmal:

      Aktiva:
      Zahlungsmittel („Geld“)
      sonst. Forderungen
      Eigentum

      Passiva:
      Verbindlichkeiten (Fremdkapital)
      Nettovermögen (Eigenkapital)

      Dabei gilt:
      Geldvermögen (Saldo!) = Zahlungsmittel + sonst. Forderungen – Verbindlichkeiten
      Nettovermögen (Saldo!) = Geldvermögen + Eigentum.

      Siehe hierzu bitte
      Alfred Stobbe 1967: Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
      Günter Wöhe 1993: Einführung in die allgemeine BWL, Abschn. Einführung ins betriebl. Rechnungswesen

      Beides Standardlehrbücher.

      Zu den Kreislaufparadoxa (inclusive der korrigierten Marx’schen): Stützel: Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft, S. 1-83.

  3. Rudi sagt:

    Hallo enrico,

    Du schreibst:

    „Kommen wir zum G-W-G‘ – Problem zurück:
    Das Problem ist wie gesagt, dass Unternehmen bei schlechten Gewinnaussichten nicht mehr in die Produktion investieren. …..
    Der einfachste Weg, wirklich dauerhaft aus der Wachstumsfalle zu kommen wären:
    laufende Gehaltserhöhungen und zwar so um die 7% jährlich!“

    Liegt da nicht ein Fehlschluss drin? Als Unternehmer weißt Du, dass ich, als Dein Arbeiter jedes Jahr 7 % mehr Lohn bekomme. Folglich wirst Du in Deiner Kalkulation, die einen Gewinnanteil für Dich enthält, künftig diese Lohnerhöhung mit berücksichtigen. Beträgt Dein kalkulierter Preis für eine Ware in diesem Jahr 100 € einschl. Unternehmergewinn, so wird diese Ware im nächsten Jahr 107 € kosten. Wo soll da der Ausweg aus der Wachstumsfalle liegen?

    Beste Grüße
    Rudi

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